Mittwoch, 19. November 2014
Ein Gast in der Küche
Auf ein Neues!

Mein nächster Gast ist eine Frau, Kinderärztin, Taucherin aus Leidenschaft





Fast-food-Freak, Eigentümerin einer Küche, die zwei Geräte beherbergt: einen Kaffeeautomaten





und eine Mikrowelle!





Ha! Ich habe auch Töpfe und Pfannen, die ich sogar benutze! Noch genau 18 mal!





Sarah kann es kaum erwarten, mir beim Kochen zuzusehen. Sie will sogar früher kommen, damit sie es mit eigenen Augen sehen kann.





Das hat mir noch gefehlt. Noch früher! Und zuschauen will sie auch noch….





Da Ihr ja wisst, dass ich immer in Verzug bin, heißt das jetzt wohl, sie wird mir nicht nur beim Anrichten zusehen.





Mon Dieu! Muss das sein?










Sonntag, 16. November 2014
Silure à la provençale
Ich muss sagen, Kuchen backen ist ein tagfüllendes Programm.
Der Rest, naja!

Begeben wir uns zuerst in den Feinkostladen. Meine Pizza wurde gelobt. Jedenfalls hätten sie gut ausgesehen…. Über den Geschmack könnten sie nichts sagen, weil sie nichts davon gekostet hätten….

Oh ja! Ich habe die versteckten Wünsche nach einer Einladung sehr wohl verstanden, aber NON! Meine Gästeliste ist voll. Zudem habe ich meine Prinzipien, was den Event betrifft.
Viiiieleicht… backe ich den Damen und Herren irgendwann einen Kuchen….
Non! Das ist keine Drohung!
Okay! Man könnte es eventuell als solche auffassen….





Maître Moreau, der poissonnier, gab mir gute Ratschläge, damit der silure gelingt.
Okay! Er wusste auch, dass er mit mir redet und ist ganz sicher nicht davon ausgegangen, dass der silure gelingt.
Ich glaube, die Damen und Herren sind froh, wenn die Wette endlich ad acta gelegt werden kann.
Sie sind sozusagen le Monsieur Internet des Feinkostladens…. Ihr versteht?

Man könnte mir ein Kalbsschnitzel als Rindersteak verkaufen, ich würde es nicht merken.
Die Auswahl an Meeresgetier ist so groß, dass ich darin nie ein Welsfilet gesichtet hätte.
Okay! Ich wüsste nicht mal wie solch ein Filet aussieht….
Ich kann mit Gewissheit sagen, ich würde es auch nächste Woche nicht herausfinden. Obwohl ich bereits zwei Filets verarbeitet habe.
Irgendwie gleichen sich diese Filets alle…. Okay! Sie variieren in der Größe, manchmal auch in der Farbe, aber ansonsten….
Mir sind die Fische lieber, wenn sie in ihrer natürlichen Umgebung herumschwimmen.





Zuhause begann ich mit der Zubereitung des Käsekuchens. Oh mon Dieu! Wie viel einzelne Schritte nötig waren, bis der Kuchen endlich gebacken war.
Erstmal musste der Teig für den Boden hergestellt werden. Oooh! Ihr wisst inzwischen, dass ich es hasse, mit den Händen im Essen herum zu matschen.
Es dauerte etwas, bis ich ein Rezept fand, bei dem die Kuchenbäckerin auch den Einsatz eines Rührgerätes gestattete.
Ihr wisst schon, etwas Absolution für mich…. Falls etwas schiefgeht… der Teig nicht ist wie er sein sollte… nicht richtig bäckt… oder sonst etwas mit ihm passiert, das nicht passieren sollte.
Im Rezept stand ausdrücklich, man könne eventuell auch ein Rührgerät zur Herstellung des Mürbeteigs benutzen.
Nun ja! Wenn der Kuchen nichts wird, lag’s am Einsatz des Rührgerätes.





Warum schreibt die Kuchenbäckerin auch so etwas?

Okay! Die Maschine gab ihr bestes. Sie knetete und der Teig sah gut aus…. Allerdings nicht so, wie er aussehen sollte. Mehr so glitschig, klebrig.
Ich stellte ihn auf Wunsch der Kuchenbäckerin in den Kühlschrank und bereitete die crème zu.
Ups! Da war es wieder. Scheidung von fünf Eiern!
Ich habe immer noch keinen Eiertrenner. Mary hat in vielen Geschäften nachgefragt. Die meisten wussten nicht mal, dass es so etwas gibt.
Vielleicht nennt man das Teil auch völlig anders?
Sie hat mir ein Gefäß gebracht, das die Form eines Kopfes hat. Man schlägt das Ei hinein und vorne tröpfelt es aus der Nase wie… Igitt!!!!
Non!

Okay! Mangels Eiertrenner oder wie auch immer dieses Teil heißt, habe ich vorsichtshalber wieder Eiweiß und Eigelb im Glas gekauft.

Ich schlug das Eiweiß zu Schnee, Sahne solange, bis sie fest war. Okay! Bis sie eine butterähnliche Konsistenz hatte.
Der nächste Versuch sah Sahne schon ähnlicher, allerdings auch Butter….
Der dritte Versuch wurde vorseitig abgebrochen, damit die Sahne erst gar nicht in die Nähe buttriger Konsistenz kommen konnte.
Ich mischte fromage blanc mit Eigelb und Zucker, bis es zu einer cremigen Masse wurde.
Dann – nun ja – musste die Sahne unter die crème. Das war nicht so einf… simple. Die Sahne wollte partout keine Liaison mit der crème eingehen.
Okay! Küchenmaschine! Die gab sich wieder große Mühe und mischte die Sahne unter die crème.
Sagen wir mal so… die crème hatte sich, rein äußerlich, nicht verändert. Warum macht man sich die Mühe und schlägt erst mal die Sahne steif, um sie dann hinterher unter die crème zu mischen? Man könnte die Sahne doch gleich zu den Zutaten der Grundmischung geben. Würde viel Zeit und Energie sparen.





Ich meine ja nur….

Dann sollte der Eischnee unter die crème gehoben werden.
Gehoben? Unterheben? Oui! Monsieur Internet wusste Rat. Unterziehen!
Ich war genauso ratlos wie vorher. Die Küchenmaschine gab wieder ihr bestes und mischte Eischnee und crème.
Tja! Sagen wir mal so… die crème hatte sich auch jetzt nicht verändert. Man sollte doch annehmen, wenn man steife Sahne und Eischnee unter eine crème rührt, unterhebt, unterzieht oder wie auch immer, dass sich die crème vermehrt. Wäre doch logisch!
Aber! Ich habe mir inzwischen abgewöhnt, alles zu hinterfragen. Ich verstehe es eh nicht.
Die Welt der Küche, mit all ihren kleinen und großen Geheimnissen, liegt nun mal außerhalb meines Universums.





Dann kam der Teig an die Reihe. Ich kann sagen, dass der Teig, in diesem Video, anders aussah, als der Teig in meiner Schüssel.
Die Kuchenbäckerin „mehlte“ ihre Arbeitsfläche ein, breitete den Teig darauf aus und begann, ihn mit dem Nudelholz auszurollen.





Nun ja! Ich mehlte ebenfalls meine Arbeitsplatte ein. Ich wollte den Teig aus der Schüssel nehmen, aber er klebte fest. Ich klopfte, schüttelte… nichts geschah. Er klebte!
Okay! Handschuhe! Teig aus der Schüssel ziehen… Plumps! Mary möge mir vergeben….
Dass Mehl aber auch so stäuben muss….

Okay! Nachdem ich den Fußboden einigermaßen vom Mehl befreit hatte, machte ich mich ans Ausrollen.
Okay! Ich wollte mich ans Ausrollen machen…. Aber der Teig weigerte sich strikt, sich brav auszubreiten, so wie man es in diesem Video sehen konnte. Grrr!

Was mache ich nur immer falsch? Oui! Ich weiß! Küche und meine Wenigkeit – zwei Welten prallen aufeinander!





Ich drückte das Nudelholz auf den Teig, er weigerte sich kontinuierlich. Zeigte lediglich ein paar Risse…. Grrr!
Der Teig war definitiv zu hart. Zu weich, zu hart. Oh ich hasse kochen und ich hasse backen!

Aus den Lautsprechern erklang theme from Armageddon the Launch. Ihr wisst schon, diese tolle Musik, die erklingt, wenn die Retter der Welt sich auf den Weg zu den Shuttles machen.





Was mir die Musik wohl sagen wollte? Eine Reise ins ungewisse, um die Menschheit zu retten?
Non! Wohl eher, auch wenn der Ausgang ungewiss ist, roll den Teig aus und backe diesen Käsekuchen!





Da dieser Teig stur war und sich nicht kampflos in sein Schicksal ergeben wollte, musste ich Gewalt anwenden.
Ich bröselte Stück für Stück den Teig in die Form. Drückte ihn mit den Händen platt und hatte den Kampf nach schweißtreibender Arbeit gewonnen.
Ha! Wer sagt‘s denn! Und bist du nicht willig….





Ich fühlte die crème in die Form und stellte sie in den Ofen.
Geschafft! Die nächste Stunde würde der Käsekuchen in der Hölle zubringen. Da gehörte er meiner Meinung nach auch hin!

Nachdem ich diesen Stresstest hinter mich gebracht hatte, gönnte ich mir einen Cappuccino. Und danach noch einen! Die hatte ich mir redlich verdient.





Käsekuchen! Da stehen diese Dinger in den Vitrinen der Pâtisseries herum, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Dabei haben sie es in sich. Fies und gemein sind sie. Machen braven Leuten das Leben schwer.

Käsekuchen! Ein Fall für meine schwarze Liste!

Ein Blick auf die Uhr und der nächste Schock stand parat.
Wenn das so weiterging, gäbe es das Entrée nicht vor Mitternacht.

Entrée! Kürbiscremesuppe! Ich hatte sechs Hokaidos gekauft. Kaufen ist simple… zubereiten nicht!
Normalerweise würde ich jetzt fragen, ob Ihr schon mal Kürbiscremesuppe gekocht habt. Tue ich aber nicht! Ihr sagt doch immer: ja, habe ich!
Okay! Ich habe noch nie Kürbiscremesuppe gekocht. Und ihr könnt mir glauben – tue ich auch nie wieder!
Da denke ich doch, in meinem jugendlichen Leichtsinn, so ein Kürbis hat die Konsistenz einer Melone.





Non! Hat er nicht!

Erst mal, kostete es mich einige Mühe, das Messer in den Kürbis zu stecken.
Irgendwie musste doch der Deckel runter. Oui! Ich wollte die Suppe im Kürbis servieren….
Nachdem ich mir fast das Handgelenk gebrochen hatte, war Schluss. Die Axt musste her.





Mit einem gezielten Schlag köpfte ich das Teil. Nachdem die Spannung aus dem Kürbis war, ließ er sich leichter schneiden.
Sozusagen Millimeterarbeit…. Jetzt weiß ich auch, warum Harry die Säge benutzt, wenn er die Kürbisse für Halloween aushöhlt.
Okay! Hatte ich kurz zuvor noch gedacht, das Köpfen wäre die schwerste Arbeit, so musste ich wieder einmal einsehen, dass man sich in der Küche nie sicher sein darf.
Denke das Schlimmste und es kommt schlimmer. Wie bei Hardys Spruch: Lächele und sei froh, es könnte schlimmer kommen. Ich lächelte und war froh und es kam schlimmer.
Deshalb lächele ich nicht mehr. Es kommt sowieso immer schlimmer.
Ich hasse Kochen!

Der Timer piepte. Der Kuchen war fertig. Wow! Hatte der sich vergrößert. Phänomenal!





Aus dem Ofen nehmen und abkühlen lassen. Okay!





Nichts leichter als das! Das konnte er alleine und ich wendete mich wieder meinen Kürbissen zu.

Okay! Aushöhlen! War das eine Arbeit. Alles andere als simple! Und das sogar sechs Mal!
Ich fragte mich inzwischen, ob man mir im Feinkostladen alte, harte Kürbisse angedreht hatte. Es könnte doch sein….
Vorsichtshalber mal Monsieur Internet gefragt….





Oui! Ich weiß, das gleiche hat er auch gedacht!
Aber er bleibt trotzdem immer höflich und antwortet mir.
Ich weiß nicht, wie lange er mich noch erträgt und wann seine Geduld völlig erschöpft ist. Ihr müsst euch also nicht wundern, wenn Monsieur Internet in absehbarer Zeit ein paar Wochen Urlaub macht….
Ich hoffe, ihr habt für diesen Fall noch die Brockhaus Enzyklopädie eurer Großeltern im Bücherschrank stehen….





Wenn ihr allerdings etwas sucht, das da nicht drin steht… Pech gehabt!
Okay! Wieder mal abgeschweift. Kürbisse sind wie sie sind: hart!
Auch das Fruchtfleisch ist von fester Konsistenz. Oui! Das kann ich bestätigen.
Ich höhlte also sechs von diesen Dingern aus. Schwerstarbeit!
Mit dem Zerkleinern nahm ich es dann nicht mehr so genau. Von wegen, in zentimetergroße Würfel schneiden. Grob, was schreibe ich da, sehr große Stücke tun‘s auch….
Die Äpfel waren eine Wohltat. So leicht zu schälen und zu würfeln….
Alles kam in einen großen Topf und musste dreißig Minuten vor sich hin köcheln.

Oui! Ich gönnte mir Cappuccino Nummer drei und vier. Harte Arbeit muss belohnt werden.





Ein kurzer Blick auf den Käsekuchen und SCHOCK!





Was war geschehen? Wo war der Rest des Kuchens? Verschwunden? Geschrumpft?
Oooh! Ich hasse backen!

Oui! Ich gönnte mir Cappuccino Nummer fünf.





Nach diesem Schock brauchte ich einen.
Was war mit dem Kuchen geschehen? Ich verstand es nicht.
Wo hatte ich diesmal einen Bock geschossen? Zu viel gerührt? Falsch untergezogen? Nicht untergehoben? Oooh!

Ich schälte einen weiteren Apfel. Oui! Karamellisieren! Man kann es ja mal versuchen. Ich habe schließlich auch meinen Stolz.
Ich zerpflückte Salat und schnitt Champignons in Scheiben.

Es läutete und meine Gäste erschienen. Warum, um alles in der Welt, sind meine Gäste immer so pünktlich?





Okay! Ich hasse Unpünktlichkeit! Aber ich würde gerne darüber hinwegsehen, wenn sie sich mal um eine Stunde verspäten würden.
Aber es ist ihre Wartezeit….





Vanessa sagte sofort, dass sie diesen hässlichen Fisch nicht essen werde. Der solle besser im Meer schwimmen.





Okay! Lassen wir ihn besser ihn seinen gewohnten Gewässern.
Kürbiscremesuppe mag sie sehr. Allerdings wäre sie sich nicht sicher, ob ich die auch kochen könne. Wenn ja, ob die auch schmecken würde. Papa hätte da so eine Andeutung gemacht….
Ist sie nicht herzallerliebst….
Und erst der Herr Papa….

