Erkennbar
Ein neues Gericht. Lachs mit Spargel und sauce hollandaise! Es gibt keine genaue Vorgabe. Einzige Bedingung: die Zutaten müssen noch erkennbar sein. Haha!
Dazu muss ich erst mal etwas erklären. Der Grund, warum sie dieses Gericht gewählt hat, liegt schon viele Jahre zurück.
Wir waren Teenager und feierten den Geburtstag einer Freundin. Zum dîner sollte es Pâte d’asperges au saumon geben. Sprich Pastete mit Spargel und Lachs.
Für Vegetarier Asperges à la sauce hollandaise. Spargel mit sauce hollandaise.
Leider war Renée, die Köchin, nicht mehr die Jüngste und während des Kochens hatte sie einen Schwächeanfall.
Sie machte sich Sorgen, weil sie nun kein Essen zubereiten konnte. Deshalb gab sie uns den Auftrag, die Pâte fertigzustellen.
Alle Zutaten lagen bereits vorbereitet in der Küche. Man müsse sie nur noch in die Form füllen.
Tja! Was soll ich sagen. Wenn vorbereitete Zutaten auf Teenager prallen, die die Küche äußerst selten mal betraten (und dann auch nicht zum Kochen!), dann ist es nur eine Frage der Zeit, wann es zum GAU kommt.
Wir (unter anderen Chloé, Mary und ich) machten uns daran, die Zutaten in die Form zu füllen.
Tja! Die war leider zu klein. Woher sollten wir auch wissen, dass nicht ALLE Zutaten, die da so vorbereitet (oder auch nicht) auf dem Tisch herumstanden, in diese Form gehörten?
Wir nahmen den größten Topf, den wir finden konnten und füllten die Zutaten hinein. Spargel, Lachs, Nudeln, Butter, Eier, Kräuter, Wein, Essig, Zitronen, Öl und noch einiges mehr. Der Topf war fast bis zum Rand gefüllt.
Es sah zwar nicht gut aus, aber wir waren mit unserer Arbeit sehr zufrieden.
Wir fragten uns nur, wie lange die Pâte jetzt in den Ofen musste. Auch bei der Temperatur waren wir uns nicht sicher. Der Backofen hatte so viele Schalter, dass wir ziemlich ratlos waren.
Schließlich war es Mary, die die Initiative übernahm und den Backofen anstellte. Sie meinte, sie hätte mal gehört, dass die Köchin in ihrem Zuhause, den Ofen immer auf höchster Stufe anheizte. Also tat sie es ihr gleich.
Wir schoben den Topf in den Backofen und hofften das Beste. Wie lange er da drin bleiben sollte? Keine Ahnung!
Renée wollten wir nicht wecken. Sie schlief inzwischen. Andere Erwachsene gab es zu der Zeit nicht im Haus. Ich bezweifle auch, dass uns Beatrices Mutter hätte weiterhelfen können.
Beatrice fand schließlich ein Kochbuch und wir suchten nach einem Pâte-Rezept. Das gab es in diesem Kochbuch leider nicht.
Wir fanden schließlich Rezepte für Gerichte, die, in Töpfen, ungefähr 90 Minuten in den Backofen mussten.
So nahm das Unglück seinen Lauf. Ich nehme an, ihr könnt euch in etwa vorstellen, was geschah.
Ich habe noch heute den Geruch in der Nase, wenn ich daran denke. Und das Bild, das sich uns bot, hat sich in mein Hirn gebrannt.
Die Butter hat sich wohl verflüssigt und begann mit dem Öl und dem Wein um die Wette zu brodeln. Irgendwann quoll es aus dem Topf und brannte an den unmöglichsten Stellen fest.
Die Zutaten im Topf garten, wurden weich und überweich, vermischten sich und hatten sich so gern, dass sie irgendwann eine feste Masse bildeten.
Tja! Es wurde zu einer riesigen Pâte (haha! Das ist nicht ernst gemeint!), die irgendwann auch mal die richtige Konsistenz hatte. Allerdings hatte sich diese im Laufe der neunzig Minuten in eine äußerst stark überbräunte Masse verwandelt, die zudem noch mit einer dicken Kruste bedeckt war.
Wir hatten Probleme den Topf aus dem Backofen zu bekommen. Er war festgebrannt.
Der Inhalt des Topfes, unsere Pâte, stellte uns vor ein riesiges Problem. Es war uns fast nicht möglich, dieses Zeug aus dem Topf zu bekommen.
Das, was wir sahen, war eine undefinierbare Masse. Nur die Zitronen waren annähernd als solche zu erkennen.
Schließlich gaben wir auf. Der Hunger war uns inzwischen vergangen. Wer wollte auch so etwas essen? Wir nicht!
Die arme Renée hat am nächsten Morgen fast der Schlag getroffen, als sie den Backofen und unsere Arbeit sah.
So, jetzt wisst ihr, warum in meinem Gericht die Zutaten alle deutlich erkennbar sein müssen.
Ich werde mir jetzt ein einfaches Rezept heraussuchen und morgen versuchen, das Beste herauszuholen.
Wieder eine Woche vergangen
Schon wieder eine Woche vergangen. Wieder quillt mein Postfach über und meine Facebook-Nachrichten stapeln sich. Leider bin ich noch nicht dazu gekommen, alle zu lesen. Aber ich gelobe Besserung.
Harry hat das Ossobuco zuhause sehr gelobt. Mary sieht ihrer Einladung jetzt gelassener entgegen. Das heißt aber nicht, dass sie alsbald zum Essen kommt. Noch ist sie etwas zurückhaltend. Verständlich!
Ich würde auch alles tun, um mich vor einem Essen bei mir zu drücken.
Ich denke mit Schrecken an den Tag, an dem ich mein Essen probieren muss. Es ist der Tag, an dem ich ein vegetarisches Gericht zubereiten muss. Oh! Schrecklich!
Kommen wir zu meinem nächsten Gast. Diesmal ist es eine Frau. Sie heißt Jutta und ist Gastroenterologin mit Privatpraxis.
Ja, ich weiß - sie kann sich notfalls selbst behandeln. Sie kennt sich bestens mit Magen-Darm-Verstimmungen aus.
Aber ich hoffe das Beste. Warten wir ab. Freitag wird es sich zeigen. Ich werde wie immer mein Möglichstes tun. Aber meine Möglichkeiten sind begrenzt, wie ihr alle wisst.
Ossobuco alla milanese mit Risotto
Ossobuco alla milanese mit Risotto alla milanese!
Auch wenn Kelef meinte, es wird schon nicht so schlimm werden, nun ja! ICH habe gekocht!
Erstmal MERCI für die ausführliche Anleitung. Ob sie was genutzt hat, könnt ihr später lesen.
Aber ich muss sagen, manchmal fühlte ich mich wie ein Nichtschwimmer, dem man die Anleitung „Wie lerne ich schwimmen“, in die Hand drückt und ihn dann ins kalte Wasser wirft. Ihr versteht? Er geht unter!
ABER! Fangen wir wieder ganz vorne an.
Zuerst musste ich einkaufen. Die Damen hatten mich bereits erwartet und konnten sich auch ein paar bissige Kommentare nicht verkneifen.
Allerdings sprachen sie mir auch Mut zu. Wobei ich aber insgeheim glaube, sie machten mir Mut, damit ich nicht aufhöre und der Blog ist beendet.
Etwas zum Lachen braucht der Mensch.
Okay! Ich mache ja weiter. Auch wenn ich manchmal schreiend davon laufen möchte.
Der Metzger hatte mir die schönsten Kalbshaxen herausgesucht, die er finden konnte. Er hatte sie in Scheiben geschnitten und schön verschnürt! Jetzt weiß ich auch, warum man die Fleischscheiben verschnüren soll.
Mal ehrlich – woher sollte ich das wissen? Nicht mal auf die Idee wäre ich gekommen, warum dass so sein muss. Ich habe doch keine Ahnung vom Kochen!
Die Damen meinten, das wäre ein einfaches Gericht, das sogar ich hinbekommen würde. Zudem müsse ich nur den Anweisungen von Kelef folgen und es könne nichts schiefgehen.
Ha! Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube! Zudem denke ich, dass die Damen selbst nicht an ihre Worte glaubten.
Da ich noch einen Termin bei meiner Kosmetikerin hatte, begannen die Vorbereitungen eine Stunde später als üblich. Und das, obwohl Kelef meinte, ich solle zeitig beginnen.
Okay! Ich denke, er hat meine Missgeschicke dabei bereits eingeplant. MERCI!
Inzwischen habe ich Routine, was die Vorbereitungen betrifft. Alles geht mir schneller von der Hand.
Haha! Lacht nicht schon wieder – ich rede von den Vorbereitungen zum Schutz meines Haushaltes und meiner Gesundheit. Nicht vom Kochen und was damit zu tun hat.
Dann begannen die Vorbereitungen fürs Kochen. Damit mich die Zwiebeln nicht schon wieder aus dem Tritt brachten, habe ich eine Schutzbrille getragen.
Wo steht geschrieben, dass man Schwimmbrillen nur zum Schwimmen tragen darf? Sie helfen auch gut gegen die tückischen Angriffe von Zwiebeln.
Ich pellte und schnitt die Zwiebeln und keine Tränen flossen – nur meine Nase wollte nicht so recht mitmachen.
Die Zwiebeln fürs Risotto sollten sehr fein geschnitten werden. Oh ja! Die ersten Stückchen waren sehr fein. Aber dann wurden sie etwas größer und na ja!
Die Zwiebeln fürs Ossobuco waren dann wieder, sagen wir mal, was da rauskam, hatte mit sehr fein nichts mehr zu tun.
Irgendwann nahm ich meine Brille ab und das rächte sich. Die Augen brannten zwar nicht wie sonst, aber ich musste wieder eine Pause einlegen.
Warum sind Zwiebeln so gemein?
Ich putzte und zerkleinerte Staudensellerie. Eine der Damen im Feinkostladen ist Italienerin und bestand darauf, dass Sellerie in das Gericht gehört.
Die Knoblauchzehen habe ich nur geviertelt und dabei ist mir ein kleines Missgeschick passiert, das mir im Laufe des Abends noch einen Besuch im Hospital bescherte.
Die Wunde in meinem Zeigefinger war so tief, dass sie ärztlich versorgt werden musste.
Aber den Knoblauchviertel ist glücklicherweise nichts passiert.
Erstmal aber habe ich mich selbstversorgt. Darin habe ich inzwischen wirklich Routine! Das Pflaster musste im Laufe des Events zwar öfter erneuert werden, aber ich habe genügend Vorrat.
Das Pflaster wird mir nie ausgehen.
Mit gestrecktem Zeigefinger bearbeitete ich die Karotten. Ich brauche wohl nicht extra zu betonen, dass die Karottenwürfel auch etwas größer ausfielen.
