Sonntag, 2. November 2014
Bœuf braisé au vin rouge
Bœuf braisé au vin rouge et gâteau aux framboises.

Der Gourmet-Event ist vorüber. Es lief nicht alles so, wie es sollte, aber es lief.

Begeben wir uns zuerst in den Feinkostladen.
Über mein Bandeja paisa war man geteilter Meinung. Zu wenig auf dem Teller, zu viel auf dem Teller, Hackfleisch zu dunkel, Speck zu hell.
Warum Avocado? Warum Banane? Warum Ei?
Warum Salz und Pfeffer auf der tarta? Warum keine verbale Keule?
Wenn ich alles kommentiert hätte, wäre ich nicht zum Kochen gekommen.
Nur maître Gayet fand den Teller gut wie er war. Nicht überfüllt und nichts angebrannt.
Merci!

Ich bekam zwei Bratenstücke und den Ratschlag, die Temperatur so gering wie möglich zu halten.

Zuhause begannen die umfangreichen Vorbereitungen. Ich hatte ein Rezept gefunden, bei dem man keine Eier trennen musste.





Ich war erstaunt, was sich aus Eiern und Zucker machen lässt. Der Teig wurde schaumig und füllte bald die Schüssel aus.
Mehl und Nüsse ließen ihn wieder etwas schrumpfen.
Im Ofen stieg der Teig hoch. Ich wendete wieder den Stäbchentest an. Danach sackte der Kuchen etwas ab.
Er war weich und roch wunderbar.
Während er abkühlte, mischte ich die Füllung. Ich hatte gemahlenen Agar-Agar gekauft. Er wird nicht glitschig und lässt sich gut verarbeiten.
Okay! Man soll nicht alles glauben, aber hoffen darf man.
Ich mischte Agar-Agar mit Wasser und hatte binnen Sekunden eine Hartgummiartige Masse in der Schüssel. Ob das so sein sollte? Aucune idée.
Nachdem ich etwas heißes Wasser dazugegeben hatte, wurde er gelleeartig und verband sich gerne mit der crème.
Ohne Klümpchen!
Die Sahne wollte sich nicht so richtig unter die crème mischen und so kam es, dass sie nicht ganz so locker leicht war, wie sie hätte sein sollen.

Okay! Man kann nicht bei jedem Event ein Wunder erwarten.





Ich stach kleine Törtchen aus dem Tortenboden und füllte die crème in die Tortenringe.
Jetzt musste alles im Kühlschrank fest werden.

Okay! Es lief alles gut und ich gönnte mir einen Cappuccino. Nur einen….





Danach bereitete ich das Gemüse vor. Oh je! Birnen, Zimt, Puderzucker und Vanilleschote. Das kann ja heiter werden.
Warum backe ich Törtchen, wenn das Dessert Bestandteil des Hauptgangs ist?
Nun ja! Warten wir’s ab.

Als erstes sollte Puderzucker karamellisiert werden. Danach sollte man Tomatenmark zugeben und alles kurz anrösten. Mit Wein ablöschen und einköcheln lassen.
Ha! Ein Rezept für mich gemacht.
Aber schon war auch das erste Problem aufgetaucht. Wie karamellisiert man Puderzucker?
Monsieur Internet hatte meine Frage schon erwartet. Schickte mir ein Video mit genauer Anleitung.

Ihr müsst Euch das jetzt so vorstellen: Laptop neben dem Herd, große Pfanne auf dem Herd, Holzlöffel, Puderzucker, Ich.
Ich hielt mich genau an die Vorgaben. Rührte nicht, solange der Zucker fest war, rührte ununterbrochen als der Zucker flüssig war. Wartete aufs schäumen. Oh!
Überbräunt und zääääh!
Zudem klebte er am Löffel und wollte nicht mehr aus der Pfanne.
Ich schabte das Zeug mit einem Messer vom Löffel. Ging ganz gut. Aber nun klebte das Zeug am Messer fest. Grrr!
Aber ich habe zum Glück meine Mary. Sie sagte, ich solle eine Wanne mit Wasser bereitstellen, damit ich Töpfe und Pfanne mit Verbrennungen kühlen kann.
Quatsch! Damit das angebrannte einweicht und sie es leichter entfernen kann.






Ich hoffte sehr, dass der überbräunte Zucker sich im Wasser auflösen würde.

Nächster Versuch! Das Gleiche noch einmal! Nun ja! In der Wanne war noch Platz….
Nächste Hilfe von Monsieur Internet. Diesmal schrieb der Koch, man müsse den Zucker ständig rühren, damit er sich gleichmäßig auflöst.
Ja was denn nun? Rühren oder nicht rühren! Grrr!
Okay! Ich rührte, aber es schäumte nicht. Ihr wisst inzwischen, dass ich in solchen Fällen improvisiere.
Ich gab das Tomatenmark hinzu und wartete, bis es cremig war.
Nun ja! Sagen wir mal so, auch diese Pfanne landete in der Wanne.
Nur der Vollständigkeit halber, muss ich noch erwähnen, dass Tomatenmark spritzt, bevor es sich in eine braune Masse verwandelt. Und Tomatenmark mit fast karamellisiertem Puderzucker klebt….