Ich führte sie in den Salon, stellte Christopher Baron de Rothschild zur Seite, legte ein großes Tuch über den Tisch, damit Vanessas Malkünste nicht den Tisch ruinierten, schob Sandras Füße samt Schuhen vom Chaiselongue und ging wieder in meine Küche.

Oui! Die Champignons sollten in Butter gebraten werden. Sagen wir mal so… die erste Ladung Champignons waren Sonnenanbeter und sahen dementsprechend aus.
Die zweite Ladung überbräunte nur etwas, die dritte leicht und die vierte, naja, mangels weiterer Champignons wurden sie für ausreichend befunden.

Der silure wartete schon. Ich hatte gelesen, dass man ihn jeweils zwei Minuten auf beiden Seiten braten solle.
Okay! Allerdings war das Filet unterschiedlich dick. Wenn ich das dicke Teil solange in der Pfanne ließ wie das dünne, war entweder das dicke gar und das dünne verbrannt oder das dünne gar und das dicke innen roh.
Erschwerend kam hinzu, dass das Filet in Butter gebraten werden musste. Ups!
Das konnte ja nur schiefgehen!

Okay! Ich teilte das Filet in drei Teile. Die Butter brutzelte so vor sich hin, als ich die dicken Teile des Filets hinein legte.
Tja! Es war wie immer. Das Fett spritzte und in dieser klitzekleinen Sekunde, Ihr wisst schon… überbräunt.
Und nun?!? Oui! Wellness!
Fische schwimmen gerne. Allerdings lieber im Wasser und vor allem lebendig.





Okay! Das Filet mochte das Wellnessbad. Das war auch gut so. Ich musste doch noch die Apfelspalten karamellisieren.
Gesagt, getan! Puderzucker in die Pfanne geben und warten bis er braun wird.
Wieder piepte der Timer und die Kürbisse wollten püriert werden. Mir fiel ein, ich hatte noch keine Croutons geschnitten.
Warum kommt immer alles auf einmal Mal? Den Kürbissen würde wohl eine Minute mehr nichts anhaben.
Ich schnitt Croutons, als der Brandmelder loslegte. Ehrlich gesagt, ich hätte ihn nicht benötigt. Der Gestank kroch in meine Nase, kratzte in meinem Hals und trieb mir die Tränen in die Augen. Grrr!





Der Puderzucker hatte sich überkaramellisiert. Tja! Nicht aufregen! Neue Pfanne! Neuer Puderzucker. Besser aufpassen….
Den kaputten Deckel des Rauchmelders entsorgen und so tun, als sei nichts geschehen….

Der Fisch hatte inzwischen genug gewellnesst und war kurz davor zu überbräunen.
Kurz davor, sagte ich!
Raus aus der Pfanne! Warmstellen! Nächste Ladung ins Wellnessbad.
Puderzucker rühren, Croutons in die Pfanne geben und rühren.
Schon mal mit beiden Händen gerührt? Was frage ich da? Selbstverständlich habt ihr das.

Der Puderzucker zerlief und färbte sich braun. Schäumte! Er schäumte! Hatten wir beim letzten Mal nicht. Da hat er nicht geschäumt. Ein Fortschritt!
Apfelspalten in die Pfanne geben und bewegen. Croutons vergessen… neue Pfanne!
Fisch wenden und Croutons rühren. Apfelspalten wenden.
Croutons aus der Pfanne nehmen. Kürbisse pürieren, würzen, crème fraîche unterrühren.

Apfelspalten verbrannt





und dann… alles fertig! ALLES!

Im Eifer des Gefechts habe ich gar nicht daran gedacht, dass es zuerst die Suppe und danach den Fisch geben sollte….
Nun ja! Pech!

Ich füllte die Suppe in die ausgehöhlten Kürbisse, besser gesagt, ich wollte füllen. Ihr wisst sicherlich, wenn etwas schiefgeht, dann richtig.
Zwei der ausgehöhlten Kürbisse fielen von der Arbeitsplatte und zerplatzten auf dem Boden.
Grrr! Zuerst hart und unnachgiebig und dann bei einem winzigen Sturz zerplatzen. Grrr!
Ich hätte ja eigentlich noch vier gehabt, aber da war doch schon vorhin dieses klitzekleine Missgeschick. Da fiel bereits ein ausgehöhlter Kürbis runter….
Was soll’s! Es gibt doch Suppentassen und Suppenteller.
Mit Croutons und Schnittlauch dekoriert und voilà!
Ich machte das obligatorische Foto und servierte.





Vanessa wollte unbedingt einen Kürbis haben. Christopher begnügte sich mit einem Teller.

Nun ja! Tja! Wie soll ich es sagen? Kürbiscremesuppe! Durch und durch vegetarisch!
Es blieb mir nichts anderes übrig… ich musste von meiner höchstpersönlich gekochten Suppe essen.
Meine Gäste glucksten vor Lachen. Als mir Maximilian nach dem Essen das Foto zeigte, das er heimlich gemacht hatte, musste auch ich lachen. Panik pur!





Als meine Gäste die Suppe bewerteten, glaubte ich zum ersten Mal, dass sie nicht schwindelten oder die Sache beschönigten.
Non! Die Suppe war lecker! Fast so gut wie Annas Suppe. Aber nur fast. Zudem fehlten die karamellisierten Äpfel.
Vanessa hatte sie so gut geschmeckt, dass sie ihren Kürbis leerlöffelte. Danach war sie allerdings gesättigt.

Tja! Inzwischen war der Fisch kalt, die Champignons verschrumpelt.
Was nun? Mikrowelle? Dampfgarer? Würde die Mikrowelle den Fisch austrocknen? Aucune idée!
Dampfgarer? Tja! Wenn man jetzt wüsste wie das Teil funktioniert….
Kurzes Wellnessbad? Okay! Aber nur kurz…. Zudem fiel mir ein, dass ich die Cocktailtomaten vergessen hatte.
So hat alles seine Vor- und Nachteile….
Nach kurzer Zweit nahm ich die Pfanne vom Herd. Es sah alles gut aus.

Ich legte den Fisch auf das Salatbett und dekorierte mit Champignons und Tomaten. Etwas crème balsamique et voila!





Und noch eins…





Meine Gäste trauten ihren Augen nicht. Okay! Vanessa hatte ihre Augen geschlossen. Sie war eingeschlafen. Kein Wunder zu dieser vorgerückten Stunde.

Der Wels war lecker, wider Erwarten zart und saftig (Ups! Anscheinend war er vorher nicht gar.) Alles mundete wunderbar.

Ich kann es nicht bestätigen. Wels! Non! Ich esse keine Tiere!

Nach langen Diskussionen, warum ich nicht bereit war, über den Wetteinsatz zu reden, servierte ich das Dessert. Käsekuchen!





Er kam gut an. Obwohl alle noch gesättigt waren.
Christopher leistete Abbitte, dass er mir so wenig zugetraut habe. Keine Rede wert.
Ich traue mir selbst nicht, warum sollten es andere tun?

Nun ist auch dieser Abend zu Ende. Ich habe mein erstes Drei-Gänge-Menu gekocht.

Es stehen noch 18 Events aus. Mal sehen, was uns noch alles ins Haus steht.





Freitag, 14. November 2014
Drei-Gänge-Menu
Velouté de potiron, silure à la provençale, gâteau au fromage blanc.

Kürbiscremesuppe, Wels auf provenzalische Art, Käsekuchen.

Mein erstes Drei-Gänge-Menu! Ist sie verrückt geworden? Drei Gänge!
Wie soll ich das schaffen? Dazu brauche ich einen ganzen Tag. Nicht nur ein paar Stunden.





Dass ich noch keines der drei Gerichte gekocht habe, muss ich ja nicht extra erwähnen.

Fisch! Erinnert Ihr euch noch an den saumon? Oui! Der mit den Eiweißperlchen, der hart und trocken war.
Jetzt werde ich einen Wels verwandeln, fragt sich nur in was.





Provençale! Das ist immer gut. Man kann alles, was danebengegangen ist, gut in dem Gericht verstecken. Es könnte doch sein, dass das Gericht so aussehen muss….
Ein paar überbräunte Teile, ein paar zu pfeffrige Teile, ungewürzte Teile… verkochte Teile, etwas zu bissfeste Teile, das gibt dem Essen das gewisse etwas….





Kürbiscremesuppe! Ist nicht so meins. Ich mochte sie, wenn Anna sie zubereitet hatte. Aber danach kamen nur Enttäuschungen.
Annas Suppe war cremig und fruchtig. Zudem gab es eine Deko aus – mon Dieu! – ich glaube, karamellisierten Äpfeln.
Okay! Selbst wenn es so wäre, ich meine, die karamellisierten Äpfel, muss ich die ja nicht zubereiten. Zudem sind meine Brandblasen noch immer nicht verheilt. Auf neue verzichte ich gerne.
Ich werde Annas Nichte um das Rezept bitten. Ich höre sie zwar schon lachen, aber man kann ja mal fragen….

Käsekuchen! Oh oh! Ich habe bereits Monsieur Internet um ein paar Bilder gebeten.




Er hat sie auch geschickt… und die passenden Rezepte gleich mit.
Allerdings … Mal wird der Boden vorgebacken, mal nicht. Über die Hitze im Ofen will ich erst gar nicht reden.
Inzwischen rege ich mich doch nicht mehr über alles auf…. Haha!





Ich sagte: nicht mehr über alles! Ich sagte nicht: über fehlende Mengen- und Temperaturangaben.
Schon mal Käsekuchen gebacken? Oui! Wie könnte es auch anders sein.
Gibt es eigentlich auch etwas, das ihr noch nicht gekocht, gedünstet, gebacken, gegrillt oder gebraten habt?





Ich backe meinen ersten Käsekuchen! Das will und muss ich jetzt doch noch mal extra sagen!
Erwartet also kein Meisterstück…. Non! Was schreibe ich da für einen Blödsinn! Als würdet Ihr von mir so etwas erwarten.





Nun gut! Dann warten wir’s mal ab! Ich werde wie immer mein Möglichstes tun.





Donnerstag, 13. November 2014
Und noch mal vier
Jetzt hätte ich Euch doch fast vergessen.

Es ist Mittwoch, ich hatte einen stressigen Tag und da vergisst man so manches….





Aber es gibt viele gute Feen, die dafür sorgen, dass ich meine Wette nicht durch solch einen dummen Fehler verliere.





Also sitze ich jetzt am PC und erzähle Euch etwas über meine nächsten Gäste.

Ja! Gäste! Die nächste Familie.

Christopher, Witwer, self-made-Millionär, begeisterter Heimwerker, Surfer, Segler, Frauenschwarm. Isst alles, was nicht schnell genug auf den Bäumen ist.





Maximilian, Mädchenschwarm, Go-Kart-Fahrer, liebt klassische Musik, die Pariser Oper und seine Geige. Isst kein Fleisch, liebt Gemüse.





Sandra, Wildfang, liebt Rollerskating, Segeln und Tauchen. Lieblingsgericht Steaks. Mag keine Bohnen.





Vanessa, Prinzessin, Ballerina, liebenswerter Dickkopf. Vegetarierin!





Jetzt warten wir auf den nächsten Auftrag.





Montag, 10. November 2014
Pizza
Ein italienischer Abend mit den üblichen Hindernissen.

Ein Gast kam mir bereits vor dem Essen abhanden. Luca bevorzugte die Gesellschaft weiblicher Wesen seines Alters. Er ist bekanntlich schon fast ein Mann.





Nun ja! Das erste Jahr als Teenager ist nicht einfach.


Dafür hatte ich einen weiteren Gast, der außer Konkurrenz lief. Er war bereits mein Gast und soll deshalb nicht weiter erwähnt werden.





Kimberly wollte sich den Abend mit Rapunzel vertreiben. Was sie allerdings nicht davon abhielt, regelmäßig in meiner Küche zu erscheinen um nachzusehen, wann denn das Essen fertig sei.

Marion und Volker unterhielten sich angeregt mit meinem Gast außer Konkurrenz. Vielleicht sollte ich ihn immer einladen? Bei einem anregenden Gespräch vergeht die Wartezeit schneller….





Okay! So viel vorab. Gehen wir jetzt wieder in den Feinkostladen.
Meine Brandblasen waren Gesprächsthema Nummer eins. Dass man sich beim Kochen auch mal die Finger verbrennt, konnten alle nachvollziehen, hatten es auch schon selbst erlebt. Das man sich den Mund verbrennt, weil man zu heiße Speisen kostet – auch okay!
Aber Mund und Kinn während des Kochens? Non! Das konnten sie nicht nachvollziehen. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass ich der malträtierte Koch war… Grinsen und Kopfschütteln!
Der Teller, der plat principal, war überladen. Dem Törtchen fehlte die Deko. Karamellisieren sei doch soooo einfach!
Es war wie immer. Es hagelte Kritik und Unverständnis.
Diesmal war kein gutes Wort von Maître Gayet zu erwarten. Der gute Mann war erkrankt.

Ich kaufte sämtliche Zutaten und dachte schon mit Schrecken daran, dass ich das alles auf drei Pizzen verteilen musste. Und die Böden musste ich erst noch herstellen….





Zuerst gönnte ich mir einen Cappuccino. Ich war einen klitzekleinen Moment der Überzeugung, dass Pizza backen nicht sooo schwer sein konnte.
Tja! Wie man sich doch irren kann….





Ich hatte glutenfreies Mehl gekauft. Man will seinen Gästen ja nicht vorsätzlich Magenschmerzen und Durchfall bescheren.

Woher sollte ich denn wissen, dass Gluten als Kleber bei Hefeteig fungiert? Dass man noch einen Ersatzkleber benötigt?
Ich kann keinen Hefeteig mit normalem Mehl herstellen (werde ich auch nach diesem Desaster nie versuchen), wieso sollte es mir dann mit glutenfreiem Mehl gelingen?

Ein kurzer Plausch mit Monsieur Internet. Es kann doch nicht sein, dass der alte Herr irrtümlich dem Glauben erliegt, er wäre mich los.
Ich hatte bereits nach Rezepten gefragt, aber ein Video ist doch um sooo vieles besser. Quasi eine Schritt für Schritt Anleitung.
Allerdings ist es auch frustrierend, wenn man weiß wie es aussehen soll und dann sieht wie es nicht sein soll.
Dabei sah das doch sooo einfach grrr simple aus, auf diesem Video….





Okay! Ich bröckelte Hefe ins Mehl, gab Wasser Olivenöl und Salz hinzu und die Küchenmaschine knetete fünf Minuten.
Der Teig kam für zwei Stunden in den Kühlschrank.
Dasselbe Prozedere noch einmal. Allerdings kam dieser Teig neben den Kamin.
Weshalb? Könnt Ihr euch das nicht denken? Die Köche waren sich mal wieder nicht einig, wo der Teig am besten „gehen“ sollte. Kälte oder Wärme? Da besteht ja kaum einen Unterschied…!





