Sonntag, 25. Januar 2015
Filet de Barramundi
Der 44. Event ist geschafft. Ich bin es auch.

Nachdem wir uns entschieden hatten, das Rezept der Tourte in unseren Besitz zu bringen, hatten wir ein paar klitzekleine Probleme. Éloïse ist nicht so leicht zu beeindrucken wie Luigi.
Aber wir nennen ein großes Überzeugungspotiential unser Eigen….

Im Feinkostladen hatte man bereits Wetten abgeschlossen, ob wir das Rezept in unseren Besitz bringen. Tja! Was soll ich sagen… es gibt wirklich noch Menschen, die an meinen Fähigkeiten zweifeln….

Maître Gayet hatte mir drei Barramundi Filets besorgt. Er ist von meinen Fähigkeiten (was das Nicht-Kochen-können anbelangt) noch immer überzeugt. Ich bin es auch!

Okay! Wir gönnten uns eine Pause und tranken Cappuccino.



Mit vielen guten Ratschlägen, was das braten des Fisches betraf und dem Wissen, dass das Zubereiten der Crêpes höhere Schule sei, machte ich mich auf den Heimweg.

Oui! Zuhause gönnte ich mir zuallererst einen Cappuccino.




Dann machte ich mich an die Zubereitung der einzelnen Bausteine der tourte. Tja! Eine teure tourte!

Auch wenn ich Stillschweigen gelobt habe… es ist eine nervenaufreibende, äußerst zeitintensive und arbeitsreiche Sache…. Zudem habe ich mir zwei Blasen und einen tiefen Schnitt im Daumen zugezogen.
Sagen wir mal so… wir fügten die tourte aux pommes de terre Éloïse unserer schwarzen Liste hinzu.

Es war schon lange nach Mittag, als ich endlich mit den Vorbereitungen fertig war und eine Pause machen konnte.
Drei Cappuccino



und den Le Monde! Das musste sein!

Nun ja ! Missgestimmt machten wir uns an die Zubereitung der Crêpes. Der Teig muss ruhen. Oh! Wenn es nur das wäre. Aber er musste erstmal gerührt werden. Er musste die „richtige“ Konsistenz haben.
Kollektives Aufstöhnen! Non! Ich wusste nicht wie der Teig aussieht, wenn er die richtige Konsistenz hat. Woher auch?
Okay! Auch er hatte eine Chance… wie schon so vieles andere vor ihm auch….
Mal abgesehen davon, dass die zerlassene Butter mal wieder das ein oder andere Problem bereitete….
Butter zerlassen… steht inzwischen auch auf der schwarzen Liste….
Kochfeld reinigen können wir inzwischen auch… et oui… wir haben abermals die Flugeigenschaften unserer Töpfe getestet….

Okay! Wir fluchen immer noch nicht



und gönnten uns drei weitere Cappuccino….



Lustlos und unmotiviert machten wir uns an die Filetierung der Orange. Es tropfte, es klebte… non, wir fluchen immer noch nicht…



grrr!
Ein weiterer Eintrag auf der schwarzen Liste.

Ein weiterer Cappuccino!



Tief durchatmen! Weitermachen!

Barramundi! Wir bereiteten zuallererst die Deko zu. Salat zerpflücken und Chicorée entblättern… simple!
Barramundi braten… nun ja!

Es läutete und meine Gäste erschienen. Ich führte sie in den Salon, stellte ihnen Baron de Rothschild zur Seite (was Bethany sehr belustigte) und überließ sie dem Schicksal, das viele andere vor ihnen bereits ereilt hatte.

Ich ging zurück in meine Küche und kümmerte mich um Barramundi.
Nun ja… sagen wir mal so… die vielen Ratschläge des Maître hallten mir in den Ohren und ich beschloss, Monsieur Internet um Hilfe zu bitten.
Okay! Ich habe ihn bei zwei Events nicht um Rat gefragt und er war etwas angesäuert (sagt man so?). Egal!
Er schickte mir Fotos von Barramundi und erzählte mir, dass er der König der Fische sei. Okay! Das wollte ich nicht wissen, aber Bildung schadet nicht.

Rezepte? Ich muss sagen, was ich da sah, was angeblich Barramundi sein sollte, sah nicht im Entferntesten nach dem Fisch aus, der vor mir lag.
Nun ja… Barramundi ist teuer und wird meistens in teuren Restaurants angeboten. Und wir haben nicht das Bedürfnis, weiteren Köchen ihre Rezepte… lassen wir das.

Wir legten Barramundi in die Pfanne, um ihn wie ein beliebiges Filet zu braten. Okay! Wir vergaßen für einen klitzekleinen Moment, dass Fische sehr empfindliche Wesen sind, wenn sie in der Pfanne liegen….
Wir nahmen eine neue Pfanne und ein neues Filet und hofften das Beste… nun ja… die vielen, kleinen weißen Perlchen, die das Filet absonderte, als es noch nicht gewendet war… sah nicht gut aus….
Aber die Temperatur war nicht zu hoch! Bei geringer Hitze…. Kann doch mal passieren….
Okay! Letzter Versuch. Wir teilten das Fielt… war nicht schlimm… ist riesig, so ein Teil….
Nun ja! Wir nahmen zwei Pfannen und hofften wieder auf ein Wunder….
Zwei Minuten auf der einen und zwei Minuten auf der anderen Seite und raus aus der Pfanne.
Nun ja! Es gibt schlimmeres.
Etwas Deko und… ups… die sauce… nun ja… man kann doch mal was vergessen. Etwas Cognac, etwas crème fraîche… rühren… fertig.
Das obligatorische Foto…





servieren… ups… die Gäste vergessen…!

Âllo! Da waren sie… geht doch!

Oh mon Dieu! Als ich ihre überraschten Gesichter sah fiel es mir auf! Ich hatte das entrée vergessen und den Hauptgang serviert!
Grrr! Es wird höchste Zeit, dass diese Wette ein Ende hat!

Ich ging zurück in die Küche, schob die tourtes in den Ofen und gönnte mir einen Cappuccino.



Ich hasse kochen!

Ich räumte die Teller ab, hörte mir an, dass ich mal wieder das würzen vergessen hatte, der Fisch aber saftig und zart war.
Okay! Saftig und zart! Ich doch auch was!

Der Timer piepte und die tourtes waren fertig. Nun ja! Fertig ist eine Sache, servierbereit eine andere!
Die Dinger sahen in ihren Förmchen zwar ganz nett aus, aber sie mussten auch mal wieder raus. Leichter gesagt, als getan.
Nachdem das erste auf den Boden gefallen war (feuerfeste Handschuhe sind nicht gerade das, was man griffig nennen könnte) und das nächste eine Bruchlandung auf dem Teller hinlegte (wir fluchen immer noch nicht ), holten wir eine große Zange aus dem Keller und bezwangen die Förmchen, ohne uns weitere Brandblasen einzufangen.

Noch etwas Deko, ein Foto und ab auf den Tisch.





Doch wie’s da drin aussieht…



So!


Nun kam der schwerste Teil des Auftrags. Crêpes Suzette.
Zuerst die sauce, die angeblich die Krönung eines Crêpe ist.
Karamellisieren! Wollen wir nicht… können wir nicht… mussten es doch tun… FLUCHEN IMMER NOCH NICHT…



verbrannt!
Wir sollten den angerösteten Zucker mit Butter ablöschen.
Tja! Sagen wir mal so… in diesem Rezept wurde nicht erwähnt, woran man gerösteten Zucker erkennt….
So kam es, dass wir die Butter wieder in den Kühlschrank stellten und auf eine Krönung verzichteten.