Nun wurden die Safranfäden eingeweicht. Das Wasser nahm eine Schöne Färbung an. Ob das Risotto auch so aussehen würde?
Dann wandte ich mich dem Fleisch zu, was mich ehrlich gesagt, viel Überwindung kostete. Die Teile sahen wirklich sehr nach totem Tier aus.
Ich habe sie trockengetupft und gewürzt. Sogar eine Mehlmaske habe ich ihnen gegönnt. Danach sahen sie etwas besser aus. Waren aber immer noch Teile eines toten Tieres.
Ich ließ die geklärte Butter (Feinkostladen sei Dank!) in der Pfanne zerlaufen. Gab ein paar Tropfen Olivenöl hinzu und als sich Butter und Öl vereinigt hatten – richtig! Es spritzte wieder! Warum? Ich habe mich genau an die Anweisungen gehalten.
Bevor das Butter-Ölgemisch komplett aus der Pfanne springen konnte, legte ich eine Scheibe Fleisch hinein.
Oh! Es war – OH! Was mache ich falsch?
Das Fett mag mich nicht! Das Öl mag mich nicht! Das Fleisch mag mich sowieso nicht!
Oder stelle ich mich einfach zu blöd an? Wird wohl so sein!
Ich ließ das Fleisch ein paar Minuten in der Pfanne und wendete es, als der Geruch sich leicht veränderte.
Tja! Aber es war noch ansehnlich! Muss ich jetzt aber doch mal sagen.
Okay! Vielleicht… hätte ich die Temperatur verringern müssen… ich meine ja nur… ein kleines Missgeschick… aber ich hatte noch drei Scheiben Fleisch.
Die nächste Scheibe habe ich weniger scharf angebraten. Das war gut so, aber nicht gut genug. Sie landete bei der ersten Scheibe im Abfall.
Aber! Scheibe drei war wunderbar. Okay! Nicht lange genug gebräunt, aber nicht angekokelt. Scheibe vier war noch besser. Okay! Sie hatte nur leichte Spuren von Bräunung, aber sie war schön.
Dann mussten Zwiebeln und Gemüse angebraten werden. Oh ja! Ihr habt so Recht! Es ging voll daneben.
Es war wie immer. Das Fett spritzte, die Zwiebelstückchen sprangen aus der Pfanne und ich war am Verzweifeln.
Ich hätte sie ja auch gleich baden können, aber ich will endlich mal glasig gedünstete Zwiebelwürfel!
Der nächste Versuch! Diesmal gab ich das Gemüse mit in die Pfanne. Böser Fehler. Jetzt kokelte alles an. Grrr!
Meine Geduld mit Zwiebeln und Gemüse war erschöpft. Ich gab das Fleisch in den Topf, gab den Fond hinzu, den Wein und den Zwiebel-Gemüse-Mix. Das alles übergoss ich mit den gestückelten Tomaten aus dem Glas. Schnell noch etwas Salz und Pfeffer über das Ganze.
Deckel drauf und nach mir die Sintflut!
Jetzt hatte ich ein bisschen Zeit und gönnte mir erstmal einen Café. Danach machte ich mich an kleinere Aufräumarbeiten und die Beseitigung der gröbsten Fettablagerungen. Fettspritzer, wohin das Auge reichte.
Kaum zu glauben, wo sich diese fiesen kleinen Biester überall niederließen!
Zwischendurch fiel mir ein, ich hatte vergessen die Gremolata vorzubereiten.
Auf ein Neues! Ich zerstückelte einen Bund Petersilie. Die wollte partout nicht zerkleinert werden und verteilte sich über die Arbeitsfläche. Das hätte sie besser nicht getan. Ich nahm das Wiegemesser (Zum ersten Mal in meinem Leben benutzte ich so ein Teil!) und rückte der Petersilie auf den Leib.
Wer sagt’s denn? Sie gab nach und wurde fast so fein, wie sie sein sollte. Irgendwann war ich es einfach leid, dieses hin und her Gewackel!
Mit dem Wiegemesser!!!
Dann läutete es und Harry stand vor der Tür. (Ich wolle zuerst schreiben… und Harry kam. Aber ihr habt mir manchmal etwas schmutzige Gedanken! Deshalb muss ich mir meine Wortwahl genau überlegen. Bevor ihr mich auch noch mit Fragen über Harry löchert!)
Ich führte ihn in den Salon und überließ ihn Baron de Rothschild. Ich war mal wieder in Verzug und konnte mich nicht als gute Gastgeberin betätigen.
Okay! Konnte ich bisher noch nie! Ich weiß!
Ich hatte noch ein paar geviertelte Knoblauchstückchen. Die zerhackte ich mit einem großen Messer in kleine Stückchen. Non! Nicht zu klein, Harry soll doch sehen, dass Knoblauch in der Gremolata ist.
Die nächste Zutat kostete mich eine Menge Nerven. Man reibe die Schale einer unbehandelten Zitrone ab.
Wow! Wie sollte ich die Zitrone in die Küchenmaschine bekommen?
Notgedrungen musste die Reibe dranglauben. Oh! Zum Glück hatte ich Handschuhe an. Vielleicht sollte ich mir für solche Tätigkeiten ein paar Sicherheitshandschuhe zulegen? Wäre besser.
Meinen frisch manikürten Fingernägeln bekam die Reiberei nicht! Auch die Fingerspitzen mussten leiden.
Jetzt hatte der malträtierte Zeigefinger mal Glück. Er war wieder so fest verpackt, dass er sich nicht krümmen konnte und stand so weit weg von der Reibe, dass er verschont blieb.
Missmutig gab ich mein mühsam geraspeltes in den Abfall und begann von neuem.
Ich muss ehrlich sagen, dass diese Gremolata nicht sehr viel Zitronenabrieb enthielt.
Raspeln ist definitiv nichts für mich!
Dann wurde es Zeit und ich musste mich mit dem Risotto beschäftigen.
Ich habe euch noch nie erzählt, dass ich beim Kochen immer Musik höre. Schön laut, damit sie auch die Kochgeräusche und den Dunstabzug übertönt.
Die Musik spielte so vor sich hin und ich begann mit der Zubereitung des Risotto.
Was soll ich sagen, just in dem Moment, als ich die sehr fein geschnittenen Zwiebelstückchen in den Topf gab, damit sie ein wenig baden konnten, erklang aus dem Lautsprecher der Triumphmarsch aus Verdis Aida.
Ich stellte mir die Frage, für wen es ein Triumph werden würde. Für Missgeschicke am laufenden Band oder für mich?
Ich war nicht gewillt, diese Schlacht zu verlieren. Ich würde diesem Risotto so viel Zuneigung schenken, wie es sein musste.
Oh! Wenn ich auch nur im Geringsten geahnt hätte, wie liebebedürftig so ein Risotto ist….
Nachdem die winzigen Zwiebelwürfelchen genug gebadet hatten, wurde es Zeit, ihnen einen Weggefährten ins Bad zu geben. Richtig! Den Reis!
Ich rührte, bis der Reis völlig mit der Butter und den Zwiebeln vermischt war und schön glänzte.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie schnell dieser fiese Reis, meinen liebevoll gebadeten, winzigen und weniger winzigen Zwiebelstückchen das Ölbad wegsoff.
Ich gab den Wein ins Bad und rührte. Aber auch hier ließ mir der Fiesling kaum Zeit, denn er soff auch noch den Wein. Hm!
Ich gab die Safranfäden samt gefärbtem Wasser in den Topf. Die Masse färbte sich gelblich.
Ich war enttäuscht. Ich hatte eine schöne orange Farbe erwartet.
In einem zweiten Topf zog die Brühe vor sich hin. Ich weiß immer noch nicht, wohin das Zeug zieht, wenn es zieht.
Egal, ob Brühe, Soße oder was auch immer in irgendeinem Topf ziehen muss. Wohin zieht es?
Ich gab, wie befohlen, mit der Soßenkelle immer wieder Brühe ins Risotto und rührte. Rührte, rührte, rührte! Schöpfen, dabei das Rühren nicht unterbrechen.
Irgendwann war mein Topf leer und ich nahm den Wasserkocher. Jetzt konnte ich immer ein bisschen Wasser nachgießen.
Wow! Der Reis hatte wirklich großen Durst. Gut! Es dauerte alles etwas länger. Nach dem ersten Angießen, sollte die Temperatur erhöht werden. Da ich aber nicht wusste, um wieviel Grad, habe ich mich entschlossen, dass jetzt auch der Reis ziehen darf.
Es dauerte fast eine Stunde, bis der Reis weich wurde. Meine Schulter schmerzte. Sie war diese dauernde Rührerei nicht gewohnt. Aber mein Risotto sah gut aus. Wie sollte es bei so viel Aufmerksamkeit auch anders sein?
Lacht nicht schon wieder!
Es gibt Aufmerksamkeit und, na ja, eben Aufmerksamkeit!
Jetzt sollte kalte Butter ins Risotto. Ups! Die hatte ich noch nicht abgewogen! Also, Daumen mal Pi. Den Parmesan hatte ich bereits geraspelt gekauft.
Alles bekam eine cremige Konsistenz. Ich weiß nicht, wie Milchreis aussieht, ich esse keinen. Aber ich nehme an, er sieht fast so gut aus, wie mein liebebedürftiges Risotto.
Mein Risotto war fertig. Während ich es ein letztes Mal liebevoll rührte, erklang aus dem Lautsprecher die Marseillaise. Wow!
Die Hymne für Madame championne!
Jetzt musste nur noch das Fleisch gar sein und alles wäre gut. Und was glaubt ihr? Es war nicht überbräunt. Es zog so vor sich hin, in seinem großen Topf. Es war so weich, dass es fast auseinandergefallen wäre.
Ich gab das Risotto in eine kleine Schüssel und das Fleisch mit Gemüse auf einen Teller. Das obligatorische Foto und Harry durfte sein erstes Ossobuco alla milanese probieren.
Das hatte auch einen Vorteil, er wusste nicht, wie es schmecken sollte.
Oh! Oh! Der Pfeffer! Das Fleisch habe ich genau nach Anweisung gewürzt. Aber! Das Gemüse!
Nun ja! Harry liebt es scharf. Das Essen!!!
Das Fleisch war zart! Das Gemüse verkocht, aber feurig!
Mein liebevoll gekochtes Risotto lies ihn in fast ekstatisch werden.
Ich freute mich schon, aber dann kam der Dämpfer. Er sagt, so gut habe Mary noch nie gekocht.
Tja! Was soll ich dazu sagen. Auch wenn es ihm wirklich schmecken sollte, Dämpfer bleibt Dämpfer.
Ihr müsst wissen, Mary ist fast ein ebenso unbegnadeter Koch wie ich. Allerdings versucht sie es immer wieder mal und ihre Family muss dann darunter leiden.
