Montag, 12. Januar 2015
Paupiettes de porc
Ein arbeitsintensiver Event ist vorbei. Gut, dass ich die letzten Events auf Samstag verlegt habe.

Gehen wir zuerst wieder in den Feinkostladen. Morgens, um sechs, ist die Welt noch in Ordnung. Besonders, wenn man den Cappuccino





von Maître Gayet genießen kann.
Die Damen und Herren waren sprachlos über meine Leistung bei den letzten beiden Events.
Okay! Sie mussten sie nicht kosten. Sie verstehen nicht, warum ich immer wieder das Würzen vergesse.
Sie verstehen sowieso nicht, dass ich immer wieder Stress habe.
Okay! Wenn man kochen kann, es vielleicht sogar noch gern macht, wie soll man da verstehen, dass es Menschen gibt, die weder kochen können noch kochen wollen und es auch nicht lernen wollen.
Aber ich rege mich nicht mehr drüber auf.

Zuhause gönnte ich mir zuallererst einen Cappuccino





bevor ich mich in den Stress stürzte.

Oh ja! Es war stressig. Eigelb über dem Wasserbad aufschlagen. Im Rezept stand: nicht zu heiß werden lassen, damit das Ei nicht gerinnt.
Ha! Wie sollte es anders sein… ein widerlich aussehendes Etwas, das eigentlich eine schaumig, cremige Masse werden sollte.
Okay! Nicht aufregen – neuer Versuch! Warum weiß das Wasser nicht, dass es zu heiß ist? Woher soll ich es wissen? Den Finger eintauchen? Ich bin nicht verrückt? Ich hasse kochen!
Versuch Nummer drei! Wir fluchen nicht! Non !





Okay ! Die Schüssel hat den Flugtest nicht überstanden.





Kein Vergleich mit den Töpfen und Pfannen, die die Tests immer mit Bravour absolvieren!
Versuch Nummer vier: Küchenmaschine! Sie rührte die Eigelbe schaumig, cremig. Wer braucht schon ein Wasserbad?

Schokolade über dem Wasserbad schmelzen. Mon Dieu! Noch so eine liebebedürftige Sache. Rühren, rühren, rühren!
Nachdem die Schokolade über dem Wasserbad geschmolzen war, wurde sie unter die Eiercrème gemischt.
Nun ja! Sagen wir mal so… vielleicht hätte die Schokolade etwaaas mehr abkühlen müssen… die Mischung sah eklig aus!

Okay! Ich hatte es versucht… die mousse au chocolat wurde auf die schwarze Liste gesetzt. Zusammen mit Wasserbad und achten schlagen.
Können wir nicht… wollen wir nicht können!

Aber! Wir haben so etwas schon geahnt und im Feinkostladen eine mousse au chocolat besorgt. Wir kennen unsere Kochkünste und wissen, wann wir uns geschlagen geben. Aber wir haben nicht gegen die Regeln der Wette verstoßen… wir haben es versucht! Vier Mal!

Okay! Nach der Erkenntnis, dass wir keine mousse herstellen können, gönnten wir uns einen Cappuccino.





Wir hätten uns gerne mehr gegönnt, aber es stand noch so viel auf unserem Plan und wir waren bereits in Zeitnot.

Als nächstes stand die Zubereitung der, nun ja, man könnte sie Kekse nennen, an. Also, so kleine Küchlein mit Kastanien. Ich mag keine Kastanien.
Vielleicht beruht diese Antipathie auf Gegenseitigkeit. Nun ja! Sagen wir mal so… das mit dem rösten über wir noch ein bisschen.
Dabei sehen diese Dinger so robust aus, wenn man sie in ihrer Schale sieht. Aber in ihrem Innern sind sie so zart besaitet, dass sie einem jede Unaufmerksamkeit übelnehmen. Woher sollte ich auch wissen, dass man die Dinger sich nicht selbst überlassen kann. Davon stand nichts im Rezept.
Okay! Den (wir wollten sie Kekse nennen), eben denen, machte es nichts aus, dass die Kastanien nicht geröstet waren.
Man sieht doch nicht, ob die Kastanien in den Keksen geröstet sind oder nicht!
Okay! Vielleicht schmeckt man es, aber ich bezweifle, dass Hieronymus weiß, wie die Dinger normalerweise schmecken.
Die Kekse kamen in den Ofen und währenddessen schmolz ich die nächste Schokolade im Wasserbad. Weiße und dunkle.
Der Timer piepte und die Kekse (es sind eigentlich keine Kekse, aber sie sehen so aus) waren fertig.
Etwas auskühlen lassen, mit Schokolade (heller und dunkler) bestreichen und auskühlen lassen.
Dann begaben wir uns auf das Parkett der haute cuisine. Wir gossen das Schoko-Zierrat. Nun ja! Es wurde kein zartes Schokogitter und es wurden keine zarten Schokotaler… aber dafür, dass ich sie gegossen habe… ging nicht besser!
Abkühlen lassen und anschließend in Form bringen. Aber wann sind sie soweit abgekühlt, dass sie in Form bleiben und wann brechen sie nicht?
Wir gossen vorsichtshalber mehrere dieser Taler und hofften das Beste.
Ich muss wohl nicht erwähnen, dass einige noch nicht genügend abgekühlt waren, als ich… okay! Sie hatten danach mehr das Aussehen von dicken, fetten Tropfen….