Jetzt habe ich ein paar Brandblasen an Mund und Kinn. Karamellisierter Puderzucker ist heiß und eignet sich in keinster Weise als Schönheitsmaske….
Ich meine ja nur… falls Ihr irgendwann einmal, in einer dieser vielen Frauenzeitschriften, etwas über neue Antifaltenmasken aus karamellisiertem Puderzucker lesen solltet.





Okay! Da mir das Rezept sowieso nicht verriet, was ich mit dem Zeug machen sollte, nachdem der Wein eingeköchelt war, musste ich wieder mal improvisieren.

Der Topf wurde erwärmt, bekam einen Hauch von Fett und es konnte losgehen. Braten rundherum leicht anbräunen, aus der Pfanne nehmen.
Ha! Geschafft! Nicht überbräunt! Ein kleines Wunder!
Bratensatz mit etwas Brühe ablöschen! ???
Löschen? Da hat es ausnahmsweise mal nicht gebrannt und ich soll löschen? Das verstehe wer kann.





Neuer Topf – Gemüse anrösten! Oh oh!
Anrösten???
Okay! Monsieur Internet wusste Rat.
Gemüse mit Margarine anbraten, bis sich eine knusprige Rinde bildet. Bei Bedarf mit Brühe ablöschen….

WOW! Ich war sprachlos. Abgesehen davon, dass das Gemüse ohne Fett angeröstet werden sollte und so etwas Ungesundes wie Margarine nie in meiner Pfanne landet…. Ich war nicht schlauer als zuvor.
Anrösten ist also nur ein anderer Begriff für anbraten? Mehr so ein scharf anbraten? Ich meine ja nur… wenn man schon vor Beginn gewarnt wird, es könne eventuell zur Überbräunung oder gar zum Kokeln kommen… man eventuell löschen muss….





Ich gab das Gemüse in die Pfanne, rührte und rührte und Ups….
Neuer Topf!
Wellness! Röste wer kann! Bei mir wird gewellnesst!
Das Gemüse wellnesste so vor sich hin. Ich gönnte mir einen Cappuccino.





Ich gab das Gemüse in die Pfanne mit dem Bratenansatz, den ich nicht abgelöscht hatte. Gab das Gemüse dazu, einen Löffel Tomatenmark und Rotwein.
Alles wellnesste zusammen in einem Topf und fühlte sich sichtlich wohl.
Ich legte das leicht angebräunte Fleisch hinzu und den Deckel auf den Topf.
Geschafft! Jetzt sollte das Ganze drei Stunden in den Ofen.
Non! Das würde wieder mal das Fleisch auf einer Seite austrocknen und leicht überbräunen.
Der Topf blieb auf dem Herd und ich hoffte das Beste.

Nach diesem Stress gönnte ich mir Cappuccino Nummer drei. Okay! Und Nummer vier!





Seid doch nicht immer so pingelig. Ob einen oder zwei. Ihr seid doch nicht meine Ärzte.
Abgesehen davon, meint der auch immer, ich trinke zu viel Cappuccino.





Jetzt mussten die Himbeeren auf die Törtchen. Das war simple. Sie gingen nicht unter, blieben brav auf der crème sitzen.
Aber dann!
Ich mischte Tortenguss mit Himbeersaft und Wein. Das ganze wurde gerührt, bis „es“ Blasen warf.
Oh ja! „Es“ warf Blasen. „Es“ warf Spritzer hoch und weit und meine Küche klebte erneut. Was heißt erneut… noch mehr.
Nun musste der Guss etwas abkühlen, bevor er auf die Törtchen durfte.
Irgendwie erwische ich nie den richtigen Moment, ich meine den Moment, wenn der Guss noch weich genug, aber nicht mehr zu heiß ist.
Beim ersten Versuch war er definitiv zu heiß. Die crème löste sich quasi auf. Bildete helle Schlieren im Guss und quoll als crème/Tortengussgemisch unter dem Tortenring heraus.
Was soll’s! Ein Törtchen weniger. Ich hatte noch vier….
Warten wir noch ein Weilchen….
Warten und warten sind zweierlei. Wer zulange wartet, häuft kleine Geleebällchen auf Törtchen. Sah zwar lustig aus, war aber nichts für die haute cuisine.
Okay! Alles auf Anfang. Neue Mischung, neuer Tortenguss….
Monsieur Internet um Rat gefragt… viele Tortengussrezepte… viele Videos… viel blabla… aber hat auch jemand meine Frage beantwortet? NON!
Von wegen, den Tortenguss sofort auf den Kuchen geben, damit er nicht zu fest wird.
Bitte… wenn die crème unter Schwund leiden soll….
Ich rührte solange, bis der Guss nicht mehr gar so heiß war, gab ein paar Tröpfchen auf die crème, hoffte das Beste und hatte Törtchen Nummer drei verloren.
Jetzt wurde es eng….
Nächster Versuch! Sagen wir mal so, für den Hausgebrauch ausnahmsweise, aber für die haute cuisine… non!
Das letzte Törtchen! Der Guss war nicht mehr weich, aber auch noch nicht sooo fest.
Nun, Ihr seht ja selbst, dass es für eine glatte Oberfläche nicht gereicht hat. Aber der Guss ist auf dem Törtchen.
Zudem geht die haute cuisine manchmal seltsame Wege. Da passt doch auch ein Törtchen mit gewellter Oberfläche.
Irgendwie haben meine Kuchen und Torten immer Probleme mit der Windstärke. Von wegen glatte See….

