Der kulinarische Ausflug auf den Balkan ist vorüber.
Es war einfacher, als ich dachte. Trotzdem machten ein paar Querulanten mal wieder Probleme und mein eigenes Unvermögen stellte mir mal wieder ein Bein.
Normalerweise würde ich jetzt sagen, begeben wir uns in den Feinkostladen. Das fällt diesmal leider aus.
Aus zeitlichen Gründen konnte ich nicht einkaufen und habe telefonisch alles geordert, was ich für diesen Event benötigt habe.
Deshalb müsst ihr auf die netten Kommentare der Damen und Herren bis nächste Woche warten.
Als ich die Lieferung auspackte, traf mich fast der Schlag. Ein riesiger Kohlkopf! Ich sagte: klein und dann dass!
Hackfleisch in einer Menge, die mir zeigte, dass Maître Gayet mir und meinen Kochkünsten noch immer nicht traut.
Okay! Nur weil ich einmal einen guten Tag hatte, muss das nicht heißen, dass das jetzt immer so ist.
Eine Tüte Erbsen an denen ein Zettel haftete: Die gehören in den Djuvec-Reis. Alle?
Ein Glas Aiwar mit Zettel: Zwei Esslöffel zum Djuvec-Reis!
Okay! Anscheinend hat im Feinkostladen keiner Vertrauen in meine Kochkunst.
Das zeigten auch die vielen roten Paprika. Kollateralschäden eingerechnet. Merci!
Ein Zettel, auf dem stand: Heute kein Biskuit! Selbst backen! Man nehme Eier, Zucker und Mehl. Dahinter klebte ein Smiley.
Ha! Ha! Ha! Ich war begeistert.
Netterweise hatten sie mir ein Glas, in Rum eingelegte, Rosinen in die Kiste gepackt. Auch mit einem Zettel versehen: Seit gestern eingelegt. Bonne chance!
Manchmal können sie echte Schätze sein! Merci!
Okay! Fangen wir mit den Vorbereitungen an. Da mir mal wieder ein freundlicher Mensch im Schnellverfahren erklärt hat, wie einfach Kochen doch sei, blieb mir das Rezepte suchen diesmal erspart.
Zuerst musste ich den Kohlkopf zerkleinern. Der hat sich allerdings nicht kooperativ gezeigt. Das war eher ein Sturkopf. Mit äußerster Kraftanstrengung ist es mir dann gelungen, dieses Ding zu halbieren.
OH! Hat das gekracht. Dann ging es ganz einfach. In handliche Stücke teilen, die in das Schnitzelwerk der Küchenmaschine passen und Bingo!
Okay! Im Eifer des Gefechts habe ich etwas zu viel Kohl geraspelt. Aber es ist immer besser, etwas Vorrat zu haben. Ich traue mir immer noch nicht.
Ich habe gewürzt wie angegeben und es war einfach. Ehrlich! Ich habe noch nie etwas gekocht, das so einfach war. (Von den Vorbereitungen abgesehen… der Sturkopf!)
Binnen kurzer Zeit hatte ich einen Krautsalat zubereitet.
Dann habe ich gebacken. Ha! Ich habe ehrlich gedacht, dass etwas so zartes wie Biskuit sicherlich sehr arbeitsaufwendig und kompliziert sei.
Aber! Das war auch einfach. Ich habe die Mengen verringert und alles nach Vorschrift zubereitet.
Ich muss sagen, ohne Küchenmaschine möchte ich keinen Biskuitteig herstellen. Der will ewig gerührt werden. Laut Madame Rousseau: Rühren, bis er fast weiß ist. Ha!
Dafür brauchte die Maschine schon eine Ewigkeit.
Sagenhaft, was aus einem Ei und etwas Zucker werden kann. Eine gewaltige Menge!
Okay! Die Hälfte des Teigs wurde mit Schokolade gemischt und dann kam alles auf ein Backblech.
Oh! Was dann aus dem Ofen kam, übertraf, meine Erwartungen bei weitem. Der hatte sich nochmal vermehrt. Jetzt konnte ich Somloi galuska kreieren. Wenn das wirklich so einfach war und nichts danebenging, wer sollte das alles essen?
