Sonntag, 1. Februar 2015
Poulet à l'ancienne
Nun ist auch der 45. Event überstanden.

Oui, es gab das ein oder andere Problem, aber es würde an ein Wunder grenzen, wenn dem nicht so wäre.

Die crème caramel sollte eine Nacht schlafen. So sah ich mich gezwungen, meine Einkäufe bereits Freitag zu erledigen.


Die Damen und Herren im Feinkostladen waren darauf erpicht, das Rezept der tourte aux pommes de terre Éloïse zu erhalten.
Mais non! C‘est un secret!



Den Barramundi fanden sie etwas blass und die Crêpes Suzettes… nun ja… decken wir den Mantel des Schweigens darüber.
Ich hasse kochen!

Nachdem ich meinen Einkaufszettel Madame Mathieu überreicht hatte, setze ich mich mit Maître Gayet zu einem Gespräch, bei einem



zusammen.
Mit einem reichen Wissen über die Herstellung von crème caramel und der Zubereitung von l’endives machte ich mich auf den Heimweg.


In aller Ruhe gönnte ich mir einen Cappuccino



Man soll nicht mit leerem Magen in den Krieg ziehen.


Zum ersten Mal, quälte ich mich, bereits einen Tag vor dem Event, mit der Zubereitung eines Desserts.
Crème caramel! Caramel! Mais oui! Es gab ein paar kleinere Problemchen… nun ja… wenn die Küche nicht bereits der Renovierung bedurfte….
Diesmal Kristall- anstatt Puderzucker. Nun ja! Es dauerte lange, bis der Zucker sich herablies, sich aufzulösen. Er klumpte und ich dachte schon, ich hätte mal wieder etwas falsch gemacht. Mais non!

Okay! Während ich noch dachte, ich hätte einen Fehler gemacht… ich mich entschloss, Monsieur Internet um Hilfe zu bitten… stank der Zucker, der jetzt kein Zucker mehr war… mehr so eine dunkelbraune, klumpige, glasähnliche Masse… und ich konnte die Pfanne noch rechtzeitig vom Herd nehmen, bevor die klitzekleinen Rauchwölkchen,



die aus der braune Masse aufstiegen, den Rauchmelder erreichten….
Wir fluchen nicht!



Wir hassen kochen!

Wir stellen die Pfanne ich ein Wasserbad… hoffen, dass sie noch zu retten ist….




Monsieur Internet schickte mir eine Auswahl an Videos… okay… ein Irrtum meinerseits… der Zucker klumpt, bevor er sich auflöst.
Woher sollte ich das wissen?




Noch nie aus Kristallzucker caramel gemacht….



Okay! Hört auf zu lachen!

Okay! Ich habe noch nie caramel hergestellt! Zufrieden? Ihr seid so kleinlich….

Neuer Versuch! Wieder eine kleine Ewigkeit mit Warten zugebracht. Irgendwann erbarmte sich der Zucker und bildete Klümpchen. Unter ständigem Rühren lösten sie sich auf und die klare Flüssigkeit bräunte sich.
Nun ja! Jetzt sollte man Wasser zugeben. Gelesen… getan…!



Wir fluchen nicht! Non!



Es spritzte winzige, kristalline Tropfen, die sich überall festfraßen….
WIR FLUCHEN NICHT!




Wir gaben die klebrige Masse in die Gläser (was sich schwierig gestaltete, weil sich die Flüssigkeit verfestigte und nur noch klebte…).
Wir fluchen immer noch nicht!




Cappuccino! Vier! Oui ! Vier!





Nun ja ! Wir beseitigten die Spuren der Caramelherstellung so gut es ging….



Wir werden nie wieder caramel herstellen…!

Hätte die Küche noch keine Grundsanierung nötig…



jetzt hätte sie es!


Wir rührten Eier und Eigelb (aus dem Glas… nicht selbst getrennt!) … erwärmten Milch, Sahne und Zucker, gaben eine Vanilleschote hinzu… ließen das Kochfeld abkühlen und beseitigten die Spuren geflüchteter Milch-Sahnemischung….



Neuer Versuch!
Nun ja… Wellness für die Vanilleschote!
Gefühlte Stunden später… Mischung abkühlen lassen….

Cappuccino!



Entspannung bei „Léon“ mit Jean Reno.


Auch der längste Film hat mal ein Ende… crème caramel….

Okay! Die Mischung war abgekühlt… vorsichtig unter die gerührten Eier mischen… in die, mit caramel gefüllten, Gläser füllen und ab in den Ofen.
Ups! Nach fünf Minuten… Erkenntnis… die Gläser sollten in einem Wasserbad garen…. Ich hasse kochen!
Vierzig Minuten später… crème im Glas… ich hoffte, dass ich das Zeug da wieder heil raus bekam…. Dass sich der caramel wieder verflüssigte (was ich angesichts der Tatsache, dass er eine glasähnliche Konsistenz hatte, stark bezweifelte).
Aber erst musste sie eine Nacht schlafen….


Samedi! Samstag!

In aller Frühe (5:10 Uhr) begann ich mit den Vorbereitungen für die restlichen beiden Gänge.

Diverse Champignons teilen, schneiden bzw. würfeln… Knoblauch schälen und würfeln… Speck in winzige Würfel schneiden… zu den Gläsern mit den Zwiebelwürfeln in den Kühlschrank stellen.

Cappuccino!



Le Monde!



Cappuccino!



Auto … Ausritt!



Heimfahrt!

Cappuccino!



Kochen!


L’endives aushöhlen… hätte ich morgens erledigt, aber Maître Gayet sagte, das l’endives braun wird und erst kurz vor der Zubereitung ausgehöhlt werden dürfe.

