Sonntag, 31. August 2014
Giannas Menue
Nach einem sehr emotionalen Kochevent muss ich mich heute überwinden, diesen Beitrag zu schreiben.

Begeben wir uns in den Feinkostladen. In Anbetracht des Anlasses dieses Menüs, fielen die Kommentare etwas ruhiger aus.
Obwohl sich alle darin einig waren, dass ich mich mit einem Menü an den Rand des Wahnsinns bringen werde.
Nun ja!
Da ich bereits Monsieur Internet um ein paar Bilder von Panna cotta gebeten hatte und ich einige Rezepte gelesen hatte, kam ich kurz in Versuchung, fertige Panna Cotta zu kaufen.
Oui! Ist schon gut! Ich sagte kurz! Ich bereite doch immer alles selbst zu.
Okay! Diese verflixten Soßen… hollandaise, béarnaise, béchamel und wie sie alle hießen… da kamen einige aus dem Glas… aber ich hatte vorher mein Bestes gegeben….

Die Champignons kamen aus der Dose. In Giannas Gericht gab es auch Champignons aus der Dose.
Zu ihrer Panna cotta gab es frische Erdbeeren. Aber zu dieser Jahreszeit gestattete ich mir eine kleine Änderung. Pfirsiche und Himbeeren.
Und mein arrosto di manzo garte im Schnellkochtopf.
Dass Gianna das Kochen (auch in Anbetracht ihrer schweren Erkrankung) leichter von der Hand ging, muss ich nicht ausführlich erwähnen.

Panna cotta – gekochte Sahne! Oh!...Oh!
Sahne, ein Milchprodukt! Eigentlich hätte ich mir denken können oder gar müssen, dass das auch wieder etwas mit putzen und wischen zu tun hat.
Ich füllte 375 ml Sahne in den Topf. Wieso solch eine Menge? Warum nicht 300, 400 oder 500? Aucune idée!
Aber ich wollte ja die Rezepte nicht mehr hinterfragen. Es bringt mir nichts.
So! Ich gab also die Sahne in den Topf. Sie verhielt sich ruhig. Das hätte mich misstrauisch machen müssen. Hat es aber nicht. Böser Fehler!
Die Sahne ruhte da so im Topf vor sich hin. Brav und still. Ich fragte mich, wie lange es wohl dauern würde bis…, als der ruhige Sahnesee sich in reißende Lava verwandelte, hoch stieg und über den Topf in die Freiheit quoll.
Es zischte, brodelte und dann: der Gestank! Angebrannte Milch stinkt. Aber angebrannte Sahne - horrible!!!!
Dass ich mir die Hand verbrannt habe, als ich den Topf vom Herd zog, möchte ich nur so nebenbei erwähnen. Diese kleinen Bagatellschäden wie zerschnittene oder verbrannte Finger, erwähne ich schon lange nicht mehr. Aber solche Arten von Kollateralschäden kann man erwähnen.
Ich weiß inzwischen, dass Kochen manchmal weh tut, aber das war sehr schmerzhaft. Und es sollte noch schlimmer kommen….

Nach einer längeren Auszeit, die ich mit kühlen verbrachte, (Okay! Ich habe die Zeit auch genutzt, um mir einen oder zwei Cappuccino zu gönnen!) machte ich mich an den nächsten Versuch.
Dass es sich um einen hohen Topf gehandelt hat, könnt ihr euch denken. Damit wäre der Weg für die Sahne weiter, dachte ich zumindest.
Dem war aber nicht so. Sahne ist sehr sportlich und wenn sie sich erst mal entschlossen hat, den Topf zu verlassen….
Okay! Könnt Ihr euch so in etwa vorstellen, wie der Herd aussah? Oui! Bon!
Dann könnt Ihr euch auch denken, dass es etwas mehr Zeit in Anspruch genommen hat, bis ich diesen Schaden beseitigt hatte.
Okay! Das Kochfeld musste erstmal abkühlen und ich nutzte die Zeit, um das Gemüse vorzubereiten, die Gelatine einzuweichen… und ein oder zwei Cappuccino…
Nachdem das Kochfeld wieder einsatzbereit war, startete ich Versuch Nummer drei.
Nun ja! Sagen wir mal so… ich habe die Sahne auf die schwarze Liste gesetzt. Sie ist aber auch zickig!
Ich bereute inzwischen, dass ich meiner Eingebung nicht gefolgt war und fertige Panna cotta gekauft hatte. Und ich bereute nicht nur kurz!!!
Mir lief mal wieder die Zeit davon und in der Küche stank es nach verbrannter Sahne. Horrible!!!!

