Montag, 15. September 2014
Scaloppina milanese
Nach einer erholsamen Woche, mit täglichem Frühstück auf den Champs-Élysées sind die Batterien wieder voll.
Zudem habt ihr mir so viel E-Mails geschickt, dass ich weitermachen soll - es bleibt mir also nichts anderes übrig, als wieder den Kochlöffel zu schwingen und euch zum Lachen zu bringen.
Ich habe gestern meine Bestellung aufgegeben und heute Morgen hat ein Bote die Zutaten gebracht.
So gibt es diesmal nichts aus dem Feinkostladen zu berichten. Außer, dass im Korb ein Zettel lag, auf dem stand: Et c'est pas fini… Dieu merci!

Also gut! Es geht weiter….
Kurz nach acht Uhr begann ich mit den Vorbereitungen. Mein Gast war für 13 Uhr geladen: Lacht nicht schon wieder! Fünf Stunden für ein paar kleine Schnitzelchen und ein paar Schokoküchlein….

Okay! Ihr habt ja wie immer Recht. Ich muss aber sagen, dass ich mir vorgenommen habe, nicht immer an meine Grenzen zu gehen. Es muss nicht stark angebraten sein, auch wenn es im Rezept steht. Ich weiß inzwischen, dass ich es nicht kann und auch nie können werde.
Es reicht, wenn es etwas Farbe angenommen hat, so in etwa hellbraun-beige, ihr wisst schon, die Farbe die Fleisch im Wellnessbad annimmt.
Ich habe beschlossen, von nun an immer auf Wellness zu setzen. Okay! Manchmal werde ich auch mal einen neuen Versuch starten, so in etwa… stark anbraten. Ich kann es wohl nicht lassen. Ich will es einfach können.

Bon! Zurück zum Event. Maître Gayet hatte die escalope bereits geschnitten. Er hat mir wohl nicht getraut… ihr erinnert euch, Maßband? Ging dann aber doch daneben?
Wie kann ich nur glauben, dass ihr daaas vergessen habt.
Okay! Ich habe mich auch selten dämlich angestellt.

Zurück zu den escalope. Da stand doch wirklich im Rezept: das Schnitzel panieren. Ohoh! Panieren!
Ich dachte doch wirklich, dass ich in Zukunft Monsieur Internet nicht mehr mit solchen Kleinigkeiten behelligen müsste. Aber!
Schnitzel panieren! Tja! Damit selbst ich verstehe, hat mir der weise, alte Mann einige Videos geschickt. Da wurde jeder Handgriff erklärt.
Okay! Erklärung gehört und gesehen. Aber sehen und hören ist eine Sache… selbst machen eine andere.
Tja! Diese andere Sache. Wie soll ich sagen…?
Okay! Ich schlug ein Ei auf… das kann ich inzwischen gut. Ich bin auch sehr gut darin, Reste der Eischale aus dem aufgeschlagenen Ei zu fischen…. Ich habe Mehl in eine Schüssel gegeben und Semmelbrösel in eine andere.
Da fällt mir noch etwas ein…. Habt ihr schon mal etwas von Weckmehl gehört? Non? Ich auch nicht! Mutschelmehl? Non? Macht nichts, wenn ihr das nicht kennt. Das ist keine Bildungslücke.
Okay! Gemeint sind Semmelbrösel. Aha!!!!

Okay! Wieder abgeschweift. Ich legte das escalope in die Mehlschüssel und bedeckte es rundherum mit Mehl. Klopfte das überschüssige Mehl ab und ja, legte es noch mal in die Schüssel. Ich hatte wohl etwas zu viel geklopft.
Nun wurde das escalope in dem Ei gebadet. Oooh war das eklig. So glitschig, so… oooh. Zudem wollte das Ei nicht an dem Mehl kleben bleiben und flutschte immer wieder runter.
Nachdem wieder mal meine Nerven blank lagen und bevor ich das escalope, samt glitschigem Ei, aus dem Fenster geworfen hätte, legte ich das Ding in die Semmelbrösel. Ich überhäufte das Schnitzelchen damit und war froh, dass man von dem glitschigen Unterbau nichts mehr sah.