Ich nehme an, selbst das Hundefutter aus der Dose, würde Harry zu solch einer Äußerung bewegen.
Egal! Ich habe es geschafft. Risotto gekocht und NICHTS ist angebrannt. Über das Fleisch decken wir den Mantel des Schweigens.
Jetzt sind es noch 43 Events. Ich hoffe sehr, dass ich noch einige glückliche Momente erleben darf. Ein paar Lichtblicke in der Dunkelheit. Ein paar Erfolgserlebnisse.
Letzte Woche meine putzigen Rösti und heute mein Risotto.
Aber nicht dass ihr jetzt auf seltsame Gedanken kommt. NON! Ich werde weder Rösti noch Risotto ein weiteres Mal zubereiten. Einmal ist gut, jedes weitere Mal könnte den Erfolg zerstören!
Jetzt habe ich noch ein kleines Geschenk für euch. Aber lacht nicht zu sehr!
Zur Erläuterung: Das ist ein Stück etwas überbräuntes Fleisch.
Bis zum nächsten Mal!
Immer Beilage
Wieder ein Auftrag. Ich kann es kaum fassen. Schon wieder ein Gericht mit Beilage. Ich habe mir erlaubt, nachzufragen, warum die Regeln unserer Wette geändert wurden.
Ha! Von wegen geändert. Neu ausgelegt! Erweitert! Und noch so einiges mehr. Chloé ist der irren Meinung, dass eine Mahlzeit nicht nur aus einem Gericht besteht.
NON! Es gehöre auch mindestens eine Beilage dazu. Eine! Soll das etwa heißen, dass ich demnächst ein komplettes Menü kochen muss? Die ist verrückt!
Okay! Ich weiß, nicht überall auf der Welt isst man ein Stück Baguette dazu und ist zufrieden. Aber ich liebe Baguette! Ich würde auch Pasta kochen, die liebe ich auch. Ich meine ja nur….
Aber kommen wir zurück zum Kochauftrag. Morgen koche ich Ossobuco alla milanese mit der Beilage Risotto alla milanese. Wie könnte es auch anders sein? Alles alla milanese!
Ossobuco ist ein italienisches Gericht. Warum keine Pasta? Lacht nicht! Wäre viel einfacher….
Ich habe mal wieder gegoogelt. Oh! Es war wie immer. Rezepte über Rezepte. Jeder ist der Meinung, er habe das einzig wahre Rezept für Ossobuco alla milanese.
Immer wieder lese ich, was alles nicht rein gehört. Was aber unbedingt (nach Meinung des Rezeptverfassers) in das Ossobuco gehört.
Mal wieder ein paar Beispiele.
Nur geklärte Butter ist das Wahre. Was bitte ist geklärte Butter? Wieder gegoogelt!
Butter erhitzen und den Schaum solange abtragen, bis sich kein neuer Schaum mehr bildet. Was übrig bleibt, ist geklärte Butter.
Ha! Dass in mein Ossobuco keine geklärte Butter kommt, könnt ihr euch ja denken!
Beinscheiben mit Küchengarn in Form binden? Oh! Wie ein Geschenk? Oder soll ich eine Skulptur draus machen? Ich habe keine Ahnung! Wieder gegoogelt – Nichts gefunden!
Warum muss man die Dinger in Form binden? In welche Form? Welchen Sinn hat das?
Warum soll ich mir den Kopf darüber zerbrechen? Ich binde nicht! So einfach ist das.
Fleischtomaten überbrühen und häuten! Noch nie gemacht. Will ich das machen? Definitiv NON! Es gibt doch gestückelte Tomaten aus dem Glas. Ich bin doch keine italienische Mama, der beim Kochen das Herz aufgeht. Mir läuft höchstens die Galle über.
Weißwein, Rotwein, Grappa! Ohhhhhhhhh! Was denn? Rot, weiß oder weder noch?
125 ml Grappa! Das ist viel oder etwa nicht? Okay! Zum Trinken zu viel aber für Ossobuco? Egal! Ich habe beschlossen, kein Grappa!
Klatter Peterling? Nach genauerer Betrachtung des Fotos, habe ich beschlossen, dass es sich dabei um Petersilie handeln muss.
Auch einige Zutaten finden nicht meine Zustimmung, weil sie nicht oft in den Rezepten auftauchen.
Erbsen, Bohnen, Kartoffeln (gehören definitiv nicht in Ossobuco!) Holunderbeeren, Orangenfilets, Salat Fix (non, ich war nicht im falschen Rezept), Kürbis.
Was ich auch äußerst seltsam fand, waren die Namen einiger Rezepte. Aber alle standen unter Ossobuco! Monias Beinscheiben! Steffis Waden! Oma Erna’s Wadenstückerl!
Klingt nach Kannibalismus!
Ich wundere mich auch immer wieder über die Grammatik einiger Verfasser. Es sind nicht nur einmalige Patzer. Oh non!
Fielen die Haxen der neuen deutschen Rechtschreibung zum Opfer oder warum werden sie jetzt Hachsen geschrieben? Ich hasse Zwiebeln, ob ich sie als Schwiebeln gern hätte? Oliefen und Oliwen! Prüje, Sälarie, Tomatenmarg, Lorbär, Tümian, retutziren, warm stehlen usw.
Wie wäre es mal mit googeln? Aber wenn man nicht weiß, das man Fehler macht, warum sollte man dann googeln? Sorry, das klingt vielleicht gemein, aber wenn man schon Rezepte ins www stellt, dann sollte doch die Grammatik stimmen.
Kommen wir zur Beilage. Auch hier habe ich wieder gegoogelt.
Das Gericht ist äußerst liebesbedürftig. Es braucht sehr viele Streicheleinheiten, sprich, es will ewig gerührt werden.
Auch hier gibt es wieder viele Varianten. Ich habe beschlossen, das für mich einfachste Rezept zu nehmen.
Es werden wieder Zwiebeln angeschmort und sehr viel Fett wird spritzen. Da kann ich nicht noch Experimente machen. Lacht nicht schon wieder! Ich weiß, für mich ist jeder Kochevent ein Experiment.
Ich weiß auch, dass morgen wieder vieles daneben gehen wird. Es wird Fleisch angebraten und so einiges andere muss in den Topf. Da ist das Chaos schon vorprogrammiert.
Wäre doch schon Samstag!
E-Mails
Es ist mal wieder so weit. Ich muss meinen nächsten Gast bekanntgeben.
Wie schnell eine Woche vergeht. Es ist Mittwoch und übermorgen muss ich kochen. Oh! Tja! Hm! Bauchschmerz!
Meine Gästeliste wird immer länger. Alle wollen sich mit eigenen Augen überzeugen, dass ich koche. Tja!
Immer wieder höre ich, dass man es kaum glauben kann. Wenn ihr mich kennen würdet, wüsstet ihr, dass es auch kaum zu glauben ist!
Wie neugierig meine Freunde und Bekannten sind, zeigt mir dieser Event. Alle wollen dabei sein. Auch wenn sie vielleicht etwas leiden müssen. Die Urteile zu meinen Gerichten sind so unterschiedlich, wie meine Gäste.
Aber bei Baron de Rothschild sind sich alle einig: C'est trop de la balle! (Frei nach einer gewissen Blondine: Das ist der Burner!)
An dieser Stelle ist es vielleicht an der Zeit, mich für eure vielen E-Mails (die inzwischen mein Postfach überquellen lassen) und Nachrichten (bei Facebook) zu bedanken.
Es ist mir leider nicht möglich, jede einzelne Nachricht bzw. mail zu beantworten.
Aber ich beantworte gerne die Fragen, die ich immer wieder lese.
Non! Es ist noch niemand ernsthaft zu Schaden gekommen. Sogar Rodolfo hat das „Chili muy picante“ ohne größere Probleme überstanden. Okay! Der Schock saß tief und wird ihn davon abhalten, künftig Einladungen zum Essen, von begnadeten Nichtköchen wie mir, anzunehmen.
Alle anderen hatten ihre kleineren Maläste, durch die Einnahme diverser Magen- und Darm-Medikamente schnell wieder im Griff.
Danke, dass ihr euch auch Gedanken über meine Wehwehchen, die ich mir beim Kochen eingefangen habe, macht. Außer einigen Brandnarben an den Händen und fast verheilter Schnitte in den Fingern, ist alles bestens.
Abgesehen von Übelkeit und Brechreiz, wenn ich an den nächsten Event denke – ja – alles bestens!
Non! Ich poste keine Fotos meiner Gäste.
Ihr wollt Fotos meiner verunglückten Kochversuche! Das verstehe ich. Aber ihr müsst verstehen, dass ich dazu keine Zeit habe. Ich bin im Stress. Da bleibt mir weder die Zeit noch habe ich Muse, mitten im größten Chaos die Kamera zu zücken.
Vielleicht irgendwann einmal. Wenn der Kochversuch so richtig daneben gegangen ist. Ich meine, wenn ich die Tiefkühlpizza in den Backofen schieben oder der Lieferservice anrollen muss.
Non! Bis jetzt musste ich noch keins meiner Gerichte probieren. Wie ihr wisst, bin ich Vegetarier. Aber, wie ich Chloé kenne, kann es nicht mehr lange dauern, bis ich etwas Vegetarisches zubereiten und auch ESSEN MUSS!
Non! Ich poste kein Foto von Rodolfo. Oui! Er ist sehr attraktiv! Non! Er ist nicht gebunden. So, mehr verrate ich nicht!
Das war‘s vorerst. Kommen wir wieder zu meinem nächsten Gast.
Sein Name ist Harry. Er ist Direktor einer Spielbank und der Ehemann meiner Freundin Mary. Sie schickt ihn schon mal vor, während sie sich noch galant zurückhält.
Ja, Mary ist die mit den tausend Ausreden, um sich schon mal vorab vor einer Einladung zu drücken. Aber sie muss irgendwann auch noch dran glauben! Das ist ein Versprechen!
Zürcher Geschnetzeltes mit Rösti
Zürcher Geschnetzeltes mit Rösti! Tja! Ich leide noch immer.
Aber fangen wir wieder ganz am Anfang an. Wir wollen ja nichts durcheinander bringen.
Freitagnachmittag, Besuch im Feinkostladen. Die Gesichter der Verkäuferinnen sprachen Bände. Sie haben jemanden gefunden, der als Dolmetscher fungiert und ihnen die Texte meines Blogs übersetzt.
Tja! Erstmal war ich baff. Jetzt erfahren sie alles aus erster Hand. Vorbei mit den schönenden Erklärungen. Jetzt wissen sie alles.
Okay! Ich kann damit leben. Es erspart mir viel Zeit, die ich fürs Kochen brauche.