Die Crêpes! Nun ja! Hauchdünn sollten sie sein. Der Teig solle wie ein Faden aus dem Löffel fließen….
Ich weiß nicht, wie es um Euch steht… ich habe noch nie einen Faden aus einem Löffel fließen sehen….
Okay! Es dauerte etwas, bis der erste Crêpe gebacken war, der zweite war auf einer Seite etwas dunkler… etwas… aber noch genießbar.
Beide waren so dünn, dass ich sie nur mit Mühe wenden konnte… aber zusammengelegt sieht man die klitzekleinen Problemchen doch nicht….

Also! Crêpes Suzette: Gefaltet, mit Orangenfilets belegt, ohne Krönung, unflambiert, aber mit Cointreau et Grand Manier.





Die Damen waren begeistert. Sogar die Anhängerin der leichten Küche hätte gerne Nachschlag gehabt.
Nachschlag? Wie kamen die nur auf den Gedanken, dass ich noch mehr von den Dingern habe?

Okay! Kommen wir zur Bewertung.

Der Barramundi war zart und saftig, aber ungewürzt. Man kann doch nicht alles haben. Pfeffer und Salz kann man doch selbst… ich meine ja nur… wenigstens mal fragen, ob man eventuell etwas Salz und Pfeffer haben könnte….

Tourte aux pommes de terre Éloïse! Einfach nur lecker! Zwar keine leichte Küche, aber lecker!
Ich habe Éloïse keine Schande gemacht. Sie hatte die Befürchtung… aber Ihr kennt weder sie, noch ihr Bistro…. Aber wenn ihr mal nach Cannes kommt….
Das Original ist nicht zu toppen!

Crêpes Suzette! Die Crêpes waren Crêpes, nur ohne Suzette. Caren steht doch eh auf leichte Küche und auch Bethany ist nicht „der“ Fan von Crêpes Suzette….
Nochmal Glück gehabt….

So ging auch dieser Event vorüber. Jetzt sind es noch acht Events. Wir werden auch sie überstehen.





Donnerstag, 22. Januar 2015
Salut Éloïse!
Mein nächster Auftrag:

Tourte aux pommes de terre Éloïse, filet de barramundi, Crêpes Suzette

Barramundi ist ein Fisch, den Rest kennt Ihr.

Tja! Tourte aux pommes de terre Éloïse. Fies… fieser… Chloé!

Wir hatten keinen Ausflug an die Côte d'Azur geplant. Okay… der Gedanke ist reizvoll….
Aber wir beabsichtigen nicht, uns die Rezepte für die nächsten Events zu erkaufen….
Okay! Wir werden ein paar Telefonate führen…. Wir beabsichtigen, diese Wette zu gewinnen….

Salut Éloïse!





Mittwoch, 21. Januar 2015
Neun Mal...
Tja, das Ziel kommt näher. Noch neun Mal Gäste bekanntgeben, noch neun Mal den neuen Auftrag. Noch neun Mal kochen und es ist vorbei.
Noch neun lange Wochen….

Kommen wir zu meinen nächsten Gästen.

Meine Schulfreundinnen Caren und Betty.

Caren aus dem Sonnenstaat Florida. Beruflich und privat dem Meer verbunden.

Hobbyköchin


Marathonläuferin

Liebhaberin der leichten Küche



Bethany, genannt Betty, aus dem sonnigen Kalifornien. Herrscherin über Weinberge und deren Erzeugnisse.

Sportmuffel!


Liebt Chicken Wings


Cupcakes


und Donuts



Was Chloé ihnen aufbürdet? Wir werden sehen….

Jetzt möchte ich noch ein paar Eurer E-Mails beantworten.

Non, ich finde es ist keine gute idée, auch nach Ende der Wette weiter zu kochen.
Non, kochen macht noch immer keinen Spaß.
Non, ich verrate weder das Rezept der sauce, noch das der crème.
Non, ich poste keine Fotos meiner Gäste. Auch nicht nach Ende der Wette.
Non, ich verrate nicht, wer oder was Roberto ist.
Non, ich poste kein Foto von ihm. Ich sende auch keins per Mail.
Non, auch zu Rodolfo gibt es kein Foto. Auch keins per Mail.
- Oui, er erfreut sich immer noch bester
Gesundheit.
- Oui, er ist immer noch ungebunden.
- Oui, es könnte sein, dass ER es ist. Kann aber auch sein, dass ER es nicht ist!

Oui, meine Wunden sind inzwischen fast alle verheilt.
Oui, es blieben Narben zurück. (Wer Schlachten schlägt…)
Oui, meine Töpfen und Pfannen haben ihre Flugtests bestanden. Wogegen andere Teile…. Nun ja….

À demain!




Montag, 19. Januar 2015
Petto di pollo alla pizzaiola
Samstagmorgen, sechs Uhr im Feinkostladen. Es war ruhig wie überall in der Stadt.
Die Damen und Herren konnten es kaum erwarten, endlich zu erfahren, ob es crema alla vaniglia (di Luigi) geben wird oder nicht.
Tja! Da mussten sie warten wie alle anderen auch.

Ich trank mit Maître Gayet einen Cappuccino



plauderte mit ihm über die letzten Ereignisse, die die Stadt bewegen



und machte mich nachdenklich auf den Heimweg.


Zuhause gönnte ich mir erst mal einen Cappuccino



zur Einstimmung. Luigi hatte sich als harter Brocken erwiesen. Nachdem ich tausend Eide geschworen



und vier Flaschen Dom Pérignon



den Besitzer gewechselt hatten, hatte ich das Rezept in der Tasche.
Eine teure Angelegenheit. Aber was tut man nicht alles, um diese Wette zu gewinnen….




Ich machte mich an die Zubereitung der crema. Ihr müsst verstehen, dass ich meine diversen Probleme, die ich dabei hatte, jetzt nicht erzählen kann. Ich würde mehr preisgeben, als ich dürfte. Ich habe geschworen zu schweigen. Aber ihr könnt Euch sicherlich denken, dass es nicht reibungslos ablief….

Torta spinaci! Nun ja! Die Küchenmaschine gab ihr bestes, das Nudelholz auch



nur der Koch…. Sagen wir mal so… das ausrollen des Teiges üben wir auch weiterhin. Wir wollen es zwar nicht können, aber wir werden auch künftig unser Bestes geben….

Also! Teig ausrollen und in die Form legen. Nennen wir es mal so… kleine Teile des Teigs plattdrücken und in der Form als Flickenteppich zusammensetzen….
Kommt Spinat drauf… sieht man doch nicht….

Apropos Spinat! Non! Wir können ihn immer noch nicht zubereiten.
Wir haben ihn gehackt! Wir… mit dem Messer… dem Wiegemesser… dem Küchenbeil… non… wir fluchen immer noch nicht…






(Mary! Chloé! Hört auf zu lachen!)




Okay! Der Spinat wollte sich partout nicht ergeben. Aber wir regen uns nicht mehr auf… (Mary…!!! Chloé…!!!)




Wir dachten uns, man sieht nicht, dass er nicht fein gehackt ist, wenn er erst mal auf der torta liegt… gemischt mit Ziegenkäse….
Okay! Wir kochten ihn, wussten nicht, dass er sehr liebbedürftig ist und nun ja… wir bemühten erneut Messer, Wiegemesser und Küchenbeil.
Nächster Topf… viele Liebe (grrr) und runter vom Herd. Ups! Wir hatten die Zwiebel vergessen… nun ja… es heißt doch torta spinaci und nicht torta spinaci e cipolla… und… man sieht es doch nicht mehr, wenn die torta erst mal gebacken ist….
Wie bereits mehrfach erwähnt… wir regen uns nicht mehr auf….




