Asperge et saumon à ma guise
Asperge et saumon à ma guise.

Tja ! Wenn man mal selbst entscheiden darf, was da auf den Teller kommt, dann muss man die Gelegenheit beim Schopf packen.

Ich habe wieder viele Rezepte gesichtet. Aber es war nichts dabei, das meinen Kochkünsten entsprach.
So kam ich auf die Idee, etwas zu kreieren, das eventuelle kleiner Patzer versteckt oder, wie in diesem Fall, verdeckt.

Aber fangen wir mal wieder ganz von vorne an.
Richtig! Mit meinem Besuch beim Feinkosthändler. Die Damen waren wieder belustigt über meinen letzten Kochevent.
So richtig herzhaft haben sie allerdings nicht gelacht. Im Gegenteil, sie waren besorgt, weil ich mir mal wieder eine Verletzung zugezogen hatte.

Hier muss ich mal kurz abschweifen, um mich bei allen zu bedanken, die sich nach dem Befinden meines Zeigefingers erkundigt haben.
Die Heilung macht Fortschritte. Nur noch ein Pflaster erinnert an den kleinen accident.

Zurück zum Feinkosthändler. Der poissonnier hatte ein schönes Stück saumon (Lachs) für mich bereitgelegt.
Okay! Es war ein sehr großes Stück saumon. Es hatte sich bereits bis zu den Fischen herumgesprochen, dass ich koche. Okay! Versuche zu kochen!
Es hatte sich auch herumgesprochen, dass ich häufig die poubelle füttere. Pardon, den Abfalleimer.

Ich frage mich, ob irgendwann der Tag heraufzieht, an dem ich nur noch die im Rezept angegebene Menge einkaufen muss.
Haha! Ich höre euch lachen. Ich glaube es selbst nicht. Aber man darf doch mal darüber nachdenken. Ich meine ja nur! Ihr gönnt mir aber auch gar nichts!

Weiter geht’s. Der poissonnier legte mir, mit vielen Worten, das Wohlergehen des Fisches ans Herz.
Dieses wundervolle Stück saumon müsse nicht stundenlang gegart werden. Auch möchte der Fisch keine hohen Temperaturen. Ganz zart und liebevoll müsse ich ihn behandeln. Dann und nur dann, würde er es mir danken und zart und saftig auf dem Teller liegen.
Puh! Zart und liebevoll. Jetzt brauchen sogar schon die Fische Streicheleinheiten und liebevolle Fürsorge. Letzte Woche das Risotto und heute der saumon.

Weiter ging‘s zum légumes (Gemüse). Dort hatten sie einen Korb voller Spargel für mich. Allerdings nur weißen. Ich wollte aber auch grünen.
Das langgezogene oooh des Gemüsehändlers verhieß nichts Gutes.
Ob ich es denn nicht mal erst mit weißem Spargel versuchen wolle, fragte er mich. Zwei Sorten Spargel, bedeute auch zwei Töpfe auf dem Herd.

Oooh! Das war jetzt mein oooh! Daran hatte ich nicht gedacht. Zwei Töpfe! Nur für Spargel! OOOH!

Zuhause musste ich mich von dem Schrecken erst mal erholen. Zwei Pfannen für Spargel. Einen Topf für den saumon. Einen Topf für die Pasta. Einen Topf für die sauce hollandaise.
Oh mon Dieu! Ich brauche einen größeren Herd!

Wer soll auf all die Töpfe aufpassen? Wenn all die Lebensmittel, die da in die Töpfe sollen, so liebebedürftig waren… wer soll sie bemuttern? Rühren, aufpassen, dass das Wasser, das Fett und was auch immer, nicht zu heiß ist, sind zu kalt ist. SECOURS!!!

Okay! Nach mehreren Cappuccino machte ich mich an die Arbeit. Der Spargel musste geschält werden. Ich habe mir ein Spargelschälmesser gekauft. Schon mal einen Linkshänder mit einem Spargelschälmesser für Rechtshänder gesehen?
Ich wundere mich immer noch, dass ich mir keine größere Verletzung zugezogen habe. Ein kleiner Schnitt in der Fingerkuppe… nicht der Rede wert.
Ich habe es dann mit der rechten Hand versucht und naja! Wieder die andere Hand und weiter ging‘s.
Anstatt den Spargel von oben nach unten zu schälen, musste ich das Messer von unten nach oben führen. Erst als ich den Spargel umgedreht hatte, ging es einigermaßen.
Lacht nicht schon wieder! Ich habe noch nie Spargel geschält. Ich hätte nie gedacht, dass dieses Gemüse so bockig sein kann und sich partout nicht von seiner Schale trennen will!

