Axoa de veau basque
Der 47. Event ist vorüber. Meine Küche hisst die weiße Fahne.




Meine Nerven ebenfalls. Die Aussicht auf ein baldiges Ende lässt mich weitermachen.


Die Damen und Herren im Feinkostladen beschwören mich, auch nach Ende der Wette, weiterzumachen. Irgendetwas müsse ich mir einfallen lassen.




Backen wäre schön… neue Gerichte erfinden (Tue ich das nicht jedes Mal?) alles, was schief ging…… noch einmal… (Ha! Ich müsste das Jahr wiederholen!)




Ein neues Buch schreiben…




(Mache ich bereits)

über den Event (Mon Dieu!!!!) … wäre toll (Finde ich nicht!) ….

Sie versuchten es sogar mit Bestechung. Kostenlosen Cappuccino bis an mein Lebensende. Hm! Hörte sich verlockend an… aber nicht annähernd so verlockend wie Chloés Wetteinsatz.


Über meinen letzten Event haben sie sich wieder Mal köstlich amüsiert. Ich nicht!
Louis kopiert die Übersetzungen (incl. Fotos) stapelweise




und legt sie im Feinkostladen aus. Immer mehr Leute lesen meine Qualen.
Nun ja!


Der Cappuccino




mit Maître Gayet musste sein und seine hilfreichen Kommentare sind Balsam für meine geschundenen Nerven.


Ich musste Freitag zwar nichts vorbereiten, dennoch gönnte ich mir zuhause einen Cappuccino.





Samedi!

In aller Frühe fuhr ich zum Bäcker. Frisches Baguette ! Okay ! Abends nicht mehr ganz so frisch, aber ich konnte nicht zwischendurch nochmal schnell zum Bäcker fahren.
Zuallererst einen Cappuccino




Bizets Torero-Marsch und dann: auf in den Kampf.




Poire Belle-Hélène! Nun ja! Zehn Birnen warteten darauf veredelt zu werden. Geschafft haben es… nicht alle….
Sagen wir mal so… Poire Belle-Hélenè wird nicht halbiert oder geviertelt. Non! Sie bleibt eine Birne… eine geschälte und entkernte Birne.
Wer wie Ihr, vom Fach oder begnadete Hausfrauen und Köche oder Köchinnen seid, der macht das mit links mal eben nebenbei. Wer aber wie ich… fachfremd, unbegnadet und kochtechnisch talentfrei ist… der hat das ein oder andere Problemchen mit der Birne.
Nun ja… sagen wir mal so… wir gaben uns wie immer große Mühe. Die Birne sollte mit Hilfe eines Kerngehäuseentferners entkernt werden.
Tja! Wir waren stolz, dass wir ohne Hilfe des Monsieur Internet den Kerngehäuseentferner in unserer Küche fanden. Wir machten uns auch sofort ans Werk. Wir puhlten und gaben unser Bestes. Der Kerngehäuseentferner entfernte Fruchtfleisch (man muss doch das Kerngehäuse erst mal finden

)


und bohrte dann ein Loch in die Außenwand.
Tja! Das Loch sah gut aus… gehörte da aber nicht hin. Aber es hätte sicherlich gut ausgesehen, wenn aus diesem Loch die Schokosauce geflossen wäre.
Okay! Nächste Birne! Oh! Ich vergaß zu erwähnen: für Poire Belle-Hélène muss man reife, saftige Birnen nehmen.
Das heißt, Birnen, die tropfen, wenn man ein Loch in ihre Schale bohrt. Ob das da hin sollte oder nicht.