Ich hatte das Rezept der Somloi galuska gelesen. Allerdings konnte ich mir nicht vorstellen, wie man aus solch einer aufgetürmten Menge Biskuit und Creme Nockerln abstechen soll.
Bevor ich in meiner Küche das nächste Chaos anrichten würde, musste eine einfachere Art her, das Dessert auf den Teller zu bringen.
Also brach ich den Biskuit in Stücke, verteile Creme und Rosinen darüber, legte die nächste Biskuitstücke darauf und häufte auf diese Art einen kleinen Berg an. Creme darüber und ab in den Kühlschrank.
Das war geschafft!
Weiter ging‘s mit dem Gemüse. Ich pellte Erbsen und schnitt Paprika in kleine Würfel. Pellte Knoblauch und Zwiebeln, schnitt alles in Würfel und… weinte!
Ich hasse Zwiebeln. Diese fiesen, kleinen Dinger!
Da mir bis zu dem Zeitpunkt noch nichts danebengegangen war, gönnte ich mir zwei Cappuccino.
Ja zwei! Meine Augen tränten und es dauerte etwas länger, bis ich wieder klar sehen konnte.
Kommen wir zum Hackfleisch. Würzen war einfach. Ja! Ich habe es ausnahmsweise mal nicht vergessen.
Den kleingeschnittenen Knoblauch rein und dann vermengen.
Nun ja! Sagen wir mal so. Hackfleisch lässt sich nicht so einfach mit dem Kochlöffel vermengen. Auch nicht mit zwei Löffeln.
Ich erinnerte mich an Carolin, die Köchin meiner grands-parents. Sie hat Hackfleisch immer mit den Händen vermengt.
Oh mon Dieu! Schon die Vorstellung, dass ich mit den Händen…. Oh non!
Okay! Wieder mal Monsieur Internet um Rat gefragt. Der hatte schon gehofft, er wäre mich und meine dämlichen Fragen endlich los und dann dass!
Frage: Wie vermengt man Hackfleisch?
Antworten: Etwa 398.000!
…Rezepte für Hackfleischschnecken, Hackfleischnester u.v.m.
… dann vermengt man das Ganze einfach,… nimmt eine Plastiktüte,… ich matsche gerne damit rum!
Okay! Ein paar klitzekleine Fragen dürfen gestattet sein!
Wie einfach vermengt man das Ganze? Wenn es doch soooo einfach ist, warum erzählt sie es dann nicht? Weil sie davon ausgeht, das jeder weiß, wie einfach das Ganze doch ist? Wer nicht weiß, wie einfach es ist, der hat Pech gehabt?
Grrr!
Man nimmt eine Plastiktüte! Oh! Was macht man mit der Plastiktüte? Was macht die Plastiktüte mit dem Hackfleisch?
Was macht man mit solch dämlichen Antworten? Man regt sich auf und ignoriert sie letztendlich!
Ich matsche gern damit rum! Wen interessiert es, dass sie gerne mit Lebensmittel rummatscht? Igitt!
Ich streifte Handschuhe über und machte mich daran, Hackfleisch und Gewürze mit den Händen zu vermengen. War das eklig! Totes, gehäckseltes Tier. Ich hasse kochen!
Mary sagt, ich solle mich nicht so anstellen. Nur, weil ich mich einmal die Woche als Köchin versuche, wird nicht ein Tier mehr geschlachtet. Im Gegenteil. Es wird weniger entsorgt.
Okay! Ich weiß, dass sie Recht hat. Aber ich fühle mich nicht gut, wenn ich Fleisch zubereiten muss.
Anscheinend war ich von Chloés Wetteinsatz so geblendet, dass ich völlig übersehen habe, dass zum Kochen auch das Zubereiten von Fleisch gehört. Mea culpa!
Okay! Zurück zum Hackfleisch. Ich formte kleine Röllchen und hoffte, dass sie beim Braten nicht auseinander fielen.
Da ich noch immer gut in der Zeit lag, gönnte ich mir einen weiteren Cappuccino. Ich war guter Dinge, hatte doch bis dahin alles gut funktioniert.
Tja! Man sollte nicht nur an das denken, das hinter einem liegt. Man muss auch nach vorne blicken. An das denken, was noch kommt….
