Ich habe noch nie ein ganzes Huhn zubereitet. Sagenhaft, was da so alles geschehen kann… und schief gehen kann.
Nun ja! Ehrlich gesagt, dachte ich anfangs: „Was kann ich da falsch machen? Huhn in den Topf und fertig.“ Oh! Von wegen Huhn in den Topf und fertig.
Aber begeben wir uns erstmal in den Feinkostladen. Monsieur Sollier, der im Feinkostladen für das Geflügel zuständig ist, hatte mir ein kleines Huhn und einige Hühnerlebern reserviert.
Die Damen und Herren waren alle sehr amüsiert über meinen letzten Kochevent und konnten sich ein paar Fragen nicht verkneifen.
Oui – meine Küche ist wieder sauber und aufgeräumt. Was denken die sich? Dass ich im Dreck hause?
Okay, es hätte sein können, dass meine Perle ihre Drohung wahrgemacht hatte. Hat sie aber nicht. Dieu soit loué! Somit war auch diese Frage beantwortet.
Wer ist Louis? Tja! Sagen mir mal so. Freud hätte seine wahre Freude an ihm gehabt.
So! Kommen wir zu den Vorbereitungen. Über die Vorbereitungen zum Schutz meines Hauses und meiner Gesundheit (so gut es eben geht) möchte ich künftig nichts mehr sagen. Es läuft inzwischen alles schnell und reibungslos. Da bedarf es keiner Worte mehr.
Die Vorbereitungen zum Kochen allerdings – na ja!
Ich begann mit dem Gemüse. Ich schälte Karotten und Lauch und schnitt alles in größere Stücke. Oh non! Nicht aus Bequemlichkeit, es sollten größere Stücke sein. Ehrlich!
Ich hackte Petersilie, schnitt Weißbrot und Schinken in Würfel und zerkleinerte die Hühnerleber. Hühnerleber – war das eklig! So glitschig so …. Nie wieder!
Ich mischte alles mit rohen Eiern und stopfte es in das Loch im Huhn. Vielleicht hätte ich ein etwas größeres Huhn kaufen sollen. Ich stopfte solange, bis wirklich nichts mehr hinein passte.
Wie sagte Julia Childs: Man stopfe das Huhn solange, bis es nicht mehr kann. Mein Huhn konnte auch nicht mehr.
Jetzt sollte man das Huhn zunähen. Oh! Tja! Oh!
Mit was? Wie? Ich bin kein Chirurg. Ich hätte gerne Ralf in meine Küche gebeamt. Er ist Chirurg und hätte das Loch im verlängerten Rücken des Huhnes schnell zugenäht. Aber ich?
Ich durchsuchte die Schubladen nach etwas adäquatem, das ich zum Verschließen des Loches verwenden konnte. Schließlich fand ich so eine Art Spieße. Ich steckte ein paar davon in das Huhn und hoffte das Beste.
Das Huhn war jetzt so prall, dass ich mir doch Sorgen machte. Bei Hitze zieht sich das Fleisch zusammen. Hoffentlich hielten die Spieße.
Ich gab das Huhn ins kochende Wasser. Es sollte völlig mit Wasser bedeckt sein. Wäre es auch. Aber dieses Huhn wollte nicht tauchen. Es wollte schwimmen.
So oft ich es auch untertauchte, es kam immer wieder hoch. Ich war am Verzweifeln. Schließlich nahm ich einen Teller und legte ihn auf das Huhn.
Zuerst war alles ganz wunderbar. Es blieb brav unter seiner Abdeckung. Dann begann das Wasser unter dem Huhn zu brodeln. Das Huhn kam wieder hoch und begrub den Teller unter sich. Grrr!
Lacht nicht! Es war schwer, den Teller wieder aus dem Topf zu holen. Zudem habe ich mich dabei verbrüht.
Nun sollte die Brühe abgeschöpft werden. Ich habe mir ein Sieb gekauft. Es ging ganz gut. Die Brühe brodelte vor sich hin. Ab und zu spukte sie und ich zog wieder Handschuhe an. Heiße Brühespritzer sind schmerzhaft!
