Montag, 24. November 2014
Rognons de bœuf à la crème de Maryse
Der letzte Event hat mich mal wieder geschafft.

Nie wieder Innereien!

Das war sooo eklig!

Als ich in den Feinkostladen kam, traute ich meinen Augen nicht. Ich weiß nicht, ob ich diese Auslage bisher übersehen habe oder nicht sehen wollte.
Innereien! Magen, Herz, Hirn, Leber, Nieren, Zungen, Euter und Lungen.





Früher armer Leute Essen, heute Delikatessen.

Ich habe zwei Nieren gekauft! Zwei! Wenn’s schiefgeht, dann habe ich Pech!
Mir graute davor, diese Dinger zu „säubern“.





Kommentare gab es diesmal keine. Ich denke, meine schlechte Stimmung hat sie davon abgehalten. Innereien!

Zuhause begann ich mit der tarte. Inzwischen habe ich ja bereits einige Erfahrung, was das Zubereiten von tartes et gâteaux angeht.
Aber diesmal war alles anders. Butter schmelzen, Zucker darin auflösen….
Erst mal dauerte es eine Weile, bis die Butter geschmolzen war und dann…. Naja! Sagen wir mal so…. Die Butter schmolz so vor sich hin, fing irgendwann an zu brodeln und zack… Eiweißflöckchen in gelber, fettiger Flüssigkeit.
Das sah nicht gut aus….





Nächster Versuch! Diesmal war die Butter nicht völlig geschmolzen. Es schwammen immer noch ein paar Butterstückchen in der flüssigen Butter. Ich gab den Zucker hinzu und rührte.
Ich hätte es mir eigentlich denken können… alles was man im Topf mischt und dann auf dem Herd stehen lässt, ist äußerst liebebedürftig und verlangt nach Zuwendung. Sehr viel Zuwendung….
Fühlt es sich aus irgendeinem nichtigen Grund vernachlässigt… schwupp… putzt man das Kochfeld….





Grrr!

Da wir ja bekanntlich mehr als einen Topf unser Eigen nennen, nahmen wir den nächsten.
Wieder nicht völlig geschmolzene Butter, wieder Zucker in den Topf und rühren. Rühren, rühren, rühren!
Sieh an… geht doch!





Mischung zu den Eiern geben… Mischung vielleicht vorher etwas abkühlen lassen… ansonsten… das Ganze nochmal! Mon Dieu! Eier sind aber auch so empfindlich!
Der nächste Versuch… und siehe da… geht doch.
Mehl, chocolat und cacao dazu… fertig!
In Förmchen füllen, Birnen schälen und auf den Teig geben. Ab in den Ofen.

Mais oui! Einen Cappuccino! Nach diesem Stress musste das sein.





Crème de noisettes! Ohoh!
Kurzfassung! Sahne kochen! Marzipan schmelzen!
Beim dritten Versuch cremige Masse hergestellt. Noch so eine liebebedürftige Sache. Rühren bis der Arm schmerzt.
Okay! Ihr fragt Euch jetzt sicher, warum Noisette? Sind doch keine in der crème.
Tja! Irgendwie ist der Auftrag missverständlich. Warum gibt man dem Kuchen nicht irgendeinen Namen? Tarte à la von Ribbeck in Ribbeck im Havelland? Da würde es doch niemand auffallen, wenn die crème fehlt oder die Nüsse….
Und mir würde es weniger Arbeit bescheren….

Okay! Karamellisieren! Mandeln, gehackte Nüsse und Zucker! Rühren bis zum Abwinken! Und herauskam: ein Krokant par excellence! Beim ersten Versuch!
Geht doch!





Velouté de pommes de terre! Nun ja! Kartoffeln schälen, zerkleinern, kochen…. Oh non! Kartoffelcremesuppe! Keine Bratkartoffeln!
Nächster Versuch! Diese tollen Töpfe brauchen nicht viel Wasser, aber etwas mehr als gar nichts sollte es doch sein….
Dritter Versuch! Mehr Wasser… Deckel drauf und das Beste hoffen.