Nach so viel Anstrengung gönnten wir uns einen Cappuccino… okay… drei!




Petto di pollo alla pizzaiola! Wir sollten Tomaten häuten und in kleine Würfel schneiden… können wir nicht… wollen wir nicht können… und nahmen gestückelte Tomaten aus dem Glas.
Wir pellten Knoblauch und versuchten, ihn in feine Würfel zu schneiden. Tja! Wir schnitten uns zweimal in den Finger… non… wir fluchen nicht…



warteten, bis der Blutstrom versiegte und überlegten kurz, ob wir zum Arzt fahren… aber wir sind hart im Nehmen… klebten ein paar Pflaster über die Wunden



zogen einen neuen Handschuh über und… non… wir fluchen nicht…



nahmen den Knoblauch aus dem Glas!

Wir gönnten den Zwiebeln ein Wellnessbad, gaben den Knoblauch hinzu und ließen den beiden ihren Spaß.




Zwei Cappuccino



einen Le Monde und einen Obstsalat von Maître Gayet. Das Leben könnte so schön sein, wenn die Pausen nicht enden würden und man sich wieder dem kochen zuwenden müsste….




Wir mischten Tomaten und Wellnessbad und WÜRZTEN! Ha!
Okay! Am Dunstabzug hing ein riesiger Zettel auf dem WÜRZEN stand. Nun ja! Am Backofen hing einer… am Fenster… am Kühlschrank… überm Herd….
Wir würzten! Wir sind ja nicht blind!

Wir gossen die Tomaten/Wellnessbadmischung in eine Auflaufform, gaben Ziegenkäse dazu, tupften das Fleisch trocken(Ihr wisst doch… Julia…), streuten Ziegenkäse und Parmesan darüber und waren hocherfreut, dass wir mit den Vorbereitungen fertig waren.

Pause! Cappuccino… zwei!




Wir machten uns an die Zubereitung der weiteren Einzelteile der crema alla vaniglia (di Luigi).
Oui! Wir hatten auch dabei so ein paar klitzekleine Probleme. Lagen wir bis dahin gut in der Zeit… nun ja… nun hinkten wir wieder mal der Zeit hinterher.

Nun ja! So eine gewöhnliche crema alla vaniglia kann jeder zubereiten (lacht nicht… fast jeder), aber eine crema di Luigi…



Wenn man diese crema sieht, dann denkt man, naja… so schwer kann das doch nicht sein… aber man wird eines besseren belehrt, wenn man sie dann selbst herstellen muss.
Tja! Wir haben beschlossen, nie wieder zu denken, dass etwas simple sei oder sein könnte, das mit kochen zu tun hat….

Ein Blick auf die Uhr ließ uns erschauern… schon wieder zu spät!
Wir mischten Ziegenkäse und Spinat, würzten, füllten alles in die Förmchen, stellten die torta in den Ofen und programmierten den Timer. Geschafft.

Während wir uns einen Cappuccino



gönnten, läutete es und meine Gäste erschienen.
Pünktlich… wie Franzosen nun mal so sind, wenn sie zum Essen geladen sind… fünfzehn Minuten später. Merci!
Ich führte sie in den Salon und machte sie mit Baron de Rothschild bekannt.
Nach ein wenig conversation ging ich zurück in meine Küche, wo mich der Timer mit lautem piepen empfing.


Wir nahmen die Förmchen aus dem Ofen und stellen die pollos hinein.
Da wir inzwischen gelernt haben, dass man sich an heißen Kuchenformen die Finger verbrennt, zogen wir die feuerfesten Handschuhe an, die uns ein liebenswerter Feuerwehrmann geschenkt hat, nahmen die Förmchen aus dem Ofen, ließen sie etwas abkühlen und holten die tortas aus den Förmchen.
Tja… geht doch!

Wir nachten das obligatorische Foto



und baten unsere Gäste zu Tisch.
Nun ja! Sie mögen beide keinen Spinat. Woher sollte ich das wissen? Das muss man mir sagen!
Nun ja! Jetzt war es zu spät!

Während meine Gäste zweifelnd ihre tortas beäugten, ging ich zurück in meine Küche.
Das Dessert musste zusammengebaut werden. Dass es nicht simple werden würde, ahnte ich, aber dass es sich dann als so grrr erweisen würde… grrr… non… wir fluchen nicht!




Nun ja… die Einzelteile waren nicht so fest, wie man sich eine crema normalerweise vorstellt… genug gesagt… es war grrr… grrr… non… wir fluchen nicht!!!!



Non! Non! Non!

Wir waren kurz davor, das Dessert einem Flugtest zu unterziehen



als der Timer piepte.
Das war wie ein Gong, der den schwer angeschlagenen Boxer in die nächste Runde rettet.

Ich muss sagen, die Handschuhe sind wunderbar. Ich nahm die heiße Auflaufform aus dem heißen Backofen… ohne Verbrennungen.
Aber dann… nun ja… wie holt ein Koch Einzelteile aus der Auflaufform? Also… ohne die Teile zu beschädigen… Teile der Teile zu verlieren… sich nicht an den heißen Teilen zu verbrennen und sich nicht die heiße sauce über die Schürze zu schütten?



Aucune idée!

Nun ja! Das erste Teil war nicht mehr als solches zu erkennen… als petto di pollo alla pizzaiola… Teil Nummer zwei trennte sich beim Herausnehmen von seiner Käsehaube… aber Teil Nummer drei sah gut aus.
Geht doch!
Ups! Das Basilikum! Schnell noch in feine Streifen schneiden, über das petto di pollo streuen, das obligatorische Foto machen



und servieren.
Nun ja! Charles musste etwas länger auf sein petto die pollo warten… ich musste erst noch ein paar Sanierungsarbeiten vornehmen….

Die beiden sahen jetzt nicht mehr ganz so skeptisch aus. Also, man kann es auch übertreiben. Wer geröstete Heuschrecken, gebratene Maden und in Öl eingelegte Würmer isst, der wird auch mein Essen überstehen.
Weltenbummler!

Wir wendeten uns wieder unserem Dessert zu. Häuften, schütteten und bauten weitere Einzelteile zusammen. Waren irgendwann der Überzeugung, dass es nun mal nicht besser ginge und machten ein Foto.




Meine Gäste waren überrascht. Charles meinte, das sähe fast aus, als sei es ein Dessert von Luigi.
Als er es gekostet hatte, war er sprachlos. Es sah zwar nur annähernd aus, als sei es ein Dessert von Luigi, aber es schmeckte wie ein Dessert von Luigi!
Er verdrehte die Augen, sagte, er wolle gar nicht wissen, was es mich gekostet hat, aber was es ihn kosten würde….
Tja! Ich habe geschworen…!




Während meine Gäste noch in den Genüssen des Desserts schwelgten, räumte ich die Teller ab, die ich mal wieder vergessen hatte und die meine Gäste taktvoll an den Rand des Tisches geschoben hatten. Zum Glück ist es eine lange Tafel….

Kommen wir zur Bewertung!

Torta spinaci! Zu viel Spinat! Tja! Das hat eine torta spinaci so an sich. Sie schmeckt nach Spinat… nicht nach Heuschrecken!

Petto di pollo alla pizzaiola! Lecker! Das petto di pollo war zart und saftig, die sauce lecker und die Käsekruste… hmm!

Crema alla vaniglia (di Luigi)! Obwohl man sagt, das Auge isst mit… Luigi’s Rezept ließ das Aussehen vergessen. Traumhaft lecker !

