Immer Beilage
Wieder ein Auftrag. Ich kann es kaum fassen. Schon wieder ein Gericht mit Beilage. Ich habe mir erlaubt, nachzufragen, warum die Regeln unserer Wette geändert wurden.
Ha! Von wegen geändert. Neu ausgelegt! Erweitert! Und noch so einiges mehr. Chloé ist der irren Meinung, dass eine Mahlzeit nicht nur aus einem Gericht besteht.
NON! Es gehöre auch mindestens eine Beilage dazu. Eine! Soll das etwa heißen, dass ich demnächst ein komplettes Menü kochen muss? Die ist verrückt!
Okay! Ich weiß, nicht überall auf der Welt isst man ein Stück Baguette dazu und ist zufrieden. Aber ich liebe Baguette! Ich würde auch Pasta kochen, die liebe ich auch. Ich meine ja nur….
Aber kommen wir zurück zum Kochauftrag. Morgen koche ich Ossobuco alla milanese mit der Beilage Risotto alla milanese. Wie könnte es auch anders sein? Alles alla milanese!
Ossobuco ist ein italienisches Gericht. Warum keine Pasta? Lacht nicht! Wäre viel einfacher….
Ich habe mal wieder gegoogelt. Oh! Es war wie immer. Rezepte über Rezepte. Jeder ist der Meinung, er habe das einzig wahre Rezept für Ossobuco alla milanese.
Immer wieder lese ich, was alles nicht rein gehört. Was aber unbedingt (nach Meinung des Rezeptverfassers) in das Ossobuco gehört.
Mal wieder ein paar Beispiele.
Nur geklärte Butter ist das Wahre. Was bitte ist geklärte Butter? Wieder gegoogelt!
Butter erhitzen und den Schaum solange abtragen, bis sich kein neuer Schaum mehr bildet. Was übrig bleibt, ist geklärte Butter.
Ha! Dass in mein Ossobuco keine geklärte Butter kommt, könnt ihr euch ja denken!
Beinscheiben mit Küchengarn in Form binden? Oh! Wie ein Geschenk? Oder soll ich eine Skulptur draus machen? Ich habe keine Ahnung! Wieder gegoogelt – Nichts gefunden!
Warum muss man die Dinger in Form binden? In welche Form? Welchen Sinn hat das?
Warum soll ich mir den Kopf darüber zerbrechen? Ich binde nicht! So einfach ist das.
Fleischtomaten überbrühen und häuten! Noch nie gemacht. Will ich das machen? Definitiv NON! Es gibt doch gestückelte Tomaten aus dem Glas. Ich bin doch keine italienische Mama, der beim Kochen das Herz aufgeht. Mir läuft höchstens die Galle über.
Weißwein, Rotwein, Grappa! Ohhhhhhhhh! Was denn? Rot, weiß oder weder noch?
125 ml Grappa! Das ist viel oder etwa nicht? Okay! Zum Trinken zu viel aber für Ossobuco? Egal! Ich habe beschlossen, kein Grappa!
Klatter Peterling? Nach genauerer Betrachtung des Fotos, habe ich beschlossen, dass es sich dabei um Petersilie handeln muss.
Auch einige Zutaten finden nicht meine Zustimmung, weil sie nicht oft in den Rezepten auftauchen.
Erbsen, Bohnen, Kartoffeln (gehören definitiv nicht in Ossobuco!) Holunderbeeren, Orangenfilets, Salat Fix (non, ich war nicht im falschen Rezept), Kürbis.
Was ich auch äußerst seltsam fand, waren die Namen einiger Rezepte. Aber alle standen unter Ossobuco! Monias Beinscheiben! Steffis Waden! Oma Erna’s Wadenstückerl!
Klingt nach Kannibalismus!
Ich wundere mich auch immer wieder über die Grammatik einiger Verfasser. Es sind nicht nur einmalige Patzer. Oh non!
Fielen die Haxen der neuen deutschen Rechtschreibung zum Opfer oder warum werden sie jetzt Hachsen geschrieben? Ich hasse Zwiebeln, ob ich sie als Schwiebeln gern hätte? Oliefen und Oliwen! Prüje, Sälarie, Tomatenmarg, Lorbär, Tümian, retutziren, warm stehlen usw.