Carolin, die Köchin meiner grands-parents, hat den Teig immer zugedeckt in die Nähe des Ofens oder in die Sonne gestellt. Also – Wärme!
Aber vielleicht braucht Pizzateig Kälte? Aucune idée – deshalb beide Varianten.

Das Dessert war simple. Nachdem auch hier bei den Rezepten jeder sein eigenes Süppchen kocht, besser gesagt kreiert, habe ich mir gedacht, was soll’s… mach ich das doch auch….
Cornflakes statt biscuit… Obst statt Pudding, confiture oder dergleichen… keine Gelatine… Panna cotta (lactosefrei)statt Mascarpone (zu fett und kalorienreich). Da war nämlich noch die Sache mit der crème….
Die crème (lactosefrei), pardon, die Sahne spritzte (ich hatte den Deckel nicht aufgelegt) und hinterließ fettige Flecken auf der Tapete.
Wow! So viel Fett – eine geballte Ladung Kalorien!
Sahne und Panna cotta mischen und süßen (die nächste Ladung Kalorien).
Alles ins Glas geschichtet und ab in den Kühlschrank.

Mal kurz nach meinen Hefeteigen sehen und oooh!
Die waren noch immer dort, wo ich sie hingestellt hatte, waren nicht gegangen (wohin sollten sie gehen?). Hatten sich nicht verändert.
Non! Das sah im Video völlig anders aus…. Hatte ich diesmal gleich zwei Böcke geschossen? Aucune idée!
Bon! Ich gab ihnen noch eine Chance. Die hatten sie sich verdient. Dachte ich … hoffte ich…!

Ich gönnte mir auf diesen Schreck einen weiteren Cappuccino. Überlegte schon mal, was ich mache, wenn der Teig nicht so wird wie er sein soll.
Ehrlich gesagt, war ich mir sicher, dass er es nicht werden würde….
… Ich bestellte im Feinkostladen backfertigen Pizzateig… was nützt der tollste Belag, wenn die Unterlage fehlt….

Ich blanchierte Brokkoli, würzte gestückelte Tomaten, halbierte Cocktailtomaten, viertelte Artischocken, schnitt Oliven in Ringe, sah nach den Hefeteigen, die ihre zweite Chance nicht genutzt hatten, schnitt Auberginen und Champignons in Scheiben, Paprika in Streifen und Speck in größere Stücke, zerpflückte Schinken und Käse und wartete auf den Pizzateig.





Es läutete und ich dachte doch ernsthaft, der Bote des Feinkostladens bringt den Pizzateig.
Non! Meine Gäste kamen. Ups!
Schon soooo spät? Naja! Auch wenn man nicht von einer Katastrophe in die nächste stolpert, vergeht die Zeit wie im Flug.
Ich begleitete meine Gäste in den Salon und stellte den Erwachsenen Baron de Rothschild zur Seite.
Kimberly bevorzugte das Fernsehzimmer und wollte sich Rapunzel auf DVD ansehen.

Ich ging zurück in meine Küche und genehmigte mir Cappuccino Nummer drei. Endlich kam der Bote. Er hatte drei backfertige Pizzateige dabei.
Meine erste Freude erhielt einen Dämpfer, als ich las, der Teig müsse nach dem ausrollen erst fünfzehn Minuten entspannen. Entspannen?
Was sind denn das für Teige? Der eine will/soll/muss gehen, der andere muss erst mal entspannen? Ein sportlicher und ein fauler Teig?
Okay! Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt, dass der Küchenjargon nicht meins ist.
Ich ließ ihn entspannen. Aber nur fünfzehn Minuten. Selbst wenn ich ihn vergessen hätte (auch nur kurzfristig), Kimberly, ein liebes, herziges Kind, erinnerte mich daran. Plötzlich stand sie in der Küche und fragte, wann es denn nun das Essen gäbe.
Wo denn Mary heute sei, wollte sie wissen. Ich erklärte ihr, dass Mary ihren freien Tag hatte. Deshalb wäre ich fürs Kochen zuständig.
Sie sah mich aus großen Augen an und stellte voller Bangen und Hoffen ihre Frage. „Aber Mary kommt doch ganz bestimmt wieder?“


Was es denn zu essen gäbe. Warum Pizza? Ob ich denn sonst nichts könnte? Spaghetti zum Beispiel. Sie würde gerne Pizza essen, aber Spagetti mochte sie lieber. Ihre Mama würde auch Pizza machen. Aber auch Spaghetti kochen. Aber auch Sachen, die sie nicht so mochte. Mit Pizza wäre sie dann aber einverstanden. Wenn ich sonst nichts könnte…. Nun ja! Es hat sich also schon bis zu den Vierjährigen herumgesprochen…. Ich belegte Pizza Nummer eins mediterran Nummer zwei scharf gewürzt und Nummer drei mit Salami und Champignons. Noch bevor ich die Bleche in den Ofen schieben konnte, erschien Kimberly erneut. Sie wollte sich nur noch mal nach der Pizza erkundigen. Meine Frage, welche sie bevorzugen würde, beantwortete sie mit einem „hmmm“. Mal sehen! Was denn die langen grünen Dinger da auf der Pizza seien, wollte sie wissen. Chilis? Kennt sie nicht. Mag sie nicht. Sehen so komisch aus. Und die Würmchen auf der anderen Pizza mag sie auch nicht. Die Dinger mit den Blätter auch nicht. Brokkoli mache Mama immer mit weißer Sauce. Den hat sie noch nie auf einer Pizza gesehen. Die runden Dinger auch nicht. Zudem mag sie die runden Dinger nicht. Meine Frage, ob sie wisse, was das sei, diese runden Dinger, beantwortete sie mit nein. Aber trotzdem würde sie die nicht mögen. Das sähe so grün aus und alles was grün ist, sei Gemüse und das würde sie nicht wollen. Zudem mag Luca das grüne Zeug auch nicht. Die schwarzen Dinger will sie auch nicht essen. Die sähen so komisch aus, als ob die faul wären, so schwarz. Mon Dieu! Ich dachte, ich hätte ein déjà-vu. Allerdings hieß das Kind in meinem Buch Lara-Laureen und ich legte ihr die Worte in den Mund. Jetzt musste ich erleben, dass Kinder in der Realität genauso sind. Ich schob die Bleche in den Ofen und Kimberly versprach, bald wieder zu kommen. Sie müsse jetzt zu Rapunzel. Ich stellte den Timer auf zwanzig Minuten. Besser nachgaren, als angekokelt! Ich gönnte mir einen weiteren Cappuccino und genoss die Ruhe. Der Timer piepte und Kimberly stand parat. Sie wolle nur fragen, wann es denn nun endlich Essen gäbe. Die Pizza war noch nicht gar. Ich schob sie zurück in den Ofen und stellte den Timmer erneut. Warum ich die Pizza denn wieder in den Ofen schieben würde. Sie sähe doch ganz gekocht aus. Nachdem ich mich bemüht hatte, ihr zu erklären, warum die Pizza nochmal in den Ofen musste und auch ihre weiteren Fragen beantwortet hatte, meldete sich der Timer erneut und die Pizza war fertig. Ich machte ein paar Fotos und begann, die Pizza mit dem Messer zu schneiden. Warum ich nicht den Pizzaschneider benutzen würde, fragte mich mein Lieblingsgast. Okay! Dafür ist dieses Teil gedacht! Die Pizza ließ sich so auch viel leichter zerteilen. Kimberly nahm ein Stück Salamipizza und trug ihren Teller höchstpersönlich ins Esszimmer. Der Teller landete wohlbehalten auf dem Tisch, aber ihr Glas kippte um und der Saft ergoss sich über den Tisch. Sie wollte es aufheben und stieß dabei Marions Glas um. Der Wein mischte sich mit dem Saft und eine neue Tischdecke musste her. Non! Ich war nicht genervt. Ich liebe es, wenn Kinder selbstständig sind. Auch wenn mal was daneben geht. Volker nahm sich vor, alles zu probieren. Die anderen stimmten ihm zu. Kimberly sagte kein Wort. Bissen für Bissen schob sie die Pizza in den Mund. Nachdem sie aufgegessen hatte kam ein: das war superlecker. Superlecker! Das schönste Lob, das ich bisher bekommen hatte. Auch den anderen schmeckte es. Am Ende waren die Bleche leer. Jetzt muss ich sagen, es war das erste Mal, dass ich das Lob meiner Gäste glaubte. Kindermund tut Wahrheit kund. Es wurde ein gemütlicher Abend. Fast hätte ich das Dessert vergessen. Kimberly fragte, ob ich das auch selbst gemacht hätte. Ob ich mir da ganz sicher sei. Nachdem sie ihr Glas geleert hatte, gab es das nächste Lob. Mama hätte noch nie so ein tolles Dessert gemacht. Ich müsse ihrer Mama unbedingt sofort sagen wie man das Dessert macht. Danach ist sie auf der Couch eingeschlafen. Auch meinen anderen Gästen hatte das Dessert geschmeckt. Volker, der sich normalerweise nichts aus Süßem macht, war sehr angetan. Zudem war er erfreut, dass ich gluten- und lactosefrei gekocht hatte. So ging auch dieser Event zu Ende. Es war der letzte der zwanziger Reihe. Jetzt sind es noch 19 Events. 19! Wie sich das anhört – toll! Wie wird sich erst 9 anhören… und irgendwann heißt es noch einmal. Ich kann es kaum erwarten bis es soweit ist. Vielleicht lade ich Kimberly, diesen Sonnenschein, noch mal ein. Sie erfreut eines jeden Herz. Heute habe ich nochmal Monsieur Internet bemüht. Warum Hefeteig nicht gehen will. Tausende Antworten. Frage nicht beantwortet. Neue Frage: Hefeteig geht nicht. Tausende Antworten. Wisst ihr, dass es ein Hefeteig-Forum gibt? Jetzt seid doch mal ehrlich. Wenn es für Hefeteig sogar ein Forum gibt, dann ist es doch schwierig, ihn herzustellen. Ich meine ja nur…. Ein eigenes Forum…. Aber! Jetzt weiß ich, warum mein Hefeteig nicht gehen wollte. Das Mehl war schuld! Definitiv! Dem fehlte das Gluten! Woher sollte ich wissen, dass man noch Kleber braucht? Worum es sich bei diesem Kleber handelt, wollte ich allerdings nicht wissen. Mir reichte schon, dass das Mehl schuld war.



Freitag, 7. November 2014
Zurück nach Italien
Letzte Woche haute cuisine, morgen Pizza.
Non! Keine Tiefkühlpizza und kein Pizzaservice.
Selbst ist die Frau. Besser gesagt, selbst muss die Frau.

Ich hatte gehofft, Chloé wirft das Handtuch, weil sie zu faul ist, um nach einem dîner zu suchen, das sowohl glutenfrei, als auch lactosefrei ist.
Von wegen! Pizza! Sie meinte, es gebe sowohl glutenfreies Mehl, als auch lactosefreien Käse. Damit könne man auch Pizza backen.
Oooh!





Schon mal Pizza gebacken? Oui? Ich nicht! Ihr wisst doch, es gibt den Feinkostladen und den Pizzaservice. Wer backt denn da noch selbst Pizza?
Okay! Ihr!

Ich habe Monsieur Internet gefragt. Er hat mir erst mal Bilder von Pizza geschickt.
Wow! Die Auswahl ist riesengroß.
Ich vergaß: ich muss drei! verschiedene Arten backen. DREI!
Sie war aber gnädig und hat mir freigestellt, welche Art Pizza ich backe.

Welche Art! Gut gesagt! Eine Pizza Margherita muss und wird bei mir nicht aussehen, wie eine Pizza Margherita aussieht. Das wisst Ihr doch.
Es genügt, wenn sie annähernd nach Pizza aussieht. Ich strebe nicht nach Perfektion.
Oh mon Dieu! Was schreibe ich da? Natürlich strebe ich immer nach Perfektion. Allerdings nicht beim Kochen. Da reicht: sieht annähernd danach aus, ist nicht verkokelt und schmeckt einigermaßen….
Man wird ja so bescheiden… schraubt seine Ansprüche zurück… kocht so vor sich hin… und hofft das Beste.
ABER NUR BEIM KOCHEN!

Okay! Wieder mal abgeschweift! Zurück zu den Bildern. Ich habe mir, wie immer, die schönsten ausgesucht und die passenden Rezepte gegoogelt.

Oooooooh! Hefeteig!

Ich habe noch nie Hefeteig hergestellt, aber schon von gestandenen Bäckerinnen und Hausfrauen gehört, dass der Hefeteig nicht aufgegangen sei.
Ich ahne fürchterliches! Wenn nicht mal die Profis das jedes Mal hinkriegen, was steht mir da schon wieder ins Haus?





Okay! Hefeteig gegoogelt. Gleich das erste Rezept. Was muss ich lesen? Etwas Übung erforderlich! Etwas Übung? Was bedeutet „etwas Übung“? Wie viele Hefeteige muss man hinter sich bringen, bis man „etwas Übung“ hat?

Monsieur Internet wird sich etwas dabei gedacht haben, mir diesen Beitrag ganz oben auf die Liste zu setzen….





Der nächste Beitrag! Dort faselt einer was von All-in-Verfahren, von direkter Führung.
Auch wenn Ihr jetzt lacht… wohin führt man den Teig?
Dann gab es Indirekte Führung… Vorteig… Dampfl… Levain… Levain de pâte… das französische poolish??????
Levain – Sauerteig – ist das eine Variante des Hefeteigs? Aucune idée!
Levain de pâte? Noch nie gehört!
Dampfl – ich kenne Dampfnudeln, aber Dampfl?
Und jetzt das „französische poolish“! Aucune idée!
Non! Nicht polish – poolish!

Ihr seht, ich bin schon überfordert und habe noch nicht mal einen Kochlöffel in der Hand.





Was wird das erst morgen, wenn der Teig auch noch gehen soll? Wie weit und wohin? Aucune idée“! Das stand nicht im Rezept.

Nicht genug damit, ich muss auch noch ein Dessert zubereiten.
Zuppa inglese! Zuerst dachte ich, Chloé hat sich geirrt. Zuppa bedeutet Suppe! Suppe als Dessert? Englische Suppe?
Okay! Warum gibt es Monsieur Internet? Non! Ich will jetzt keine Antwort! Das war eine rhetorische Frage.
Okay! Zuerst dachte ich, der Gute hat sich vertan. Schickt mir Bilder von Desserts.
Hunderte Rezepte! Und wieder mal bin ich frustriert. Hundert Rezept… hundert verschiedene Arten der Zubereitung.
Grrr!

So wird es morgen mal wieder die einfachste Variante geben. Auf das Aussehen kommt es auch nicht so an.
Wer weiß denn schon wie eine Zuppa inglese aussehen muss?

Mal wieder Glück gehabt….





Donnerstag, 6. November 2014
Die nächste Familie
Habt Ihr auch manchmal das Gefühl, dass die Zeit rast? Jeden Mittwoch befällt mich dieses Gefühl. Schon wieder Mittwoch….
Mittwoch wäre ja noch okay… aber dann ist ruck zuck Freitag und ich muss kochen. Oooh!