Als ich endlich den letzten Schaum von der Brühe runter hatte, konnte ich den Deckel auf den Topf legen.
Das Huhn sollte nun zwei Stunden köcheln. Ich nutzte die Zeit, um die Küche einigermaßen zu säubern.
Ich genehmigte mir zwei Cappuccino und genoss meine Pause.
Nach ungefähr einer Stunde fiel mir ein, dass ich das Bouquet und die Gewürze vergessen hatte.
Tja! Ich mache Fortschritte.
Jetzt hatte ich eine Stunde Pause. Ruhe vor dem Sturm. Ich genoss zwei Cappuccino und las den le monde. Sagenhaft, wie schnell die Zeit vergeht. Als der Pieper ertönte, hatte ich das Gefühl, dass ich es mit eben erst bequem gemacht hatte.
Ich gab das Gemüse in den Topf. Das Huhn schwamm immer noch. Man könnte meinen, es schwamm um sein Leben, aber….
Ich machte mich an das Dessert. Ich wollte eine chocolat machen. Eine dickflüssige Trinkschokolade, die über Früchte gegeben wird. Ganz einfach, sagte meine Perle und schrieb mir das Rezept auf. Was ich wann, wie machen musste. Tja!
Die Sahne wollte nicht gekocht werden. Sie ging im Topf hoch, lief über und brannte auf dem Kochfeld ein. Grrr!
Sahne ist wohl auch der Wellnesstyp. Okay! Wenn sie sonst keine Ansprüche stellt.
Die Sahne bekam ihr Wellnessbad. Ich gab Zucker hinzu und hoffte das Beste.
Jetzt musste ich Reis kochen. Die Zeit wurde langsam knapp. Ich erhitzte Wasser im Wasserkocher, schüttete es in einen Topf und gab den Reis hinein.
Nun ja! Was soll ich sagen? Auch im Wellnessbad erreicht Sahne Temperaturen, die ihr unangenehm sind und vor denen sie flüchtet. Ohne Vorwarnung machte sie sich auf den Weg. Quoll aus dem Topf und brannte auf dem Kochfeld ein. Grrr!
Eingebrannte Sahne auf heißem Kochfeld – schwer zu entfernen. Eingebrannte Sahne mit Zuckerzugabe auf heißem Kochfeld – Ich hoffe, meine Perle weiß Rat.
Der Pieper, der die Kochzeit des Reises überwachte, meldete sich.
Es läutete und mein Gast stand vor der Tür.
Oooh! Alles auf einmal. Ich nahm noch schnell den Reis vom Kochfeld. Aus Erfahrung wird man klug!
Ich begrüßte Maria-Elena und führte sie in den Salon. Sie freute sich bereits auf Baron de Rothschild. Den Brandgeruch, der sich wieder im Haus verbreitet hatte, erwähnte sie mit keinem Wort.
Ich begab mich wieder in die Küche und stellte einen neuen Topf mit Sahne auf den Herd. Ich goss den Reis in ein Sieb und stellte ihn warm.
Während die Sahne wellnesste, versuchte ich mich an der sauce. Weißwein, Butter und Sahne erhitzen und mit Mehl binden. Oho!
Die Sache mit dem Mehl bedarf wohl noch einiger Übung. Es klumpte und die sauce war hin.
Die Zeit drängte und ich griff zu Plan B. Wein erwärmen und crème fraîche hinzugeben. Umrühren! Fertig! Von der Kochstelle nehmen! Aha!
Ich nahm den Deckel vom Topf und dachte, mich trifft der Schlag. Schon mal ein explodiertes Huhn gesehen? Die Farce schwamm in Bröckchen in der Brühe. Das Huhn war in diverse Teile zerplatzt. Die Spieße schwammen auf der Brühe, steckten aber vereinzelt noch in einem Hühnerteil. Mon Dieu!