So! Die escalope waren vorbereitet und ich machte mich an die Zubereitung der tortina alla cioccolata. Ich würde sagen: Schoko-Muffins, die nicht richtig gebacken sind. So sehen die Dinger nämlich aus. Innen flüssig. Ach Leute, googelt doch einfach mal und seht selbst wie die Dinger aussehen.
Okay! Ich schmolz Butter und Schokolade in einem Topf. Besser gesagt, ich hatte die Absicht, Butter und Schokolade zu schmelzen. Aber irgendwie ging irgendwas schief. Es stank zum Himmel und ich hoffte inständig, dass der Rauchmelder nicht auch noch reagieren würde.
Hatte ich nicht irgendwo mal gelesen, dass man Schokolade nur im Wasserbad schmelzen solle?

Oui! Ich zog erneut Monsieur Internet zu Rate und er zeigt mir wieder mal ein Video. Wie man Schokolade schmelzen lässt (oder so ähnlich).
Jedenfalls nicht in einem Topf!!!
Allerdings gab der Moderator des Videos so komplizierte Kommentare ab, die ich nicht nachvollziehen konnte. Das Wasser dürfe nicht heißer als 40° werden.
Woher sollte ich wissen, wie heiß das Wasser ist? Okay! Wenn es brodelte, war es definitiv zu heiß, aber wann hatte es 40°?
Wenn die Schokolade geschmolzen ist, darf die Temperatur nicht unter 30° sinken, sonst verliert die Schokolade ihren Glanz!
Tja! Was soll ich dazu sagen? Braucht Schokolade auch ihren Glanz, wenn sie in Schokotörtchen verwandelt wird? Ändert sie ihren Geschmack, wenn sie nicht mehr glänzt?
Woher soll ich das wissen????
Glanz hin, Geschmack her…! Sagen wir mal so… sie hatte die Tortur überstanden, glänzte noch (was wohl an der fetten Butter lag) und war sehr zähflüssig.
Sie rächte sich für die Tortur auf dem Wasserbad und wollte sich partout nicht mit dem Zucker vermischen. Sie war inzwischen so fest, dass ich kaum noch rühren konnte.
Dann mussten die Eier untergehoben werden. Tja! Wie hebt man Eier unter Schokolade?
Lacht nicht, ich habe wieder mal Monsieur Internet gefragt. Der war inzwischen ungehalten, fragte sich anscheinend: „Warum geht die mir jetzt auch noch Sonntags auf die Nerven?“
Er schickte mir ein Video. Schön, aber die Sprache zeigte mir, dass Monsieur Internet böse auf mich war. Der Moderator sprach chinesisch….
Vielleicht… nun ja… lag es an der fremden Sprache, derer ich nicht mächtig bin… jedenfalls hatte die Schokolade nach dem Unterheben der Eier so seltsame Fäden. Sah nicht gut aus! Non!
Ich wusste nicht, ob das beim Backen weggeht, den Geschmack verändert oder ob es nur nicht gut aussah.
Egal! Ich gab etwas Mehl hinzu und die Mischung war fertig.

Die escalope waren auch fertig. Fix und fertig! Die Eimasse hatte sich durch die Semmelbrösel gefressen und diese völlig aufgeweicht. Sah nicht gut aus.
Mal kurz überlegen, ob heute schon irgendetwas gut aussah…. Non! Tat es nicht!

Jetzt hätte ich eigentlich Tomaten häuten und kleinschneiden müssen, aber ich hatte keine Lust auf weiteres Chao und nahm die Tomatenstückchen aus der Dose. Ich würde ja gerne sagen, es macht keinen Unterschied, ob die Tomaten aus der Dose kommen oder frisch zubereitet wurden.
Okay! Der Geschmack war vielleicht etwas besser, bei den frischen meine ich. Aber doch nur, wenn die nicht durch meine Hände gingen. In meiner Küche zubereitet wurden.
Ich meine ja nur. So diverse Reste der Tomatenhaut, Kerne und was da alles nicht in die sauce gehört. Da waren die Dosentomaten klar im Vorteil.

Kommen wir wieder zu den escalope. Sie sollten in heißem Fett gebraten werden.
Oh ja! Ihr wisst, was kommt. Das Fett spritzte und meine Küche hisste die weiße Fahne. Zu allem Elend läutete auch noch mein Gast.
Oh ja! Ich nahm die Pfanne vom Herd und bat meinen Gast in den Salon.

Leonard genoss die Bekanntschaft mit Baron de Rothschild und ich wendete mich wieder den Escalope zu.