Tja! Rognons! Nieren! Die wollten „gesäubert“ werden.
Zuerst brauchte ich zwei Cappuccino! So ganz ohne… Nieren säubern… oh… Ohoh….





Also! Erstmal abspülen! Dann „säubern“! Mein Filetiermesser wollte einfach nicht die richtige Stelle finden, die die Niere aufklappt.
Als ich dann einfach mal irgendwo reinschnitt, lief Blut….





War das eklig!
Zudem waren da so viele weiße Dinger. Ich kenne die verschiedenen Strukturen der Niere, aber nur von Bildern. Ich hatte noch nie eine Niere vor mir liegen. Geschweige denn, hab ich eine seziert. Ich bin keine Ärztin.





Vielleicht hätte ich diese Arbeit besser Sarah erledigen lassen.

Der Timer meldete sich und erlöste mich für kurze Zeit vom Sezieren.
Die Törtchen sahen gut aus. Allerdings waren die Birnen im Kuchen versunken. Das sah auf den Fotos anders aus.
Auf Monsieur Internet ist auch kein Verlass mehr.

Okay! Ich umschnitt diese weißen Dinger weiträumig und hatte, ohne große Mühe, viele kleine Nierenstückchen.
Allerdings war von den beiden Nieren nicht mehr viel übrig.





Das hieß, es durfte nichts schiefgehen, sonst gäbe es keinen Hauptgang.

Nach dieser ekligen Erfahrung brauchte ich einen weiteren Cappuccino… und noch einen.





Es läutete und mein Gast erschien. VIEL ZU FRÜH!!!
Aber sie hatte es angekündigt! Sie wollte keine Bekanntschaft mit Baron de Rotschild. Sie wollte einen Cappuccino und eine Schürze.

Okay! Sie staunte über meine Küche. Was es da so alles gab!
Okay! Wer nur eine Mikrowelle und einen Kaffeeautomaten sein eigen nennt, der staunt schon über so viel Hightech.
Ob ich denn das alles auch schon mal benutzt hätte, wollte sie wissen.
Ich? Das alles?
Meine liebe Sarah! Benutzt? Ich weiß bei den meisten Sachen nicht mal, was das ist!

Dann hat sie über die Reste der Niere gelacht. Okay! Der Haufen mit Resten war unwesentlich größer, als die Nierenstückchen für die Pfanne. Unwesentlich!





Ich räumte die Paprika aus und schnitt sie in Streifen. Pellte die Zwiebel und zerteilte sie in kleine Würfel. Und weinte….





Sarah las das Rezept durch und meinte, da stünde was von feinen Würfeln.
Okay! Man fügt seinen Gästen keine körperlichen Schmerzen zu. Weder durch Schläge, noch durch Tritte.





Aber es gibt ja noch das Essen…. Das dürfte Strafe genug sein….

Tja! Das Essen! Die Zwiebelstückchen (meine Zwiebelstückchen, nicht die von Bocuse) mussten zart geschmolzen werden.





Geschmolzene Zwiebeln? Monsieur Internet! Au secours!





Oh! In Butter weichgekochte Zwiebeln! Warum schreibt man das nicht so? Warum nennt man das „Zwiebeln schmelzen“?
Non! Ich will es nicht wissen! Ich will ja kein Koch werden.

Sarah teilt übrigens meine Meinung. Man muss nicht alles wissen. Erst recht nicht, wenn’s ums Kochen geht.

Okay! Die Zwiebeln wurden in Butter gekocht. Jetzt muss ich aber doch mal was sagen. Ich sautiere doch schon seit Monaten. Nur nenne ich es ganz einfach Wellness!
Ha! Sautieren! Kann ich doch!





Okay! Die Paprika wurde ebenfalls sautiert. Nun ja! Gewellnesst! Sollte sie zwar nicht, aber wenn die Zwiebeln schon badeten….

Dann SOLLTEN die Nieren sautiert werden. Ha! Eine meiner leichtesten Übungen.
Oh! Wie das quietschte. Als würde sich das Schwein höchst selbst in der Pfanne befinden.
NIE WIEDER!