Wie wäre es mal mit googeln? Aber wenn man nicht weiß, das man Fehler macht, warum sollte man dann googeln? Sorry, das klingt vielleicht gemein, aber wenn man schon Rezepte ins www stellt, dann sollte doch die Grammatik stimmen.
Kommen wir zur Beilage. Auch hier habe ich wieder gegoogelt.
Das Gericht ist äußerst liebesbedürftig. Es braucht sehr viele Streicheleinheiten, sprich, es will ewig gerührt werden.
Auch hier gibt es wieder viele Varianten. Ich habe beschlossen, das für mich einfachste Rezept zu nehmen.
Es werden wieder Zwiebeln angeschmort und sehr viel Fett wird spritzen. Da kann ich nicht noch Experimente machen. Lacht nicht schon wieder! Ich weiß, für mich ist jeder Kochevent ein Experiment.
Ich weiß auch, dass morgen wieder vieles daneben gehen wird. Es wird Fleisch angebraten und so einiges andere muss in den Topf. Da ist das Chaos schon vorprogrammiert.
Wäre doch schon Samstag!
na, so schlimm wird das schon nicht werden.
für das osso bucco lassen sie sich einfach das fleisch vom metzger entsprechend schneiden. das "in form binden" können sie getrost vergessen: das würde heissen, dass sie mit einem küchenspagat (also einem aus reinen naturmaterialien und nicht aus kunststoff) die fleischscheibe so zusammenbinden, dass sie nicht auseinanderfallen kann und schön im ganzen auf den teller kommt. dieses zusammenbinden kann aber auch der metzger für sie machen.
der topf sollte so gross sein, dass rund um das fleisch noch ca. 3 - 4 cm platz ist.
das fleisch salzen (pro scheibe insgesamt ein mokkalöfferl salz für beide seiten), wenig pfeffern (pro scheibe ein halbes mokkalöfferl geriebener pfeffer), beide seiten mit etwas mehl bestäuben.
etwas weniger als ein sechzehntel butter schmelzen lassen, und ein paar tropfen speiseöl dazugeben: spritzt dann weniger. wenn die butter ganz zergangen ist, das fleisch von beiden seiten anbraten, hitze zurückdrehen, und dann langsam mit weisswein oder suppe aufgiessen (neben das fleisch giessen: spritzt weniger). wenn sie wollen, können sie im bratensaft noch ein paar geschälte tomaten aus glas oder dose, zwei halbierte geschälte zwiebel, und eine geputzte und in stücke geschnittene karotte mitdünsten. dann geben sie noch vier oder fünf geschälte knoblauchzehen dazu, und zwei oder drei zweige frischen rosmarin, und die geriebene schale von einer viertel zitrone. das fleisch muss von der flüssigkeit knapp bedeckt sein.
deckel drauf, und langsam auf kleiner flamme schmurgeln lassen. am besten fangen sie schon in der früh an, das dauert meist ziemlich lange.
für das risotto die safranfäden (gibt es in ganz klitzekleinen packungen, eine packung reicht!) in etwas lauwarmem wasser einweichen und bereit stellen.
etwas weniger als ein sechzehntel butter zergehen lassen, ein paar tropfen öl dazu. dann eine feingeschnittene zwiebel (durchmesser 4 cm) bei niedriger hitze langsam glasig werden lassen, ein viertel liter reis dazu, ein gestrichenes teelöfferl salz, wenn der reis glänzt mit 1/2 liter hühner- oder kalbssuppe (gibt es fertig zu kaufen) langsam aufgiessen, dabei umrühren. dann den safran mit dem einweichwasser dazugeben. und dann rühren, und rühren, und rühren. zwischendurch flüsigkeit nachgiessen. das ergebnis soll eine konsistenz haben wie milchreis.
sie haben doch sicher einen wasserkocher? stellen sie den mit kochendem wasser bereit, dann können sie das risotto, wenn beim rühren und köcheln flüssigkeit verdampft ist, bequem aufgiessen.
zum servieren kommen dann auf das risotto noch der rest der butter und geriebener parmesan.
ist doch ganz einfach?