Okay! Der Saft tropfte zwischen meinen Fingern hindurch und die Birne wurde glitschig. Der Kernbohrer rutschte durch das weiche Fruchtfleisch und… schwupps… noch eine Birne mit Loch.
Dritte Birne! Okay! Vierte Birne… okay! Fünfte Birne! Bingo!
Ha! Eine Birne ohne Kerngehäuse. Wer sagts denn? Geht doch!
Sechste Birne… ohne Kerngehäuse! Siebte mit Loch… achte mit Loch und Riss… neunte ohne Kerngehäuse… zehnte ohne Kerngehäuse!
Ha! vier Birnen ohne Kerngehäuse. Aber! Sie mussten noch geschält werden….
Okay! Nun ja! Sagen wir mal so… die Birnen waren so saftig… so glitschig… so unkooperativ….
Die erste Birne verlor ihren Stil, wäre ja nicht weiter schlimm, aber dann platzte sie, weil wir… nun ja… sagen wir mal so… das Kerngehäuse zu weiträumig entfernt hatten.
Die zweite Birne hatte nach dem Schälen einen winzigen Riss und Birne Nummer drei einen… nur unwesentlich größeren Riss als Birne Nummer zwei. Aber Birne Nummer vier war fast makellos. Fast!
Okay! Ich, als Perfektionist, habe, was das Kochen betrifft, meine Erwartungen bzgl. Perfektion, während der letzten Monate, fast auf null gesenkt.
Wäre die Birne ein Kleid von Gucci…




nun ja… ich hätte es nicht gekauft.

Okay! Ich hatte drei entkernte, enthäutete Birnen. Sie wurden in Wein und diversen anderen Zutaten, zehn Minuten, sanft geköchelt.
Wellness für die Birnen. Ich kann jetzt aber nicht sagen, ob die Konsistenz der Birnen, nach dem Wellnessbad, die richtige war oder nicht.




Aber beim 47. Event sieht man eventuell auftretenden Missgeschicken gelassen entgegen.




Anke wird mir eine zu harte Birne ebenso verzeihen wie eine, die auseinanderfällt, wenn man sie nur ansieht.

Okay! Die Birnen durften in ihrem Wellnessbad abkühlen und ich genehmigte mir einen Cappuccino…




zwei!



Weiter ging‘s! Paprika entkernen, Zwiebeln und Knoblauch häuten und alles grob stückeln! Fleisch in große Stücke schneiden.
Endlich mal ein Rezept, bei dem nicht alles klitzeklein geschnippelt werden musste.
Ha! Große Stücke, die den Mund füllten….




12:30 Uhr!

Nächste




Nächster Cappuccino




Kurz überlegen… dreieinhalb Stunden bis zum Countdown… zu wenig Zeit zum Reiten…
Okay! Cappuccino…




zwei



Le Monde




Vierter Cappuccino!




Tisch eindecken… dauert auch immer etwas länger… bis das Besteck richtig platziert ist… die Gläser an den richtigen Stellen stehen….
Oh… wie mir all das nicht fehlen wird….


Ups! Da fällt mir ein… ich habe Euch noch nie vom Tisch eindecken erzählt. Nun ja! Es sollte doch immer perfekt sein. Und das war es auch. Es hat nur unwesentlich länger gedauert, als wenn Mary eingedeckt hätte. So ein einmessen…




Lacht nicht schon wieder…




dauert eben etwas länger. Der Abstand der vielen Messer, Gabeln und Löffeln zum Tischrand muss genau sein. Da darf nicht alles kreuz und quer liegen. Da muss man mit dem Maßband ran.




Dann gibt es da noch die vielen verschiedenen Gläser… die genau platziert sein müssen… dauert auch länger… und erst der ganze Schnickschnack.




Anfangs habe ich das immer einen Tag vor dem Event gemacht.




Bedenkt man, ich hätte es am Tag des Events gemacht… meine Gäste hätten auch noch die Nächte bei mir verbracht…!




Okay! Inzwischen bin ich schneller. Eindecken hat zum Glück nichts mit kochen zu tun. Nur mit Etikette.





Ups! Da hatte ich doch mal wieder was vergessen! Kartoffeln! Eigentlich gelten Kartoffeln in Frankreich nicht als Beilage (wobei man eigentlich nie Beilagen verwendet) sondern als Gemüse und landet deshalb meistens im Gericht. Franzosen essen zu fast allem Baguette. Wer braucht Kartoffeln, wenn er Baguette hat?





Die Kartoffeln wurden in der Schale gegart, gepellt und durften abkühlen.

Nach diesem Stress gönnte ich mir einen weiteren Cappuccino




Ich hasse kochen!