Sarah fragte, ob das immer so quietscht. Woher soll ich das wissen?

Ich mischte die Nieren unter die Paprika und war froh, dass ich das Kapitel Innereien endlich abhaken konnte.

Ups! Die Kartoffeln! Die waren, nun sagen wir mal so… hätten sie in einem Pool statt der Tiefsee gebadet, sie wären sicherlich angekokelt. So waren sie nur, nennen wir es mal übergar.
Man musste nicht mehr stampfen… Sahne unterrühren reichte völlig aus, um sie in eine Kartoffelcremesuppe zu verwandeln.

Ich machte noch schnell das obligatorische Foto und Sarah konnte mit dem Essen beginnen.





Nun ja! Mein Bauch hatte wieder mal vergessen, mit meinem Kopf zu kommunizieren und das Salz befand sich noch immer in der Salzmühle….
Kann doch mal passieren….

Ich richtete die Rognons de bœuf à la crème de Maryse auf einem Teller an, machte ein Foto und servierte den Hauptgang.





Ja! Es sah gut aus. Allerdings bin ich mit der Kommunikation diverser Körperteile mehr als unzufrieden.

Letzten Montag war ich wieder mal bei meinem coiffeur. André hat mir wieder von seinen, mittlerweile hervorragenden, Kochkünsten erzählt. Von dem Gefühl, das er beim Kochen hat. Diesem Bauchgefühl….
Nun ja! Entweder man hat es oder man hat es nicht…. Ich…. Nun ja!
Wieder abgeschweift. Pfeffer und Salz, schwarze Liste… kein Bauchgefühl… nachwürzen!

Dann wollte Sarah wissen, warum die sauce solch eine herrliche, kräftige Farbe hatte. Ich hätte doch nichts angebraten. Sogar sie wüsste, dass es solch herrliche Saucen nur gibt, wenn man kräftig anbrät.
Nun ja! Auf dem Foto sah das Gericht ja gut aus. Die sauce schön gebräunt. Obwohl nichts stark angebraten wurde.
Okay! Ich habe die Paprika gewellnesst. Aber die wurde auch im Rezept nicht scharf angebraten.
Ups! Caramel! Non! Nicht selbstgemacht. Hätte ich Euch doch erzählt. Aus einer klitzekleinen Flasche!
Nun ja! Stand so im Rezept!

Das Dessert! Tarte aux poires et crème de noisettes.
Okay ! Die crème war inzwischen etwas fester geworden. Eigentlich nicht mehr cremig. Mehr so in einen Pasten ähnlichen Zustand übergegangen.
Aber es kommt doch auf den Geschmack an…. Der Krokant hatte sich nicht verändert.
Ich arrangierte alles auf einem Teller und machte ein Foto.





Sarah war begeistert. Das war lecker! Nicht zu süß, herrlich schokoladig.
Die crème schmeckte nach ihrer Lieblingsnascherei. Marzipan! Und erst der Krokant. Der war ihr unübertrefflicher Favorit des Abends.

Okay! Geschafft! Auch wenn mal wieder Salz und Pfeffer fehlten, es ist vorbei.
Sarah hat sich mit eigenen Augen überzeugt, dass ich koche. Ohne fremde Hilfe!
Fremde Hilfe? Wer, außer meiner Freundin Mary, würde es schon bei mir aushalten?
Erinnert Euch an den Eierevent! Zu viele Köche verderben den Brei!
Nicht lachen! Dieses Sprichwort passt nicht zu Mary und mir. Köche! Ha! Aber den Brei verderben….

Okay! Dieser Event ist vorbei. Jetzt sind es noch 17 Events.

Auch sie gehen vorüber. Mit einer gewissen Gelassenheit sind sie leichter zu ertragen.

Aber eins muss ich noch mal sagen.

NIE WIEDER INNEREIEN!

NICHTS, DAS WIE EIN FISCH AUSSIEHT!

NIEMALS HOMARD THERMIDOR!