Jedenfalls wussten die Damen bereits, was ich kochen muss. Sie hatten mir deshalb ein besonders schönes Kalbsfilet reserviert. Eigentlich viel zu schade, konnte sich der boucher nicht verkneifen. Pardon! Der Metzger! Ich war ihm nicht böse, für die verbale Entgleisung. Er hatte ja Recht. Perlen vor die Säue, wie die Deutschen sagen.
Ich kaufte noch ein paar Zwiebeln und extra dicke Kartoffeln. Beides Lebensmittel, mit denen ich auf Kriegsfuß stehe. Dann ging‘s nach Hause.
Ein Stau auf der Schnellstraße brachte meinen Zeitplan zum ersten Mal durcheinander. Ich habe zwar häufig gelesen, es handle sich um ein schnelles Gericht, aber was heißt das schon, bei solch einem unbegnadeten Koch wie mir?
Mit 20-minütiger Verspätung begann ich mit den Vorbereitungen. Ihr wisst ja schon, was so alles vorbereitet werden muss, damit ich nicht im Rauch ersticke oder auf einem Teppich aus Fett ausrutsche und mir das Genick breche. Deshalb werde ich diese Vorbereitungen ab heute nicht mehr extra aufzählen. Das spart mir Zeit.
Danach ging‘s an die Vorbereitungen fürs Kochen. Ich musste das Filet schneiden. Die Damen warnten mich, vor zu dicken Stücken oder gar Scheiben. Das Fleisch müsse in dünne Stückchen geschnitten werden. Hauchdünn!
Ich kann euch sagen, das war eine Arbeit. Es hat eine halbe Stunde gedauert, bis das Filet in hauchzarten Stückchen vor mir lag.
Okay! Je länger ich schnitt, umso mehr entwickelte sich der Hauch zu einem Orkan. Ihr versteht?
Nachdem alles Hauchzarte und weniger Hauchzarte miteinander vermischt war, sah es aus, als müsse es so aussehen.
Jetzt muss ich noch eine Kleinigkeit hinzufügen. Ungefähr nach einem Viertel Filet, kam das Messer vom Weg ab und schnitt durch den Handschuh in meinen Finger. Es blutete ohne Unterlass.
Zum Glück hatte das Filet nichts abbekommen. Das hätte mir noch gefehlt.
Nach zehn Minuten war die Blutung gestillt und die Wunde erhielt ein Pflaster. Wieder einmal war mein Finger so gut verpackt, dass ich ihn nicht mehr krümmen konnte.
Dann waren die Kartoffeln an der Reihe. Ich habe mir überlegt, ob ich mir eine Kartoffelschälmaschine zulege, den Gedanken aber wieder verworfen. Bei dem Tempo, mit dem die Maschine arbeitet, müsste ich bereits tags zuvor mit dem Schälen beginnen. Meine Zeit ist mir zu wertvoll, um sie mit so einem langsamen Teil zu vergeuden.
Okay! Wieder abgeschweift. Ich musste mehrmals Pause machen, weil sich meine Hand wieder mal verkrampfte. Ich mag keine Kartoffeln!
Dann pellte ich die Zwiebeln. Die hatten es in sich. Wow! Meine Augen tränten ohne Unterlass. So kam es, das ich bereits in Zeitdruck war, bevor ich überhaupt mit den Vorbereitungen fertig war.
Dann sollten sie Kartoffeln geraspelt werden. VON HAND! Sprich, Kartoffeln ohne zu Hilfenahme einer elektrischen Maschine raspeln.
Non! Ich bin doch nicht verrückt und gehe solch ein Risiko ein. Ein tiefer Schnitt im Finger reicht. Ich will nicht auch noch abgeschabte Fingerkuppen.
Da ich schon mal die Küchenmaschine angeworfen hatte, mussten auch noch die Zwiebeln dran glauben. Ruck zuck waren sie in feinste Scheiben geschnitten. Das war toll. Leider schneidet die Maschine keine Würfel. Wieviel Zeit und Tränen könnte ich mir ersparen, wenn sie es könnte? Gibt es solch eine Maschine? Wenn ja – ich will so ein Ding!
Die geraspelten Kartoffeln gab ich in ein Sieb, weil sie das überschüssige Wasser verlieren sollten.
Dann ging‘s richtig los. Wenn ich sage: richtig, dann meine ich es auch so. Es war wie immer. Fett hat eine Abneigung gegen meine Pfannen und Töpfe. Ich meinerseits habe eine Aversion gegen Fett, spritzendes Fett.
So kam es, dass nach kurzer Zeit das Umfeld des Kochfeldes mit Fettspritzern übersät war. Toll! Und das, bevor auch nur das kleinste Stückchen, hauchzart geschnittenes Filet, in der Pfanne lag.
Aber in den Rezepten stand: unter großer Hitze anbraten! Warum gibt es immer dieses Chaos, wenn ich irgendetwas anbrate? Ob unter hoher Temperatur oder sanft köchelnd?
Nun ja! Irgendwann gab ich ein paar Stückchen hauchzartes (okay – hauchzartes und weniger hauchzartes) in die Pfanne. Jetzt gab das Fett sein bestes. Es spritzte und ich fragte mich, ob überhaupt noch etwas davon in der Pfanne war. Wenn ich mir das Umfeld des Herdes betrachtete, konnte man es kaum glauben.
Das Hauchzarte verwandelte sich binnen Sekunden in mehr oder weniger harte Brikettes. Tja! Erster Versuch kurzfristig abgebrochen.
Der Zweite Versuch, mit weniger heißem Fett, funktionierte etwas besser. Ich konnte wenigstens noch ein paar hauchzarte Stückchen retten. Der dritte Versuch ging wieder voll daneben.
Ich kochte so vor mich hin. Innerlich und am Herd. Irgendwann war ich fertig und der Berg Briketts und sehr stark überbräunter, hauchzarter Filetstückchen war größer, als das kleine Hügelchen, auf dem nur überbräuntes, hauchzartes Filet lag.
Nun ja! Was soll ich sagen? Rodolfo darf nicht sehr hungrig sein. An so einem Kalbsfilet ist ja nicht viel dran….
Nun ging es an die Zwiebeln. Oh ja! Ihr ahnt es schon. Es war schrecklich. Wieder musste das Fett stark erhitzt werden, um die Zwiebeln darin scharf anzubraten.
Nachdem ich dreimal unter starkem Beschuss (mit und ohne Zwiebeln) stand, gab ich auf. Ich spendierte dem letzten Häufchen, in dünne Scheiben geschnittener Zwiebeln, eine letzte Chance. Eine weitere hätte ich nicht geben können, mangels Zwiebeln.
Letzte Chance – ihr wisst – baden! Bis jetzt haben sie es immer genossen. So ließ ich die Zwiebeln langsam vor sich hin baden. Solange, bis ich der Meinung war, sie können jetzt das Bad verlassen.
Aber ich hatte vergessen, dass die Zwiebeln noch gepudert werden wollten. Nicht mit Puder – non! Mit Mehl! Mit einem gehäuften Esslöffel Mehl!
Da meine Zwiebelration winzig war, wollte ich wenigstens ein paar davon retten, falls ihnen die Puderung nicht gefallen sollte. Das stellte sich im Nachhinein als sehr gute Idee heraus. Das erste Pudern ging voll daneben. Überall Mehlklümpchen. Das sah eklig aus.
Das zweite funktionierte. Ich gab das Mehl in ein Einhandmehlsieb und puderte die Zwiebeln damit. Es sah aus, als hätte es geschneit. Aber nur für kurze Zeit.
Ich rührte und die Zwiebel-Fettmasse verdickte sich. Ich goss den Kalbsfond hinzu und rührte. Ließ die Masse aufkochen und rührte weiter. Gab den Wein hinzu und rührte weiter.
Wow! So ein liebesbedürftiges Gericht hatte ich noch nie. Da kann nicht mal die Erbsensuppe mithalten.
Okay! Auch der Wein verflog fast und ich gab die Sahne hinzu. Oh ja! Ich rührte weiter. Ließ die Sahne aufkochen und verringerte die Temperatur. Nun kam das winzige Häufchen Filet in die Soße. Wieder rührte ich. Jetzt sollte das Fleisch nur noch vor sich hin ziehen.
Leider musste es sein Ziehen kurz mal unterbrechen. Es gab eine kleine Störung, denn ich hatte die Gewürze vergessen. Ich rührte nochmal. Dann überließ ich das Fleisch seinem Ziehen.
Das war geschafft. Jetzt ging‘s an die Rösti.
Es läutete und Rodolfo, der Adonis, stand vor der Tür. Der riesige Blumenstrauß besserte meine schlechte Laune merklich.
Ich führte Rodolfo in den Salon und überließ ihn der Gesellschaft des Baron de Rothschild.
Ich war ihm dankbar, dass er den Brandgeruch, der immer noch die Luft schwängerte, nicht erwähnt hatte. Aber sein Gesicht sprach Bände.
Ich überließ ihn dem Erzeugnis des Barons und ging zurück in meine Küche.
Die Rösti warteten bereits. Ich hasse Fett! Es sollte heiß werden, richtig heiß. Es wurde heiß und spritzte. Was sollte es auch sonst tun?
Ich nahm die erste Portion Kartoffelraspeln und gab sie in das heiße Fett. Ich sagte bereits mehrfach – das Fett mag mich nicht. Aber noch nie zuvor war es derart feindselig. Es spritzte so stark, dass ich mich in Sicherheit bringen musste.
Als ich nach dem einseitig gebratenen Rösti sah, war es fast zweiseitig verkohlt. Tja! Das war wohl nichts.
Neue Pfanne, zweiter Versuch. Mir fiel ein, dass ich auch die Raspeln nicht gewürzt hatte. Also, hinein mit Pfeffer und Salz. Ich habe gelesen, man solle die Kartoffeln stark würzen!
Beim Vermischen merkte ich, dass die Kartoffeln noch sehr feucht waren. Also drückte ich sie mit der Hand aus. War das eklig! Diese Brühe, wie sie roch.
Okay! Die nächsten Rösti waren merklich kleiner, als das erste. Sie waren in der Pfanne und bräunten vor sich hin.
Ich hatte gelesen, sie sollten auf jeder Seite 5 Minuten braten. Nach drei Minuten waren die Ränder bereits stark überbräunt und das Wenden gestaltete sich etwas schwierig, weil die Rösti Ringelreihen tanzten. Sie hatten ihre Raspelärmchen ineinander verstrickt und wollten sich nicht mehr loslassen.
Ich hasse Kartoffeln!
So kam, was kommen musste. Ich bekam die Dinger nicht schnell genug aus der Pfanne und sie verwandelten sich in Briketts.
Ich vergaß zu erwähnen, dass ich den Rauchmelder abgeschaltet hatte. Er hätte irgendwann wieder Lärm gemacht und ich hätte ihn mit dem Stiel des Wischmops zum Schweigen gebracht.