Diesmal muss ich mich besonders anstrengen. Vor allem, was den zeitlichen Ablauf betrifft.
Freitag erwarte ich eine Familie. Non! Diesmal wird es keine bösen Überraschungen geben.

Mein Freundin Marion mit Familie hat zugesagt. Allerdings bin ich mir nicht sicher, dass sie sich darüber im Klaren ist, was sie erwartet.
Aber sie weiß ja, dass ich nicht kochen kann.

Okay! Meine nächsten Gäste:

Marion, Mutter zweier Kinder, Managerin eines kleinen Unternehmens, ständig im Stress, dem sie sogar im Urlaub nicht entkommen kann. Keine begeisterte Hobbyköchin und dennoch meistert sie ihre täglichen Aufgaben in der Küche mit Bravour.

Volker, regelt die Finanzen einer größeren Stadt, begeisterter Camper (diese Begeisterung wird allerdings nicht von der ganzen Familie geteilt), guter Gesprächspartner und zuverlässiger Freund.

Kimberly, süßer Dreikäsehoch, begeisterte Malerin und Sonnenschein der Familie.

Luca, zieht die Freizeit der Schule vor, spielt Fußball und ist ein Fan von Smartphones. Wovon sein Papa ein Liedchen singen kann….

Jetzt wird Chloé sich anstrengen müssen. Meine Gäste bringen Zöliakie und Lactoseintoleranz mit.

Falls es Freitag doch etwas länger dauern wird… meine DVD Sammlung ist bestens bestückt… eine dicke Rolle Zeichenpapier und viele Buntstifte warten auf ihren Einsatz… und dann wäre da auch noch Baron de Rothschild.

Der Freitag kann kommen.





Sonntag, 2. November 2014
Bœuf braisé au vin rouge
Bœuf braisé au vin rouge et gâteau aux framboises.

Der Gourmet-Event ist vorüber. Es lief nicht alles so, wie es sollte, aber es lief.

Begeben wir uns zuerst in den Feinkostladen.
Über mein Bandeja paisa war man geteilter Meinung. Zu wenig auf dem Teller, zu viel auf dem Teller, Hackfleisch zu dunkel, Speck zu hell.
Warum Avocado? Warum Banane? Warum Ei?
Warum Salz und Pfeffer auf der tarta? Warum keine verbale Keule?
Wenn ich alles kommentiert hätte, wäre ich nicht zum Kochen gekommen.
Nur maître Gayet fand den Teller gut wie er war. Nicht überfüllt und nichts angebrannt.
Merci!

Ich bekam zwei Bratenstücke und den Ratschlag, die Temperatur so gering wie möglich zu halten.

Zuhause begannen die umfangreichen Vorbereitungen. Ich hatte ein Rezept gefunden, bei dem man keine Eier trennen musste.





Ich war erstaunt, was sich aus Eiern und Zucker machen lässt. Der Teig wurde schaumig und füllte bald die Schüssel aus.
Mehl und Nüsse ließen ihn wieder etwas schrumpfen.
Im Ofen stieg der Teig hoch. Ich wendete wieder den Stäbchentest an. Danach sackte der Kuchen etwas ab.
Er war weich und roch wunderbar.
Während er abkühlte, mischte ich die Füllung. Ich hatte gemahlenen Agar-Agar gekauft. Er wird nicht glitschig und lässt sich gut verarbeiten.
Okay! Man soll nicht alles glauben, aber hoffen darf man.
Ich mischte Agar-Agar mit Wasser und hatte binnen Sekunden eine Hartgummiartige Masse in der Schüssel. Ob das so sein sollte? Aucune idée.
Nachdem ich etwas heißes Wasser dazugegeben hatte, wurde er gelleeartig und verband sich gerne mit der crème.
Ohne Klümpchen!
Die Sahne wollte sich nicht so richtig unter die crème mischen und so kam es, dass sie nicht ganz so locker leicht war, wie sie hätte sein sollen.

Okay! Man kann nicht bei jedem Event ein Wunder erwarten.





Ich stach kleine Törtchen aus dem Tortenboden und füllte die crème in die Tortenringe.
Jetzt musste alles im Kühlschrank fest werden.

Okay! Es lief alles gut und ich gönnte mir einen Cappuccino. Nur einen….





Danach bereitete ich das Gemüse vor. Oh je! Birnen, Zimt, Puderzucker und Vanilleschote. Das kann ja heiter werden.
Warum backe ich Törtchen, wenn das Dessert Bestandteil des Hauptgangs ist?
Nun ja! Warten wir’s ab.

Als erstes sollte Puderzucker karamellisiert werden. Danach sollte man Tomatenmark zugeben und alles kurz anrösten. Mit Wein ablöschen und einköcheln lassen.
Ha! Ein Rezept für mich gemacht.
Aber schon war auch das erste Problem aufgetaucht. Wie karamellisiert man Puderzucker?
Monsieur Internet hatte meine Frage schon erwartet. Schickte mir ein Video mit genauer Anleitung.

Ihr müsst Euch das jetzt so vorstellen: Laptop neben dem Herd, große Pfanne auf dem Herd, Holzlöffel, Puderzucker, Ich.
Ich hielt mich genau an die Vorgaben. Rührte nicht, solange der Zucker fest war, rührte ununterbrochen als der Zucker flüssig war. Wartete aufs schäumen. Oh!
Überbräunt und zääääh!
Zudem klebte er am Löffel und wollte nicht mehr aus der Pfanne.
Ich schabte das Zeug mit einem Messer vom Löffel. Ging ganz gut. Aber nun klebte das Zeug am Messer fest. Grrr!
Aber ich habe zum Glück meine Mary. Sie sagte, ich solle eine Wanne mit Wasser bereitstellen, damit ich Töpfe und Pfanne mit Verbrennungen kühlen kann.
Quatsch! Damit das angebrannte einweicht und sie es leichter entfernen kann.






Ich hoffte sehr, dass der überbräunte Zucker sich im Wasser auflösen würde.

Nächster Versuch! Das Gleiche noch einmal! Nun ja! In der Wanne war noch Platz….
Nächste Hilfe von Monsieur Internet. Diesmal schrieb der Koch, man müsse den Zucker ständig rühren, damit er sich gleichmäßig auflöst.
Ja was denn nun? Rühren oder nicht rühren! Grrr!
Okay! Ich rührte, aber es schäumte nicht. Ihr wisst inzwischen, dass ich in solchen Fällen improvisiere.
Ich gab das Tomatenmark hinzu und wartete, bis es cremig war.
Nun ja! Sagen wir mal so, auch diese Pfanne landete in der Wanne.
Nur der Vollständigkeit halber, muss ich noch erwähnen, dass Tomatenmark spritzt, bevor es sich in eine braune Masse verwandelt. Und Tomatenmark mit fast karamellisiertem Puderzucker klebt….

Jetzt habe ich ein paar Brandblasen an Mund und Kinn. Karamellisierter Puderzucker ist heiß und eignet sich in keinster Weise als Schönheitsmaske….
Ich meine ja nur… falls Ihr irgendwann einmal, in einer dieser vielen Frauenzeitschriften, etwas über neue Antifaltenmasken aus karamellisiertem Puderzucker lesen solltet.





Okay! Da mir das Rezept sowieso nicht verriet, was ich mit dem Zeug machen sollte, nachdem der Wein eingeköchelt war, musste ich wieder mal improvisieren.

Der Topf wurde erwärmt, bekam einen Hauch von Fett und es konnte losgehen. Braten rundherum leicht anbräunen, aus der Pfanne nehmen.
Ha! Geschafft! Nicht überbräunt! Ein kleines Wunder!
Bratensatz mit etwas Brühe ablöschen! ???
Löschen? Da hat es ausnahmsweise mal nicht gebrannt und ich soll löschen? Das verstehe wer kann.





Neuer Topf – Gemüse anrösten! Oh oh!
Anrösten???
Okay! Monsieur Internet wusste Rat.
Gemüse mit Margarine anbraten, bis sich eine knusprige Rinde bildet. Bei Bedarf mit Brühe ablöschen….

WOW! Ich war sprachlos. Abgesehen davon, dass das Gemüse ohne Fett angeröstet werden sollte und so etwas Ungesundes wie Margarine nie in meiner Pfanne landet…. Ich war nicht schlauer als zuvor.
Anrösten ist also nur ein anderer Begriff für anbraten? Mehr so ein scharf anbraten? Ich meine ja nur… wenn man schon vor Beginn gewarnt wird, es könne eventuell zur Überbräunung oder gar zum Kokeln kommen… man eventuell löschen muss….





Ich gab das Gemüse in die Pfanne, rührte und rührte und Ups….
Neuer Topf!
Wellness! Röste wer kann! Bei mir wird gewellnesst!
Das Gemüse wellnesste so vor sich hin. Ich gönnte mir einen Cappuccino.





Ich gab das Gemüse in die Pfanne mit dem Bratenansatz, den ich nicht abgelöscht hatte. Gab das Gemüse dazu, einen Löffel Tomatenmark und Rotwein.
Alles wellnesste zusammen in einem Topf und fühlte sich sichtlich wohl.
Ich legte das leicht angebräunte Fleisch hinzu und den Deckel auf den Topf.
Geschafft! Jetzt sollte das Ganze drei Stunden in den Ofen.
Non! Das würde wieder mal das Fleisch auf einer Seite austrocknen und leicht überbräunen.
Der Topf blieb auf dem Herd und ich hoffte das Beste.

Nach diesem Stress gönnte ich mir Cappuccino Nummer drei. Okay! Und Nummer vier!





Seid doch nicht immer so pingelig. Ob einen oder zwei. Ihr seid doch nicht meine Ärzte.
Abgesehen davon, meint der auch immer, ich trinke zu viel Cappuccino.





Jetzt mussten die Himbeeren auf die Törtchen. Das war simple. Sie gingen nicht unter, blieben brav auf der crème sitzen.
Aber dann!
Ich mischte Tortenguss mit Himbeersaft und Wein. Das ganze wurde gerührt, bis „es“ Blasen warf.
Oh ja! „Es“ warf Blasen. „Es“ warf Spritzer hoch und weit und meine Küche klebte erneut. Was heißt erneut… noch mehr.
Nun musste der Guss etwas abkühlen, bevor er auf die Törtchen durfte.
Irgendwie erwische ich nie den richtigen Moment, ich meine den Moment, wenn der Guss noch weich genug, aber nicht mehr zu heiß ist.
Beim ersten Versuch war er definitiv zu heiß. Die crème löste sich quasi auf. Bildete helle Schlieren im Guss und quoll als crème/Tortengussgemisch unter dem Tortenring heraus.
Was soll’s! Ein Törtchen weniger. Ich hatte noch vier….
Warten wir noch ein Weilchen….
Warten und warten sind zweierlei. Wer zulange wartet, häuft kleine Geleebällchen auf Törtchen. Sah zwar lustig aus, war aber nichts für die haute cuisine.
Okay! Alles auf Anfang. Neue Mischung, neuer Tortenguss….
Monsieur Internet um Rat gefragt… viele Tortengussrezepte… viele Videos… viel blabla… aber hat auch jemand meine Frage beantwortet? NON!
Von wegen, den Tortenguss sofort auf den Kuchen geben, damit er nicht zu fest wird.
Bitte… wenn die crème unter Schwund leiden soll….
Ich rührte solange, bis der Guss nicht mehr gar so heiß war, gab ein paar Tröpfchen auf die crème, hoffte das Beste und hatte Törtchen Nummer drei verloren.
Jetzt wurde es eng….
Nächster Versuch! Sagen wir mal so, für den Hausgebrauch ausnahmsweise, aber für die haute cuisine… non!
Das letzte Törtchen! Der Guss war nicht mehr weich, aber auch noch nicht sooo fest.
Nun, Ihr seht ja selbst, dass es für eine glatte Oberfläche nicht gereicht hat. Aber der Guss ist auf dem Törtchen.
Zudem geht die haute cuisine manchmal seltsame Wege. Da passt doch auch ein Törtchen mit gewellter Oberfläche.
Irgendwie haben meine Kuchen und Torten immer Probleme mit der Windstärke. Von wegen glatte See….

Oui! Ich genehmigte mir noch einen Cappuccino.





Dann waren die Karotten dran. Ich lag gut in der Zeit.
Dachte ich… bis es läutete. Ups!

Fabrizio, der vollendete Gentlemen. Weiße Rosen, Konfekt, gute Ratschläge wegen meiner Brandblasen.





Ich führte ihn in den Salon und er genoss die Gesellschaft von Baron de Rothschild.
Er hatte sich zwei Bücher auf sein iPad geladen. Mein weiß ja nie….
Signore Fabrizio, die Fassade des Gentlemen bröckelt. Tsss! Zwei Bücher… man weiß ja nie….

Ich ging zurück in meine Küche. Die Karotten warteten. Sie sollten in brauner Butter angedünstet werden. Braune Butter?

Oh! Monsieur Internet hatte diesmal viel zu tun. Er schickte mir eine Erklärung, die mir den Schweiß auf die Stirn trieb.
Butter so lange köcheln lassen, bis sie goldgelb ist. Bei diesem Vorgang verdunstet das Wasser und die Eiweißteile karamellisieren.
Mon Dieu! Tag des Karamells! Jetzt auch noch in der Butter.
Okay! Ich ließ Butter schmelzen und köcheln. Auf das Goldgelb wartete ich noch, als die Butter bereits kurz vor einer Farbe stand, die man wohl eher als Kokelschwarz bezeichnen konnte.
Nächster Versuch! Butter schmelzen lassen, rühren (Vielleicht hilft rühren?!?), goldgelb… non… dunkelbraun werden lassen… entsorgen.
Nächster Versuch! Wellnesstag für Karotten. Sie badeten so vor sich hin, freuten sich über die Gesellschaft der Vanilleschote und ich versuchte mich an karamellisierten Birnen.
Oh, lacht nicht schon wieder. Jetzt habe ich eine weitere Brandblase am Daumen und eine auf dem Handrücken.

Puderzucker in die Pfanne, rühren… rühren… Blasen! Ha! Blasen! Ich konnte es nicht fassen… Blasen! In der Pfanne, nicht auf mir….





Ich legte die Birnenscheiben hinein und schob sie durch die Pfanne.
Lacht nicht schon wieder! Ich traue diesem karamellisierten Puderzucker nicht.
Wenden! Weiter schieben… vom Herd nehmen.

Braten aus der sauce nehmen. Brühe samt Gemüse in ein Sieb geben… Gemüse etwas drücken… sauce zurück in den Topf… Mehlbrühe… rühren… Fertig!
Ups! Da sollte nochmal was karamellisiert werden, mit Cognac und trallala vermischt werden… zur sauce gegeben werden… Non! Ich bin fertig!
Fleisch in Scheiben schneiden, Karotten und Birnen dazugeben… Fertig!