Trotzdem konnte ich mir nicht verkneifen, einen kurzen Blick aus dem Fenster zu werfen. Man kann Leonard nicht trauen. Aber ich konnte keinen Helikopter ausmachen.
Es hätte sein können. Bei dem Lärm, den der Dunstabzug machte, konnte das Geräusch eines Helis untergehen.

Zurück zu den escalope. Ich muss wohl nicht näher beschreiben wie sie aussahen.
Glücklicherweise hatte ich noch ein paar, die ich in Briketts verwandeln konnte.
Also! Ich muss sagen, verkokelte Panierung sieht nicht gut aus.
Nächster Versuch! In Anbetracht der Tatsache, dass mein Gast bereits eingetroffen war und es bereits angekokelt roch, wollte ich nicht noch mehr Unheil anrichten und griff auf das bewährte Wellnessbad zurück.
Böser Fehler. Da war noch die Sache mit der Panierung… hält nur bei heißem Fett… und naja… durchgeweicht….
Inzwischen kochte das Wasser für die Pasta. Ich gab die Spaghetti hinein und wusste, dass sie das erste werden würden, das heute gut aussah.

Ich nahm die escalope aus der Pfanne, schabte die nur noch Bruchstückhaft vorhandene Panierung ab und belegte sie mit Mozzarella.
Ab in den Backofen damit und die sauce kochen.
Siehe da! Alles wurde zur selben Zeit fertig. Spaghetti auf den Teller, sauce darüber, die escalope, etwas Deko et voilà!
Sah gut aus. Nicht nur die Spaghetti.

Ich bat Leonard zu Tisch, machte das obligatorische Foto und servierte die scaloppina alla milanese.





Leonard war erstaunt. Durch den Geruch, der noch immer aus der Küche drang, war er etwas verunsichert.
Dann aber war er begeistert… von den Spaghetti, die all dente waren, der sauce, die ich sogar gewürzt hatte… das war’s dann aber auch schon wieder mit der Begeisterung.
Die escalope waren nicht gewürzt und etwas hart. Daran konnte auch der wunderschön geschmolzene Mozzarella nichts ändern.

Okay! Ich musste nochmal in die Küche, um die tortina zu backen.
Ich wollte den Teig in die Förmchen füllen. Tja! Hätte ich das doch nur sofort gemacht. Der Teig war so zähflüssig, dass er kaum dazu zu bewegen war, sich aus der Schüssel zu bequemen und in die Förmchen zu fließen.
Die Fäden waren immer noch zu sehen….
Auch während des Backens waren sie noch vorhanden. Und auch nach 13 Minuten, als die tortinas aus dem Ofen kamen.
Die tortinas kühlten fünf Minuten aus und sollten dann aus den Förmchen genommen werden.
Tja! Sollten! Die Dinger waren so festgeklebt, dass ich die Form aufschneiden musste, um das Ding dort raus zu holen.
Ich legte es auf einen Teller, ließ Puderzucker darüber rieseln und schnitt es auf.
Oh! Warum lief die Füllung nicht heraus? Was da zu sehen war, war etwas, das man als minimal flüssig bezeichnen konnte. Mehr aber auch nicht!
Nächste tortina. Nächste Form aufgeschnitten. Ohoh! Das gibt Ärger! Mary ist zwischen aber auch so was von pingelig!
Ich kaufe doch immer wieder alles neu! Warum regt sie sich dennoch so auf?

Bon! Puderzucker rieseln lassen und ausschneiden. Oh! Da lief ja was!
Schnell noch ein Foto und dann ab damit zu Leonard, bevor auch diese Füllung fest wurde.





Nun ja! Die Bewertung! Sagen wir mal so… man schmeckte die Schokolade, man schmeckte sehr viel Zucker, der beim Kauen knirschte. Die Füllung war warm und die tortina war, sagen wir mal so… Leonard hatte schon besseres gegessen.
Er meinte, der Geschmack ließe sich schlecht beschreiben, aber so ähnlich musste Pappe schmecken.
UPS! Die Fäden, der fehlende Glanz? Oder… Ich?

Nun ja! Auch dieser Event ging vorüber. Ich säße jetzt liebe auf den Champs-Élysées. Aber man kann nicht alles haben.

Wir sehen uns nächste Woche wieder. Für heute kann ich sagen, jetzt sind es nur noch 27 Events.
Mal sehen, was die liebe Chloé noch alles für mich hat.