Okay! Der nächste Versuch! Diesmal gab ich winzig kleine Röstihäufchen in die Pfanne. Sie waren nach 2 Minuten an den Rändern gebräunt und ich konnte sie problemlos wenden. Dann waren sie fertig gegart und durften aus der Pfanne.
Ich war mächtig stolz! Meine ersten kleinen Rösti. Selbstgemacht! Selbstgebräunt! Okay! Etwas überbräunt. Seid doch nicht immer so pingelig!
Die nächsten beiden gefielen mir fast genau so gut. Aber sie waren nichts Besonderes mehr. Wenn ich jetzt sagen würde, sie waren fast schon Routine, fallt ihr vor Lachen von den Stühlen.
Ich gab die kleinen Rösti mit dem Geschnetzelten auf einen Teller und machte das obligatorische Foto.
Sah fast gut aus. Auch wenn die kleinen Rösti etwas überbräunt waren, so muss ich gestehen, ich bin trotzdem mächtig stolz auf sie. Sie waren zum Verzehren fast zu schade.
Geraspelte Kartoffeln, die ohne sonstige Zutaten zusammenhielten. Wow! Meine geraspelten Kartoffeln! Das will was heißen!
Okay! Ich schweife mal wieder ab. Man möge mir vergeben, aber die Rösti sind etwas ganz besonderes für mich. Waren!
Rodolfo kam zu Tisch und beäugte wortlos seinen Teller. Über guten oder schlechten Geruch konnte er nichts sagen. Das ganze Haus stank nach Bratfett. Der Dunstabzug tat sein Bestes, aber es war leider nicht ausreichend.
Der erste Bissen war wie immer, der Moment, an dem ich inständig hoffte, mein Gast möge sich nicht übergeben oder tot vom Stuhl fallen. Gewisse Röstaromen sollen sehr giftig sein!
Nichts dergleichen geschah. Rodolfo war überrascht, wie zart da Fleisch war. Zart! Mein hauchzartes Filet!
Die Soße war nach dem ersten Geschmackseindruck lecker, nach dem zweiten allerdings, trat wieder ein pfeffriger Geschmack in den Vordergrund. Ich hasse Pfeffer!
An die Rösti (meine kleinen Lieblinge) traute er sich zuerst nicht heran. Sie hatten eine, wie er es nannte, sehr kräftige Farbe, die er an Rösti nicht gewöhnt war.
Ich war entsetzt! Er beleidigte meine Lieblinge! Zudem fragte ich mich, wie oft er Rösti zu sich nimmt. Er meidet Fett, wo immer es geht.
Pardon! Aber Du hast meine Lieblinge beleidigt.
Die Miniportion hat ihn nicht gesättigt. Hatte ich auch nicht erwartet. Da mir bekannt ist, dass dieser Adonis ein Schleckermäulchen ist, habe ich vorsichtshalber eine Minisachertorte gekauft. Er liebt diesen Kuchen.
Etwas Leckeres muss man ihm ja auch zugute kommen lassen.
Den Cappuccino kochte der Kaffeeautomat. Da konnte nichts mehr schief gehen.
Nachdem mein Gast sich verabschiedet hatte, wollte ich nur noch unter die Dusche. Ich kam mir vor, als hätte ich in Fett gebadet. Ich frage mich, ob ich diesen grauenvollen Geruch jemals wieder aus der Nase bekomme.
So! Diesen Abend habe ich jetzt auch abgehakt. Jetzt sind es noch 44 Events. Mir graut weiterhin vor dem, was da noch kommen kann. Aber ich bin gewillt, mich allen Aufgaben zu stellen. Immer mit einer großen Portion Pizza im Tiefkühler und diversen Lieferdiensten im Kurzwahlspeicher.
Mit Beilage!
Zürcher Geschnetzeltes mit Schweizer Rösti. Oh! Weinen! Reicht es nicht, wenn ich mich am Geschnetzelten versuche? Jetzt muss es auch noch eine Beilage sein. Grrr!
Ich habe mal wieder gegoogelt. Oh! Oh! Oh! So viele verschiedene Arten der Zubereitung. Aber in jedem Rezept steht, dass es ein schnelles Gericht ist. Das hört sich gut an. Aber! Die haben nicht mit mir gerechnet.
Wenn ich nur schon lese: scharf anbraten! Fett auf hoher Stufe erhitzen! Zwiebeln glasig dünsten! Was dabei herauskommt, habe ich bereits mehrfach erlebt.
Aber das Schlimmste kommt ja noch. Das Rösti auf einer Seite scharf anbraten (Grrr!), wenn es gebräunt ist (das wird es sein!), einen Teller auflegen und das Rösti samt der Pfanne wenden! Uff!
Woher soll ich wissen, wann das Rösti auf einer Seite gebräunt ist? Überbräunt ist es, wenn der Rauchmelder sich meldet. Aber wann ist es so gebräunt, dass es noch genießbar ist?
Zudem hat das Ding zwei Seiten, die beide überbräunt werden können.
Ich meine ja nur. Selbst wenn ich eine Seite einigermaßen hinbekomme, hat das Teil leider noch eine zweite Seite. Ihr versteht? Aber sicher versteht ihr!
Zudem frage ich mich, ob der Teller die Wendung übersteht oder zu Bruch geht, wenn die Wendung daneben geht.
Wie groß ist eigentlich so ein Schweizer Rösti? Bedeckt es den kompletten Boden der Pfanne? Ist es ein kleines, niedliches Talerchen? Wie dick ist so ein Teil? Wieviel Rösti gehört zu einem Schweizer Geschnetzelten?
Okay! In Anbetracht der Tatsache, dass ich der Koch bin (man gestatte mir diesen Ausdruck), denke ich nicht, dass sich Rodolfo an dem oder den Rösti sattessen wird.
Ich bin mir auch nicht sicher, auf welche Art das Schweizer Rösti zubereitet wird. Da steht doch in einigen Rezepten wirklich und wahrhaftig „SPECK“! Da ich aber auch Rezepte gefunden habe, in denen kein Speck dabei ist, war es eine leichte Entscheidung.
Ihr kennt ja meine Antipathie gegen Speck und ihr wisst, dass er mich auch nicht mag.
So! Das hätten wir geklärt. Ich werde mich bei den Zutaten auf das wesentliche beschränken: Kartoffeln und Fett! Ach ja – würzen muss ich das Ding oder die Dinger auch. Wir werden sehen!
Ich stehe immer noch auf Kriegsfuß mit Pfeffer. Aber ich habe gelesen, dass man die Rösti stark würzen muss! Wir werden sehen.
Kommen wir zu dem Geschnetzelten. Das Fleisch soll nur sanft angebraten werden. Oh! Wie brät man Fleisch sanft an?
Dann wieder gibt es Rezepte, in denen man das Fleisch scharf anbraten soll. Also überbräunen, wenn ich es mache.
Nach dem braten, soll das Fleisch mit Mehl bestäubt werden. Das Mehl darf nicht klumpen. Oh! Oh! Ob mein Mehl das weiß? Wir werden sehen.
Dann werden die Zwiebeln glasig gedünstet. Sagen wir mal so: ich werde die Zwiebeln wieder braunglasig dünsten oder wie immer man es nennen will.
Ich ahne fürchterliches.
Ich werde mit den Vorbereitungen so früh als möglich anfangen. Schließlich werfen die Zwiebeln mich immer in der Planung zurück. Ich muss auch Kartoffeln schälen und raffeln.
Noch so ein Wort, das ich nicht kannte. Raffeln! Ich habe mal wieder gegoogelt! Damit ist raspeln gemeint. Warum schreiben die das nicht? Warum einfach, wenn es auch umständlich geht?
Beim Fleisch bin ich auch wieder in der Zwickmühle.
- In schmale Streifen schneiden! Wie schmal ist schmal? Wie lang sollen diese Streifen sein?
- In dünne Scheiben schneiden! Wie dünn ist dünn? Welchen Durchmesser haben die Scheiben?
Kalbfleisch soll es sein! Darin sind sich alle einig. Wenigstens etwas! Welchen Teil des Tieres man dafür nimmt, da scheiden sich die Geister.
Ich werde den Metzger fragen oder seine Verkäuferinnen. Vielleicht schneiden sie mir das Fleisch auch in die richtigen Stückchen oder Scheibchen? Ich meine ja nur. Man kann ja mal fragen.
Jetzt lasse ich den morgigen Tag auf mich zukommen. Ich werde ihn schon überstehen. Die Frage ist nur: wie?
Ein Adonis kommt zum Essen
Mein nächster Gast ist Spanier. Er ist Architekt und baut imposante Villen. Er ist groß, schlank, ein Body wie von Michelangelo gemeißelt. Schwarze Haare und schwarze Augen, ein Adonis und ein, wie er es gerne nennt, Frauenversteher. Tja! Die Damenwelt liegt ihm zu Füssen.
Non! Nicht was ihr jetzt denkt. Er kommt nur zum Essen!
Er soll nicht mich verstehen, er soll nur essen. Wirklich! Nur essen!
Ich kenne ihn schon sehr lange. Und ja, ihr würdet dahinschmelzen, wenn ihr ihn sehen würdet. Ich meine jetzt meine Leserinnen. Alles andere geht mich nichts an und will ich auch nicht wissen.
Okay! Ich muss ihn nicht mit Baron de Rothschild bekanntmachen. Er kennt ihn bereits. Aber ich werde ihn mit ihm allein lassen. Ich werde mich zwar bemühen, das Essen pünktlich zu servieren, aber ihr kennt mich inzwischen. Ich verstehe, dass ihr zu tiefst bezweifelt, dass mir das gelingen wird. Okay! Ich glaube auch nicht daran.
Aber ich werde wie immer mein Bestes geben. Lacht nicht schon wieder!
Okay! Ich verrate Euch auch seinen Namen. Er heißt Rodolfo-Sebastiano-Geronimo-Alejandro und noch ein paar mehr. Tja! Und Freitag kommt er zum Essen….
Chili con carne
Chili con carne! Eine weitere Herausforderung!
Oh ja! Es war eine Herausforderung. Solange zu den Grundzutaten Fett und Zwiebeln gehören, ist das Chaos vorprogrammiert.
Aber mal wieder alles auf Anfang. Freitagnachmittag, Einkauf im Feinkostladen. Die Damen waren voller Neugier, welch Chaos die Herren und Damen angerichtet haben.
Ich habe, in wenigen Worten, von meinen Anstrengungen erzählt und konnte sehen, wie sich die Damen das Lachen verkniffen.
Sie würden gerne meinen Blog lesen, aber sie sind der deutschen Sprache nicht mächtig. So bleibt mir leider nichts anderes übrig, als meine Schande zu erzählen.