Dann sollte der holzige Teil entfernt werden. Ha! Holzig? Der war frisch! Der grüne musste nicht geschält werden, aber auch hier sollte der holzige Teil entfernt werden.
Okay! Ich habe dann mal großzügig etwas von den unteren Enden entfernt. Die Dinger sind ja lang genug. Nun ja! Waren lang genug, bevor sie mit meinem Messer Bekanntschaft machten.

Der saumon sollte in mundgerechte Happen zerkleinert werden. Bon! Das war einfach. Auch wenn die Stücke etwas größer ausfielen, was soll ich dazu sagen? Jutta wird etwas mehr kauen müssen.
Ich gab die Stücke in den Sud und stellte den Timer auf vierzehn Minuten. Bis dahin musste alles andere fertig sein.

Jetzt mussten die Spargelstangen in die Pfanne und langsam vor sich hin braten. Ich hatte gelesen, dass ungefähr 5 Minuten ausreichen werden.
Ich verstand es zwar nicht, aber wenn es so im Rezept stand. Ich hatte aber meine Zweifel. Wieso sollte gebratener Spargel schneller gar sein, als gekochter?
Aber ich war kein Koch und hatte keine Erfahrung mit Spargel.
Okay! Essen kann ich ihn. Aber kochen? Non!

Das Schicksal nahm mal wieder seinen Lauf. Das Fett spritzte und die Tapete stöhnte. (Okay! Sie würde, wenn sie könnte!)
Das Fett wollte aus der Pfanne und der Spargel nahm mir die hohe Temperatur übel.
Zudem habe ich nur zwei Hände und die waren mit zwei Pfannen überfordert.

Ja! Ihr habt Recht! Die erste Portion Spargel war verkokelt. So, wie er aussah, ist das Wort stark überbräunt weit untertrieben. Er war verkokelt. So schnell hat sich noch kein Lebensmittel in Kohle verwandelt. Man lernt nie aus.

Die nächsten Pfannen und das nächste Fett. ABER! Die Temperatur reduziert! Es dauerte, bis das Fett sich erhitzt hatte. Aber es hielt sich diesmal zurück und blieb in der Pfanne. Bis… der Spargel hinzukam.
Geklärte Butter (aus dem Feinkostladen),mit einem Spritzer Olivenöl, mag keinen Spargel.
Innerhalb kurzer Zeit verwandelte sich das Umfeld des Herdes in ein Meer aus Fettspritzern, die sich zusammenballten und zu einer großen Pfütze wurden.

Oh! Am liebsten wäre ich gegangen. Wohin? Keine Ahnung! Nur weit weg von diesem Ort des Ärgers und der Schande.

Ja! Auch dieser Spargel hatte sich stark überbräunt. Weißer wie grüner!

Die nächsten Pfannen und das nächste Fett. Temperatur minimal und – oh Wunder – es spritzte nur leicht, als ich den Spargel in die Pfannen gab.

Meine Freude erhielt einen Dämpfer, als der Pieper ankündigte, dass der saumon fertig pochiert war. Was passiert, wenn er weiter pochiert?
Ich hatte keine Ahnung, aber ich war so mit dem Spargel beschäftigt (er ist auch sehr liebebedürftig und will dauernd gewendet werden), dass ich für den sehr liebebedürftigen saumon keine Zeit hatte.
Er durfte noch ein bisschen im Sud ziehen. Ich weiß immer noch nicht, wohin das Zeug immer zieht. Ich meine ja nur….

Mir fiel ein, dass ich die Pasta vergessen hatte. Das Wasser zog auch schon eine kleine Ewigkeit vor sich hin. Ich gab die Teigplatten ins Wasser (das nur vor sich hinzog – nicht kochte!) Sie sollten nur kurz ins Wasser….

Es läutete an der Tür. Jutta! Warum sind immer alle so überpünktlich? Es hat sich doch herumgesprochen, dass ich etwas Zeit brauche, bis das Essen auf dem Tisch steht.

Pardon ! Ich vergaß… Baron de Rothschild! Auch Jutta war sehr zufrieden, als sie sich mit einem Glas auf die Terrasse zurückziehen konnte.
Ich musste wieder in meine Küche und weiterkochen. Okay! Ich musste mein Bestes geben.

