Indisches Curry mit Reis. Oho!
Ich hatte diesmal wirklich gedacht, das ist einfach und es kann nichts schiefgehen. Tja! Die Realität…!
Aber wie immer, fangen wir ganz von vorne an. Ich machte meine Einkäufe beim Feinkosthändler. Oh ja! Die Damen kommentierten alles. Vor allem die Größenverhältnisse der Speisen auf dem Teller, hatten es ihnen angetan.
Okay! Das Filetsteak war klein. Dafür waren die Macaires etwas größer. Über die Karotten breiten wird den Mantel des Schweigens.
Aber was soll‘s! Das ist vorbei und ich muss mich dem kommenden stellen.
Fleisch und Gemüse waren schnell eingekauft.
Die längste Zeit verbrachte ich vor den riesigen Gewürzregalen. Das Curry will soviel außergewöhnliche Gewürze, das hat eben etwas länger gedauert.
Zuhause machte ich mich wieder an die obligatorischen Vorbereitungen.
Die Küche braucht dringend eine Renovierung. Ich muss unbedingt den Maler beauftragen. Obwohl ich sagen muss, dass es nicht lange dauert, bis die Tapete wieder mit Fettspritzern übersät ist. Wir werden sehen.
Dann begannen die eigentlichen Vorbereitungen.
Diesmal hatte ich es mit roten Zwiebeln zu tun. Ich muss sagen, sie stehen an Gemeinheit ihren gelben Verwandten in nichts nach. Oh non! Sie waren noch fieser. Sie warfen mich schon ganz zu Anfang weit in der Zeit zurück.
Ich brauchte fast eine dreiviertel Stunde, bis ich wieder einigermaßen aus den Augen sehen konnte. Schon beim Pellen gaben sie ihr bestes. Aber das „in feine Ringe schneiden“ hat mich vollends matt gesetzt.
Das Gemüse war bunt. Karotten, Paprika, Zucchini, Porree, Ingwer und Chili. Es dauerte wie immer eine geraume Zeit, bis ich alles geputzt hatte.
Dann alles geschnitten. Karotten Julienne (Schon mal Karotten in winzige Stäbchen geschnitten? Anstrengend!), Paprikaringe sehr fein, Zucchini in dünne Scheibchen, Porree sehr fein geringelt, Chilis und Ingwer in winzige Würfel.
Das dauerte….
Es kam, was immer kommt. Fett in der Pfanne erhitzen und die Zwiebelringe darin stark anbraten. Oh ja! Ihr habt ja so Recht. Sie mögen mich immer noch nicht. Aber sie bräunten sich stark. Stärker als stark. Na ja! Ehrlich gesagt, kokelten sie etwas. Aber nur etwas!
Zweiter Versuch! Diesmal nicht so stark bräunen. Das hieß, Temperatur senken und die feinen Zwiebelringe bewachen.
Tja! Auch diese Ringe bockten etwas. Erst mal dauerte es ziemlich lange, bis sie etwas Farbe annahmen und dann… ruckzuck waren sie überbräunt.
Diese kleinen, fiesen Dinger. Erst bringen sie mich zum Weinen und dann zicken sie in der Pfanne herum. Aber nicht mit mir.
Dritter Versuch. Ja! Ihr wisst was kommt. Auf niedrigster Stufe Fett zerlassen und die feinen Zwiebelringe darin baden. Das gefiel ihnen besser, als die Hauruck-Methode. Ich sag’s ja, die Dinger lieben Wellness.
Sie badeten so lieblich vor sich hin, als mir auffiel, dass ich den Knoblauch vergessen hatte. Böser Fehler!
Ich pellte und schnitt Knoblauch.
Okay! Die Würfel waren nicht sehr fein. Mehr so süße, kleine Viertelchen oder Drittelchen. Hauptsache geschnitten. Veronique und Claude haben Zähne zum Kauen.
Tja! Wie sage ich es… hm! Nun ja, während ich also den Knoblauch bearbeitete, hatte ich völlig vergessen, dass ich noch hauchdünne Zwiebelringe im Wellnessbad hatte.
Tja! Auch im Wellnessbad ist man nicht vor Überbräunung geschützt. Erst recht nicht, wenn man ein hauchzartes Zwiebelringchen ist.