Noch schnell das obligatorische Foto und Fabrizio konnte zu Tisch kommen.





Nun ja! Nicht gerade haute cuisine, aber immerhin, etwas Exotisches hat es…. Ist doch auch was.
Wer legt schon karamellisierte Birnen auf ein Stück Braten? Kein Koch für Ottonormalverbraucher. Der kocht davon Kompott.
Also ein Hauch haute cuisine.

Bewertung: Lecker, lecker, lecker!
Bon! Haken wir es als Erfolg ab.

Wechseln wir noch schnell die Tischdecke. Das Weineingießen über wir noch eine bisschen.
Die gute Bewertung hatte mich leichtsinnig gemacht.
Man darf sich nicht zu früh freuen. Es stand noch das Törtchen aus.
Wenn das nicht aus dem Tortenring kam, hatte ich kein Dessert.
Es ist dann auch leicht verunglückt. Klebte zu fest am Tortenrand.
Der Vanillespiegel sollte auch etwas anders aussehen. Aber ich bin nicht Bocuse!





Fabrizio war sehr angetan von meinem Dessert. Sehr lecker!

Okay! Jetzt dürfen wir uns freuen. Zweimal lecker, was will man mehr?

Jetzt stehen noch 20 Events an. Ich weiß nicht, wie viel Blasen es noch werden.

Aber die werde ich auch überstehen.



Freitag, 31. Oktober 2014
Die Sache mit der haute cuisine
Das dîner für den Gourmet.

Bœuf braisé au vin rouge et gâteau aux framboises.
Rinderschmorbraten in Rotwein und Himbeertorte.





Schon wieder Braten…. Mon Dieu! Bis diese riesigen Teile rundherum angebraten sind. Potentielle Brandgefahr!





Und dann auch noch Himbeertorte: Eigelb! Ich habe noch kein Gerät zum Eiertrennen. Meine Termine ließen mir keine Zeit zum Einkaufen.
Kann man Kuchen nicht mit ganzen Eiern backen? Immer diese Eierscheidungen.
Ich brauche so ein Gerät! Mal sehen, ob mir Mary morgen früh nicht so ein Teil besorgen kann.
Sie unterstützt mich damit ja nicht beim Kochen. Sie besorgt nur ein dringend benötigtes Küchenutensil.
Ich meine ja nur… so hat sie es künftig leichter… ob sie es aber leichter haben will…? Für sie ist das alles nur unnötiger
Okay! Sie muss das Teil nicht benutzen. Nur kaufen.

Jetzt hätte ich wegen des Eiertrenngerätes fast vergessen zu erwähnen, was mir Chloé noch ans Herz gelegt hat.
Ich soll mich anstrengen… es muss ja nicht unbedingt bei Fabrizio zum Super GAU kommen. Er wäre doch ein Gourmet. Liebhaber der haute cuisine.





Zudem mag sie ihn.

Okay! Ich mag ihn auch. Ich mag meine Gäste. Jedenfalls bevor sie ihr wahres Gesicht zeigen.





Ich bemühe mich immer… und ich strenge mich auch immer an….

Es liegt doch an ihr, mir einen leichten Auftrag zu geben.
Lacht Ihr schon wieder! Oui! Ich weiß! Was ist ein leichter Auftrag?
Spaghetti à la Mi…. Okay! Vergessen wir’s. Kochen wir bœuf braisé und backen eine Himbeertorte. Grrr!

Wir lassen uns ja nicht mehr aus der Ruhe bringen.
Non! Wir können nicht versprechen, dass die Härtetests unserer Töpfe und Pfannen abgeschlossen sind.

Aber wir beabsichtigen ruhiger zu werden.





Versprechen? Non! Wir versprechen nicht ruhiger zu werden. Wir pflegen unsere Versprechen einzuhalten.
Dass wir ruhiger werden, können wir nicht versprechen. Wir denken, eher friert die Hölle zu, bevor wir ruhiger werden.

So, werden wir wieder normal. Chloé erwartet also, dass es morgen ein besonderes dîner geben wird. Mit Schnickschnack sozusagen.
Ein Bröckchen Fleisch, ein Böhnchen, ein Stückchen Karotte, ein Zwiebelchen und ein paar Tröpfchen sauce über den Teller verteilt.
Ein Himbeertörtchen in der Größe einer Zahnfüllung. Angerichtet auf einem schokobestäubten Teller und mit glasiertem Minzblättchen garniert, dem man ein undefinierbares Etwas zur Seite gelegt hat.

Okay! Was die Menge angeht, da habe ich bekanntlich keine Probleme mit Miniportionen. Ich war schon einige Male froh, überhaupt etwas zu haben, das ich auf den Teller legen konnte.
Aber absichtlich en miniature? Non! Wenn dann etwas schiefgeht, habe ich am Ende einen leeren Teller.

Wir beabsichtigen nicht, morgen unterzugehen.

Zudem hassen wir staubige Teller und ungenießbaren Schnickschnack.





Wenn schon ungenießbar, dann sollte man wenigstens wissen, worum es sich dabei handelt.





N'est-ce pas ?

Wir werden sehen…. Ich werde wie immer mein Möglichstes tun.





Mittwoch, 29. Oktober 2014
Mittwoch
Mittwoch – Bekanntgabe meines nächsten Gastes – merci für die vielen Feedbacks – weiter geht’s!

Zuerst muss ich mal wieder sagen: MERCI!
Für die vielen Mails…
Für Eure Hilfe…
Für euren seelischen Beistand…





Kommen wir zuerst zum Kleppern.
Meine Annahme, dass es sich dabei um ein Wort aus einem Dialekt handelt, war richtig.
Man nennt es kleppern, weil beim Schlagen der Eier die Gabel immer an den Rand bzw. den Boden des Gefäßes schlägt. Das erzeugt ein klepperndes Geräusch. Ähnlich dem der Kleppern, die die schweigenden Glocken in der Osterzeit ersetzen.
Kleppern werden auch Ratschen genannt.
Darauf muss man erst mal kommen….





Trennung bzw. Scheidung der Eier:
Ich werde morgen auf die Suche nach dem Eiertrenner gehen. Ich habe mir bereits das Video angesehen. Das ist ein tolles Teil. Das MUSS ich haben.
Dann sind die Zeiten von Rührei endlich vorbei.





Einen hinter die Binde kippen.
Nun ja! Ich musste erst Monsieur Internet um Rat fragen, was das bedeutet.
Das ist zwar gut gemeint, aber Alkohol löst keine Probleme und vertreibt weder Wut noch Frustration.
Wenn ich mir jedes Mal einen hinter die Binde kippen würde, wenn es Probleme beim Kochen gibt, ich wäre Alkoholiker.





Thomas:
Nun ja! Manchmal ist es besser, einen Nörgler und Querulanten mit seinen eigenen Waffen zu schlagen.
Er wollte Banane und Avocado zum Dessert. Und er wollte Pfeffer und Salz.
Er hat bekommen, was er wollte….
Keine Sorge, es geht ihm gut….
Fragt sich nur, wer jetzt in der richtigen Spur läuft….
Non! Nicht alle meine Freunde haben einen an der Klatsche. Sie haben zwar alle ihre Macken, mal mehr, mal weniger liebenswert. Aber wer hat die nicht?





Somit kommen wir zu meinem nächsten Gast.
Fabrizio, 54, gewiefter Geschäftsmann, Liebling der Damenwelt, Segler, Surfer





Taucher und Liebhaber der haute cuisine.
Oui, das ist eine gute Frage. Jetzt, da ich es schreibe, Liebhaber der haute cuisine, frage ich mich auch, warum kommt er dann zu mir?

Okay! Er ist ein guter Freund und will sich, wie er sagt, dieses Erlebnis, nicht um alles in der Welt, entgehen lassen.
Anscheinend ist es so unvorstellbar, dass ich in der Küche stehe und den Kochlöffel schwinge, dass sich alle mit eigenen Augen davon überzeugen wollen.
Da nehmen sie auch in Kauf, dass sie essen müssen, was ich gekocht habe.





Ich bemühe mich doch immer, es wenigstens einigermaßen ansehnlich anzurichten….





Dienstag, 28. Oktober 2014
Eier
Hier ist er, der lange versprochene Beitrag über den Eierevent.

Ich muss sagen, kochen zu zweit macht Spaß. Es geht zwar alles doppelt schief, aber es macht Spaß.
Non! Es ist nicht die Art Spaß, die man immer wieder haben muss.

Ich war nur als Unterstützung da. Sozusagen als seelischer Beistand. Aber am Ende musste ich den Eierlikör zubereiten. Weil ich doch bereits Erfahrung gesammelt habe. Ha!
Sie meinte wohl, ich hätte noch ein paar Nerven mehr.
Marys Nerven machten endgültig die Fliege, nachdem ihr Versuch, Eierlikör herzustellen, etwas schief gelaufen war. Etwas!
Die Küche hat sehr gelitten und bedurfte einer Renovierung.

Ha! Ist das schön. Es ist nicht meine Küche!!!!

Das Chaos in Marys Küche, stand dem Chaos, das ich in meiner veranstalte, in nichts nach. Aber diesmal musste ich nicht putzen und wischen. Obwohl….

Doch lasst uns von vorne beginnen.

Harry hatte für jedes Gericht DREI! Eier zur Verfügung gestellt. Den Rest hätte Mary vorrätig.
Haha!

Zuerst einmal die Liste, die wir abarbeiten mussten. Also, genauer gesagt, Mary mit meiner Unterstützung abarbeiten sollte.
- Hartgekochtes Ei
- 5 Minuten Ei
- Spiegelei
- Rührei
- Pochiertes Ei
- Eierstich
- Omelett
- Pfannkuchen
- Eierlikör

So weit, so gut! ABER!
Ich erwähnte bereits, dass Mary eine ebenso unbegnadete Köchin ist wie ich selbst. Dementsprechend lief dann unser Eierevent ab.





Schon mal ein Ei ohne Eierkocher gekocht? Ich nicht! Mary auch nicht!
Jetzt lacht nicht – wir haben Monsieur Internet um Rat gefragt. Der weise Mann wird sich gedacht haben: „Die kann ja überhaupt nichts. Nicht mal ein Ei kochen. Jetzt gibt es sogar noch eine Verrückte mehr. Das kann ja heiter werden.“
Aber, er ist eben ein reizender, alter Herr und hat uns hunderte Antworten geschickt.

Wir legten das Ei in heißes Wasser und ließen es kochen. Inzwischen gaben wir das 5 Minuten Ei ins Wasser.
So standen zwei Töpfe, mit je einem Ei, auf dem Herd.
Wir hatten überlegt, nach 4 Minuten ein Ei zu dem ersten zu legen. Aber Ihr wisst ja selbst, ein Ei gleicht dem anderen. So verwarfen wir die Idee wieder und nahmen einen zweiten Topf.
Nach 5 Minuten wollten wir das weiche Ei aus dem Topf nehmen.
Ups! War das eine Sauerei. Schon mal ein geplatztes Ei gesehen?
Teile davon sind aus dem Topf gehüpft und waren dabei, sich auf dem Kochfeld einzubrennen. Der Geruch hielt sich noch in Grenzen.
Mary schaltete das Kochfeld ab und wir mussten warten, bis es sich abgekühlt hatte, damit sie es reinigen konnte.

In der Zwischenzeit genehmigten wir uns einen Cappuccino. Wir überlegten, warum das Ei geplatzt war und waren noch mit der Fehlersuche beschäftigt, als aus der Küche so ein seltsames Geräusch drang. Klack – klack – klackklack.
Ups! Wir hatten das hartgekochte Ei oder 9 Minuten Ei vergessen. Das Wasser war inzwischen verdampft, das Ei drehte sich im leeren Topf und schlug immer wieder an den Rand. Klack!

Ohoh!

Zwei kleine, harmlose Eier und dann das! Die Anforderungen meines ersten Kochevents – Ihr erinnert Euch? Coq au vin! Also, die Anforderungen waren bedeutend höher. Aber bei zwei kleinen Eiern zu versagen? Mon Dieu!

Okay! Das Kochfeld war abgekühlt, Mary gab ihr Bestes, um es zu säubern. Naja! Eingebranntes Ei ist hartnäckig!

Wir gaben erneut Wasser in den Topf und bewachten Ei und Wasser. Es hat etwas Gutes, wenn man Eiern seine ganze Aufmerksamkeit schenkt. Sie platzen nicht.
Allerdings sollte man 5 Minuten Eier in heißes Wasser geben, sonst sind es hartgekochte Eier.
Jetzt hatten wir zwei hartgekochte Eier. Leider hatte Ei Nummer eins die Tortur im heißen Topf nicht unbeschadet überstanden. Es hatte viele braune Flecken. Sah aus, als wäre es durch die Eierschale angebrannt. Ups!
Aber ein Ei hatte es geschafft. Es war hartgekocht. Ich konnte der Versuchung nicht wiederstehen und habe etwas dekoriert.





Ich musste dafür einen Teil meines Lunchs opfern.

Von wegen, den Rest hätte Mary vorrätig. Außer gähnender Leere hat sie nichts vorrätig.

Kommen wir zum nächsten Versuch, ein 5 Minuten Ei zu kochen. Heißes Wasser… Eieruhr… klingeling… fertig.





Nun ja! Man musste ganz schön tief buddeln, bevor man auf weiches Eigelb traf….

So! Nun mussten wir taktisch klug vorgehen. Wir hatten schließlich nur drei Eier pro Gericht. Sprich drei Versuche.

Nächster Punkt auf unserer Liste: Spiegelei.
Oho! Ich habe nach dem Eischneedesaster sehr viel Erfahrung im Aufschlagen eines Eies. Diese Arbeit überließ ich gerne Mary.
Aber! Sagen wir mal so, wir gingen zum nächsten Punkt auf unserer Liste weiter: Rührei.
Versuch Nr. 1: angebrannt
Versuch Nr. 2: aucune idée, wie man dieses Art der Zubereitung nennen könnte. Vielleicht Rührei mit braunen Sprenkeln?
Versuch Nr. 3: Moderne Kunst? Gummiherstellung?
Versuch Nr. 4: sah gut aus… aber… hart!
Okay! Punkt 4 abgehakt!





Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass wir jeden Versuch in der Hoffnung starteten, vielleicht ein Spiegelei zu braten….

Ich hätte gerne noch etwas Deko auf den Teller gelegt, Petersilie… gehackt oder geschnitten. Aber Mary hat so was nicht im Haus.





Okay! Sie hat kein Kräuterbeet. Sie muss auch nicht jede Woche kochen….

Kommen wir zu Punkt 5. Pochiertes Ei!
Ohoh!
Ei Nr. 1 landete als Eimischung in der Suppenkelle.
Ei Nr. 2 blieb heil. Allerdings verwandelte es sich im Wasser in eine Art Geist. Weiße Fäden schwebten durchs Wasser und sahen irgendwie gespenstisch aus. Aber auch faszinierend.
Julia Child riet, das Eiweiß schnell über da Eigelb zu ziehen. Tja! Leider hat sie vergessen zu erwähnen, wie man das macht.
So kam es, dass auch Ei Nr. 3 durchs Wasser geisterte.
Nun ja! Es waren nur Eier. Mich betrübten diese Geistereier keineswegs. Mary allerdings war einem Schreikrampf nahe.