Ich versuchte zu retten, was zu retten war. Ein größeres Stück Brust sah noch einigermaßen gut aus. Auch ein paar Stücke Gemüse waren noch ganz ansehnlich.
Ich legte alles auf einen Teller. Gab einen Löffel sauce daneben und häufte den Reis darauf. Noch etwas Selleriekraut et voilà!
Sah doch fast schon gut aus.
Ich machte das obligatorische Foto und bat Maria-Elena zu Tisch.
Die Sahne! Ich rannte fast in die Küche, um meine Sahne zu retten. Sie wartete immer noch auf ihr Wellnessbad.
Mon Dieu! Merci! Ich hatte vergessen, das Kochfeld einzuschalten. Uff!
Jetzt drängte mal wieder die Zeit. Ich hatte einen Gast, der Mutterseelenallein im Esszimmer saß und sein dîner zu sich nahm.
Mein Auftrag überforderte mich. Das Dessert war eindeutig zu viel.
Die Sahne riss mich aus meinen Gedanken. Ich gab die Schokolade hinzu und rührte. Rührte, rührte, rührte. Wieder mal ein äußerst liebebedürftiges Etwas.
Die Schokolade löste sich auf und ich gab die geschmolzene Masse in ein Eisbad. Jetzt müsste ich eigentlich rühren. Wollte aber meinen Gast nicht so lange allein lassen. Böser Fehler!
Maria-Elena hatte bereits aufgegessen. Mon Dieu! Was bin ich doch für eine schlechte Gastgeberin. Ich sollte mich schämen.
Aber wer zu meinem Kochevent erscheint, muss mit so etwas rechnen.
Kommen wir zur Kritik. Das Huhn war sehr zart. Allerdings etwas überpfeffert.
Das Gemüse war zu weich und fiel fast auseinander. Auch hier war der Pfeffer deutlich zu schmecken.
Der Reis war zu weich und ihm fehlte Salz. Die sauce schmeckte säuerlich. Was wohl an der Überdosis Wein lag. Auch hier hatte ich das Gewürz vergessen.
Inzwischen stelle ich jedem Gast eine Menage auf den Tisch. So kann jeder, je nach Gusto, nachwürzen.
Ich ging zurück in die Küche, um das Dessert zu vollenden. Mon Dieu! Auf der chocolat hatte sich eine dicke Haut gebildet. Ich wollte sie unterrühren, aber das ging voll daneben. Es war eine klumpige Masse. Der Mixer machte es einigermaßen ansehnlich.
Ich gab Kirschen in ein Glas und löffelte die chocolat darüber. Oh non! Ich hatte vergessen, Sahne zu schlagen. Jetzt musste Sahne aus der Dose her. Die chocolat war noch lauwarm und die Sahne schmolz. Ich drapierte eine Kirsche darauf und verzierte mit Minze.
Was ich da fabriziert hatte, trieb mir vor Zorn die Tränen in die Augen.
Maria-Elena verzog keine Miene. Sie löffelte die chocolat und war verzückt. Süüüß! Sie war begeistert von der Harmonie zwischen chocolat, Kirschen und Sahne.
Es wurde noch ein schöner Abend, der sich bis nach Mitternacht hinzog.
Nachdem mein Gast sich verabschiedet hatte, konnte ich der Versuchung nicht wiederstehen und habe etwas von der restlichen chocolat probiert. Mon Dieu! Schrecklich! Viel zu süß! Aber Maria-Elena hat es geschmeckt. Ich wusste, dass sie Süßes liebt, aber Das?!?
Jetzt sind es noch 33 Events. Es ist kaum zu glauben, dass ich bereits 19 Events hinter mich gebracht habe.
Es hat mich einige Nerven gekostet. Es wird mich noch einige kosten.
Über die Schäden, die ich angerichtet habe, decken wir den Mantel des Schweigens.
Ich weiß, es werden noch mehr.
Aber, komme was da wolle, ich will diese Wette gewinnen. Koste es, was es wolle!