Chili con carne! Eine weitere Herausforderung!
Oh ja! Es war eine Herausforderung. Solange zu den Grundzutaten Fett und Zwiebeln gehören, ist das Chaos vorprogrammiert.
Aber mal wieder alles auf Anfang. Freitagnachmittag, Einkauf im Feinkostladen. Die Damen waren voller Neugier, welch Chaos die Herren und Damen angerichtet haben.
Ich habe, in wenigen Worten, von meinen Anstrengungen erzählt und konnte sehen, wie sich die Damen das Lachen verkniffen.
Sie würden gerne meinen Blog lesen, aber sie sind der deutschen Sprache nicht mächtig. So bleibt mir leider nichts anderes übrig, als meine Schande zu erzählen.
Jedenfalls hat meine Erzählung sie köstlich amüsiert und der Kauf der Zutaten für Chili con carne gestaltete sich, nennen wir es: sehr lustig.
Bei jeder Zutat, malten sich die Damen aus, was ich mit dem Zeug anstellen würde. Ich sagte ja bereits, es war sehr lustig. Allerdings nicht für mich – nur für die Damen. Mir trieben ihre Vorhersagen den Schweiß auf die Stirn.
Gegen 14 Uhr begann ich mit den Vorbereitungen.
Ihr wisst schon: Fenster öffnen, Wischmop bereitstellen, Matte auslegen, Handschuhe, Asthmaspray, Pflaster etc. etc….
Ich hatte mir aus allen Rezepten, die, für mich einfachsten, Zutaten herausgesucht. Lacht nicht! Ich weiß, dass für mich grundsätzlich alle Zutaten, alles andere als einfach sind.
Ich pellte Zwiebeln und Knoblauch, entkernte die Chilis und goss die Bohnen in ein Sieb.
Okay! Ich habe mich vor einem weiteren Desaster mit eingeweichten Bohnen gedrückt! Was soll’s! Bohnen sind Bohnen. Dem Chili ist es egal, ob die getrockneten Bohnen eingeweicht wurden oder ob sie weich aus der Dose kommen.
Auf frische Bohnen habe ich verzichtet. Ich kenne mich mit den Dingern nicht aus und weiß auch nicht, wie lange man sie kochen muss, bevor man sie in das Chili gibt.
Man muss potentielle Brandopfer bereits rechtzeitig aus dem Verkehr ziehen.
Okay! Die Zwiebeln sollten in kleine Würfel geschnitten werden. Ich habe mir gedacht, je kleiner die Würfel, umso länger dauert das Schneiden. Meine Augen würden wieder eine kleine Ewigkeit tränen. Dem wollte ich entgehen. Zudem sieht man dem Chili sowieso nicht an, wie groß oder klein die Zwiebeln geschnitten sind. Dementsprechend fielen dann auch die Würfel aus. Die Tränen liefen trotzdem und ich musste wieder die Augen kühlen. Nach zwanzig Minuten Auszeit ging es weiter.
Diese teuflischen Dinger bringen immer wieder meinen Zeitplan durcheinander.
Das richtige Kochen begann. Ich nahm den größten Topf (Der mit dem hohen Rand. Wer weiß, ob die Zwiebeln dem Speck nacheifern wollen und auch aus dem Topf springen.) und gab das Fett hinein. Ganz langsam, bei niedrigster Stufe, schmolz es vor sich hin. Das dauerte….
Ich habe mal wieder gegoogelt. Wie prüft man, ob das Fett in der Pfanne heiß genug ist?
- Wasser hineinspritzen!
Wow! Ich bin ja nicht lebensmüde! Im günstigsten Fall spritzt es nur gewaltig. Im ungünstigsten Fall, fackele ich das Haus ab.
- Wenn das Fett anfängt zu blubbern, als ob es kocht!
Okay! Ich habe zwar immer noch nicht raus, wieviel Fett man nimmt, aber ich nehme nie soviel, dass es anfängt zu blubbern.
- Man sieht es an der Art, wie sich das Fett in der Pfanne bewegt!
Okay! Doch wie bewegt sich das Fett in der Pfanne, wenn es heiß genug ist?