Wieder mal geschafft! Der 43. Event ist vorüber. Das Dessert war wie bei Luigi. Die Investition hat sich gelohnt. Auch wenn es mich, für eine einmalige Sache, ziemlich teuer kam.

Jetzt sind es noch 9 Events. Neun! Eine einstellige Zahl. Ich hätte nie gedacht, dass ich es bis hierher schaffen würde. Zu oft hätte ich gerne das Handtuch geworfen.

Was auch immer kommen mag, ich werde auch das überstehen.





Donnerstag, 15. Januar 2015
Auf nach Italien
Der nächste Auftrag führt uns wieder nach Italien.





Torta spinaci, petto di pollo alla pizzaiola, crema alla vaniglia (di Luigi)

Spinatkuchen, Hühnerbrust nach Pizza Art, Vanillecreme

Tja! Crema alla vaniglia di Luigi. Das Rezept finde ich in keinem Kochbuch dieser Welt. Sogar Monsieur Internet wäre überfordert.
Das Rezept kennt nur Luigi. Oooh! Ein fieser Zug von Madame Chloé.





Wir brauchen dieses Rezept…. Wir wollen dieses Rezept….





Lassen wir unseren Charme spielen…. Packen wir vorsichtshalber eine Kiste Dom Pérignon ein….





Mittwoch, 14. Januar 2015
Die letzte Dekade
Die letzte Dekade ist angebrochen. Wir befinden uns auf der Zielgeraden.

Ab sofort gibt es keine Gnade mehr. Okay! Wir werden auch das durchstehen. Wir haben 42 Events hinter uns gebracht und haben nicht vor, auf der Zielgeraden das Handtuch zu werfen.

Inwiefern meine Gäste die Leidtragenden sein werden… wir werden sehen….

Meine nächsten Gäste:

Charles, Ingenieur, Weltenbummler, Biker, Surfer, Segler mit Vorliebe für alles, was aus dem Meer kommt.
Louise, Ingenieurin, Weltenbummlerin, Bikerin, Bergsteigerin mit Vorliebe für Burger und Pommes.

Die beiden haben schon die seltsamsten Gerichte gegessen. Und Samstag speisen sie bei mir….





Montag, 12. Januar 2015
Paupiettes de porc
Ein arbeitsintensiver Event ist vorbei. Gut, dass ich die letzten Events auf Samstag verlegt habe.

Gehen wir zuerst wieder in den Feinkostladen. Morgens, um sechs, ist die Welt noch in Ordnung. Besonders, wenn man den Cappuccino





von Maître Gayet genießen kann.
Die Damen und Herren waren sprachlos über meine Leistung bei den letzten beiden Events.
Okay! Sie mussten sie nicht kosten. Sie verstehen nicht, warum ich immer wieder das Würzen vergesse.
Sie verstehen sowieso nicht, dass ich immer wieder Stress habe.
Okay! Wenn man kochen kann, es vielleicht sogar noch gern macht, wie soll man da verstehen, dass es Menschen gibt, die weder kochen können noch kochen wollen und es auch nicht lernen wollen.
Aber ich rege mich nicht mehr drüber auf.

Zuhause gönnte ich mir zuallererst einen Cappuccino





bevor ich mich in den Stress stürzte.

Oh ja! Es war stressig. Eigelb über dem Wasserbad aufschlagen. Im Rezept stand: nicht zu heiß werden lassen, damit das Ei nicht gerinnt.
Ha! Wie sollte es anders sein… ein widerlich aussehendes Etwas, das eigentlich eine schaumig, cremige Masse werden sollte.
Okay! Nicht aufregen – neuer Versuch! Warum weiß das Wasser nicht, dass es zu heiß ist? Woher soll ich es wissen? Den Finger eintauchen? Ich bin nicht verrückt? Ich hasse kochen!
Versuch Nummer drei! Wir fluchen nicht! Non !





Okay ! Die Schüssel hat den Flugtest nicht überstanden.





Kein Vergleich mit den Töpfen und Pfannen, die die Tests immer mit Bravour absolvieren!
Versuch Nummer vier: Küchenmaschine! Sie rührte die Eigelbe schaumig, cremig. Wer braucht schon ein Wasserbad?

Schokolade über dem Wasserbad schmelzen. Mon Dieu! Noch so eine liebebedürftige Sache. Rühren, rühren, rühren!
Nachdem die Schokolade über dem Wasserbad geschmolzen war, wurde sie unter die Eiercrème gemischt.
Nun ja! Sagen wir mal so… vielleicht hätte die Schokolade etwaaas mehr abkühlen müssen… die Mischung sah eklig aus!

Okay! Ich hatte es versucht… die mousse au chocolat wurde auf die schwarze Liste gesetzt. Zusammen mit Wasserbad und achten schlagen.
Können wir nicht… wollen wir nicht können!

Aber! Wir haben so etwas schon geahnt und im Feinkostladen eine mousse au chocolat besorgt. Wir kennen unsere Kochkünste und wissen, wann wir uns geschlagen geben. Aber wir haben nicht gegen die Regeln der Wette verstoßen… wir haben es versucht! Vier Mal!

Okay! Nach der Erkenntnis, dass wir keine mousse herstellen können, gönnten wir uns einen Cappuccino.





Wir hätten uns gerne mehr gegönnt, aber es stand noch so viel auf unserem Plan und wir waren bereits in Zeitnot.

Als nächstes stand die Zubereitung der, nun ja, man könnte sie Kekse nennen, an. Also, so kleine Küchlein mit Kastanien. Ich mag keine Kastanien.
Vielleicht beruht diese Antipathie auf Gegenseitigkeit. Nun ja! Sagen wir mal so… das mit dem rösten über wir noch ein bisschen.
Dabei sehen diese Dinger so robust aus, wenn man sie in ihrer Schale sieht. Aber in ihrem Innern sind sie so zart besaitet, dass sie einem jede Unaufmerksamkeit übelnehmen. Woher sollte ich auch wissen, dass man die Dinger sich nicht selbst überlassen kann. Davon stand nichts im Rezept.
Okay! Den (wir wollten sie Kekse nennen), eben denen, machte es nichts aus, dass die Kastanien nicht geröstet waren.
Man sieht doch nicht, ob die Kastanien in den Keksen geröstet sind oder nicht!
Okay! Vielleicht schmeckt man es, aber ich bezweifle, dass Hieronymus weiß, wie die Dinger normalerweise schmecken.
Die Kekse kamen in den Ofen und währenddessen schmolz ich die nächste Schokolade im Wasserbad. Weiße und dunkle.
Der Timer piepte und die Kekse (es sind eigentlich keine Kekse, aber sie sehen so aus) waren fertig.
Etwas auskühlen lassen, mit Schokolade (heller und dunkler) bestreichen und auskühlen lassen.
Dann begaben wir uns auf das Parkett der haute cuisine. Wir gossen das Schoko-Zierrat. Nun ja! Es wurde kein zartes Schokogitter und es wurden keine zarten Schokotaler… aber dafür, dass ich sie gegossen habe… ging nicht besser!
Abkühlen lassen und anschließend in Form bringen. Aber wann sind sie soweit abgekühlt, dass sie in Form bleiben und wann brechen sie nicht?
Wir gossen vorsichtshalber mehrere dieser Taler und hofften das Beste.
Ich muss wohl nicht erwähnen, dass einige noch nicht genügend abgekühlt waren, als ich… okay! Sie hatten danach mehr das Aussehen von dicken, fetten Tropfen….

Pause! Cappuccino! Drei!