Okay! Wir ließen die Geister etwas geistern und nahmen sie dann aus dem Wasser.
Sagen wir mal so: Es gibt zwei Arten hartgekochte Eier herzustellen. Die übliche, einfache (haha) Art, in dem man sie mit Schale ins Wasser gibt. Und dann ist da noch die etwas aufwendigere Art, die Eier ohne Schale in hartgekochte Eier zu verwandeln.
Wir nahmen die aufwendigere….





Es sah im Wasser schöner aus, als auf dem Teller. Obwohl man das Bild kommentieren muss, damit der Betrachter auch weiß, dass es sich dabei um ein hartgekochtes Ei handelt, das eigentlich ein pochiertes Ei sein sollte.

Unser nächster Punkt war Eierstich. Tja! Sagen wir mal so: Monsieur Internet schüttelt inzwischen nicht mal mehr den Kopf. Er hat sich damit abgefunden, dass ich keine Ahnung habe.
Kurz gesagt: Ich wusste nicht mal, dass es sowas gibt!

Okay! Jetzt muss ich mal wieder etwas lästern.
Wir fanden ein Rezept, in dem zu lesen war, man solle die Eier kleppern. Kleppern?!?
Oui! „Eier kleppern“! Wieder Monsieur Internet um Rat gefragt. Der dachte sich wohl: Jetzt spinnt sie völlig und schickte mir eine Auswahl von: meinten sie … klöppeln … Klapperschlange … Klepper … klappern…?
Non! Ich meinte Eier kleppern! Monsieur Internet wurde bockig und beharrte auf seiner Hilfsauswahl.
Okay! Wir gaben nach und gaben als Suche „kleppern“ ein.
Aha! Ein Brauch zu Ostern. Wenn die Glocken schweigen…. Dazu schweige ich jetzt auch….
Ich denke, es ist mal wieder ein Wort aus einem Dialekt, das vom Verfasser einfach ins hochdeutsch übernommen wurde.

So Leute! Was ist kleppern? Eier kleppern? Weiß das einer von Euch?

Mary verrührte Ei und Milch, würzte und gab alles in eine Form, die sie ins Wasserbad setzte.
Okay! Das Wasser kochte, schwappte durch das Lüftungsloch im Deckel der Form und naja!
Nächster Versuch! Inzwischen hatte die Nachbarin ein paar Kräuter gebracht. Mary hatte um Hilfe gebeten und sie war gekommen. Wohl auch aus Neugier. Sie konnte es nicht glauben, dass Mary kocht und wollte es mit eigenen Augen sehen.
So kam es, dass diesmal Petersilie im Eierstich war. Retten konnte der allerdings auch nichts.
Der Eierstich war bröcklig und naja, sah sehr unappetitlich aus.
Die Nachbarin meinte, Mary solle es mit weniger Hitze versuchen. Aber auch weniger Hitze machte nicht die Art Eierstich aus dem Eier-Milchgemisch, die auf den Bildern von Monsieur Internet zu sehen war.
Für einen weiteren Versuch fehlten die Eier und so machten wir ein Foto von dem Eierstich, der beim Verlassen der Form etwas aus der Form geriet.





Ihr werdet sicher verstehen, dass wir uns nach so vielen Eiern etwas erholen mussten. Ungefähr drei Cappuccino und einen Macchiato lang.





Okay! Es stand immer noch das Spiegelei aus. Da Mary die Eier mit solch einer Wucht aufschlug, dass wir öfter mal Teile der Eierschale aus der Schüssel fischen mussten, übernahm ich die Aufgabe, die Eier aufzuschlagen.
Ich muss sagen, meine Erfahrung in „wie sammelt man am besten Eierschalen aus aufgeschlagenem Ei“ wurde erweitert.
Nach zwei weiteren Rühreiern landete dann ein kompaktes Ei in der Pfanne.
Damit war meine Hilfestellung aber beendet und ich überließ Mary wieder den Herd.
Ich muss sagen, das war schön! Zusehen wie andere sich quälen!
Das Ei wurde bewacht, dass es nicht ankokelte. Tat es auch nicht. Dafür hatte es keine Zeit.
Nachdem das Eiweiß fest war, musste das Ei die Pfanne verlassen. Ups! Rührei!
Lacht nicht! Es ist nicht leicht, ein Rührei aus der Pfanne zu holen.

Oui! Ich bat mal wieder Monsieur Internet um Hilfe. Der schickte mir eine Auswahl an passenden Küchenutensilien. Und ein Video des britischen Fernsehkochs Gordon Ramsay.
Das sah bei ihm so einfach aus.

Nächster Versuch. Zum Glück schaffte ich es, das Ei unbeschadet in die Pfanne zu schlagen.
Wieder kurz stocken lassen und dann, mit sehr viel Glück und zittrigen Händen, schafften wir es mit vereinten Kräften, das Ei aus der Pfanne zu hieven.
Wieder keine Deko. Mary hatte die Petersilie für den Eierstich gebraucht.
Na ja! So sieht ein Spiegelei à la Mary aus.





Die kleinen Sprenkel wurden vom Salz verursacht. Woher sollten wir wissen, dass man Spiegeleier erst nach dem braten würzt?
Danach hatten wir Monsieur Internet nicht gefragt. Und das Video hatten wir nicht bis zum Ende angeschaut….

Eier sind schwierig. Wir brauchten eine weitere Pause. Oui! Ich trinke sehr viel Cappuccino.

Mary nahm die nächste Aufgabe in Angriff. Pfannkuchen. Ha! Mehl, Milch und Eier… und Klümpchen. Diese fiesen kleinen Dinger lösen sich nicht mal auf, wenn man sie mit dem Mixer traktiert.
Das sah nicht gut aus!
Wir hatten die Hoffnung, dass man sie nach dem backen nicht mehr sieht. Na ja!
Zum Glück war ausreichend Teig vorhanden. Sagen wir mal so – Pfannkuchen backen üben wir noch ein bisschen.
Okay! Der erste war angekokelt. Man kann eben nicht auf die Unterseite kucken. Man backt sozusagen mit der Nase. Backen nach Geruch.
Wenn’s angekokelt riecht, war der Pfannkuchen zu lange in der Pfanne.
Der zweite, nuuun ja…! Der weigerte sich doch strikt gewendet zu werden. Mary tat ihr bestes, aber ihr bestes reichte nicht.
Der dritte sollte von mir gewendet werden…. Ups! Ich glaube, das nennt man Kaiserschmarrn. Mit etwas Puderzucker hätte er sicherlich besser ausgesehen, aber Mary hat so was nicht in ihrer Küche.
Von wegen: den Rest hat Mary vorrätig.

Okay! Ich habe eine Mary, die Kühlschrank und Vorratsschrank auffüllt. Aber wenn ich kochen muss, dann muss ich selbst einkaufen.
Ich schreibe einen Einkaufszettel! Wie jede Hausfrau.
Mon Dieu! Atmen! Schreikrämpfe! Lachanfälle! Atmet!
Okay! Hausfrau! Nun ja! Ich gebe ja zu, der Begriff ist, im Zusammenhang mit mir, etwas ungünstig gewählt.
Hört auf zu lachen! Okay! Der Begriff ist ein völliger Fehlgriff um mich zu beschreiben!
Seid ihr jetzt zufrieden?

Zurück zum Pfannkuchen. Wir hatten noch Teig und starteten Versuch Nr. 4.
Pfannkuchen wenden! Wir haben dann nochmal Monsieur Internet um Rat gefragt.
Er meinte, dass man, mit ein wenig Übung, die Pfanne mit einem Ruck anheben solle, der Pfannkuchen würde sich lösen, in die Luft fliegen, umkippen und gewendet in der Pfanne landen.
Nun ja! Für „ein wenig Übung“ fehlte uns der Teig.
So blieben wir bei unserer Art, den Pfannkuchen zu wenden. Mal kurz mit dem Pfannenwender anheben, kleine Drehung des Handgelenks und mit sehr viel Glück geht das Ding nicht kaputt.
Und es ging nicht kaputt. Naja, nicht so richtig kaputt. Aber den Riss würde man nicht sehen. Wir hatten doch schon Pläne gemacht, wie man eventuelle Missgeschicke geschickt verstecken könne….

Wir haben das Teil gefüllt. Mit Nüssen, Rosinen und Schokolade.
Mangels Puderzucker eine Deko aus der Dose: Pfirsich.
Okay! Ich habe den Pfannkuchen fotografiert. Ich habe mich beeilt, aber die Füllung war schneller….





Da es nicht so gut aussah, musste der nächste Pfannkuchen her. Er war extrem hell und auch wohl nicht richtig gar. Aber mit unserer tollen Füllung…





sieht doch gut aus....

Gut – wenn man bedenkt, wer ihn gemacht hat…. Und das es sich nicht um Zitronenmelisse handelt….

Dann begann das Eierlikördesaster.
Wir hatten auch für den Likör nur drei Eier. Drei Eier hatten wir noch von den anderen Aufgaben übrig. Drei hatten wir noch für das Omelett.
Okay! Da wir inzwischen Übung darin hatten, Eierschalen aus dem Eigemisch zu fischen, würden wir für das Omelett nur zwei Eier benötigen.
Somit hatten wir 7 Eier für den Likör. Das hieß, dreieinhalb Versuche.
Das hieß aber auch, wir mussten sieben Eier aufschlagen, Eiweiß und Eigelb trennen und das ohne Verluste!
Aber wie wir das schaffen sollten?
Okay! Wir könnten aus den misslungenen Versuchen Omeletts braten. Das gab zusätzlich 2 Eier. Aber ob die das ganze retten konnten?
Egal! Da mussten wir durch.

Das Schicksal nahm seinen Lauf. Ich kann sagen, es war uns nicht wohlgesonnen.
Nachdem Mary mal wieder die Eier mit solcher Kraft aufgeschlagen hatte, dass sie bereits in ihrer Hand zum potentiellen Omelett wurden, übernahm ich das aufschlagen.
Aber, ihr könnt euch denken was geschah. Ich sage nur: potentielle Omeletts.

Jetzt konnten wir vier Omeletts braten, aber keinen Eierlikör herstellen.
Selbst wenn wir die restlichen Eier trennen könnten, war es noch lange nicht geschafft. Die Eigelbe mussten im Wasserbad aufgeschlagen werden.
Sauce hollandaise lässt grüßen…. Ich ahnte fürchterliches.

Dann hatte Mary eine Idee, die ich einfach nur eklig fand.
Sie würde das Ei aufbrechen und mir in die Hand geben. Das Eiweiß würde zwischen meinen Fingern durchlaufen und das Eigelb übrigbleiben.
Ich wundere mich immer noch, dass ich ihr nicht die Prügel ihres Lebens verpasst habe.
Es entstand eine hitzige Diskussion, die damit endete, dass ich die Eier aufschlug und ihr auf die Hand gab.

Mon Dieu! War das eklig. Wie das Ei so auf ihrer Hand lag und das Eiweiß zwischen ihren Fingern hindurch in die Schüssel tropfte.
Aber der erste Versuch gelang! Wir hatten ein Eigelb! Jubel!
Beim zweiten Versuch sah ich nicht hin und das Ei landete in der Schüssel.
Ups! Ich wollte mir doch nur diesen ekligen Anblick ersparen.
Beim nächsten Versuch sah ich kurz auf Marys Hand, bis das Ei sicher darauf gelandet war und sah dann weg.
Wir hatten unser zweites Eigelb. Darauf gönnten wir uns einen Cappuccino. Den hatten wir uns redlich verdient.

Dann konnte es weiter gehen. Die Eigelbe sollten jetzt über dem Wasserbad cremig geschlagen werden. Nach und nach sollten der Puderzucker und die Sahne dazu kommen.
Die Masse sollte in achten geschlagen werden. Das kam mir so bekannt vor….
Mary nahm den Schneebesen und fing an achten zu schlagen.
Sie stellte sich dabei so ungeschickt an, dass ich mich vor meinem geistigen Auge an ihrer Stelle sah. Jetzt wusste ich, welch klägliches Bild ich in der Küche abgebe….

Die Eigelbe hatten nicht mal ihre Konsistenz verändert, als Mary die Hand schmerzte.
Das konnte ich sehr gut nachvollziehen. Arbeiten mit ungewöhnlichen Arbeitsgeräten verursachen nun mal Schmerzen. Davon kann ich ein Lied singen. Was heißt ein Lied… Lieder!
Dann kam sie auf die Idee, das Rührgerät zu Hilfe zu nehmen. Böser Fehler!
Da Mary eine Frau der Tat ist, der schnellen Tat, und keinerlei Gefühle für Küchenarbeit hat, schaltetet sie das Gerät auf höchste Stufe.
Die Küche sah aus…. Ich war übersät mit Eispritzern. Und erst Mary….

Ich kann sagen, bei diesem Eierevent hatte ich ein déjà-vu nach dem anderen.
Und ich bin sehr froh, dass es nicht meine Küche war….

Nun ja! Wir wiederholten die Sache mit dem Eiertrennen. Wieder war es eklig. Aber wir konnten beide Eier auf diese Art trennen.
Dann begann Mary zu rühren. Die niedrigste Stufe… leider war die Geschwindigkeit immer noch zu hoch. Und wieder spritzte es die Küche voll. So leid es mir auch tat. Ich fing an zu lachen und konnte nicht mehr aufhören.
Ihr wisst schon, das Déjà-vu.
Mary sah mich an, als wolle sie mir jeden Moment den Hals umdrehen. Ich kann sie verstehen. Sie erlebte diesen Moment, in dem die Wut so stark wird, um sich normalerweise an unschuldigen Töpfen und Pfannen auszutoben.
Dieser Moment, in dem bei mir der Härtetest von diversen Töpfe und Pfannen beginnt. Ihr wisst schon, Handlichkeit, Flugeigenschaften, Landung etc.
Meine Freundin Mary blieb die Ruhe in Person. Sie schaltete den Herd aus, drückte mir das Rührgerät in die Hand, sagte: „Du bist dran! Du hast ja bereits Erfahrung gesammelt!“ Und weg war sie.





Tja! Die Sache mit der Schadenfreude. Oder der Spruch: Kleine Sünden straft der Herr sofort….





Da stand ich nun, mutterseelenallein in Marys Küche und überlegte, wie ich jetzt am besten die Eier trenne, als ein markerschütternder Schrei aus dem Garten drang.
Aha! Doch nicht so ruhig und beherrscht geblieben.

Ich genehmigte mir erst mal einen Cappuccino. Oui, ich weiß, zu viel Koffein.
Fünf Minuten später stand Mary in der Küche, als wenn nie etwas geschehen wäre.
Drückte mir zwei Eier in die Hand und sagte: „Aufschlagen!“
Schweigend trennten wir auch diese Eier. Nach getaner Arbeit verließ sie wortlos die Küche.
Ups! So schnell wird aus seelischem Beistand ein do-it-yourself!