Mein Vorrat an haudünnen Zwiebelringen war aufgebraucht. Also musste ich für Nachschub sorgen. Wieder war weinen angesagt. Sie wollten sich einfach nicht kampflos ergeben.
Nach einer weiteren, längeren Pause, durften auch diese Zwiebelringe ins Wellnessbad. Während sie so vor sich hin wellnessten, ließ ich sich keine Sekunde aus den Augen. Man kennt ja diese heimtückischen, fiesen, kleinen Dinger inzwischen.
Ich gab die Knoblauchstücke hinzu und ließ sie ebenfalls wellnessen. Denen gefiel das auch gut. Sogar den klitzekleinen Ingwerstückchen schien das Wellnessbad zu gefallen. Der Chili allerdings tanzte aus der Reihe. Die Stückchen sprangen doch wahrhaftig aus der Pfanne, raus aus dem Wellnessbad. Die wissen nicht, was gut ist.
Okay! Es wäre nicht das erste Mal, dass in meinem Gericht etwas fehlt. Diesmal wäre es Chili. Mais non! Ein paar Stückchen waren noch in der Pfanne geblieben.
Nun sollte das Gemüse angebraten werden. Schön der Reihe nach. Nicht alles zusammen. Das war eine Arbeit! Das hätte doch niemand bemerkt, wenn das ganze Zeug zusammen in einer Pfanne angebraten würde. Aber es stand nun mal so im Rezept. Warum einfach, wenn es auch umständlich geht?
Ich gab also alles einzeln in die Pfanne und habe wieder was gelernt. Paprika mag es nicht, wenn man ihn zu lange anbrät. Er wird so fleckig, so schwarzfleckig. Und er riecht gar nicht gut. Angekokelt eben.
Ja! Es gab einen zweiten und auch einen dritten Versuch. Aber die Paprika hatte ihre Meinung nicht geändert. Sie wollte nicht angebraten werden.
Ich beschloss, meine letzten Streifen im rohen Zustand in das Curry zu geben. Oh! Fehlentscheidung!
Kommen wir zu den Karotten. Also! Die wollen auch nicht gebräunt werden. Nicht mal angebräunt. Die sehen irgendwie eklig aus. So karottigrot mit, nun – nennen wir es überbraunen Stellen. Und sie riechen auch nicht gut.
Nachdem auch der zweite Versuch gescheitert war, sollten auch die Karotten roh in das Curry. Tja! Zweite Fehlentscheidung!
Wie beschreibe ich die Sache mit den Zucchini am besten? Nun ja! Im Rohzustand sind die Dinger ja robust. Wie konnte ich ahnen, dass sie, bei dem bisschen Hitze in der Pfanne, gleich so schwächeln und im Schnellverfahren kokeln?
Gibt man ihnen dann etwas mehr Fett ins Wellnessbad, werden sie weich und sehen nicht mehr gut aus. So schlapp!
Sie durften dann auch roh ins Curry. Wenn die Dinger nicht solche Weicheier wären… es wäre wohl die nächste Fehlentscheidung gewesen.
Nachdem ich nun die Erkenntnis gewonnen hatte, dass ich kein Gemüse anbraten kann (es würde doch auch an ein Wunder grenzen, wenn es anders wäre), machte ich mich daran, das Fleisch in mundgerechte Stückchen zu schneiden.
Was ist mundgerecht? Monique teilt jedes Fleischstückchen im Gulasch noch dreimal. Arnold schiebt ein halbes Schnitzel in den Mund. Also! Was ist mundgerecht?
Ich tupfte das Fleisch trocken und schnitt es in kleine Stückchen. Okay! Mal mehr, mal weniger groß. Daumen mal Pi eben. Man darf doch auch mal kreativ sein – oder nehmt ihr ein Maßband beim Schneiden?
Dann schmolz das Fett in der Pfanne. Wieder hieß es: das Fleisch stark anbräunen. Warum schreiben die das immer? Ich bräune doch grundsätzlich stark an.
Bevor ich die Fleischstückchen gemischter Größe in die Pfanne gab, tupfte ich ein weiteres mal. Man weiß ja nie!
Was soll ich sagen? Auch das Tupfen hat die Stückchen nicht gerettet. Das Fett spritzte, als ich das Fleisch in die Pfanne gab.