Und es kam! Diese fiesen kleinen Dinger, welche sich gewürfelte Zwiebeln nennen. Plötzlich waren sie da. Mussten in die Pfanne.
Okay! Ich war noch voller Hoffnung, dass sie sich mit einem Hauch von Fett besser vertragen würden, als mit einer Portion von der Größe, die ich früher benutzte.
Aber! Ich sagte doch… fiese, kleine Dinger! Anfangs waren sie noch brav und blieben sogar in der Pfanne. Aber dann… quasi von einer Sekunde zur anderen, änderten sie ihre Farbe und verkokelten. Einfach so!
Nein! Also nicht einfach so… ich hatte vergessen, die Temperatur zu reduzieren. Da blieb den kleinen Dingern kein anderer Ausweg.
Aber… selbst dran schuld… sie hätten doch aus der Pfanne hüpfen können….
Und dabei sollten sie nur dünsten….
Okay! Ich habe vorher Monsieur Internet um Rat gefragt: Dünsten?
Diesmal hat er meine Frage verstanden und mir auch sofort geantwortet.
Beim Dünsten werden rohe Lebensmittel mit wenig oder keiner zusätzlichen Flüssigkeit gegart. Das habe ich ja noch verstanden.
Das mit der Temperatur habe ich verbockt. Aber die eigentliche Ursache dieses kleinen Missgeschicks lag wohl im ersten Teil des Satzes. Der Erklärung, was Dünsten ist.
Monsieur Internet erklärte mir, mit Hilfe von Wikipedia, das Dünsten eine Zubereitungstechnik der Kochkunst sei.
Kochkunst! Ich mag ja vielleicht ein bisschen Talent in gewissen Künsten besitzen, Kochen gehört definitiv nicht dazu. Kochkunst, na ja!
Wieder mal abgeschweift! Zweiter Versuch! Zwiebel in die Pfanne, Temperatur reduziert, Ups… stark überbräunt.
Dritter Versuch. Leicht überbräunt. Jetzt war mein Vorrat an Zwiebelstückchen aufgebraucht. Ich beschloss, eine leichte Bräunung stand den Zwiebelstückchen gut zu Gesicht und wollte den Knoblauch in die Pfanne geben.
Nochmal Ups! Schon wieder ein kleines Missgeschick.
Ich hatte den Knoblauch unter das Hackfleisch gemengt. Den ganzen Vorrat… in den eventuelle Überbräunungen und Kollateralschäden miteinbezogen waren.
Mon Dieu! Ich hoffe, Karin mag Knoblauch….
Tja! Der hilfsbereite Mensch schrieb ja, dass ein wenig Knoblauch mit zu dünsten nicht schaden könne. Also merkt es niemand, wenn keiner drin ist, im Djuvec-Reis. Es war kein Muss!
Das niemand die Überdosis Knoblauch in den Cevapcici bemerken würde, ist eher unwahrscheinlich.
Als ich dann die gewürfelten Paprikastückchen zu den leicht überbräunten Zwiebelstückchen gab… oh! Wie schnell aus leicht ein stark überbräunt werden konnte. Sahen sie, als sie allein in der Pfanne lagen, noch nach leicht überbräunt aus, so waren sie jetzt eher der Kategorie stark überbräunt zuzuordnen.
Sie stachen aus dem Rot der Paprika hervor, dass es mich in den Augen schmerzte.
Vielleicht würden sie im Laufe des Dünstens heller werden oder der Paprika dunkler?
Weinen!
Okay! Vielleicht war der letzte Cappuccino zu viel. Aber ich lag wirklich gut in der Zeit. Dachte ich zumindest. Doch dann…
Es läutete und mein Gast erschien. Sie schnupperte, grinste und fragte: Zwiebeln?
Haha!
Typisch Karin. Warum aussprechen, was keiner Worte bedarf? Sie musste es nicht aussprechen, man konnte es riechen. Verkokelte Zwiebeln! Gestank!
Ich führte Karin in den Salon und stellte ihr Baron de Rothschild zur Seite.
In der Küche wartete noch viel Arbeit auf mich. Ich kochte Reis und während ich rührte, fiel mir glühend heiß ein, dass ich den Knoblauchdip vergessen hatte.