Pâtisserie ist auch nicht meine Welt!

Pâté de volaille en croûte! Da wir uns nicht mit dem zerkleinern der Zutaten aufhalten wollten, haben wir alles… nun ja… dafür gibt es doch schließlich Feinkostläden….
Wir breiteten den Blätterteig aus und strichen die zerkleinerte Masse aus Fleisch und Leber (Oh Mon Dieu! Schon die Erinnerung an den 35. Event…


)

darüber.
Wickelten die blanc de poulet in Schinkenstreifen und legten sie auf die Masse. Dann rollten wir alles zusammen… okay… wir versuchten es wenigstens….
Non! Wir fluchen nicht!





Der Blätterteig war zu kurz… also, zu wenig zum rollen… da quoll überall die Masse raus.

Oui! Wir baten Monsieur Internet um Hilfe. Nur bei der Formulierung der Frage hatten wir ein paar klitzekleine Probleme.
Wir konnten doch nicht schreiben: Blätterteig zu kurz – was nun?
Monsieur Internet ist zwar allerhand gewöhnt, was uns betrifft, aber das?
Okay! Probleme beim Blätterteig! … Es dauerte verdächtig lange, bis eine Antwort kam.
Anscheinend hatte sich Monsieur erst mal mit seinen Gehilfen beraten (Besser gesagt, sie fragten sich, was die Alte jetzt wieder für Probleme hatte)





und waren dann wohl zu dem Ergebnis gelangt, dass ich Probleme mit der Herstellung von Blätterteig habe.
Vor Schreck, bekam ich kurzeitige Atemnot. Ich und Blätterteig herstellen? Ob er ernsthaft gedacht hat, ich scheue vor nichts zurück…? Okay! Außer vor homard et carpe au bleu! Aber das hat seine Gründe wie Ihr wisst!
Non! Ich glaube nicht, dass er ernsthaft gedacht hat, ICH würde Blätterteig herstellen.
…und Ihr könnt jetzt wieder aufhören zu lachen….





Okay! Wir nennen ein Telefon unser eigen und riefen mal kurz im Feinkostladen an. Wir waren nicht willig, den Grund unserer Bestellung zu nennen. Wir wollten nicht, dass Mademoiselle Brique bei dem Versuch, sich das Lachen zu verkneifen, eventuelle physische Schäden davonträgt.

Da wir in unserem Tatendrang so abrupt gebremst wurden, machten wir eine Pause. Tranken zwei weitere Cappuccino





und lasen den Le Monde.
Mon Dieu! Zwanzig Minuten später läutete der Bote und brachte den Blätterteig. Wo ist der so viel gescholtene Verkehr, wenn man ihn mal braucht?





Okay! Abrupt aus meiner Pause gerissen, wendete ich mich wieder der pâté zu. Hier ein bisschen Blätterteig ansetzen und dort ein bisschen…. Auf dem Teller würde man nichts mehr von den Flickereien sehen.
Die pâté kam für 90 Minuten in den Ofen und ich wendete mich den paupiettes zu.

Tja! Das Bestreichen und füllen war relativ simple, aber dann… sagen wir mal so… ich konnte nicht im Feinkostladen anrufen um weitere paupiettes zu ordern. Ich konnte mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, wie ich die anflicken sollte.
Okay! Die paupiettes waren auch zu kurz!
Hört auf zu lachen!





Es war zu viel Füllung da…. Ihr sollt aufhören….
Das war nicht lustig!

Okay! Wir schnitten alles, was über die paupiettes hinausragte, ab. Tja! Kurzer Prozess.
Lacht Ihr schon wieder?





Okay ! Die paupiettes sollten nun scharf angebraten werden ! Oh ! Ich höre ein kollektives aufstöhnen. Aber Ihr wisst doch, dass ich erst gar keinen Versuch starte, wenn ich weiß, es geht wieder schief.
Hört auf zu stöhnen! Ich relativiere… ich starte meistens keinen Versuch….

Also! Sanft anbraten! Non ! Kein Wellness ! Okay ! Fast ! Ehrlich ! So ähnlich wie wellnessen.
Wechseln wir das Thema….
Tja ! Sagen wir mal so… die paupiettes sollten nur 60 Minuten garen… aber das entrée brauchte etwaaas länger.
Okay! Topf vom Herd nehmen und wieder mit dem Wissen konfrontiert werden, dass es mal wieder etwaas später wird, bis das Essen serviert wird.

Apropos servieren! Ihr erinnert Euch, dass ich mich der vagen Hoffnung hingab, eventuell Mary mit dem Auftragen des Essens zu beauftragen? Und mit dem Abtragen des Geschirrs? Mais oui! Ihr und etwas vergessen?
Okay! Chloé war der Meinung, das gehöre nicht zu unserer Wette. Mary generell, nicht nur, was volle und leere Teller angeht. Tzzzz!
Okay! Inzwischen nehme ich die leeren Teller mit, wenn ich die vollen bringe. Meine Gäste werden von mir bewirtet und sind sich dessen sehr wohl bewusst. Nun ja! Dass auch mal was vergessen wird….
Paul Bocuse hat seinen Gästen doch auch nie das Essen serviert.





Der hatte seine Leute… aber der hat auch nicht gewettet!!!!

Okay! Wieder mal abgeschweift….

Ich wollte mir eine weitere Pause gönnen, als mein Gast erschien.
Ich führte Hieronymus in den Salon, stellte ihm Baron de Rothschild zur Seite und leistete ihm ein wenig Gesellschaft.
Er sah mich mit einem seltsamen Blick an und überwand sich schließlich zu der Frage, ob das Essen eventuell ausfällt.
Tja! Was soll man da antworten? Er sah mein etwas ratloses Gesicht und fügte hinzu, ich sähe etwas mitgenommen aus und es könnte doch sein, dass in der Küche etwas vorgefallen sei, das den Event vorzeitig beendet hat….
Okay! Ich nehme an, er kennt nicht die Zahl der Töpfe und Pfannen, die ich mein eigen nenne. Zudem lag auf der Landebahn des Testgeländes nur eine Schüssel….





Und die sapeurs-pompiers





stand auch nicht vor der Tür!!!!

Aber ich kann ihm nicht böse sein… er liest meinen Blog….

Trotzdem ging ich etwas pikiert in meine Küche. Da vergisst man einmal, ein einziges Mal, nicht die Etikette





und dann dass….

Okay! Ich schob die paupiettes in den Ofen und machte mich daran, das Dessert zu vollenden. Nun ja! Es erinnerte mehr an einen Waldschrat, als an das, was es war… Dessert aux châtaignes et aux deux chocolats!

Der Timer piepte, die pâté war fertig. Ich schnitt ein Stück heraus (Selbstverständlich nichts vom Flickwerk), dekorierte, bat meinen Gast zu Tisch, machte das obligatorische Foto





und es konnte losgehen.

Hieronymus war überrascht. „Erschöpft vom Kochen“ sagte ich spitz und ging wieder in meine Küche.
Beim Anblick des Waldschrats traf mich fast der Schlag. Der war förmlich in seine Einzelteile zerflossen. Grrr!
Non! Wir fluchen nicht!





Wir machten uns an den Zusammenbau des nächsten Waldschrats, als der Timer erneut piepte und das Ende er Garzeit der paupiettes anzeigte. Grrr!
Ich hasse kochen! Stress ohne Ende !

Ich nahm die paupiettes aus dem Topf, pürierte die sauce und würzte! Ha!
Okay! Ich hatte mir einen großen Zettel an den Dunstabzug geheftet: WÜRZEN!!!
Geht doch!