Pause! Cappuccino! Drei!





Pâtisserie ist auch nicht meine Welt!

Pâté de volaille en croûte! Da wir uns nicht mit dem zerkleinern der Zutaten aufhalten wollten, haben wir alles… nun ja… dafür gibt es doch schließlich Feinkostläden….
Wir breiteten den Blätterteig aus und strichen die zerkleinerte Masse aus Fleisch und Leber (Oh Mon Dieu! Schon die Erinnerung an den 35. Event…


)

darüber.
Wickelten die blanc de poulet in Schinkenstreifen und legten sie auf die Masse. Dann rollten wir alles zusammen… okay… wir versuchten es wenigstens….
Non! Wir fluchen nicht!





Der Blätterteig war zu kurz… also, zu wenig zum rollen… da quoll überall die Masse raus.

Oui! Wir baten Monsieur Internet um Hilfe. Nur bei der Formulierung der Frage hatten wir ein paar klitzekleine Probleme.
Wir konnten doch nicht schreiben: Blätterteig zu kurz – was nun?
Monsieur Internet ist zwar allerhand gewöhnt, was uns betrifft, aber das?
Okay! Probleme beim Blätterteig! … Es dauerte verdächtig lange, bis eine Antwort kam.
Anscheinend hatte sich Monsieur erst mal mit seinen Gehilfen beraten (Besser gesagt, sie fragten sich, was die Alte jetzt wieder für Probleme hatte)





und waren dann wohl zu dem Ergebnis gelangt, dass ich Probleme mit der Herstellung von Blätterteig habe.
Vor Schreck, bekam ich kurzeitige Atemnot. Ich und Blätterteig herstellen? Ob er ernsthaft gedacht hat, ich scheue vor nichts zurück…? Okay! Außer vor homard et carpe au bleu! Aber das hat seine Gründe wie Ihr wisst!
Non! Ich glaube nicht, dass er ernsthaft gedacht hat, ICH würde Blätterteig herstellen.
…und Ihr könnt jetzt wieder aufhören zu lachen….





Okay! Wir nennen ein Telefon unser eigen und riefen mal kurz im Feinkostladen an. Wir waren nicht willig, den Grund unserer Bestellung zu nennen. Wir wollten nicht, dass Mademoiselle Brique bei dem Versuch, sich das Lachen zu verkneifen, eventuelle physische Schäden davonträgt.

Da wir in unserem Tatendrang so abrupt gebremst wurden, machten wir eine Pause. Tranken zwei weitere Cappuccino





und lasen den Le Monde.
Mon Dieu! Zwanzig Minuten später läutete der Bote und brachte den Blätterteig. Wo ist der so viel gescholtene Verkehr, wenn man ihn mal braucht?





Okay! Abrupt aus meiner Pause gerissen, wendete ich mich wieder der pâté zu. Hier ein bisschen Blätterteig ansetzen und dort ein bisschen…. Auf dem Teller würde man nichts mehr von den Flickereien sehen.
Die pâté kam für 90 Minuten in den Ofen und ich wendete mich den paupiettes zu.

Tja! Das Bestreichen und füllen war relativ simple, aber dann… sagen wir mal so… ich konnte nicht im Feinkostladen anrufen um weitere paupiettes zu ordern. Ich konnte mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, wie ich die anflicken sollte.
Okay! Die paupiettes waren auch zu kurz!
Hört auf zu lachen!





Es war zu viel Füllung da…. Ihr sollt aufhören….
Das war nicht lustig!

Okay! Wir schnitten alles, was über die paupiettes hinausragte, ab. Tja! Kurzer Prozess.
Lacht Ihr schon wieder?





Okay ! Die paupiettes sollten nun scharf angebraten werden ! Oh ! Ich höre ein kollektives aufstöhnen. Aber Ihr wisst doch, dass ich erst gar keinen Versuch starte, wenn ich weiß, es geht wieder schief.
Hört auf zu stöhnen! Ich relativiere… ich starte meistens keinen Versuch….

Also! Sanft anbraten! Non ! Kein Wellness ! Okay ! Fast ! Ehrlich ! So ähnlich wie wellnessen.
Wechseln wir das Thema….
Tja ! Sagen wir mal so… die paupiettes sollten nur 60 Minuten garen… aber das entrée brauchte etwaaas länger.
Okay! Topf vom Herd nehmen und wieder mit dem Wissen konfrontiert werden, dass es mal wieder etwaas später wird, bis das Essen serviert wird.