Jedenfalls hat meine Erzählung sie köstlich amüsiert und der Kauf der Zutaten für Chili con carne gestaltete sich, nennen wir es: sehr lustig.
Bei jeder Zutat, malten sich die Damen aus, was ich mit dem Zeug anstellen würde. Ich sagte ja bereits, es war sehr lustig. Allerdings nicht für mich – nur für die Damen. Mir trieben ihre Vorhersagen den Schweiß auf die Stirn.
Gegen 14 Uhr begann ich mit den Vorbereitungen.
Ihr wisst schon: Fenster öffnen, Wischmop bereitstellen, Matte auslegen, Handschuhe, Asthmaspray, Pflaster etc. etc….
Ich hatte mir aus allen Rezepten, die, für mich einfachsten, Zutaten herausgesucht. Lacht nicht! Ich weiß, dass für mich grundsätzlich alle Zutaten, alles andere als einfach sind.
Ich pellte Zwiebeln und Knoblauch, entkernte die Chilis und goss die Bohnen in ein Sieb.
Okay! Ich habe mich vor einem weiteren Desaster mit eingeweichten Bohnen gedrückt! Was soll’s! Bohnen sind Bohnen. Dem Chili ist es egal, ob die getrockneten Bohnen eingeweicht wurden oder ob sie weich aus der Dose kommen.
Auf frische Bohnen habe ich verzichtet. Ich kenne mich mit den Dingern nicht aus und weiß auch nicht, wie lange man sie kochen muss, bevor man sie in das Chili gibt.
Man muss potentielle Brandopfer bereits rechtzeitig aus dem Verkehr ziehen.
Okay! Die Zwiebeln sollten in kleine Würfel geschnitten werden. Ich habe mir gedacht, je kleiner die Würfel, umso länger dauert das Schneiden. Meine Augen würden wieder eine kleine Ewigkeit tränen. Dem wollte ich entgehen. Zudem sieht man dem Chili sowieso nicht an, wie groß oder klein die Zwiebeln geschnitten sind. Dementsprechend fielen dann auch die Würfel aus. Die Tränen liefen trotzdem und ich musste wieder die Augen kühlen. Nach zwanzig Minuten Auszeit ging es weiter.
Diese teuflischen Dinger bringen immer wieder meinen Zeitplan durcheinander.
Das richtige Kochen begann. Ich nahm den größten Topf (Der mit dem hohen Rand. Wer weiß, ob die Zwiebeln dem Speck nacheifern wollen und auch aus dem Topf springen.) und gab das Fett hinein. Ganz langsam, bei niedrigster Stufe, schmolz es vor sich hin. Das dauerte….
Ich habe mal wieder gegoogelt. Wie prüft man, ob das Fett in der Pfanne heiß genug ist?
- Wasser hineinspritzen!
Wow! Ich bin ja nicht lebensmüde! Im günstigsten Fall spritzt es nur gewaltig. Im ungünstigsten Fall, fackele ich das Haus ab.
- Wenn das Fett anfängt zu blubbern, als ob es kocht!
Okay! Ich habe zwar immer noch nicht raus, wieviel Fett man nimmt, aber ich nehme nie soviel, dass es anfängt zu blubbern.
- Man sieht es an der Art, wie sich das Fett in der Pfanne bewegt!
Okay! Doch wie bewegt sich das Fett in der Pfanne, wenn es heiß genug ist?
- Wenn alle Bläschen verschwunden sind, ist das Fett heiß genug!
Okay! Ich werde es meinem Fett sagen. Das Fett in meiner Pfanne bräunt sich bereits, bevor sich die Bläschen verzogen haben.
- Einen Holzlöffel ins Fett halten. Bilden sich Bläschen daran, ist das Fett heiß genug?
Okay! Aber was ist mit der These: wenn alle Bläschen verschwunden sind, ist das Fett heiß genug? Bläschen oder keine Bläschen, das ist hier die Frage!
Okay! Ich bin mal wieder etwas abgeschweift. Zurück zu dem Fett in meinem Topf. Es schmolz also so vor sich hin. Immer wieder hielt ich einen Holzlöffel hinein. Nichts geschah. Dann bildeten sich plötzlich Bläschen – ohne Holzlöffel.
Okay, dachte ich, das Fett ist heiß genug. Ich gab die Zwiebeln in den Topf und es geschah, was immer geschah, es spritzte. Und wie es spritzte. Ich legte den Deckel auf und brachte mich in Sicherheit.
Okay! Denken wir mal logisch. Zwiebeln bestehen zu fast 90% aus Wasser. Wasser (Zwiebeln)in heißes Fett – et voilà!
Bevor ich mit meinen Überlegungen zu Ende war, hatten sich die Zwiebeln bereits sehr stark gebräunt. Sie waren nur noch für die Tonne.
Zweiter Versuch. Baden! Mit dem Speck hatte ich gute Erfahrungen gemacht, warum sollte es mit den Zwiebeln nicht auch gut gehen?
Ich nahm Fett und gab die Zwiebeln hinzu. Nun durfte alles zusammen schmelzen und garen. Es sah zwar nicht so gut aus (wirklich nicht), aber es spritzte nicht. Sagen wir mal so, es köchelte vor sich hin. Als sich die ersten Bläschen zeigten, nahm ich den Topf vom Herd. Ha! Geschafft!
Ich gab das Hackfleisch hinzu. Ich hatte mich für Hackfleisch entschieden, weil es nicht zu sehr nach totem Tier aussieht!
Jetzt musste die Temperatur wieder erhöht werden, weil das Hackfleisch bei hoher Temperatur scharf angebraten werden musste.
OH! Böser Fehler! Es ist sensationell, wie schnell sich Zwiebeln bräunen und das Fleisch eine, sagen wir mal, überbraune Farbe annimmt.
Auch das Herunterdrehen der Temperatur änderte nichts daran. Dieser Geruch, der sich mal wieder verbreitete, stieg mir in die Nase und nahm mir die Luft zum Atmen. Noch bevor ich das Asthmaspray erreichte, schrillte der Brandalarm durchs Haus.
Hm! Das Ding habe ich mal wieder völlig vergessen. Es ist übrigens erst ein paar Tage alt. Aber, in Anbetracht seines jugendlichen Alters, funktioniert es einwandfrei. Gut! Geben wir seinem Nachfolger auch eine Chance!
Nachdem der schlimmste Geruch die Küche verlassen hatte, unternahm ich einen weiteren Anlauf. Die nächsten Zwiebeln durften ins Bad. Aber diesmal mussten sie sich das Bad mit dem Hackfleisch teilen.
Sah auch nicht gut aus. Aber sie vertrugen sich und köchelten so vor sich hin. Bei niedrigster Temperatur! Ich hatte nicht vor, diese Ladung an erhöhte Temperatur zu verlieren.
Nachdem ich zu der Überzeugung gelangt war, das Fleisch wäre jetzt genug gegart (gegart – nicht gebräunt! Will ich jetzt nur mal klar stellen!) wollte ich die Tomaten dazugeben. Allerdings stand in den Rezepten mal wieder, das Fleisch müsse krümelig sein.
Okay! Das Fleisch in meinem Topf war nicht krümelig. Non! Es glich mehr Gulasch. Gulasch aus Hackfleisch. So dick waren die Brocken. Ihr versteht?
Okay! Ich nahm das Fleisch (samt Zwiebeln – den Knoblauch und die Chilis hatte ich leider vergessen. Nicht mal in kleine Stücke geschnitten!) aus dem Topf und bearbeitete die Brocken, mit dem Messer, zu kleinen Bröckchen. Jetzt sah es in etwas krümelig aus. Aber es war sehr arbeitsreich!
Ich gab die gestückelten Tomaten, aus der Dose, hinzu. Okay! Ich weiß auch nicht wie man frische Tomaten häutet und zu kleinen, weichen Würfel verarbeitet!
Ich würfelte den Knoblauch und die Chilis und gab alles in den Topf. Ups! Ich hatte vergessen, dass ich auch bei diesen Zutaten meine „Hilfe sie kocht“ Zugabe eingerechnet hatte. Aber jetzt war alles im Topf. Chili soll bekanntlich scharf sein! Und Knoblauch ist gesund für das Herz und einige andere Körperteile.
Ich würzte mit Salz und Pfeffer. Wobei ich noch immer wenig Salz benutze. Mit dem Pfeffer habe ich mich allerdings noch nicht angefreundet.
Jetzt wollte die Masse ständig gerührt werden. Das erinnerte mich an die Erbsensuppe. Wieder einmal stellte ich den Timer ein. Alle zehn Minuten trieb mich sein Schrillen an den Topf.
Es war inzwischen 17:30 Uhr und das Chili sollte 90 Minuten köcheln. Ups! Wieder mal etwas außer Plan.
Der überkorrekte Michael erschien Punkt 18 Uhr. Auch er rümpfte die Nase. Wenn man sich längere Zeit in einem, mit Brandgeruch geschwängerten, Raum befindet, riecht man es irgendwann nicht mehr. Ein Gast allerdings….
Okay! Ich führte Michael in den Salon und machte auch ihn mit Baron de Rothschild bekannt. Ich glaube inzwischen, meine Gäste sind erfreut, dass ich immer etwas in Verzug bin! Selbst der pingelige Michael nahm mir den Verzug nicht übel. Das will was heißen!
Punkt 19 Uhr war das Chili fertig. (Hoffte ich sehr!) Ich gab eine Portion auf einen Teller und machte das obligatorische Foto.
Michael beäugte diesen Teller mit Argusaugen. Erkundigte sich freundlich, um was es sich bei den großen Stücken handele. Ups! Zwiebeln? Knoblauch? Chilis? Aucune idée!
Den ersten Bissen verfolgte ich wie immer genau. Michael verzog keine Miene. Er wollte eben zu einem Kommentar ansetzen, als er die Augen weit aufriss, sein Gesicht eine seltsame Färbung annahm und er hörbar nach Luft japste. Entgegen jedem Benimm nahm er die Wasserflasche und setzte sie an den Mund.
Oh! Oh!
Nachdem er wieder einigermaßen ruhig atmen konnte, stellte ich ihm einen Becher crème fraîche hin. Er quittierte es mit einem dankbaren Blick. Fragte, ob ich eventuell noch mehr davon hätte. Ups!
Nachdem er das Chili mit zwei Bechern crème fraîche, sagen wir mal, verfeinert, hatte, nahm er den nächsten Bissen. Jetzt behielt sein Gesicht die Farbe und auch die Atmung funktionierte einwandfrei.
Warum er zu jedem Bissen ein Stück Baguette aß, wollte ich gar nicht wissen.
Nachdem er aufgegessen hatte, fragte ich ihn, was er mir beim ersten Bissen sagen wollte. Er meinte nur, das hätte sich erübrigt, bevor er diese Frage stellen konnte. Zuerst war er der Ansicht, das Chili sei etwas zu wenig gewürzt. Dann aber, habe ihn die volle Power erwischt.