Okay! Es war an der Zeit den Schafskäse in Angriff zu nehmen. Die kleinen Käselaibe in eine Auflaufform zu setzen war kein Problem… das Problem war der Honig….




Honig erwärmen! Nun ja! Sagen wir mal so… woher sollte ich wissen, dass Honig sich verflüssigt, wenn er erwärmt wird und dass er aus dem Topf hüpft, wenn er zu heiß wird?
Die weiße Fahne, die meine Küche gehisst hatte, hat jetzt ein paar Honigflecken und die Tapete ein Loch.
Lacht nicht!




Ich musste doch das klebrige Zeug abwischen… und putzen




ist nun mal nicht meine Stärke….

Ich muss zur Verteidigung der Tapete aber anführen, dass sie sich in den letzten Monaten erfolgreich gegen meine Putzversuche verteidigt hat… nun hat sie das Handtuch geworfen… irgendwann wird selbst der dickste Rock fadenscheinig und löchert….


Okay! Zurück zum Honig! Neuer Versuch… Erwärmen und rühren… rühren… rühren!
Ups! Da haben wir doch vergessen, die Datteln zu schneiden.
Okay! Honig vom Herd… Datteln schneiden… in den Topf geben und mitkochen…. Abkühlen lassen… auf den Käselaibchen verteilen und vorsichtshalber ein Foto machen. Wer weiß wie sie aussehen, wenn sie aus dem Ofen kommen…?

Wir genehmigten uns einen Cappuccino




… versuchten, nicht an das Anbraten der Fleischwürfel zu denken… taten es doch und genehmigten uns noch zwei Cappuccino




Okay! Axoa de veau basque! Dabei handelt es sich zum Glück nicht um ein Gericht, das in deutschen Küchen zubereitet wird. Ich gehe davon aus, dass Anke nicht weiß, worum es sich handelt und wie es aussehen muss.
Notfalls könnte ich immer noch behaupten, dass muss so sein….
Okay! Das wäre gemein!

Schon wieder abgeschweift. Ich setzte den großen Topf auf den Herd, gab dieses Wunderöl?




Fettfreie Fett? Chemisches Erzeugnis?




(Egal, es soll angeblich nicht spritzen!) hinein und hoffte das Beste.

Okay! Wieder eine enttäuschte Hoffnung! Es spritzte und ich wischte. Fleisch in den Topf… wieder wischen….




Ups! Zu lange gewischt, dabei diesen klitzekleinen Moment verpasst, wenn aus Fleisch Briketts werden…




NON! Wir fluchen nicht!




Nächster Topf! Butterschmalz… sagen wir mal so… diese Töpfe, in denen man fettfrei kochen und braten kann, zeigten, dass sie allergisch gegen Fett sind und spritzten das Butterschmalz durch meine Küche.
Topf vom Herd nehmen… wischen…




Topf zurück auf den Herd… Fleischstücke hineingeben… vor den Fettspritzern flüchten… non!

Grrr! Wir fluchen immer noch nicht!




Dritter Topf! Ohne Fett!




Diese Töpfe sind so zickig wie eine Diva!
Die erste Ladung Fleisch wurde unter Rühren leicht gebräunt… nun ja… sagen wir mal so… in beigefarbene Fleischstückchen verwandelt.
Zweite Ladung Fleisch… rühren… zartbeige… raus aus der Pfanne….
Dritte Ladung… okay… ich hatte bereits genug Fleisch zart angebraten… wer braucht da noch eine dritte Ladung?
Neuer Topf! Zwiebeln und Knoblauch wellnessen! Paprika hinzugeben und rühren… Fleisch hinzu… WÜRZEN!
Wein dazu gießen… rühren… Fond hinzugeben… rühren… Deckel drauf und Ruhe für die nächsten fünfzig Minuten.
Kurz wischen



und fertig!


Darauf einen





Es läutete und mein Gast erschien. Ich führte Anke sofort ins Esszimmer, denn der Schafskäse musste nur für zehn Minuten in den Ofen.





So einen genügsamen Gast hatte ich noch nie. Sie wollte keinen Wein… sondern Wasser. Okay! Chateldon… aber Wasser….
Okay! Nach drei Minuten versuchte der Schafskäse sich zu verflüssigen und er musste aus dem Ofen.