Oh! Heißes Fett auf der Haut….
Vielleicht sollte ich mir einen Seuchenschutzanzug zulegen. Schützt vor fiesen Zwiebeln, heißen Fettspritzern und mit schwerem Atemschutz auch gegen beißenden Brandgeruch.
Der zog nämlich durch die Küche, nachdem sich die Fleischstückchen entschlossen hatten, zu kleinen Briketts zu werden.
Der Brandmelder schrillte und so kam es, dass ich jetzt wieder einen neuen kaufen muss.
Zweiter Versuch! Auch diese Fleischstückchen wollten nicht bräunen. Sie wollten auch kokeln.
Ich muss jetzt mal etwas abschweifen. Ich habe einen Freund, eigentlich ein sehr netter Mensch. Er liebt es, bei schönem und weniger schönem Wetter seine Familie und Gäste zu begrillen.
Neulich kam es zu einer kleinen Verzögerung, weil der Gute die Grillkohle vergessen hatte. Nachdem er etwas ärgerlich über seine Schusseligkeit war, nahm er die Sache dann doch mit Humor.
Er fragte in die Runde seiner Gäste: „Ob heute gekocht wird? Da fällt doch immer einiges an Grillkohle an.“
Das Gelächter war groß. Allerdings war Mittwoch und an diesem Tag koche ich nicht! Pech!
Ich nehme es mit Humor. Er hat ja Recht. Mein Ausschuss ist meistens größer, als das, was genießbar ist.
Haha! Ihr lacht schon wieder. Okay! Essbar ist! Jetzt zufrieden?
Es läutete und meine Gäste kamen. Warum sind nur immer alle so pünktlich?
Veronique rümpfte die Nase. Ich habe zwar einen Hightech-Dunstabzug, aber auch der muss erst mal arbeiten. Das geht nicht von einer Sekunde zur anderen. Es roch nun mal etwas unangenehm.
Okay! Das etwas ist leicht untertrieben….
Claude hatte Schweißperlen auf der Stirn. Ich denke, er hatte wirklich Angst vor dem, was er essen sollte. Aber da musste er jetzt durch. Er hat ja meine Einladung angenommen. Sein Pech. So etwas muss man sich gut überlegen.
Man sollte immer erst scharf nachdenken, bevor man sich in die Hölle des Löwen wagt.
Okay! Ich führte sie in den Salon und machte sie mit Baron de Rothschild bekannt.
Ich frage mich inzwischen, weshalb so wenige ihn näher kennen.
Mein Coiffeur fragte neulich, ob ich ihm nicht mal eine Flasche mitbringen könnte. Ha! Von wegen! No risk no fun!
Ich begab mich in die Küche, um die letzten Fleischstückchen ins Wellnessbad zu legen. Okay! Sie werden nicht gebräunt und ihnen fehlen die Röstaromen (die echten Röstaromen) aber sie verkokeln auch nicht. Oder doch?
Non! Sie hatten keine Chance, sich in Briketts zu verwandeln. Das Fleisch war, nennen wir es mal cremeweiß, als ich es mit den Gewürzen bestäubte.
Oh ja! Man konnte nichts mehr vom cremeweiß sehen. Alles war jetzt so currymäßig eingefärbt. Mein Shirt hatte auch ein paar Sprenkel abbekommen und meine Bronchien hätten nach Hilfe geschrien, wenn sie gekonnt hätten.
Dem Asthmaspray sei Dank, konnte ich zwanzig Minuten später weiterkochen. Was lernt man daraus? Künftig nur noch mit Mundschutz würzen!
Jetzt muss ich mich mal selbst loben. Damit mir das Fleisch nicht in seinem Wellnessbad verkokelt, habe ich die Pfanne vom Herd genommen, bevor meine Bronchien die weiße Fahne hissten. So hatten die Gewürze Zeit, das Fleisch gelb zu färben. Ich weiß nicht, ob das so sein sollte, aber es war nicht zu ändern.
Ich gab die Kokosmilch hinzu und das Gemüse. Jetzt musste alles zusammen noch eine halbe Stunde köcheln.