- Wenn alle Bläschen verschwunden sind, ist das Fett heiß genug!
Okay! Ich werde es meinem Fett sagen. Das Fett in meiner Pfanne bräunt sich bereits, bevor sich die Bläschen verzogen haben.
- Einen Holzlöffel ins Fett halten. Bilden sich Bläschen daran, ist das Fett heiß genug?
Okay! Aber was ist mit der These: wenn alle Bläschen verschwunden sind, ist das Fett heiß genug? Bläschen oder keine Bläschen, das ist hier die Frage!
Okay! Ich bin mal wieder etwas abgeschweift. Zurück zu dem Fett in meinem Topf. Es schmolz also so vor sich hin. Immer wieder hielt ich einen Holzlöffel hinein. Nichts geschah. Dann bildeten sich plötzlich Bläschen – ohne Holzlöffel.
Okay, dachte ich, das Fett ist heiß genug. Ich gab die Zwiebeln in den Topf und es geschah, was immer geschah, es spritzte. Und wie es spritzte. Ich legte den Deckel auf und brachte mich in Sicherheit.
Okay! Denken wir mal logisch. Zwiebeln bestehen zu fast 90% aus Wasser. Wasser (Zwiebeln)in heißes Fett – et voilà!
Bevor ich mit meinen Überlegungen zu Ende war, hatten sich die Zwiebeln bereits sehr stark gebräunt. Sie waren nur noch für die Tonne.
Zweiter Versuch. Baden! Mit dem Speck hatte ich gute Erfahrungen gemacht, warum sollte es mit den Zwiebeln nicht auch gut gehen?
Ich nahm Fett und gab die Zwiebeln hinzu. Nun durfte alles zusammen schmelzen und garen. Es sah zwar nicht so gut aus (wirklich nicht), aber es spritzte nicht. Sagen wir mal so, es köchelte vor sich hin. Als sich die ersten Bläschen zeigten, nahm ich den Topf vom Herd. Ha! Geschafft!
Ich gab das Hackfleisch hinzu. Ich hatte mich für Hackfleisch entschieden, weil es nicht zu sehr nach totem Tier aussieht!
Jetzt musste die Temperatur wieder erhöht werden, weil das Hackfleisch bei hoher Temperatur scharf angebraten werden musste.
OH! Böser Fehler! Es ist sensationell, wie schnell sich Zwiebeln bräunen und das Fleisch eine, sagen wir mal, überbraune Farbe annimmt.
Auch das Herunterdrehen der Temperatur änderte nichts daran. Dieser Geruch, der sich mal wieder verbreitete, stieg mir in die Nase und nahm mir die Luft zum Atmen. Noch bevor ich das Asthmaspray erreichte, schrillte der Brandalarm durchs Haus.
Hm! Das Ding habe ich mal wieder völlig vergessen. Es ist übrigens erst ein paar Tage alt. Aber, in Anbetracht seines jugendlichen Alters, funktioniert es einwandfrei. Gut! Geben wir seinem Nachfolger auch eine Chance!
Nachdem der schlimmste Geruch die Küche verlassen hatte, unternahm ich einen weiteren Anlauf. Die nächsten Zwiebeln durften ins Bad. Aber diesmal mussten sie sich das Bad mit dem Hackfleisch teilen.
Sah auch nicht gut aus. Aber sie vertrugen sich und köchelten so vor sich hin. Bei niedrigster Temperatur! Ich hatte nicht vor, diese Ladung an erhöhte Temperatur zu verlieren.
Nachdem ich zu der Überzeugung gelangt war, das Fleisch wäre jetzt genug gegart (gegart – nicht gebräunt! Will ich jetzt nur mal klar stellen!) wollte ich die Tomaten dazugeben. Allerdings stand in den Rezepten mal wieder, das Fleisch müsse krümelig sein.
Okay! Das Fleisch in meinem Topf war nicht krümelig. Non! Es glich mehr Gulasch. Gulasch aus Hackfleisch. So dick waren die Brocken. Ihr versteht?