Und wieder musste geputzt werden. Ob ich Mary (meine Perle heißt auch Mary) künftig nicht als gute Fee in die Kochevents einbeziehen könnte?
Ich denke nicht. Putzen ist ein unerfreulicher Nebeneffekt des Kochens. Aber Bocuse hat auch nicht selbst gewischt.
Okay! Kollektives Aufstöhnen! Es war nicht beabsichtigt, mich mit Bocuse… aber er hat trotzdem nicht selbst gewischt!!!
Ich denke, es ist besser, Mary erst am Tag nach dem Kochevent in die Küche zu lassen.
Nachdem sie den Blog gelesen hat, ist sie immer etwas unwirsch und unleidlich. Wenn sie beim Kochen dabei wäre oder die Küche während des Kochens sehen könnte… mon Dieu!!!
Also wische ich selbst. Bevor ich zu Marys Kollateralschaden werde….

Schon wieder abgeschweift. Also! Mir lief die Zeit davon und außer vorbereitetem Gemüse hatte ich noch nichts vorzuweisen.
Von den Versuchen, Sahne zu kochen, sehen wir jetzt mal ab.
Ja! Es kam, was nach vielen fehlgeschlagenen Versuchen immer kommt… Wellness!
Der Sahne gefiel es und sie blieb im Topf. Allerdings kann ich nicht sagen, ob sie jetzt eine Panna cotta war oder nicht.
Die Gelatine sah so wabbelig aus. Ob das so sein sollte oder ob sie einfach zu lange geweicht hatte? Sozusagen überwellnesst?
Ich füllte die Panna wellnessa in Förmchen und stellte sie kühl. Ich frage mich, wie es Gianna damals geschafft hat, für so viele Gäste Panna cotta zuzubereiten.

Nachdem die Panna wellnessa endlich fertig war, nahm ich die Minestrone in Angriff. Das war einfach. Sogar für mich! Lacht nicht!
Es ging nichts schief! Ehrlich! Diesmal wäre es auch egal, wenn das Gemüse verkocht wäre. Es wurde püriert und man würde es nicht merken.
Aha! Vielleicht sollte ich nur pürierte Gerichte zubereiten.

Gianna pürierte die Suppe, damit auch die Chemo- und Strahlentherapiegeschädigten davon essen konnten.
Mehr möchte ich dazu nicht sagen….

Mein nächster Gegner wartete schon. Ein Stück Rindfleisch, das zu einem arrosto di manzo werden sollte.
Da ich der Zeit mal wieder hinterherlief, beschloss ich, dem Fleisch sofort ein Wellnessbad zu gönnen.
Ich versuche bei jedem Kochen, die Tatsache auszublenden, dass da ein Stück eines toten Tieres in meiner Pfanne liegt. Aber diesmal wollte mir das nicht gelingen.
Ich dachte an Gianna, die einen riesigen arrosto di manzo in der Pfanne hatte. Stark angebräunt und nicht hellbraun-beige.
Nachdem ich eingesehen hatte, dass es nicht noch hellbraun-beiger ging, verwandelte ich meine Pfanne in einen Schnellkochtopf.
So würde der arrosto di manzo nur eine Stunde benötigen, bis er gar war. Hörte sich gut an. Merci Juan-Pablo!
Okay! Ich hatte vorab schon mal ein paar Trockenübungen gemacht.
Lacht nicht! Es ist nicht so einfach, einen Deckel auf diese Töpfe und Pfannen zu drehen.

Auch wenn der Braten nur eine Stunde brauchen würde, war ich wieder mal zu spät.

Es läutete und Lady Elisabeth kam. Sie war besorgt wegen meines schlechten Aussehens.
Okay! Verbrannte Sahne und Erinnerungen hatten ihre Spuren hinterlassen.
Ich führte Lady Elisabeth in den Salon und leistete ihr Gesellschaft.
Wow! Zum ersten Mal saß ich bei einem Gast und überlies ihn nicht dem Baron.
Okay! Die Lady wusste die Gesellschaft des Barons durchaus zu schätzen. Ich zog einen weiteren Cappuccino vor.
Nach kurzem Smalltalk begab ich mich wieder in die Küche. Dort wartete noch die sauce für den Fruchtspiegel.

Schon mal Himbeeren gekocht? Ich nicht!
Die zarten Früchtchen genossen das Wellnessbad. Dann mussten sie durch ein Sieb gestrichen werden.
Tja! Schon mal Himbeeren durch ein Sieb gestrichen? Ich nicht! Werde ich auch nie wieder tun!