Nun war der Reis an der Reihe. Ich habe mir, auf Anraten, eine Reiskugel gekauft. Rohen Reis rein… Kugel ins heiße Wasser hängen… köcheln lassen… fertig.
Hört sich einfach an. Tja! War es auch. Reis abgewogen, eingefüllt, ins Wasser gehängt, 18 Minuten köcheln lassen… fertig!
Habt ihr schon mal erlebt, dass bei mir etwas ganz einfach war? Non? Non!
Erstmal war die Kugel heiß, sehr heiß. Mit Hilfe eines Tuches habe ich den Reis aus seinem Gefängnis befreit. Oh!... Oh!
Oooh! Von wegen einfach! Von wegen 18 Minuten! Von wegen bissfest!
So etwas kann nur ich! Die Kugel war bis zum Bersten gefüllt. Der Reis, der sich am Rand befand, war weich, okay, sehr weich. Der Reis in der Mitte war fast roh. Also hart.
Mal überlegen, wem ich den Ratschlag mit der Reiskugel verdanke. Wäre er oder sie jetzt hier, würde sich die Kugel wohl in ein Wurfgeschoss verwandeln.
Aber das würde das Problem auch nicht ändern. Beim Öffnen der Kugel quoll der Reis heraus und hat sich vermischt. Sehr weich und fast roh.
Das konnte ich auf keinen Fall servieren.
Okay. Zweiter Versuch. Allerdings muss ich gestehen, dass es diesmal anderer Reis war. Zwar auch Basmati mit Wildreis, aber eben die Variante für, nennen wir es jetzt mal Leute die nicht viel Zeit zum Kochen haben. Oder Leute die keinen Reis kochen können….
So à la Deckel auf, heiß Wasser drauf, in zwei Minuten tischt man auf. Compris?
Okay! Es wäre ein Wunder, wenn ich auch dabei keinen Bock geschossen hätte. Ich bin mir absolut sicher, dass es nicht im Sinne des Erfinders war, den Reis länger als zwei Minuten im geschlossen Beutel zu belassen.
Aber ich musste mich doch auch mal um das Curry kümmern. Das wollte unbedingt gerührt werden.
Ich vergaß zu erwähnen, dass die Kokosmilch einkochen sollte und das Curry dabei manchmal gerührt werden wollte.
Okay! Mein Curry schrie förmlich nach Rühren. Den hauchdünnen Belag am Pfannenboden vergessen wir jetzt mal.
Ich sagte doch bereits, mehr als ein Topf oder eine Pfanne überfordern mich! Pech für den Reis!
Jedenfalls, nahm ich den Reis irgendwann aus dem Beutel. Ups! Von bissfest weit entfernt… sehr weit entfernt.
Ich gab den Reis auf die Teller, drückte eine Kuhle in die Mitte und füllte diese mit Curry.
Sah gut aus. Ob es so aussehen sollte – keine Ahnung! Schnell noch das obligatorische Foto und das Essen konnte serviert werden.
Claude betrachtete seinen Teller sehr skeptisch. Mit äußerster Vorsicht nahm er einen Bissen. Ich kann jetzt nicht sagen, ob die erneuten Schweißperlen auf seiner Stirn Angstschweiß waren oder ob das Curry vielleicht etwas zu viel Schärfe hatte.
Okay! Ich nehme an beides. Aber wen interessiert Claude? Veronique fand die Schärfe wunderbar. Sie mag es scharf (beim Essen!).
Kommen wir zur Bewertung. Der Reis war definitiv verkocht. Die unterschiedlich großen Fleischstückchen waren mal mehr, mal weniger fest. Das Gemüse war zu bissfest.
Okay! Die zarte Zucchini war fast verkocht, aber nur fast. Man konnte immer noch erkennen, um was es sich handelt.
Und der Porree? Tja! Der lag noch immer roh auf dem Schneidebrett.
So! Der 13. Kochevent ist vorüber. Wie immer voller Überraschungen. Viel gelernt, was ich nie lernen wollte. Zwei Verbrennungen an den Fingern. Ein kaputter Rauchmelder und viele neue Fettspritzer auf der Tapete. Aber er ist vorüber….
Jetzt sind es noch 39 Events. Die vier ist verschwunden. Es lebe die drei. Mal sehen, welche Bosheit nächstes Mal ansteht.
Warten wir’s ab.