Ihr erinnert Euch an die sauce hollandaise? In Anbetracht der Tatsache, dass wir sozusagen aus dem letzten Loch pfiffen, konnte ich mir keinen Patzer leisten.
Da diesmal mein letztes Mittel gegen den absoluten Super Gau nicht helfen würde (ich wüsste beim besten Willen nicht, wie ich Eier ein Wellnessbad gönnen könnte) musste Plan X her.
Die Küchenmaschine. Die rührte die Eigelbe mit dem Zucker schaumig. Ich gab erst Sahne, dann den Rum dazu und ließ die Maschine noch ein bisschen rühren.
Okay! Der Eierlikör war nicht so cremig, wie der, der aus der Flasche kommt, aber immerhin. Er war gelb.
Ich füllte ihn in eine kleine Flasche und machte schnell ein Foto, bevor er noch weiterschrumpfte.





Lacht nicht schon wieder. In der Rührschüssel litt er plötzlich unter akutem Volumenmangel.
Man konnte zusehen, wie er immer weniger wurde…
Die Sache mit dem achten Schlagen, über dem heißen Wasserbad, muss wohl einen Sinn haben.

Mary war noch immer nicht wieder aufgetaucht. So gönnte ich mir noch einen Cappuccino, entfernte die Eiermaske aus meinem Gesicht und wechselte mein T-Shirt (ich hatte drei Shirts eingepackt… als hätte ich es geahnt).

Plötzlich war sie wieder da. Sie war bei ihrer Nachbarin gewesen und hatte sich dort weiteres Grünzeug und Cocktailtomaten besorgt.
Ich nehme an, die Nachbarin hat Tage gebraucht, um sich von dem Schock zu erholen.
Stellt Euch vor, es läutet, ihr öffnet die Tür und ein Wesen steht vor Euch, dem die Eiermaske verläuft, das stetig vor sich hin tropft und Pfützen aus klebrigem Ei hinterlässt.
Ihr Sohn hingegen dürfte immer noch lachen. Er beginnt jedes Mal aufs Neue, wenn er Mary sieht….

Sie hielt mir Basilikum und Tomaten entgegen und grummelte: „Damit Du nicht wieder wegen der fehlenden Deko meckerst.“
Nun ja! Ich kenne das Gefühl, wenn die Nerven blank liegen. Haken wir das ganze unter Freundschaft ab.

Sie war erfreut, die gefüllte Flasche zu sehen, verkniff sich einen Kommentar bezüglich des stetigen Schwundes und holte uns noch zwei Cappuccino.





Während wir unseren Cappuccino tranken, las Mary mir vor, was Monsieur Internet noch zu der Zubereitung von Eierlikör zu sagen hatte.
Aus dem übrig gebliebenen Eiweiß können Sie Makronen backen. Sie können zu dem Eierlikör gereicht werden.
Jetzt nahm er uns auch noch auf den Arm. Der weise, alte Mann ging haarscharf an einer Tracht Prügel vorbei.

Nachdem sie sich notdürftig gereinigt hatte, machten wir uns an die letzte Aufgabe.
Omelett!

Okay! Ich musste auch diesmal Monsieur Internet um Rat fragen.
Ich denke, er hatte gemerkt, dass er sich beim Eierlikör zu weit vorgewagt hatte und schickte uns ein ganz simples Rezept.
Eier verrühren, in die Pfanne geben, stocken lassen. Nicht wenden!
Allein durch dieses „nicht wenden“ hatte er seinen faux-pas wiedergutgemacht.
Diesem Omelett durfte nichts geschehen. Ich denke, diesmal wäre ich ausgerastet.
Dann tat Mary etwas, dass ich äußerst seltsam fand. Sie briet das Omelett belegte es mit getoastetem Baguette würzte alles, belegte es mit Tomaten und geriebenem Käse und überbackte alles kurz im Backofen. Noch etwas Deko und fertig war das Omelett.





Das sah gut aus. Aber wer würde glauben, dass es Marys Werk war?
Non! Es käme garantiert niemand auf die Idee zu behaupten, ich hätte das Omelett gemacht.
Ich ahnte. Woher sie diesen Geistesblitz hatte.
Lachend gestand sie, dass Ms. Nowack ihr einen Crashkurs in der Zubereitung von Omelett gegeben hatte.
Das erklärte alles!

Warum haben wir die Gute nicht als stillen Beobachter zu unserm Eierevent geladen? Es hätte alles so viel einfacher sein können.

Der Tag der Eier ist schon lange vorüber.
Mary wird ihren nächsten Urlaub, zusammen mit ihrem Mann, anstatt allein, auf den Bahamas verbringen.
Er wird, unter Palmen, am Strand liegen, anstatt in den Bergen herum zu kraxeln.
Harry ließ die Küche renovieren und wird nie wieder auf solch eine absurde Idee kommen.

Der Eierlikör litt noch eine Weile unter Schwindsucht und erinnerte nur noch durch die Farbe an das, was er war, besser gesagt, sein sollte.

Als Dank für den Beistand, hat Mary versprochen, alsbald meiner Einladung zu folgen und mein Gast zu sein.
Das alsbald dehnte sie dann allerdings auf den drittletzten Event aus.
Egal! Hauptsache sie kommt.

Mein Bedarf an Eiern wäre für ewige Zeiten gedeckt, wenn da nicht noch meine Wette im Raum stünde.
Aber da muss ich durch. Leider bin ich die nächsten Wochen nicht die seelische Unterstützung, sondern muss selbst zum Kochlöffel greifen.

Aber ich habe mal wieder erlebt, dass es etwas Wunderbares ist, eine Wette zu gewinnen.
Ich kann es kaum erwarten, dass es endlich so weit ist.





Sonntag, 26. Oktober 2014
Bandeja paisa y tarta María Luisa
Ein anstrengender Freitag liegt hinter mir.
Bandeja paisa – ein Mehrgänge Menu auf einem Teller. Die Avocado zu zerteilen war das simpelste an dem Gericht.

Aber dazu später mehr. Gehen wir zuerst in den Feinkostladen.
Dort war man sich nicht sicher, ob das Filet de porc demi anglais oder bien cuit war. Es sei auf dem Foto nicht gut erkennbar gewesen.
Ich muss mich wundern, über was sich die Leute die Köpfe zermartern.
Es spielt doch keine Rolle mehr, der Event ist vorüber.
Neue Aufgaben warten.

Ich hatte doch tatsächlich die Nacht damit verbracht, ein Rezept zu finden, ohne diese Schweinefüße.
Irgendwann gab ich auf und beschloss, dass ich stattdessen ein Stück Bauchfleisch nehmen würde. Das hat ebenfalls eine Schwarte und besteht aus einer Mischung von Fett und Fleisch. Alles ist besser als Schweinefüße.

Diesmal war von maître Gayet keine Hilfe zu erwarten. Er hatte noch nie etwas von diesem Gericht gehört.
Sie hatten alle gegoogelt, um zu sehen, was ich als nächstes kochen muss.
Verständlich, man muss doch wissen wie die Dinge normalerweise aussehen, um zu vergleichen, wie nahe meine Kreationen dem Original kommen….

Jetzt hätte ich einmal die Chance gehabt, zu sagen, dass muss so aussehen… dann macht mir Monsieur Internet einen Strich durch die Rechnung und schickt dem Personal des Feinkostladens Fotos….

Okay! Zuhause verteilte ich die einzelnen Zutaten auf Teller und versah sie mit Zettel, damit ich nicht durcheinander geriet. So viele Zutaten hatte ich noch nie zuvor in meiner Küche.
Ich sagte doch bereits, ein Mehrgänge Menu auf einem Teller.
Mein Kühlschrank platzte fast, nachdem ich ihn gefüllt hatte.

Dann ging‘s los. Kuchen backen. Der Kuchen bestand aus drei Schichten.
Zuerst sollten die Kekse zu grobem Mehl zermahlen werden. Da der Feinkostladen diese Kekse nicht führt und auch niemand wusste, worum es sich bei diesen Keksen handelt (Die Kuchenbäckerinnen waren sich mal wieder nicht einig, welche Kekse man nehmen muss und so kam, was immer kommt: Jeder bevorzugte eine andere Sorte).
Selbst Monsieur Internet war überfragt. Das kommt wirklich selten vor. Völlig verzweifelt schickte er mir seltsame Antworten. Kekse waren allerdings nicht darunter.
So nahm ich Cornflakes. Konnte nicht mehr als schief gehen….

Ich mahlte die Cornflakes zu grobem Mehl. Okay! Was ich mir so unter grobem Mehl vorstelle. Ich weiß wie weißes Mehl aussieht, aber grobes Mehl…?
Ich gab Butter, Kokosflocken und gemahlene Mandeln hinzu und überließ alles der Küchenmaschine.
Ups! Ich hatte gelesen, dass man den Teig mit den Händen kneten solle. Jetzt weiß ich auch warum. Die Maschine knetete und nach zwei-dreimal kneten, hatte sich der Teig am Knethaken festgeklumpt.
Dann kam, was ich so heiß und innig liebe – kneten mit den Händen. Irgendwann habe ich ausgeblendet, dass es sich dabei um Kuchenteig handelt und habe mir vorgestellt, es wäre Ton. Und siehe da, plötzlich ging es mir viel leichter von der Hand.

Das kneten war einf… non… simple. Aber dann sollte der Teig ausgerollt werden und anschließend in die Form gelegt werden.
Tja! Der Teig war sehr anhänglich und klebte teils am Nudelholz, teils an der Arbeitsplatte. Von ausrollen konnte keine Rede sein.
Ich verteilte die Puzzleteile in der Kuchenform und drückte sie mit den Händen fest.





Sieht doch gut aus….

Dann mussten die Zutaten für die zweite Schicht gerührt werden. Eigelb, Zitronensaft und Kondensmilch.
Non! Ich bin nicht verrückt. Da musste Kondensmilch rein. Kondensmilch ist das, was die Deutschen immer noch als Dosenmilch bezeichnen.
Da ich nur Rezepte auf Spanisch fand, hatte ich zuerst gedacht, ich hätte einen Fehler bei der Übersetzung gemacht. Dann, es wäre ein Fehler der Bäckerin. Aber, als auch im vierten Rezept leche condensata stand, glaubte ich es.

Ich hatte drei Kartons Eier gekauft. Mary ahnte bereits, dass es mal wieder Rührei geben würde. Sie hatte versprochen, künftig auch mal Kuchen für die Zweibeiner zu backen, anstatt immer nur Rührei für die Vierbeiner….
Aber das nur so am Rande. Ich hatte selbstverständlich auch wieder Eigelb und Eiweiß im Glas gekauft.

Dann nahm das Schicksal seinen Lauf. Ich war bereits beim zweiten Karton angekommen und hatte schon ein Ei getrennt, als es läutete.
Mein Freund Mäx. Als er hörte, dass ich Eier trenne und schon ein Eigelb hatte, fing er an zu lachen. Das könne doch nicht sooo schwer sein.
Was dann geschah, versetzt mich immer noch in Staunen. Er nahm ein Ei nach dem anderen, schlug sie auf und trennte Eiweiß und Eigelb voneinander.
Mein mühevoll getrenntes Ei schüttete er zu dem Rührei.
Okay! Ich gebe es zu. So richtig getrennt waren Eigelb und Eiweiß doch nicht….

Chloé möge über diese Hilfe hinwegsehen. Ohne Mäx hätte ich wohl 35 Eier in Rührei verwandelt, festgestellt, dass mein Eigelb doch nicht nur Eigelb war und anschließend zu dem Eigelb im Glas gegriffen….

Okay! Zurück zu der zweiten Schicht. Die Küchenmaschine rührte Eigelb, Zitronensaft und Kondensmilch zu einer cremigen Masse. Die Zutaten vermehrten sich so stark, dass die Masse fast über den Rand der Schüssel quoll.
Ich gab die Masse auf den Boden der ersten Schicht und stellte die Kuchenform in den Ofen.





Das nächste Problem war da. Auch die kolumbianischen Bäckerinnen backen Daumen mal Pi.
Solange backen, bis der Teig eine Quarkähnliche Konsistenz hat… backen bis sich der Teig leicht verfärbt… backen bis der Teig keine Blasen mehr schlägt… backen bis der Teig nicht mehr atmet.
UFF!
Wann hat der Teig eine Quarkähnliche Konsistenz? Wie prüfe ich das?
Was versteht die Bäckerin unter leicht verfärbt? Die Aussage war mir zu wage. Ihr wisst doch, dass sich bei mir in Bruchteilen von Sekunden etwas von hell in stark überbräunt verwandelt. Das Risiko wollte ich nicht eingehen.
Bis der Teig keine Blasen mehr schlägt. Bis er nicht mehr atmet.
Weinen! Ich musste etwas falsch gemacht haben. Mein Teig schlug keine Blasen und atmete erst gar nicht.
Während ich noch über die Backzeit grübelte, bräunte der Kuchen so vor sich hin. Ich beschloss, die Backzeit war beendet und nahm ihn aus dem Ofen.





Keine Blasen, nicht geatmet, nicht leicht verfärbt und schon gar nicht Quarkähnlich!
Oh! Oh!

Nun sollte der Kuchen kurz mal abkühlen, etwas ausdampfen, fingerwarm werden, leicht durchhärten.
Durchhärten – jeder Heimwerker kennt das. Aber wie sieht leicht durchhärten bei einem Kuchen aus? Wie fühlt es sich an?
Oh! Wie gerne hätte ich in diesem Moment etwas Sinnvolles getan!

Ich beschloss, der Kuchen hätte solange Ruhe vor mir, bis ich Schicht Nummer drei fertig hatte. Baiser!
Nachdem mir Monsieur Internet hilfreich zur Seite getreten war (er hatte sich große Mühe gegeben, nach der Blamage mit den Keksen), nahm ich den meringue (spanisch für Baiser) in Angriff.
Das Eiweiß verwandelte sich in Schnee, sehr festen Schnee. Ich ließ Puderzucker einrieseln und der Schnee verfestigte sich noch mehr.
Dann musste der Schnee auf den Kuchen. Das hört sich so einf… simple an. Gestaltete sich allerdings schwierig. Wie gesagt, der Schnee war sehr fest.
So kam es, dass die Baiser Masse nicht in sanften Wellen auf dem Kuchen landete. Es war mehr so stürmische See.
Aber etwas künstlerische Freiheit sei mir gestattet.
Sanfte Wellen, das kann doch jeder (außer mir).

Wieder musste der Kuchen in den Ofen. Wieder, bis er sich sanft gebräunt hatte.
Warum kann man nicht schreiben: 10 Minuten, zweite Schiene, 160°?
Nicht jeder besitzt dieses Bauchgefühl, das einem sagt: „Es reicht!“
Nun ja! Wenn ich mir die Fotos betrachte, die mir Monsieur Internet geschickt hat, so muss ich sagen, anscheinend sind die Zeitgefühle eines jeden Bauches verschieden. Von hell bis dunkel sind da alle „sanft gebräunt“ Varianten vertreten.