Ich wendete den Spargel noch einmal und machte mich an die Zubereitung der sauce hollandaise.
Ein Alptraum begann! Bereits beim Lesen der Zubereitungsanleitung, wurde mir klar, dass das nie und immer funktionieren würde.
Eier im Wasserbad im Achterschlag cremig schlagen. Was bitte ist ein Achterschlag? Ich kenne den Achter beim Rudern, aber beim kochen?
Ein Rührgerät sei verpönt. Die sauce wird von Hand geschlagen!
Okay! Soll die sauce mit der Hand schlagen wer will und kann (vor allem den Achterschlag beherrscht). Ich will es nicht. Ich nahm das Rührgerät.
Bevor es ans Schlagen ging, erhitzte ich die Butter. Sie sollte geklärt werden. Kläre wer will und kann. Ich schöpfe nicht stundenlang Schaum ab. Ich schüttete die flüssige Butter durch ein Sieb und das war‘s.
Dann begann ich die Eimasse zu schlagen. Es spritzte und jetzt bekam auch die Tapete, auf der anderen Seite der Küche, ein Muster. Und das Fenster sah aus….
Wenn die geklärte Butter und die Eimasse die gleiche Temperatur haben, sollen sie vereint werden.
Woher soll ich wissen, wann das ist? In jede Schüssel einen Finger stecken und wenn es auf beiden Seiten gleich stark schmerzt, sind sie gleichtemperiert?
Ich gab die geklärte Butter zur Eimasse und oooh! Sah das eklig aus! Geronnen! Ein Fall für die Tonne.







Plan B! Das kleine Wunder aus dem Glas. Erwärmen, Butter dazu und rühren. Fertig!

Ich wollte den Spargel aus der Pfanne nehmen, aber… er war hart. Abgesehen davon, dass er seit weit mehr als fünf Minuten gegart hatte.
Er war hart. Ich war wütend! Welcher crétin verzapft so ein dämliches Rezept? Fünf Minuten!
Ich legte die Deckel auf die Pfannen und drehte die Temperatur höher. Jetzt reicht’s!

Aus einem der Töpfer roch es etwas nach Bräunung. Ups! Der saumon konnte nicht mehr pochieren. Er hatte keinen Sud mehr. Was ihm schlecht bekam, dem liebedürftigen Fisch.

Okay! Ich hatte ja noch ein bisschen von dem oh – toten Fisch. Dasselbe Procedere noch einmal. Ich hoffte inständig, dass der Spargel in vierzehn Minuten fertig ist.

Der Spargel wurde weicher. Und stärker gebräunt. Aber ich bereite doch ein extravagantes Gericht zu. Rette, was zu retten ist und bedecke das Gerettete mit Pasta.

Nach vierzehn Minuten war der Spargel noch etwas zu hart. Aber das war nicht schlimm. Die sauce war inzwischen abgekühlt und ich wollte sie mal kurz erwärmen.
Böser Fehler! Jetzt war auch Plan B geronnen. Mon Dieu, ist das Zeug empfindlich!
Aber, ich kenne mich und habe ein paar Gläser Plan B auf Vorrat gekauft. Innerhalb kurzer Zeit war eine neue sauce zubereitet.

Der Spargel war jetzt fast bissfest. Allerdings kündigte sich das nächste Dilemma an.

Die Pasta! Ich hatte sie völlig vergessen. Sie war gewachsen. Oh ja! Ich wusste nicht, dass Lasagneplatten wachsen können.
Aber ich hatte nicht das Bedürfnis, neue Pasta zu kochen. Jetzt wurde das Beste daraus gemacht.

Die Lasagneblätter (in DIN-A4-Größe) waren weich. Sie wurden kurz in Butter geschwenkt und dann wurde alles zu einem ansehnlichen „à ma guise“ zusammengefügt.
Okay! Die dunkleren Blätter kamen nach unten. Ich sagte doch, bedecken und verstecken.

Dann war ich endlich fertig. Es war inzwischen kurz vor 21 Uhr. Jutta musste großen Hunger haben.

Ich machte das obligatorische Foto und Jutta durfte endlich zu Tisch kommen.







WOW! Sie war sprachlos. Das sah besser aus, als sie erwartet hatte. Und es schmeckte ihr!

Ich konnte es kaum fassen. Ich hatte vergessen, den Spargel zu würzen. Macht nix! Konnte ich auch nichts überpfeffern.

Ein paar der Spargelstücke hatten sich nicht völlig von ihrer Schale getrennt. Der saumon war etwas hart.
Ja, ich weiß. Er bekam nicht genug Streicheleinheiten und Liebe.

Jutta war begeistert von dem Buttergeschmack. Schon Julia Child pflegte zu sagen, dass das Beste am Essen die Butter ist. Man könne auf vieles verzichten, aber nicht auf Butter.

Okay! Ich kann auf sie verzichten.

Alles in allem lief es heute doch gut. Lacht nicht schon wieder! Es hätte noch schlimmer kommen können.
Ich hatte nur ein paar kleinere Blessuren. Kleine Schnitte und in paar Verbrennungen und Verbrühungen. Aber alles nicht so schlimm.

Jetzt sind es noch 42 Events. Ich bin dankbar für jeden, der vorüber ist.

Ich werde mich bemühen, immer nach Rezept zu kochen, aber es wird doch immer wieder kommen wie heute.
À ma guise. Auf meine Weise!