Ich schnitt die paupiettes auf, drapierte sie auf einem Teller und dekorierte. Machte das obligatorische Foto





und servierte.
Wieder machte Hieronymus große Augen. „Je suis désolé“, brummte er kaum hörbar.
Na wenigstens etwas!

Ich machte mich auf in die Küche, um den Waldschrat erneut zusammen zu setzen. Grrr! Wir fluchen nicht!





Wie machen das die pâtissiers? Warum sieht ihr Dessert so perfekt aus? Okay! Mein Dessert erhebt ja erst gar nicht den Anspruch auf Perfektion, aber es sollte doch wenigstens als eine Einheit auftreten und nicht in Einzelteilen serviert werden. Weinen!





Dann hatte ich es endlich soweit. Unter Zuhilfenahme diverser Kleinigkeiten zwang ich es förmlich in ein Korsett. Auch wenn es nicht so aussah wie es aussehen sollte. Hauptsache kompakt.
Ich stellte es kurz in den Tiefkühler, damit die mousse fest wurde und dann musste alles schnell gehen.

Das Foto und ab zu Hieronymus.





Er lachte, als er meine Création sah. Fragte, ob der Kleine auch einen Namen habe und sah ihm zu, wie dieser sich in seine Einzelteile zerlegte.

Naja! Hauptsache kompakt auf dem Tisch gelandet!

Kommen wir zur Bewertung:

Pâté de volaille en croûte! Die blanc de poulet etwas fest, die Masse würzig aber auch zu fest. Der Blätterteig gut gebacken.

Paupiettes de porc! Das Fleisch zart und saftig, gut gewürzt und die sauce lecker!

Dessert aux châtaignes et aux deux chocolats! Knackig, süß, herb, zart und cremig. Ihr wundert Euch über die Bewertung? Er musste die Einzelteile des Desserts bewerten….

So ging auch der 42. Event zu Ende. Jetzt sind es noch 10 Events! ZEHN! Auch, wenn ich das Kochen immer mehr hasse und es noch immer viele Fehlschläge gibt… wir begeben uns nächste Woche auf die Zielgerade… und das hebt meine Stimmung kolossal….





Auf die letzten zehn!



Donnerstag, 8. Januar 2015
Das Parkett der haute cuisine
Mon Dieu!

Mein nächster Auftrag! Ich kann jetzt schon sagen, dass ich Samstag sehr viel zu tun habe. Von wegen Pausen!

Pâté de volaille en croûte, Paupiettes de porc, Dessert aux châtaignes et aux deux chocolats !

Geflügelpastete in Blätterteig, Schweinerouladen, Dessert von Kastanien und zwei Schokoladen!

Atmen! Sauerstoffgerät!

Noch 11 Events und Madame Chloé wird bösartig!

Habt Ihr schon mal Pastete hergestellt? … Non! Ihr müsst nicht antworten. Das war eine rhetorische Frage!

Dessert aux châtaignes et aux deux chocolats ? Es könnte ja sein…, dass Ihr eventuell schon mal die Erfahrung gemacht habt….
Damit ist nicht der einfache Kuchen gemeint. Non! Définitif non!
Das ist so ein bösartiges, kleines Törtchen… mit mousse, rösten, achten schlagen und trallala!

Sagen wir mal so… wir bewegen uns jetzt auf dem Parkett der haute cuisine. Da gehöre ich définitif nicht hin!





Ich gehöre in das Land von Spaghetti à la Mi….





Donnerstag, 8. Januar 2015
Keine Eintöpfe
Ups! Jetzt hätte ich doch fast vergessen, meinen nächsten Gast bekanntzugeben.

Hieronymus, Unternehmer, Liebling der Damenwelt und mein nächster Gast.

Er isst nichts, das aus dem Wasser kommt und möchte immer wissen, was auf seinem Teller liegt.
Also, nichts, das man in „einem“ Topf gekocht hat. Keine Eintöpfe, keine Aufläufe….

Ich denke, er würde Chloé ein Cassoulet sehr übel nehmen. (Und ich auch!)

Warten wir‘s ab….





Dienstag, 6. Januar 2015
Magret de canard
Der 40. Event!
Samstagmorgen 6 Uhr, Feinkostladen! Die Damen und Herren hatten den Weihnachsstress hinter sich und den Sylvesterstress noch vor sich.
Sie waren froh, dass ich das Haus nicht abgefackelt habe. Es hätte doch sein können, dass ich… wegen des Sturms… vielleicht auf die Idee gekommen wäre… doch im Haus zu flambieren…





bei mir wäre man auf alles gefasst.
MERCI!

Obwohl um sechs Uhr bereits wieder die Angestellten der sogenannten besseren Gesellschaft durch die Gänge strömten, lud mich maître Gayet auf einen Cappuccino ein.





Der Tag begann sooo gut!

Zuhause gönnte ich mir noch einen Cappuccino.





Es war noch früh am Tag und ich hatte Zeit. Zehn Stunden!
Da denkt man sich, dass man die Aufgabe in zehn Stunden locker bewältigt, um dann, zehn Stunden später, zu denken: naja!

Okay! Ich begann mit der mousse. Sie musste zwei Stunden im Kühlschrank ruhen.
Tja! Im Rezept stand: einfach! Hach! Da war es wieder, dieses böse Wort, das Chaos bedeutete. Ein böses Omen!





Mousse de massepain… eine Hausfrau erledigt das zwischendurch. Ich aber…!
Ihr wisst doch, ich nehme mir für jeden einzelnen Gang Zeit. Mal mehr… mal weniger… okay… meistens mehr….
Im Rezept stand: Zubereitungszeit 30 Minuten!
Okay! Ich gehe davon aus, dass die Zeitangabe für Hausfrauen bestimmt ist… nicht für mich.
Ich dachte noch, dass ich vielleicht 45 Minuten brauchen würde oder maximal eine Stunde. Naja! Man lernt nie aus….

Im Rezept stand: Sahne über dem Wasserbad erwärmen.
Okay! Das sollte ich noch hinkriegen. Von achten schlagen stand nichts im Rezept. Da hätte ich mir eine Alternative einfallen lassen. Aber so….
Die Sahne wärmte also über dem Wasserbad so vor sich hin. Mon Dieu! Das dauerte ewig.
Non! Keine Pause! Champignons vierteln, keine Zwiebeln würfeln (die gibt es doch in Gläsern)und Orangen filetieren….





Tja! Sagen wir mal so. Wir hatten keine Ahnung wie man Orangen filetiert und bemühten Monsieur Internet.





Der hielt sich erst gar nicht mit großartigen Erklärungen auf, sondern schickte mir ein paar Videos, damit ich pas à pas den Ablauf sehen konnte.
Nun ja! Sehen heißt noch lange nicht, dass man es auch umsetzen kann.
Entweder schnitt ich zu wenig oder zu viel Schale ab. War es zu wenig, musste auch noch die weiße Haut runter. Und es tropfte….
Meine erste Orange war, nun ja, sagen wir mal so… etwas unförmig und fast saftlos. Das ist ungefähr wie Kartoffelschälen. Verkrampfte Finger, die sich wie eine Saftpresse auswirkten….
Zum filetieren war da nicht mehr viel übrig….
Ich werde maître Gayet darauf hinweisen, dass er sein Warenangebot um Orangenfilets erweitern muss. Das ist eine Marktlücke.

Während ich noch so vor mich hin knurrte, kroch mir ein bekannter Geruch in die Nase. Die Sahne hatte sich übererwärmt und war aus der Schüssel geflohen. Der Herd hatte kein Mitleid und verbrannte sie zu einer stinkenden, schwarzen Masse. Grrr! Wir fluchen nicht!