Ich muss sagen, meine Windstärke acht ist noch rechtzeitig aus dem Ofen gekommen. Ich habe aber auch den Timer jede Minute piepen lassen, damit mir dieser böse Punkt des überbräunens nicht zuvorkommt.





Nachdem der Kuchen endlich aus der Form war (was sich auch nicht so einf… simple gestaltete, wie es sich las), gönnte ich mir zwei Cappuccino.
Ich war mir sicher, dass das Mehrgänge Menu auf einem Teller nicht pünktlich auf dem Tisch stehen würde. Da kam es auf die Zeit für die Cappuccinos auch nicht mehr an.

Non! Inzwischen ist es mir egal, ob pünktlich aufgetischt wird oder mit einer mehrstündigen Verspätung.
Man soll Stress vermeiden, wo immer es geht. Kein Stress ist schlimmer, als der, den man sich selbst macht. Deshalb habe ich beschlossen, künftig stressfreier durch die Kochevents zu kommen.
Meine Gäste haben Baron de Rothschild an ihrer Seite und ihr iPad zur Unterhaltung. Was bedeuten da schon ein, zwei Stunden mehr in meinem Salon?

Okay! Kommen wir zum Mehrgänge Menu auf einem Teller.
Arepa! Der nächste Teig! Ruck zuck war der Teig fertig. Ich rollte ihn aus (oui, es war eine Katastrophe), knüllte ihn wieder zu einem Klumpen und rollte kleine Bällchen. Die wurden plattgedrückt und schon hatte ich meine Arepas.
Sie sahen zwar unwesentlich anders aus, als die Originale, aber was soll’s.
Da die Arepas warm serviert werden sollten, stellte ich die Rohlinge zur Seite.

Ich hatte vorgekochte Bohnen gekauft, da mir zum Einweichen nicht genügend Zeit blieb. Die Bohnen kochten mit dem Schweinebauch in einem Topf vor sich hin, während ich das Hogao zubereitete. Das besteht aus Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Kümmel und Koriander.
Das fertige Hogao wurde unter die Bohnen gemischt und alles zusammen musste weiter vor sich hin kochen.

In der Zwischenzeit bereitete ich das Hackfleisch zu. Laut Rezept sollte ein Steak gebraten und anschließend durch den Fleischwolf gedreht werden.
Ihr wisst, dass Steaks und ich uns im Kriegszustand befinden. Deshalb hatte ich es vorgezogen, bei maître Gayet Hackfleisch zu kaufen.
Mit Hackfleisch habe ich inzwischen auch die ein oder andere schlechte Erfahrung gemacht. Warum sollte es diesmal anders sein?
Et voilà! Dem Hackfleisch war es egal, dass sich in der Pfanne nur ein Hauch von Fett befand. Es sprang umher, hüpfte aus der Pfanne und wollte sich partout nicht bräunen.
So kam, was in diesem Fall immer kommt - Wellness!
Hackfleisch liebt Wellness. Es wellnesste in der Pfanne so vor sich hin und bräunte sich langsam und stetig.

Ich kochte Reis, schälte Bananen und schnitt sie in Streifen. Pellte die Avocado und zerteilte sie.
Die Chorizo kamen in die Pfanne und der Speck gesellte sich dazu. Alles brutzelte so gemütlich vor sich hin, dass man auf den Gedanken kommen konnte, sich einen Cappuccino zu gönnen.

Hätte ich jetzt dieses Bauchgefühl besessen, hätte es mir sicherlich gesagt: „Lass es!“ Aber mein Bauch war sprachlos.
So nahm das Schicksal seinen Lauf und ich eine neue Pfanne zur Hand.

Es läutete und meine Gäste kamen. Sie waren mitten in einem Streitgespräch, dessen Ursache sich mir leider nicht offenbarte.
Thomas rümpfte kurz die Nase, meinte ich würde die Umwelt verpesten, drückte mir einen Ökobeutel in die Hand und stritt weiter mit Vera.
Die gab ihm contra und beide folgten mir in den Salon.
Dort stellte ich ihnen Baron de Rothschild zur Seite und flüchtete in die Küche.

Ab und zu haben kleine Missgeschicke auch ihren Vorteil. Ich überlegte einen kurzen Augenblick, wirklich nur einen kurzen, ob ich vielleicht noch einen Cappuccino trinken sollte, während Chorizo und Speck in der Pfanne bräunten….
Aber man sollte Lebensmittel nicht vorsätzlich vernichten.

Während ich meinen Cappuccino trank, bewachte ich Chorizo und Bauchspeck. Briet die Bananen in wenig Butter. Nahm den Reis aus dem Wasser und gab ihn in eine Form.

Jetzt fehlte nur noch das Spiegelei. Oh! Hört auf zu lachen. Ich hatte einen vierten und fünften Karton Eier besorgt. Nur für die beiden Spiegeleier!
Die Chancen standen also 2:24. Fragt sich nur für wen!
Okay! Mary wird einen weiteren Kuchen backen müssen.
Erst der achte Versuch gelang. Das Eigelb saß zwar nicht schön mittig, als das Ei in der Pfanne landete, aber immerhin war das Ei heil geblieben.
Versuch Nummer 15 gelang ebenfalls. Allerdings wurde in der Pfanne Rührei daraus. Mit Ei Nummer 19 hatte ich mehr Glück.

Da ich bereits Erfahrung gesammelt hatte, bei dem Eiertag mit Mary (meiner Freundin Mary) (UPS! Ich habe diesen Tag völlig verdrängt. Der Beitrag kommt noch. Versprochen!), wusste ich, dass es nicht damit getan ist, das Ei heil in die Pfanne zu kriegen und auch das braten heil zu überstehen, man muss es auch noch aus der Pfanne holen – unbeschädigt!

Ich hatte also diese winzigen Eier in eine große Pfanne gegeben. So war es einfacher, sie wieder herauszuholen.
Zuerst richtete ich alle anderen Zutaten auf den Tellern an. Garnierte mit Avocado und gab zum Schluss noch die Spiegeleier dazu. Es wäre fast auf den letzten Zentimetern schiefgegangen. Wie man auf dem Foto unschwer erkennen kann. Aber es blieb heil!
Was man vom Ei auf Veras Teller nicht sagen kann. Dort hatte sich das Eigelb selbstständig gemacht und unters Hackfleisch verzogen.

Ich machte noch schnell das obligatorische Foto und rief meine Gäste, die immer noch stritten, zu Tisch.





Thomas beäugte seinen Teller und während er die Stirn in Falten legte fragte er, ob mir die Teller ausgegangen seien oder ob es einen anderen Grund gäbe, weshalb ich alles auf einen gehäuft hätte.
Und wieder brach zwischen meinen Gästen ein Streit aus.

Hatte ich es mir Mittwoch noch verkniffen, so will ich es heute gerne nachholen. Thomas ist ein notorischer Nörgler und Besserwisser. Er tarnt es gerne als „Scherz“ und „kleiner Spaß“.
Allerdings gehen diese Scherze oftmals unter die Gürtellinie und sind boshaft und verletzend.
Die Frage nach den ausgegangenen Tellern ist harmlos, im Vergleich zu dem, was er sonst so loslässt.
Aber wenn man ihn kennt und trotzdem einlädt, ist man wohl oder übel selbst schuld.

Vera schmeckte es gut. Sie war begeistert von der Vielfalt der Speisen und der Harmonie der einzelnen Zutaten.
Dass ich mal wieder das Würzen vergessen hatte erwähnte sie nur beiläufig und machte regen Gebrauch von Pfeffer- und Salzstreuer.
Thomas hingegen sezierte jede Zutat verbal. Das Hackfleisch war zu dunkel und zu fade. Die Bohnen waren verkocht und das Gematsch dazwischen müsse auch nicht sein.
Der Reis schmecke wie Papier.
Wie er das beurteilen könne, fragte Vera. Ob er sich in den verschiedenen Papiersorten gut auskenne und wisse, welche Papiersorte dem Geschmack des Reises nahe kam.
Ein weiterer Streit zog auf. Doch noch war es ihm wichtiger, mein Essen zu verurteilen.
Der Speck war zu knusprig und die Bananen zu weich.
Alles in allem sei das Essen zu fett und die Avocado samt Banane gehörte wohl eher auf den Dessertteller.
Wow!

Obwohl ich öfter Zeuge seiner Ausbrüche war, so zählte ich noch nie zu seinen Opfern.
Den aufkeimenden Zorn versuchte ich noch mühsam zu schlucken. Aber dann hagelte es Kritik an meinem Haus, das nicht ökologisch genug war.
Meiner Einrichtung, die teilweise etwas zu extravagant sei und in keinster Weise zusammenpasse.
Meinen Autos, die zu viel Sprit schluckten und zudem die Umwelt verpesten würden.
Meinem Garten, in dem keine einheimischen Gewächse zu finden seien.
Meine Garderobe sei zu….





Als meine Hände sich zu Fäusten ballten, verließ ich fast fluchtartig das Zimmer. Gewalt ist keine Antwort, pflegte schon mein arrière-grand-père zu sagen.
Aber Rache ist süß und gehört zu den Dingen, die das Leben manchmal so liebenswert machen.

Ich hatte noch eine Kochbanane. Die schnitt ich in Scheiben und briet sie kurz und knackig. Und ich würzte! Und diesmal hatte ich ein Gefühl für Pfeffer. Meine schwarze Seele frohlockte.

Ich schnitt eine Avocado auf und würzte sie mit so viel Zitronensaft, wie sie unbeschadet aufnehmen konnte.
Dann war die tarta María Luisa an der Reihe.





Eine ordentliche Prise Salz und weißen Pfeffer (nicht nach Bauchgefühl, sondern … ha!). Alles wurde wunderbar auf einem Teller drapiert und dann konnte es losgehen.
Meine schwarze Seele frohlockte erneut. Ich wusste, er würde alles aufessen. Das tat er immer. Auch wenn es ihm noch so wenig mundete.

Vera sah etwas irritiert auf ihren Teller, dann auf den Teller von Thomas. Sie sah mich an und konnte sich das Lachen kaum verkneifen. Sie ahnte anscheinend, was da kommen würde.
Oh non! Das konnte sie nicht mal ansatzweise erahnen….

Thomas sah sie triumphierend an. Man müsse den Leuten nur sagen, wo’s langgeht und schon laufen sie in der richtigen Spur.

Und meine schwarze Seele frohlockte erneut. Und sie jubelte, als er den ersten Bissen im Mund hatte.
Der Schock stand ihm im Gesicht. Er tat, als gäbe es nichts Außergewöhnliches und aß weiter.
Die Tränen schossen ihm in die Augen und sein Gesicht färbte sich langsam dunkelrot. Schweiß trat ihm auf die Stirn.
Aber er aß weiter. Anscheinend hatte er seine Lektion verstanden und daraus gelernt. Er wäre nie so weit gegangen, das Dessert nicht aufzuessen und sich eine Blöße zu geben.

Meine schwarze Seele tanzte Samba. Ich wusste, Veras Seele tat es meiner gleich, da sie sich nun vorstellen konnte, was es mit Thomas Dessert auf sich hatte.

Der restliche Abend verlief sehr harmonisch. Das kleine Teufelchen in mir lehnte sich entspannt zurück und erfreute sich seines Sieges.

Jetzt sind es noch 21 Events. Ich verstehe jetzt, warum Frauen gerne zu Gift greifen, wenn sie jemanden über den Jordan schicken wollen.
Wenn das Opfer es merkt, ist es zu spät….

Keine Sorge, Thomas erfreut sich immer noch bester Gesundheit. Aber ich denke, sein Lästermaul wird eine ganze Weile schweigen.
Er wird auch nie ein Wort über diese Sache verlieren. Er hat Vera gebeten, darüber Stillschweigen zu bewahren.

Aber da ist noch die Sache mit dem Blog….





Wünsche Euch allen eine schöne Woche.

PS: Da fragt mich doch Mary Samstagmorgen, was da auf dem Blech vor sich hin trocknet.
Ups! Die Arepa Rohlinge. Die hatte ich wohl etwas zu weit zur Seite gestellt!
Schließlich waren sie hinter einem Berg Geschirr verschwunden.
Aus den Augen, aus dem Sinn….





Freitag, 24. Oktober 2014
Ausflug in die kolumbianische Küche
Nachdem ich bereits Monsieur Internet befragt habe, kann ich sagen, dass wir morgen einen Ausflug in die kolumbianische Küche machen werden.

Bandeja paisa und tarta María Luisa.
Ich muss sagen, die Fotos erinnern mich sehr an english breakfast.
Allerdings nehmen die Kolumbianer das Gericht nicht zum Frühstück ein.

Da mir Monsieur Internet bereits einige Rezepte geschickt hat, muss ich sagen: NON!

Eine Zutat von Bandeja paisa sind Schweinefüße. NON!
Keine Schweinefüße! Auch wenn ich die ganze Nacht damit zubringen muss, ein Rezept ohne diese Füße zu finden. Ich koche keine Schweinefüße!

Ansonsten werde ich wie immer mein Möglichstes tun.





Mittwoch, 22. Oktober 2014
Zwei Universen prallen aufeinander
So schnell geht eine Woche vorüber. Wieder mal Mittwoch!
Wieder neue Gäste. Diesmal zwei Mediziner.

Vera, Amerikanerin, Mitte fünfzig, Mutter eines Sohnes, Großmutter eines zwei Tage alten Mädchens. Kinderärztin, leidenschaftliche Motocross Fahrerin, bekennender Schokoladenfreak.





Thomas, Engländer, unwesentlich älter, Internist, Computerfreak und bekennender Nichtautofahrer.
Besitzt ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein und liebt es, seine Mitmenschen mit Ökobeuteln zu beschenken.





Oui, man kann sagen, Vera und Thomas, zwei Universen prallen aufeinander.
Non! Sie sind kein Paar. Wenn Ihr sie kennen würdet, wüsstest Ihr, dass diese Beziehung nie funktionieren würde….

Ich muss jetzt ehrlich sagen, dass ich mich freuen würde, wenn ich Freitag viel Zeit in meine Küche zubringen müsste.
Auf die Streitgespräche der Beiden kann mein Nervenkostüm an einem Tag des Kochens verzichten.

Sie hassen und sie mögen sich. Sind die besten Freunde. Auch wenn es für alle anderen ein Buch mit sieben Siegeln bleibt.

Ich werde Euch darüber berichten, wie sehr sich die Beiden Freitag in die Wolle kriegen. Ich muss sagen, es wäre ein wirkliches Wunder, wenn sie sich mal vertragen würden.
Aber ich glaube, eher lerne ich kochen, als das zwischen den beiden Frieden und Einigkeit herrscht.

Sie können es kaum erwarten, meine Gäste bei einem Event zu sein.

Nun ja! Wir werden sehen, ob sie es Freitagabend bedauern….