Okay! Ich nahm das Fleisch (samt Zwiebeln – den Knoblauch und die Chilis hatte ich leider vergessen. Nicht mal in kleine Stücke geschnitten!) aus dem Topf und bearbeitete die Brocken, mit dem Messer, zu kleinen Bröckchen. Jetzt sah es in etwas krümelig aus. Aber es war sehr arbeitsreich!
Ich gab die gestückelten Tomaten, aus der Dose, hinzu. Okay! Ich weiß auch nicht wie man frische Tomaten häutet und zu kleinen, weichen Würfel verarbeitet!
Ich würfelte den Knoblauch und die Chilis und gab alles in den Topf. Ups! Ich hatte vergessen, dass ich auch bei diesen Zutaten meine „Hilfe sie kocht“ Zugabe eingerechnet hatte. Aber jetzt war alles im Topf. Chili soll bekanntlich scharf sein! Und Knoblauch ist gesund für das Herz und einige andere Körperteile.
Ich würzte mit Salz und Pfeffer. Wobei ich noch immer wenig Salz benutze. Mit dem Pfeffer habe ich mich allerdings noch nicht angefreundet.
Jetzt wollte die Masse ständig gerührt werden. Das erinnerte mich an die Erbsensuppe. Wieder einmal stellte ich den Timer ein. Alle zehn Minuten trieb mich sein Schrillen an den Topf.
Es war inzwischen 17:30 Uhr und das Chili sollte 90 Minuten köcheln. Ups! Wieder mal etwas außer Plan.
Der überkorrekte Michael erschien Punkt 18 Uhr. Auch er rümpfte die Nase. Wenn man sich längere Zeit in einem, mit Brandgeruch geschwängerten, Raum befindet, riecht man es irgendwann nicht mehr. Ein Gast allerdings….
Okay! Ich führte Michael in den Salon und machte auch ihn mit Baron de Rothschild bekannt. Ich glaube inzwischen, meine Gäste sind erfreut, dass ich immer etwas in Verzug bin! Selbst der pingelige Michael nahm mir den Verzug nicht übel. Das will was heißen!
Punkt 19 Uhr war das Chili fertig. (Hoffte ich sehr!) Ich gab eine Portion auf einen Teller und machte das obligatorische Foto.
Michael beäugte diesen Teller mit Argusaugen. Erkundigte sich freundlich, um was es sich bei den großen Stücken handele. Ups! Zwiebeln? Knoblauch? Chilis? Aucune idée!
Den ersten Bissen verfolgte ich wie immer genau. Michael verzog keine Miene. Er wollte eben zu einem Kommentar ansetzen, als er die Augen weit aufriss, sein Gesicht eine seltsame Färbung annahm und er hörbar nach Luft japste. Entgegen jedem Benimm nahm er die Wasserflasche und setzte sie an den Mund.
Oh! Oh!
Nachdem er wieder einigermaßen ruhig atmen konnte, stellte ich ihm einen Becher crème fraîche hin. Er quittierte es mit einem dankbaren Blick. Fragte, ob ich eventuell noch mehr davon hätte. Ups!
Nachdem er das Chili mit zwei Bechern crème fraîche, sagen wir mal, verfeinert, hatte, nahm er den nächsten Bissen. Jetzt behielt sein Gesicht die Farbe und auch die Atmung funktionierte einwandfrei.
Warum er zu jedem Bissen ein Stück Baguette aß, wollte ich gar nicht wissen.
Nachdem er aufgegessen hatte, fragte ich ihn, was er mir beim ersten Bissen sagen wollte. Er meinte nur, das hätte sich erübrigt, bevor er diese Frage stellen konnte. Zuerst war er der Ansicht, das Chili sei etwas zu wenig gewürzt. Dann aber, habe ihn die volle Power erwischt.
Er meinte, er habe noch nie zuvor ein Chili gegessen, dessen Schärfe für weitere zehn Töpfe ausgereicht hätte.
Nun ja! Es ist nochmal gut gegangen. Ich habe gekocht und es gab keine Verletzten. Nicht mal ich habe diesmal äußere Blessuren erlitten.
Jetzt sind es nur noch 45 Events. Das hört sich besser an, als 52!
Nur noch 45 Gäste, denen ich körperlichen Schaden zuführen kann.