Er meinte, er habe noch nie zuvor ein Chili gegessen, dessen Schärfe für weitere zehn Töpfe ausgereicht hätte.
Nun ja! Es ist nochmal gut gegangen. Ich habe gekocht und es gab keine Verletzten. Nicht mal ich habe diesmal äußere Blessuren erlitten.
Jetzt sind es nur noch 45 Events. Das hört sich besser an, als 52!
Nur noch 45 Gäste, denen ich körperlichen Schaden zuführen kann.
Wieder ratlos
Chili con carne! Mon Dieu!
Nicht schon wieder Spritzattacken, Fettflecken und Feueralarm!
Ich habe mal wieder keine Ahnung, wie man das macht. Aber zum Glück gibt’s ja das www.
Ich habe gegoogelt, woher dieses Rezept kommt. Darüber ist sich das world wide web mal wieder nicht einig. Mexiko oder Texas? Angeblich eher aus Texas, wegen des Rindfleischs!
Aha! In Mexiko gibt es also keine Rinder? Ich hatte, bei meinem Besuch in diesem Land, wohl Halluzinationen. Ich dachte doch wirklich, ich hätte damals riesige Rinderherden gesehen.
Con carne – bedeutet mit Fleisch (da steht nicht meat). Tja! Die Amerikaner. Ein Schelm, der böses dabei denkt.
Aber was soll’s! Egal, woher das Gericht kommt, ich muss es kochen. Fest steht nur, dass es dieses Gericht schon sehr lange gibt und die Viehhirten dieses Zeug kochten.
Ich habe mir mal wieder massenweise Rezepte durchgelesen. Es war leider wie immer. Wieder einmal können sich die Autoren nicht einigen, wieviel, von was man nehmen muss.
Auch die Zutaten variieren wieder. Mal gibt man Bohnen in das Chili, dann wiederum sind Bohnen verpönt. Auch bei der Farbe können sie sich nicht einigen. Rote Bohnen, grüne Bohnen, weiße Bohnen. Frische Bohnen, getrocknete Bohnen, Bohnen aus der Dose. Ja, was denn? Könnt ihr euch nicht einmal einig sein?
Mais oder kein Mais? Paprika oder doch besser keiner? Tomaten oder nicht? Tomatenmark oder Ketchup oder nichts davon? Speck oder kein Speck?
KEIN SPECK! Definitiv kein Speck!
Auch beim Fleisch gibt es Gesprächsbedarf. Hackfleisch oder besser doch gewürfeltes Fleisch (Gulasch???)? Woher soll ich das wissen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die Viehhirten damals einen Fleischwolf mit sich führten.
Schweinefleisch oder lieber Rindfleisch? Durchgedreht oder gewürfelt? Gemischt oder pur? Oh! Warum ich?
Mit Kartoffeln oder Reis? Oder ohne beides? Kartoffeln würde ich ja noch verstehen, aber Reis? Okay! Vielleicht hat irgendwann mal ein asiatischer Gastarbeiter Reis ins Chili geschüttet.
Kartoffelpüree aus der Tüte, macht die Soße sämiger? Ob die Cowboys, Viehhirten, Gaucho‘s und was auch immer, damals schon Kartoffelpüree aus der Tüte hatten?
Crème fraîche – langsam aber sicher denke ich, die Deutschen lieben dieses fette Zeug. Sie mischen es unter alles. Die Gaucho‘s hatten sicherlich keine Kühlbox dabei, in der sie die crème kühlten. Mal abgesehen davon, dass es dieses Zeug damals noch nicht gab!
Rotwein! Ja, das glaube ich schon eher. Sie hatten sicherlich nicht nur Agavenschnaps dabei. Wer weiß, vielleicht gab es auch französische Gastarbeiter. Das war jetzt ein Scherz. Muss man ja mal sagen, bevor Ihr mich für völlig verrückt haltet.
Da fällt mir auf – niemand ist der Meinung, dass Agavenschnaps ins Chili gehört. Dabei wäre das logisch? So ein kleiner Spritzer… ich meine ja nur! Vielleicht war es damals eine geheime Zutat. So, wie heute noch viele Leute den Schnaps in den café schütten, damit niemand …. Was meint Ihr?
Kommen wir zu den Gewürzen. Kreuzkümmel. Wusstet Ihr, dass es sich dabei um den Samen einer asiatischen Pflanze handelt? Also doch: asiatischer Gastarbeiter.
Blockschokolade! Zucker! Honig! Tja! Was soll ich dazu sagen? Ob da die Zutaten für ein Dessert ins falsche Rezept gerutscht sind?
So viele verschiedene Variationen. Und wieder einmal sind sich alle einig, dass nur er (oder sie) das wahre Originalrezept besitzen.
Nun ja! Ich werde mir aus allem das Beste heraussuchen. Ihr wisst ja, ich wandele alle Rezepte nach Art des Hauses um. Lacht nicht! Ich meine jetzt mal ausnahmsweise nicht die zarten Röstaromen und die gute Bräunung der Zutaten in meinen Töpfen und Pfannen.
Wow! Sage nochmal jemand, kochen sei so einfach!
Ein pingeliger Gast
Ein weiterer Freiwilliger hat sich gemeldet. Michael, ein Astrophysiker im Ruhestand. So etwas Pingeliges wie ihn, gibt es selten auf der Welt. Und der meldet sich freiwillig! Ich kann es kaum fassen.
Ich überlege ernsthaft, ihm eine Verzichtserklärung vorzulegen. Spaß beiseite. Michael ist äußerst penibel. Alles muss exakt sein. Und der kommt zum Essen. Ooooh!!!!
Ich denke, er wird das Essen einer genauen physikalischen Untersuchung unterziehen. Vielleicht erklärt er mir das Phänomen „Speckwürfel, die aus der Pfanne springen“. Vielleicht kommt er aber auch nur her, um genau dieses Phänomen zu untersuchen.
Wir werden sehen. Jetzt warten wir erst mal ab, was Chloé wieder für Bosheiten ausbrütet.
Wie wär’s mal mit kalter Küche? Oder wenigstens ein Gericht ohne Speckwürfel. Gibt es so etwas überhaupt? Ein Fleischgericht ohne Speckwürfel? Oh! Ich hasse diese Dinger!
Herren und Damen
Kartoffeln und Mehlknöpfchen! Eigentlich sollte man meinen, dass es darüber nicht viel zu sagen gibt. Eigentlich!
In allen Rezepten stand zu lesen, das es sich um ein ganz einfaches Gericht handelt und die Zubereitung simpel sei.
Simpel! Einfach! Ich gutgläubiger Mensch habe mich darauf verlassen. Ich habe sogar meine „ich kann nicht kochen“ Zeit eingerechnet. Ihr wisst schon, die Zeit, die ich brauche, um alles Angebrannte zu entsorgen und von vorn anzufangen. Aber!
Doch fangen wir ganz von vorne an. Gestern Morgen, sieben Uhr, der Andrang im Feinkostladen war enorm. Schließlich stand das Wochenende vor der Tür. Ich brauchte Salat, Speck, Mehl, Sahne und Kartoffeln. Madame Picard erkundigte sich, was ich denn kochen müsse.
Ich übersetzte wortwörtlich: Monsieurs et Madames. Madame Picard sah mich entgeistert an. Anscheinend dachte sie, jetzt ist sie völlig verrückt geworden. Wohl kreisten auch in ihrem Kopf die gleichen Gedanken, wie sie Donnerstag in meinem kreisten. Kannibalismus! So jedenfalls sah sie mich an.
Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Als ich sie darüber aufklärte (so gut ich eben konnte), musste sie lachen. Was denn nun Herren und was Damen seien, wollte sie wissen. Ja! Das würde ich auch gerne wissen.
Wie denn diese Knöpfchen aussehen würden. Wieder war ich überfragt. Ich habe noch nie von diesem Gericht gehört, geschweige habe ich es gesehen. Eigentlich ist es unfair. Ich soll etwas kochen, das ich nicht mal kenne. Es ist egal, ob ich es esse oder nicht, aber gesehen haben sollte ich es doch irgendwann einmal.
Zuhause ließ ich es diesmal ruhiger angehen. Das Gericht sei simpel! Ich habe mich darauf verlassen. Man kann einfach niemandem trauen!
16 Uhr fing ich mit den Vorbereitungen an. Ich schälte wieder Kartoffeln. Ha! Diesmal habe ich mir die Kartoffeln selbst ausgesucht. Von wegen: Ich packe Ihnen eine Tüte. Ich habe die größten gekauft, die sie hatten.
Aber Kartoffeln schälen ist auch nicht mein Ding. Wieder bekam ich einen Krampf. Meine Hand wollte einfach nicht. Zudem sollte man die Schärfe eines Kartoffelschälers nicht unterschätzen. Zuerst traf es nur den Handschuh, später leider auch meine Finger. Aber das Pflaster lag griffbereit und es konnte weitergehen.
Ich schnitt die Kartoffeln in Stücke. Diesmal war ich schlauer. Je kleiner die Kartoffeln geschnitten sind, umso schneller sind sie gar. Tja! Leider hatte ich mal wieder meine nicht vorhandenen Kochkünste außer Acht gelassen.
Dann war der Speck an der Reihe. Ich hatte ein großes Stück gekauft. Ihr wisst inzwischen, dass der Speck und ich nicht gut miteinander können. Deshalb ist es besser, immer einen großen Vorrat davon zu haben. Das ich diesen Vorrat allerdings auch in kleine Würfel schneiden musste – tja.
Ich erwähnte bereits, dass meine Messer sehr scharf sind. Meine Finger können ein Lied davon singen. So kam, was kommen musste. Zweimal schnitt das Messer durch den Handschuh und traf meine Finger. Ich nahm die nächsten Pflaster und versorgte meine Wunden. Dass ich nun den Zeigefinger nicht mehr beugen konnte, tja, Hauptsache die Wunden waren versorgt.
Der nächste Schritt führte mich zu den Mehlknöpfchen. Nicht mal bei diesen Dingern konnten sich die Autoren der Rezepte auf gemeinsame Mengenangaben einigen. Die Mengen an Mehl und die Anzahl der Eier variierten derart, dass ich mehr als ratlos war. Ein Pfund Mehl und 1 Ei oder 300,0 gr. Mehl und 2 Eier. Da kommt man doch ins Grübeln. Mal kommt Quark in die Masse, mal nicht. Wasser! Okay, soll den Teig verdünnen und nach Bedarf eingesetzt werden. Aber wieviel ist: nach Bedarf?
Ich mischte eine Menge dies und gab eine Anzahl das hinzu. Ich mag Quark, also gab ich auch etwas davon in den Teig. Der sollte mit dem Schneebesen solange gerührt werden, bis er Blasen wirft.