Okay! Das las sich einfach. Ich brauchte nicht mal Senf. Karin ist allergisch gegen Senf. Der Rest war wirklich einfach. Okay. Das mit dem Schaben musste ich erst mal hinterfragen.
Aber Monsieur Internet hat anscheinend nur auf meine nächste Frage gewartet. Er verwechselte aber schaben mit schälen und ich war genauso unwissend wie vorher.
Auch auf die Gefahr hin, dass der Knoblauch bitter werden würde, musste der Minizerkleinerer ran.
Knoblauch, Sauerrahm, Pfeffer, Salz et voilà!
Der Dip war fertig!
Der Timer zeigte an, dass der Reis fertig war. Ich mischte ihn unter das Gemüse und gab die Erbsen hinzu. Rührte und gab etwas Aiwar dazu. Jetzt war der Reis rot.
Naja! Man sollte nicht auf jeden Ratschlag hören.
Während Reis und Gemüse sich besser kennenlernten, nahm ich die rohen Cevapcici aus dem Kühlschrank.
Ihnen gefiel es in der Pfanne. Sie bräunten sich und fielen auch nicht auseinander. Ich rollte sie langsam durch die Pfanne, damit sie sich auch rundherum bräunten. Ich war stolz auf meine Leistung.
Sie sahen gut aus. NICHT VERKOKELT!
Ich richtete alles auf einem Teller an und machte das obligatorische Foto.
Auf die gewürfelten, rohen Zwiebeln habe ich verzichtet. Karin mag keine rohen Zwiebeln.
Karin kam zu Tisch und staunte, als sie den Teller sah.
Okay! Mir gefiel die Drapierung nicht so gut, aber ich bekomme ja keinen Preis für den schönsten Teller.
Bewertung: Der Djuvec-Reis war ungewürzt. Nicht mal die Aiwarpaste hat ihm etwas Geschmack eingehaucht.
Der Krautsalat war lecker.
Der Dip etwas stark gepfeffert, aber Karin mag scharfes.
Die Cevapcici… nun ja… sagen wir mal so.
Karin wechselte die Farbe. Tränen schossen ihr in die Augen. Ich mag scharfes, sagte sie, während ihr die Tränen über die Wangen liefen.
Ups! Eine Überdosis Knoblauch gepaart mit zu viel Pfeffer. Verheerend!
Nach einer kurzen Pause nahm sie es locker. Zusammen mit dem ungewürzten Reis schmecken die Cevapcici gut, meinte Sie.
Ich bezweifle allerdings, dass sie überhaupt etwas von dem Geschmack der Cevapcicis wahrnahm.
Oh! Ich wusste es. Einmal himmelhochjauchzend Bœuf bourguignon und dann zu viel Pfeffer und eine Überdosis Knoblauch!
Nachdem sich Karins Geschmacksknospen wieder etwas erholt hatten, vollendete ich das Dessert.
Etwas Schlagsahne und einen Schuss Schokosauce und das Dessert war vollendet.
Non! Es ist nicht misslungen. Es ist auch nicht auf dem Weg von der Küche ins Esszimmer verunglückt. Das soll so aussehen. Ehrlich!
Mir gefällt es auch nicht. Aber wenn’s so sein soll!
Jetzt muss ich einen dieser oft bemühten Sprüche auspacken. Egal wie es aussieht, Hauptsache es schmeckt.
Und es schmeckte. Karin, die so sehr auf ihre gute Figur bedacht ist, löffelte den Teller leer. Ich weiß nicht, was mich mehr erstaunte, der leere Teller oder Karins kurzzeitiger Bruch mit ihrer ewigen Diät.
So! Jetzt habe ich den ersten Event der zweiten Hälfte hinter mich gebracht.
Jetzt sind es noch 25 Events. Auch sie werden vorübergehen. Mal mehr, mal weniger erfolgreich.
Ja, ein kleiner Nachschlag. Ich konnte es einfach nicht lassen, dem Dessert eine einigermaßen erträgliche Form zu geben.
Auch wenn der Turm etwas zu hoch geraten ist, die Sahne abstürzte und das ganze auch nicht besser aussieht, Hauptsache es schmeckt.