Oui! Ich genehmigte mir noch einen Cappuccino.





Dann waren die Karotten dran. Ich lag gut in der Zeit.
Dachte ich… bis es läutete. Ups!

Fabrizio, der vollendete Gentlemen. Weiße Rosen, Konfekt, gute Ratschläge wegen meiner Brandblasen.





Ich führte ihn in den Salon und er genoss die Gesellschaft von Baron de Rothschild.
Er hatte sich zwei Bücher auf sein iPad geladen. Mein weiß ja nie….
Signore Fabrizio, die Fassade des Gentlemen bröckelt. Tsss! Zwei Bücher… man weiß ja nie….

Ich ging zurück in meine Küche. Die Karotten warteten. Sie sollten in brauner Butter angedünstet werden. Braune Butter?

Oh! Monsieur Internet hatte diesmal viel zu tun. Er schickte mir eine Erklärung, die mir den Schweiß auf die Stirn trieb.
Butter so lange köcheln lassen, bis sie goldgelb ist. Bei diesem Vorgang verdunstet das Wasser und die Eiweißteile karamellisieren.
Mon Dieu! Tag des Karamells! Jetzt auch noch in der Butter.
Okay! Ich ließ Butter schmelzen und köcheln. Auf das Goldgelb wartete ich noch, als die Butter bereits kurz vor einer Farbe stand, die man wohl eher als Kokelschwarz bezeichnen konnte.
Nächster Versuch! Butter schmelzen lassen, rühren (Vielleicht hilft rühren?!?), goldgelb… non… dunkelbraun werden lassen… entsorgen.
Nächster Versuch! Wellnesstag für Karotten. Sie badeten so vor sich hin, freuten sich über die Gesellschaft der Vanilleschote und ich versuchte mich an karamellisierten Birnen.
Oh, lacht nicht schon wieder. Jetzt habe ich eine weitere Brandblase am Daumen und eine auf dem Handrücken.

Puderzucker in die Pfanne, rühren… rühren… Blasen! Ha! Blasen! Ich konnte es nicht fassen… Blasen! In der Pfanne, nicht auf mir….





Ich legte die Birnenscheiben hinein und schob sie durch die Pfanne.
Lacht nicht schon wieder! Ich traue diesem karamellisierten Puderzucker nicht.
Wenden! Weiter schieben… vom Herd nehmen.

Braten aus der sauce nehmen. Brühe samt Gemüse in ein Sieb geben… Gemüse etwas drücken… sauce zurück in den Topf… Mehlbrühe… rühren… Fertig!
Ups! Da sollte nochmal was karamellisiert werden, mit Cognac und trallala vermischt werden… zur sauce gegeben werden… Non! Ich bin fertig!
Fleisch in Scheiben schneiden, Karotten und Birnen dazugeben… Fertig!

Noch schnell das obligatorische Foto und Fabrizio konnte zu Tisch kommen.





Nun ja! Nicht gerade haute cuisine, aber immerhin, etwas Exotisches hat es…. Ist doch auch was.
Wer legt schon karamellisierte Birnen auf ein Stück Braten? Kein Koch für Ottonormalverbraucher. Der kocht davon Kompott.
Also ein Hauch haute cuisine.

Bewertung: Lecker, lecker, lecker!
Bon! Haken wir es als Erfolg ab.

Wechseln wir noch schnell die Tischdecke. Das Weineingießen über wir noch eine bisschen.
Die gute Bewertung hatte mich leichtsinnig gemacht.
Man darf sich nicht zu früh freuen. Es stand noch das Törtchen aus.
Wenn das nicht aus dem Tortenring kam, hatte ich kein Dessert.
Es ist dann auch leicht verunglückt. Klebte zu fest am Tortenrand.
Der Vanillespiegel sollte auch etwas anders aussehen. Aber ich bin nicht Bocuse!





Fabrizio war sehr angetan von meinem Dessert. Sehr lecker!

Okay! Jetzt dürfen wir uns freuen. Zweimal lecker, was will man mehr?

Jetzt stehen noch 20 Events an. Ich weiß nicht, wie viel Blasen es noch werden.

Aber die werde ich auch überstehen.