Also, das war mir doch zu viel des Guten. Ich nahm die Küchenmaschine. Irgendwann streikte sie. Der Teig war zu fest. Ich gab dann mal Wasser nach Bedarf hinzu. So viel Wasser, das die Maschine wieder problemlos lief. Ich ließ die Maschine rühren und rühren. Aber der Teig wollte einfach keine Blasen werfen. Ehrlich gesagt, ich wüsste auch gar nicht, wie er das machen würde.
Meine Vorbereitungen waren beendet und ich konnte etwas Ausruhen. So, wie der Teig es auch durfte. Lacht ihr schon wieder? Kochen ist anstrengend!
Gut! Nachdem der Teig geruht hatte, begann ich mit dem richtigen Kochen. Ich stellte den Topf mit den Kartoffeln auf den Herd und hoffte das Beste. Bis das Wasser verdampft war, dürften sie gar sein.
Ich hatte vorsichtshalber den Kartoffeln ein Vollbad spendiert. Wenn ich mehr als einen Topf bewachen muss, komme ich ins Schleudern. Dann brennt irgendetwas an. Schließlich stand ja noch mein Kampf mit den Speckwürfeln an.
Lacht nicht! Ich fand kein Rezept, in dem genau stand, wie lange diese Kartoffeln kochten mussten.
Dann begann der ungleiche Kampf: Speckwürfel gegen unbegnadeten Koch. Ich weiß, lacht nur weiter. Ihr könnt Euch schon denken, was geschah und ihr habt Recht. Es ging mal wieder voll daneben. Da stand doch wirklich in den Rezepten der Satz: lassen Sie die Speckwürfel aus. Tja! Diesmal habe ich gegoogelt. Erklärung: Speck auslassen bedeutet, ihn in der heißen Pfanne brutzeln, bis alles Fett den Speck "verlassen" hat. (Stand wortwörtlich da! Ehrlich!)
Tja! Was soll ich dazu sagen. Ich lasse den Speck immer solange brutzeln, bis alles Fett ihn verlassen hat. Leider sagt der Speck nicht Bescheid, wenn er fettlos ist. Er verwandelt sich lieber in Briketts.
Ich weiß auch nicht, wie der Speck aussieht, wenn er ausreichend gebrutzelt hat, damit alles Fett ihn verlassen konnte. Ihr versteht? Ich fand leider kein Foto dieses gebrutzelten, fettlosen Specks.
Naja! Ich gab den Speck in die Pfanne und hoffte das Beste. Es war wie immer. Der Speck wollte nicht brutzeln, um sein Fett zu verlieren und sprang wieder aus der Pfanne. Wie machen das die Köche, dass der Speck bleibt, wo er hingehört? Anscheinend war dieser Speck der Meinung, er gehöre nicht in meine Pfanne.
Leider musste ich dem Beschuss wieder ausweichen und so kam, was kommen musste, der Speck, der sich in der Pfanne wohlfühlte und geblieben war, verwandelte sich in kleine Briketts.
Ich frage mich, ob Speck auslassen ein eigenes Lehrfach der Kochausbildung, ist.
Second chance! Diesmal habe ich es mal mit baden versucht. Vielleicht würde der Speck sein Fett, während eines ausgedehnten Bades in Sahne, auslassen. Ich meine ja nur. Ich weiß ja nicht, wieviel Fett, die selbst schon fette Sahne, aufnehmen kann. Ich habe schon übersättigte Salzlösungen gesehen, aber übersättigte Sahne? Non!
Noch eine ordentliche Ladung Pfeffer an die Sahne, sozusagen das Badesalz für den Speck. Ich sagte bereits, dass viel Pfeffer an die Soße soll.
Während die Kartoffeln vor sich hin kochten und der Speck badete, begann ich mit der Herstellung der Mehlknöpfchen. Das las sich so einfach. Aber!
Von wegen, der Teig fällt leicht vom Löffel. Der Teig zog sich wie Kaugummi. Es bedurfte schon einiger Anstrengung, das Zeug in den Topf zu kriegen. Von Knöpfchen konnte man auch nicht reden. Was da im Topf schwamm, sah in etwa aus, wie die abstrakten Figuren, die beim Bleigießen entstehen. Allerdings waren die Dinger im Topf riesig. Aber es stand im Rezept, man nehme zwei Suppenlöffel.
Nach der ersten Portion Riesenpseudoknöpfchen, nahm ich zwei Kaffeelöffel. Es sah lustig aus. Kraken, Croissants, Bällchen, Fäden und lauter skurrile Figuren schwammen im Wasser. Nur keine Knöpfchen.
Okay! Ich weiß auch nicht, wie diese Knöpfchen eigentlich aussehen sollen.
Kurz vor 18 Uhr kam Elisabeth. Sie grinste, denn der Geruch nach Speckwürfelbriketts lag noch in der Luft. Ich begleitete sie ins Wohnzimmer und machte auch sie mit Baron de Rothschild bekannt. Zeit für Smalltalk hatte ich keine, das Essen wartete.
Die Kartoffeln hatten inzwischen ihren Wasservorrat aufgebraucht. Der Nachschub zischte und verlangte nach mehr. Der Wasserdampf aus dem Knöpfchentopf hatte sich an den Wänden abgesetzt und lief jetzt in kleinen Bächen die Wände herab. Ich frage mich, was besser ist: Brand- oder Wasserschaden?
Die Speckwürfel hatten sich in ihrem Sahnebad sichtlich wohlgefühlt. Die Sahne war eingedickt. Aha! So sieht übersättigte Sahne aus. Unappetitlich! Ich goss noch ein Glas Sahne ins Bad und rührte um. Sah schon besser aus.
Ich machte mir Sorgen. Ob Elisabeths, nun doch schon in die Jahre gekommenes, Herz, den übermäßigen Schub Fett gut wegstecken würde? Cholesterin kann in ihrem Alter schlimmes anrichten.
Dann kam der große Moment. Herren und Damen sollten vereint werden. Verheiraten, sozusagen. Aha! Jetzt verstehe ich! Verheiratete!
Ich musste nicht probieren. Ich konnte auch so schon sehen, dass die Kartoffeln zu weich waren. Sie waren sehr anschmiegsam und gingen mit der Soße eine Liaison ein. Ob das so sein soll? Seitensprung während der Trauung? Ehe zu Dritt? Partnertausch? Stopp! Ich schweife zu weit ab!
Okay! Ich mischte ganz vorsichtig und dann war es endlich soweit. Das ach so simple Gericht kam auf den Teller.
Schnell das obligatorische Foto und es konnte losgehen.
Elisabeth war überrascht. Es sah wider Erwarten gut aus. Tja! Der schöne Schein trügt manchmal. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass auch Elisabeth nicht wusste, was Herren und Damen sind und wie sie aussehen, kann sie auch nicht wissen, wie sie schmecken sollen. Ha!
Der erste Bissen war wie immer äußerst interessant für mich. Ich konnte sehen, wie es in ihrem Kopf arbeitete. Sie überlegte, wie sie mir so schonend als möglich beibringen könnte, was diesmal wieder fehlt oder zu viel war.
Kurzfassung: Die Kartoffeln waren zu weich, dafür waren die Knöpfchen zu (netterweise) bissfest. An den Kartoffeln fehlte das Salz (Okay! Habe ich vergessen), die Knöpfchen schmeckten nach, nun ja, nichts! (Ups!) Aber wenn man alles mit der Soße mischte, dann war es gewürzt.
Nach dem Essen kam es zu einem Dialog, den ich euch nicht vorenthalten möchte. Elisabeth sprach über versalzenes Essen. Darüber, das der Volksmund sagt, dann sei die Köchin verliebt. Mein Essen könne man allerdings nicht versalzen nennen, weil dies weiße Gold gänzlich fehlte. Schließlich fragte sie, was der Volksmund wohl sagt, wenn das Essen eine Überportion Pfeffer abbekommen hat? Tja! Keine Ahnung! Vielleicht könnt Ihr Elisabeth diese Frage beantworten.
Aber wie auch immer. Ich habe es mal wieder geschafft. Ich habe gekocht.
Jetzt sind es noch 46 Events. Es hört sich schrecklich an. Aber die Zeit vergeht schnell und irgendwann wird auch diese Wette gewonnen oder verloren sein. Ich habe allerdings nicht die Absicht, als Verlierer daraus hervor zu gehen.
Kannibale?
Herren und Damen! Wow! Im ersten Moment war ich geschockt. Seltsame Gedanken schossen mir durch den Kopf. Elisabeth ist kein Kannibale, war einer davon.
Nachdem ich mich von dem ersten Schrecken erholt hatte, habe ich gegoogelt. Es kann ja nicht sein, dass damit eine Humanoide Lebensform gemeint ist, die man in mundgerechten Teilen zubereitet.
Verheiratete, Geheiratete, Krummbadde un Mehlknäbbcha (Wow!), Kartoffeln und Wasserspatzen, Kartoffeln und Mehlknöpfe, Geheirade usw. Das Vokabular für dieses Gericht ist enorm.
Ehrlich gesagt, bevorzuge ich Kartoffeln und Mehlknöpfe. Ich weiß zwar noch nicht, was genau mit Mehlknöpfen gemeint ist, aber ich werde es morgen herausfinden.
Damen und Herren lehne ich strickt ab. Das hat etwas Kannibalisches.
Leider können sich die Autoren mal wieder nicht einigen, wieviel von was man nehmen muss. Aber das ist ja nichts Neues. Ich wandele das Rezept sowieso wieder nach Art des Hauses ab. Sprich stark gebräunt, extra bissfest oder völlig verkocht.
Ich habe öfter gelesen, dass man den Teig stark pfeffern soll. Ha! Dann wird es diesmal vielleicht pikant scharf anstatt feurig.
Aber wie auch immer, Ihr wisst ja, ich koche! Überraschungen sind also vorprogrammiert.
Lassen wir uns überraschen. Auf jeden Fall werde ich wieder mein Möglichstes tun.
Eine nette Lady
Mein nächster Gast ist eine nette ältere Lady. Ehemalige Richterin und eine Frau, die ihren Ruhestand in vollen Zügen genießt.
Sie kann auch nicht allzu viel mit Pfannen und Töpfen anfangen. Deshalb hat sie vollstes Verständnis, wenn auch mal etwas daneben geht.
Sie ist bereits neugierig, was ich ihr am Freitag kredenze. Noch neugieriger ist sie allerdings auf den Kochvorgang.
Falls etwas daneben geht oder das Essen nicht genießbar wäre, will sie mich in ein Restaurant einladen. Sie ist der Meinung, der gute Wille zählt und muss belohnt werden.
Das ist so nett von ihr. Danke Elisabeth!
Ich werde mich trotzdem bemühen, ein einigermaßen genießbares Essen auf den Tisch zu bekommen.