Sieht doch noch gut aus!



Okay! Sechs Schafskäselaibchen und sechs Versuche, sie aus der Auflaufform zu holen.
Nun ja… Sagen wir mal so… der letzte Versuch war einigermaßen erfolgreich und unter Zuhilfenahme eines Messers wurde das Schafskäschen wieder in Form gebracht.


Serviert, das obligatorische Foto gemacht!




Und dann… ich kann es kaum glauben… ich habe mit meinem Gast gespeist.
Ich war sprachlos… das Käschen schmeckte lecker. Okay! Was kann man an solch einem Käschen schon falsch machen?
Kollektives Aufstöhnen! Ich weiß….
Aber es war nicht so lange im Ofen, dass es verkokeln konnte!
Anke schmeckte es und mir auch!
Inzwischen hatte ich Anke mit Baron de Rothschild bekannt gemacht. Sie war sehr angetan von Geruch und Geschmack. Besser als Chateldon….



Okay! Der Timer piepte und der Deckel musste vom Topf. Die Cocktailtomaten sollten in den Topf und die sauce mit Mehl angedickt werden.
Nun ja! Da wir inzwischen wissen, dass wir es nicht schaffen, Mehl und Wasser so zu mischen, dass es nicht zur Klumpenbildung kommt, griffen wir zu Maître Gayet’s Hilfsmittel, das er extra für uns angerührt hatte. Mehl und Wasser! Klumpenfrei! Merci!
Okay ! Das Axoa köchelte so vor sich hin, während sich die sauce andickte? eindickte ? verdickte? Egal!
Sah aus wie sauce aussieht!
Während die sauce zur sauce wurde, mussten die Kartoffeln in die Pfanne. Sagenhaft wie schnell sie sich bräunten… okay… die dunklen wurden aussortiert… weiß doch niemand….
Wäre mein Gast Französin, hätte ich die Kartoffeln in rohem Zustand unter das Axoa gemischt und sie mitgekocht. Aber das sähe nicht gut aus. Mehr wie Eintopf….
Mein Gast war Deutsche und bekam ihre Beilage… Bratkartoffeln oder so ähnlich… und Baguette.

Das Axoa war fertig! Ich füllte den Teller, servierte und machte das obligatorische Foto.




Sah gut aus!



Anke schmeckte es. Es war gut, dass ich keine Chilis zum Axoa gegeben hatte. Das Axoa hatte die richtige Schärfe. (Ich hatte das Pfeffern nicht vergessen! Das grenzt schon fast an ein Wunder!)

Ich kümmerte mich um die Birnen. Sie saßen noch immer in ihrem Wellnessbad, das inzwischen mehr als abgekühlt war. Die Birnen überstanden den Transport aus dem Topf zum Teller ohne größere Probleme.
Die Schokosauce musste erwärmt werden und sollte dann sanft über die Birnen rinnen.
Nun ja! Die sauce zog es vor zu fließen und die Birnen sahen nicht sooo gut aus. Aber das Eis… lactosefrei… wunderbar… höchstpersönlich gekauft….

Das obligatorische Foto




Es war ein Wunder geschehen…




die Birnen waren bissfest und schmeckten wunderbar nach Wein und all dem Zeug, das in den Wein gemischt war….


Anke war begeistert. Die Birne Helene schmeckte ihr sehr gut und ich konnte mich ihrem Urteil nur anschließen.



Es war ein schöner Abend. Anke war erfreut, dass sie sich unter den Gästen befand, die mir besonders am Herzen liegen. Jenen Gästen, denen meine (Okay… Kochkünste wäre maßlos übertrieben), na ja… die nicht zu den Opfern meiner Anfänge als Zwangsköchin gehörten.



So ging auch dieser Event zu Ende. Es lief nicht alles glatt… wie sollte es auch… solch ein Wunder gibt es in meiner Küche nicht.


Jetzt sind es noch fünf Events. FÜNF! Das Ziel kommt in Sicht….






















Fromage de chèvre au miel, Axoa de veau basque, Poire Belle-Hélène


5 Events



frau mit fragezeichen