Apropos servieren! Ihr erinnert Euch, dass ich mich der vagen Hoffnung hingab, eventuell Mary mit dem Auftragen des Essens zu beauftragen? Und mit dem Abtragen des Geschirrs? Mais oui! Ihr und etwas vergessen?
Okay! Chloé war der Meinung, das gehöre nicht zu unserer Wette. Mary generell, nicht nur, was volle und leere Teller angeht. Tzzzz!
Okay! Inzwischen nehme ich die leeren Teller mit, wenn ich die vollen bringe. Meine Gäste werden von mir bewirtet und sind sich dessen sehr wohl bewusst. Nun ja! Dass auch mal was vergessen wird….
Paul Bocuse hat seinen Gästen doch auch nie das Essen serviert.





Der hatte seine Leute… aber der hat auch nicht gewettet!!!!

Okay! Wieder mal abgeschweift….

Ich wollte mir eine weitere Pause gönnen, als mein Gast erschien.
Ich führte Hieronymus in den Salon, stellte ihm Baron de Rothschild zur Seite und leistete ihm ein wenig Gesellschaft.
Er sah mich mit einem seltsamen Blick an und überwand sich schließlich zu der Frage, ob das Essen eventuell ausfällt.
Tja! Was soll man da antworten? Er sah mein etwas ratloses Gesicht und fügte hinzu, ich sähe etwas mitgenommen aus und es könnte doch sein, dass in der Küche etwas vorgefallen sei, das den Event vorzeitig beendet hat….
Okay! Ich nehme an, er kennt nicht die Zahl der Töpfe und Pfannen, die ich mein eigen nenne. Zudem lag auf der Landebahn des Testgeländes nur eine Schüssel….





Und die sapeurs-pompiers





stand auch nicht vor der Tür!!!!

Aber ich kann ihm nicht böse sein… er liest meinen Blog….

Trotzdem ging ich etwas pikiert in meine Küche. Da vergisst man einmal, ein einziges Mal, nicht die Etikette





und dann dass….

Okay! Ich schob die paupiettes in den Ofen und machte mich daran, das Dessert zu vollenden. Nun ja! Es erinnerte mehr an einen Waldschrat, als an das, was es war… Dessert aux châtaignes et aux deux chocolats!

Der Timer piepte, die pâté war fertig. Ich schnitt ein Stück heraus (Selbstverständlich nichts vom Flickwerk), dekorierte, bat meinen Gast zu Tisch, machte das obligatorische Foto





und es konnte losgehen.

Hieronymus war überrascht. „Erschöpft vom Kochen“ sagte ich spitz und ging wieder in meine Küche.
Beim Anblick des Waldschrats traf mich fast der Schlag. Der war förmlich in seine Einzelteile zerflossen. Grrr!
Non! Wir fluchen nicht!





Wir machten uns an den Zusammenbau des nächsten Waldschrats, als der Timer erneut piepte und das Ende er Garzeit der paupiettes anzeigte. Grrr!
Ich hasse kochen! Stress ohne Ende !

Ich nahm die paupiettes aus dem Topf, pürierte die sauce und würzte! Ha!
Okay! Ich hatte mir einen großen Zettel an den Dunstabzug geheftet: WÜRZEN!!!
Geht doch!

Ich schnitt die paupiettes auf, drapierte sie auf einem Teller und dekorierte. Machte das obligatorische Foto





und servierte.
Wieder machte Hieronymus große Augen. „Je suis désolé“, brummte er kaum hörbar.
Na wenigstens etwas!

Ich machte mich auf in die Küche, um den Waldschrat erneut zusammen zu setzen. Grrr! Wir fluchen nicht!





Wie machen das die pâtissiers? Warum sieht ihr Dessert so perfekt aus? Okay! Mein Dessert erhebt ja erst gar nicht den Anspruch auf Perfektion, aber es sollte doch wenigstens als eine Einheit auftreten und nicht in Einzelteilen serviert werden. Weinen!





Dann hatte ich es endlich soweit. Unter Zuhilfenahme diverser Kleinigkeiten zwang ich es förmlich in ein Korsett. Auch wenn es nicht so aussah wie es aussehen sollte. Hauptsache kompakt.
Ich stellte es kurz in den Tiefkühler, damit die mousse fest wurde und dann musste alles schnell gehen.

Das Foto und ab zu Hieronymus.





Er lachte, als er meine Création sah. Fragte, ob der Kleine auch einen Namen habe und sah ihm zu, wie dieser sich in seine Einzelteile zerlegte.

Naja! Hauptsache kompakt auf dem Tisch gelandet!

Kommen wir zur Bewertung:

Pâté de volaille en croûte! Die blanc de poulet etwas fest, die Masse würzig aber auch zu fest. Der Blätterteig gut gebacken.

Paupiettes de porc! Das Fleisch zart und saftig, gut gewürzt und die sauce lecker!

Dessert aux châtaignes et aux deux chocolats! Knackig, süß, herb, zart und cremig. Ihr wundert Euch über die Bewertung? Er musste die Einzelteile des Desserts bewerten….

So ging auch der 42. Event zu Ende. Jetzt sind es noch 10 Events! ZEHN! Auch, wenn ich das Kochen immer mehr hasse und es noch immer viele Fehlschläge gibt… wir begeben uns nächste Woche auf die Zielgerade… und das hebt meine Stimmung kolossal….





Auf die letzten zehn!