Nun ja! Muss ich es wiederholen? Oui! Ich muss! Ich hasse kochen!!!

Pause! Cappuccino! Zwei!





Tief einatmen und auf hunderttausend Millionen zählen. Von wegen Zubereitungszeit 30 Minuten! Zsss! Knurrrrr! Wir fluchen nicht!





Neue Schüssel, neue Sahne! Wachposten beziehen! Warten! Warten! Warten! Grrr!
Nachdem die Sahne in der Schüssel zu zucken begann (gefühlte Stunden später), gab ich das Marzipan hinzu.
Was geschieht, wenn man kaltes Marzipan zu… erwärmter… angewärmter… nicht mehr ganz kalter… Sahne gibt?
Bingo! Alles ist kalt! Grrr! Wir fluchen nicht!






Erneutes erwärmen und erneutes warten!
Warten… warten… warten!
Non! Ich hatte zwar Zeit, aber doch nicht, um sie vor dem Wasserbad zu vergeuden!
Topf erwärmen, Sahne und Marzipan hineingegeben und los geht’s!
Die Sahne erwärmte sich und… nichts! Nichts! Das Marzipan schwamm in der warmen Sahne umher, als ob ich sonst nichts zu tun hätte. Es sollte sich auflösen… verflüssigen, aber was geschah… nichts!
Grrr! Wir fluchen nicht!





Es wäre ja alles sooo einfach gewesen (mon Dieu, was sage ich da… einfach… weinen), alles so simple gewesen, hätte ich die Sahne und das schwimmende Marzipan sich selbst überlassen können. Mais non! Ich musste rühren. Grrr ! Wir fluchen nicht !





Gefühlte Stunden später, erbarmte sich das Marzipan und begann eine Liaison mit der Sahne. Schließlich gab es sich ganz hin und verschmolz mit ihr zu einer homogenen Masse.
Erinnert Ihr euch noch an das Risotto, dieses äußerst liebebedürftig Gericht? Als ich dachte, es gäbe nichts, das ihm gleich käme? Vergesst es!
Risotto – nicht vergleichbar mit der Liebe- und Zuwendungsbedürftigkeit





einer mousse de massepain. Definitiv nicht!

Okay! Jetzt musste die crème abkühlen. Dieu merci!
Pause! Cappuccino! Drei!





Nach diesem Stress musste das sein!

Als ich erholt aus meiner Pause zurückkehrte, traf mich fast der Schlag. Die Marzipancrème! Man konnte kaum den Löffel aus der Masse heben. Wie sollte ich da geschlagene Sahne unterheben? Grrr! Wir fluchen nicht!





Ob sie sich auf dem Herd wieder verflüssigen würde? Okay! Ein Versuch war’s wert.
Et voilà… sie hat!
Runter vom Herd und rühren. Nicht allzu viel, aber immer wieder mal rühren!

Nächster Gang: Velouté de champignons. Zwiebeln glasig dünsten! Können wir nicht, wollen wir auch nicht können. Wellness!
Crème de massepain rühren! Zwiebeln rühren, Champignons dazugeben. Und dann… nun ja… mit Mehl bestäuben.
Sagen wir mal so… zu stauben würde es eher treffen. Mit Brühe auffüllen, rühren, hoffen, dass die Klümpchen sich auflösen, Deckel drauf und dreißig Minuten sich selbst überlassen.
Crème de massepain rühren!

Zucker und Eigelb (aus dem Glas) schaumig rühren. Die Küchenmaschine gab ihr bestes und mischte anschließend die crème mit der schaumigen Masse.
Danach schlug sie Sahne und ich war mal wieder ratlos.
Sahne unter die Masse heben. Können wir nicht… wollen wir nicht können… taten es doch und es sah nicht gehoben aus. Mehr so untergerührt. Aber man kann nicht alles haben.
Hauptsache fertig! In Förmchen füllen und ab in den Kühlschrank.
Okay! Eigentlich… sollte die mousse nach dem erkalten in Nocken abgestochen werden… aber… das können wir auch nicht und werden es auch nicht tun. Deshalb… Förmchen!

Okay! Der Timer piepte und die Champignons wollten püriert werden. Nichts leichter als das!
Grrr! Wir fluchen nicht!





Ich vergaß, der Pürierstab und ich, wir liegen im Clinch. Er hat gewonnen und ich habe geputzt.

Pause! Cappuccino! Le Monde! Cappuccino! 17 Uhr! Wo war die Zeit geblieben?
Wie hätte ich das alles geschafft, wenn ich freitags gekocht hätte? Aucune idée!





Es war kurz vor 18 Uhr, als mein Gast erschien. Ich stellte ihm Baron de Rothschild zur Seite und machte mich an die Vollendung der Velouté de champignons.
Nochmal kurz erwärmen, crème fraîche hinzu, rühren, etwas Deko und es konnte losgehen.

Ich machte das obligatorische Foto und bat Ralf zu Tisch.





Ich ging zurück in meine Küche und wendete mich der Entenbrust zu.
Die Haut sollte in Rauten eingeschnitten werden. Allerdings ohne das Fleisch zu verletzen.
Okay! Wir sind im Besitz mehrerer äußerst scharfer Messer und schwupps, zu tief geritzt.
Tja! Da hat man einen begnadeten Chirurgen am Tisch sitzen und muss in der Küche höchstselbst Entenbrust ritzen. Grrr!
Nun ja! Sagen wir mal so… wir fluchen nicht…





wirklich nicht… aber nachdem wir wieder zu tief geritzt haben… vielleicht kam das ein oder andere Wort über unsere Lippen… jedenfalls nahm uns Ralf das Messer aus der Hand und schnitt die Haut in wunderschöne Rauten… ohne das Fleisch zu treffen.
Merci beaucoup!

Er ist so ein wundervoller Mensch. Wir haben wohl etwas zu laut… mais non… wir fluchen doch nicht… wir haben bestenfalls etwas zu laut unsere Unmut kundgetan.
Wir denken, Ralf trat uns nur deshalb hilfreich zur Seite, weil er fürchtete, dass er uns ansonsten noch verarzten müsse… weil vielleicht mehr als die Entenbrust zu tief geritzt würde.





Okay! Anbraten! Fünf Minuten auf der Haut… wenden… drei Minuten auf der anderen Seite… ab in den Ofen.
Fettspritzer wegwischen…





auf die neue Küche freuen… Pause!

Cappuccino mit Ralf!





Der meinte… als ärztliche Besorgnis getarnt… ich sähe nicht gut aus… so erschöpft….
Erschöpft! Ha! Der hätte mich vor 39 Events sehen sollen und die nächsten danach. Damals hätte er den Bestatter gerufen…!





Okay! Der Timer kündigte das Ende der Garzeit an und ich ging zurück in meine Küche.
Erschöpft! Pfff! Ich doch nicht! Grrr!





Die Entenbrust ruhte noch ein paar Minuten und ich sollte in der Zwischenzeit die Orangenfilets karamellisieren.
Okay! Mal davon abgesehen, dass ich nicht karamellisieren kann und es auch nicht lernen will… ich hatte vergessen, einen zweiten Versuch zu starten um Orangenfilets zu schneiden.
Ups! Was soll’s… es gibt schlimmeres!

Schnell ein paar dünne Scheiben von der Orange schneiden und als Deko nutzen.
Sah doch ganz passabel aus.

So! Noch schnell die Entenbrust aufschneiden und staunen. Rose und saftig! Ich war sprachlos!
Ich servierte Ralf das Wunder und ihm blieb vor Staunen fast der Mund offen stehen.
HA! Geht doch!