L’endives in der Pfanne anbraten… Wein hinzugeben und dämpfen… neunzig Minuten… kollektives Aufstöhnen… NON!
Fondante! Ihr würdet sagen… butterzart. Ich nenne es… weich und ohne Vitamine. Ich mag ihn lieber al dente und mit Vitaminen.
Okay! L’endives in der Pfanne anbraten… ob wir es irgendwann lernen würden, wie man etwas anbrät? Wenn man uns noch ein paar Jährchen zum Üben geben würde…?

Mary (meine Perle Mary) sagt: NON! Définitif non! Mary (meine Freundin Mary) sagt: So lange würde ich gar nicht mehr leben…!




Okay! Nachdem das geklärt ist (dabei war es eine rein rhetorische Frage…) wenden wir uns wieder dem l’endives zu….

Der nächste l’endives durfte wellnessen. Welcher l’endives will denn gebraten werden… bei den zarten Blättern….
Ich meine ja nur….

Okay! In der Zwischenzeit machten wir uns an die Zubereitung der Champignons. Wir gönnten den Zwiebeln ein Wellnessbad, bis wir sie glasig befanden. Gaben die verschiedenen Champignons hinzu und überließen sie eine Weile sich selbst.

Es läutete



und unsere Gäste erschienen.
Marion bot uns Hilfe an, falls wir welcher bedurften… wir bedurften… durften aber keine Hilfe annehmen….



Wir geleiteten die Gäste in den Salon, stellten Marion Baron de Rothschild zur Seite und erfreuten Miron mit einem Getränk von Hopfen und Malz.


In der Küche piepte der Timer… der l’endives war gar.
Wir WÜRZTEN die sauce… nahmen den l’endives aus dem Topf… teilten ihn… übergossen ihn mit der sauce… hobelten fromage darüber und wollten das obligatorische Foto machen, als uns einfiel… die Kräuter!
Okay! Kräuter ernten… zerkleinern… über den l’endives streuen… das obligatorische Foto machen…



servieren.

Ups! Ich hatte die Gäste im Salon vergessen… aber sie nahmen es mit Humor und setzten sich an den Tisch, auf dem bereits der servierte l‘endives stand.


Ich ging zurück in meine Küche und begann mit der Zubereitung der Poulets à l‘ancienne.

In die angewärmte Pfanne geben… stark anbräunen… okay… wellnessen in Weißwein.
Zwiebelwürfel anbraten… okay… ebenfalls wellnessen. Champignons hinzugeben… Brühe hinzu… Deckel drauf… sich selbst überlassen.

Wir hatten ein bisschen Zeit (der Hauptgang wellnesste noch vor sich hin) und leisteten unseren Gästen Gesellschaft.

Sie waren begeistert von den l’endives. Die Komposition von Wein, Speck und Käse… den ganzen Zutaten (inclusive WÜRZEN) war exquise.

Während unseres Gesprächs erwähnte Marion Reis und mir fielen sämtliche Sünden ein….!



Die Beilage für die Poulets!


Zurück in die Küche… Wasserkocher… Reis in den Topf… auf ein paar Minuten mehr käme es bei den Poulets auch nicht mehr an… hoffte ich zumindest!


Dann war es soweit… die Poulets waren fertig… der Reis nicht.

Wir richteten Poulets und Champignons auf den Tellern an, machten das obligatorische Foto



und servierten. Schnell zurück in die Küche… Reis abgießen… in eine Schüssel füllen… servieren.


Wir nahmen das Dessert aus dem Kühlschrank und endlich… wir hatten Zeit und leisteten unseren Gästen Gesellschaft.


Wieder wurden wir überrascht. Das Poulet war zart und saftig und die sauce délicieuse.


Nach einer längeren Pause, ging ich in meine Küche, um das Dessert aus den Gläsern zu befreien.

Nun ja… sagen wir mal so… wir hatten fünf Gläser… sozusagen fünf Versuche, ein gutaussehendes Dessert auf den Teller zu bringen.
Eigentlich!
Die erste crème wollte nicht aus dem Glas. Unter Zuhilfenahme eines Messers gelang es uns, sie zu überzeugen, das Glas zu verlassen… was sie anscheinend nicht gern tat und deshalb mit einem lauten Plumps auf dem Teller landete.
Der caramel spritzte in alle Himmelsrichtungen und wir würden wieder längere Zeit mit der Beseitigung der klebrigen Tropfen zubringen.
Die Frage, ob sich der glasige caramel verflüssigen würde, war somit beantwortet.
Nächstes Glas! Nächste crème! Sie weigerte sich ebenfalls, ihr Zuhause zu verlassen. Unter Protest verließ sie, nach einer Messerattacke meinerseits, das Glas und plumpste mit einem platschenden Geräusch auf den Teller, wobei der caramel in hohen Bögen davonspritzte und die crème sich unschön auf dem Teller verteilte.
Die nächsten zwei Versuche lieferten auch keine besseren Ergebnisse und der letzte war fast als Erfolg zu verbuchen….



Na ja… geht doch… es gibt schlimmeres….


Meinen Gästen schmeckte es und das ist doch die Hauptsache.


So ging auch dieser Event zu Ende. Wir werden nie wieder caramel zubereiten und freuen uns, wenn wir endlich sagen können… non… wir sprechen es noch nicht aus… es ist noch nicht zu Ende.

Miron, der mit einem bangen Gefühl gekommen war, war überrascht. Er meinte, falls mir auf der Zielgeraden die Gäste ausgingen, würde er gerne erneut mein Gast sein.
Aber das ist leider nicht möglich.

Nun sind es noch sieben Events. Sieben! Hört sich gut an. Nur noch sieben… oder sollte ich sagen… mon Dieu… noch sieben?

Egal! Es sind noch