Die Zeit raste mal wieder. Der Pieper zeigte, dass der arrosto di manzo fertig war.
Und ich hatte das Gemüse vergessen!
Ohoh! Jetzt musste es schnell gehen. Aber ich gab dem Wellnessbad letztendlich doch den Vorzug. Auch wenn es etwaaas länger dauern würde, wäre es immer noch besser, als mehrere Versuche auf die Schnelle Art. Ihr versteht?





Inzwischen kochte ich Pasta für die Minestrone. Sie war wie immer al dente. Ich wusste doch, dass ich mich auf die Pasta verlassen kann.
Wenn mir alle Gerichte gelingen würden wie Pasta, dann würde auch ein Putzgeschwader hinter mir her putzen. In der Küche, beim und nach dem Kochen, meine ich!
Chloé! Hör auf zu lachen!!!

Okay! Jetzt musste der Deckel wieder von der Pfanne. Trockenübungen am leeren Topf ist eine Sache, aber an der heißen Pfanne….
Ist es ausreichend zu erwähnen, dass meiner Verbrennung an der Hand eine Verbrühung folgte?
Brandblasen sind hässlich und Ärzte können so gemein sein….




Zurück in die Küche. Ich gab Suppe, Parmesan und Pasta in die Suppentasse, dekorierte und machte das obligatorische Foto.

Die Lady kam zu Tisch und ich servierte die Minestrone.
Okay! Ich kann mir denken, dass die Lady noch nie zuvor solch eine Minestrone gesehen hatte. Es verwunderte mich deshalb nicht, dass sie etwas erstaunt die Suppe in Augenschein nahm.
Und dann führte sie den Löffel zum Mund….
Nun ja! Sagen wir mal so. Ich habe gewürzt. Ihr kennt meinen Kleinkrieg mit dem Pfeffer. Aber es ist eine Sache, darüber zu lesen aber eine andere….
Die Lady liebt scharfes Essen… aber diese Suppe brauchte doch etwas mehr Sahne zum Entschärfen.

Es tat mir soooo leid, dass ich dieser reizenden Lady und Mutter eines wundervollen Sohnes (der übrigens mein vorletzter Gast sein wird), solch eine feurige Minestrone vorgesetzt habe.
Aber sie wusste ja, auf welches Abenteuer sie sich einlässt….

Okay! Kommen wir zum arrosto di manzo. Das Fleisch war weich und ließ sich gut schneiden. Das Gemüse war inzwischen ebenfalls gar.
Ich drapierte alles auf einem Teller, machte das obligatorische Foto und servierte.





Lady Elisabeth war erstaunt. Optisch okay! Das Fleisch war zart. Allerdings hätte ihm etwas der Schärfe der Minestrone gutgetan.
Okay! Ich habe vergessen zu würzen. Kann doch mal vorkommen….
Das Gemüse war bissfest und na ja… kann doch mal vorkommen.
Nach dem Essen brauchte die Lady eine Pause, bis sie sich das Dessert munden ließ. Und wenn ich sage munden, dann meine ich das auch.

Aber gehen wir erst mal wieder in die Küche.
Ich versuchte, die Panna wellnessa aus den Förmchen zu holen. Es schien, als hielte sich die Panna krampfhaft an der Form fest. Zickiges Zeug!
Erst ein kurzer Schock in heißem Wasser löste ihre Umklammerung.
Ich gab das Himbeermus auf die Teller, gab die Panna wellnessa hinzu und drapierte die Pfirsichspalten darauf. Etwas Minze et voilà!
Das sah gut aus! Schnell ein Foto und dann auf zum letzten Gefecht.





Lady Elisabeth traute ihren Augen nicht. Und ich meinen Ohren.
Hmmm! Delicious!!! Dann waren nur noch weitere hmmms zu hören.

Ob Ihr mir jetzt glaubt oder nicht! Ich habe zum ersten Mal von meinem selbstzubereiteten probiert. Panna wellnessa!
Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich habe es wirklich getan. Und es war lecker.
Auch wenn mein Magen bei so viel Fett die weiße Fahne gehisst hatte.

So! Ein äußerst emotionaler Kochevent ist zu Ende.

Jetzt sind es noch 29 Events! 29! Endlich ist die drei verschwunden.
Noch drei weitere und wir haben Halbzeit.
Ehrlich gesagt, hätte ich nie gedacht, dass ich es bis hierher schaffen würde.
Aber es geschehen immer wieder Wunder!



Gianna