Kurz bevor Ralf zu essen begann, fiel mir ein, dass ich das Foto vergessen hatte. Okay! Schnell noch nachgeholt et voilà!





Sieht das nicht gut aus? Mais oui! Geht doch!
Okay! Dass ich mal wieder das Würzen vergessen hatte… wen interessieren denn solche Kleinigkeiten, wenn die Entenbrust sooo gut aussieht?
Man kann doch nachwürzen, besser gesagt, überhaupt mal würzen….

Bon! Ich ging wieder in meine Küche um das Dessert zu vollenden.
Tja! Man würde, wenn man könnte. Die mousse hatte sich mit den Förmchen verbunden und wollte partout nicht wieder raus.





Non! Wir fluchen nicht!





Förmchen Nummer eins kleckste ein Bröckchen auf den Teller und behielt den Rest für sich. Grrr! Wir fluchen nicht!





Förmchen Nummer zwei gab den Inhalt widerwillig frei, nachdem ich mit dem Messer nachgeholfen hatte und ließ ihn auf den Teller platschen. Dementsprechend sah die mousse auch aus. Grrr! Wir fluchen nicht!





Förmchen Nummer drei, nun ja ! Sagen wir mal so… nachdem wir bereits in mehreren Tests die Flugeigenschaften unserer Töpfe und Pfannen getestet hatten, versuchten wir es nun mit mousse gefüllten Förmchen.
Schlecht… sehr schlecht! Durchgefallen!
So! Bevor wir weitere Tests mit Förmchen Nummer vier durchführen konnten, übernahm Ralf.
Mit einer Engelsgeduld holte er die mousse aus dem letzten Förmchen. Es blieb zwar noch etwas im Förmchen kleben, aber immerhin….

Nun ja! Wie sagen wir es jetzt am besten? Eigentlich sollten heiße Himbeeren zum mousse gereicht werden… aber… die hatte ich völlig vergessen….
Na ja! Man kann nicht alles haben…. Schon gar nicht nach so einem Tag….
Okay! Mit ein bisschen Improvisationstalent… geht doch….





Ralf sagte nichts, aber ich konnte sehen, dass er mit seinen Mundwinkeln kämpfte. Tja! Er ist eben ein Gentleman, auch wenn es ihm sichtlich schwer fiel….

Kommen wir zur Bewertung!

Velouté de champignons! Außer, dass der Klecks crème fraîche etwas plump aussah und ich auch mal wieder das würzen vergessen hatte… sie schmeckte gut, nachdem Ralf gewürzt hatte.

Magret de canard! Zart, saftig, rose, ungewürzt! Aber das hatten wir schon…. Aber lecker! Ralf war begeistert!

Mousse de massepain! Oh! Ooooh!





Da hatte ich die Zuckerration in der crème schon halbiert und dennoch… oooh wie süß… widerlich süß….
Nach einem Löffel mousse, hisste Ralf die weiße Fahne.





Tja! Ich möchte auch kein mousse de massepain…. Ich habe schon viel über dieses supersüße Dessert gehört.

Glücklicherweise hatte ich für den Notfall vorgesorgt. Im Feinkostladen gibt es Törtchen, da läuft einem schon beim Anblick das Wasser im Mund zusammen. Sogar mit Himbeeren!

So ging dann der 40. Event zu Ende. Nun waren es noch 12 Events. Dass es inzwischen nur noch 11 sind, nachdem der 41. Event bereits stattgefunden hat, umso besser.





Sonntag, 4. Januar 2015
Filet de cerf
Der 41. Event ist vorüber. Das neue Jahr hat begonnen.
Im Feinkostladen hat sich nichts geändert. Abgesehen davon, dass sie alle auf den Bericht vom 40. Event warten….
Okay! Ich habe es versprochen und er wird kommen. Aber nicht heute.
Heute erzähle ich Euch vom 41. Event.

Maître Gayet hat mir ein „gutes“ Stück vom cerf, pardon, Hirsch reserviert. Das war zwar nicht nötig, in Anbetracht der Tatsache, dass ich bereits kurz nach sechs im Feinkostladen war und außer mir mal wieder nur die Angestellten der guten Häuser unterwegs waren….
Wenn mir letzte Woche nicht der Systemabsturz dazwischen gekommen wäre, wüsstet Ihr, dass es wunderbar ist, um diese Zeit einzukaufen und den Event in aller Frühe zu beginnen.
So viel Zeit zu haben….

Okay! Zuhause gönnte ich mir erstmal einen Cappuccino.





Man sollte den Tag langsam angehen lassen….

Als erstes stand die crème au chocolat auf dem Plan. Die musste im Kühlschrank fest werden und das dauert….

Sahne erwärmen und die Schokolade darin auflösen… über dem Wasserbad. Grrr!
Aber nicht in achten schlagen! Wenigstens etwas! Okay !
Und es dauert auch, bis sich Sahne über dem Wasserbad erwärmt….

Während die Sahne so vor sich hin wärmte, schnitt ich Lauch in Streifen und weinte. Grrr!
Lauch ist bekanntlich ein Bruder der Zwiebel und genauso fies. Weinen!

Ich werde maître Gayet fragen, warum der Feinkostladen keine Lauchringe anbietet. Das ist, meiner Ansicht nach, alles andere als kundenfreundlich, eine Marktlücke.
Ich werde mich, diesbezüglich, mal ausführlich mit dem maître unterhalten.

Okay! Inzwischen hatte sich die Sahne erwärmt und ich gab die, in Stücke gebrochene, Schokolade hinzu. Hm!
Wie kühlt man warme Sahne ab? Man gibt kalte Schokolade hinzu. Grrr!
Okay! Ich hatte Zeit… viel Zeit… aber doch nicht für so was!
Stundenlang am Herd stehen und warten, bis sich Sahne erwärmt und Schokolade auflöst. Nichts für mich!
Das musste schneller gehen. Topf erwärmen… Sahne reingießen… erwärmen… Schokolade hinzugeben… weiter erwärmen… Butterflöckchen hinzugeben… in Förmchen füllen… fertig!
Uuund… Sahne vom Wasserbad nehmen… wer weiß, ob sie nicht auch über den Rand quillt. Man lernt schließlich dazu! Zudem brauchte ich sie nicht mehr….

Jetzt hatte ich wieder mal Zeit… viel Zeit… Cappuccino! Zwei!





Okay! Solange man Zeit hat, sollte man vorarbeiten. Soupe de poireaux! Zwiebeln glasig dünsten. Ha! Können wir nicht, machen wir nicht!
Wellness! Zwiebeln in Butter baden… Lauch hinzugeben… rühren… Gemüsebrühe hinzugeben… Deckel drauf… 30 Minuten sich selbst überlassen.

Pause! Cappuccino! Zwei!





Le Monde lesen.
Es hat was, wenn der Event morgens um sechs beginnt. Man hat Zeit, keinen Stress. Okay ! Nicht so viel Stress !

Ich werde wohl künftig meine Events auf den Samstag verlegen. Warum ist mir das nicht schon früher eingefallen? Ich hätte mir so viel Stress ersparen können. Aber, besser spät, als nie!

Okay! Der Timer piepte und die soupe wollte püriert werden. Nun ja ! Sagen wir mal so. Der Pürierstab und ich, wir werden keine Freunde.
Es spritzte und, naja… putzen!





Was soll’s… es war noch genug soupe für eine Person übrig.
Zudem ist die soupe nur das entrée!

Pause! Cappuccino!





Le Monde ! Calme ! Ô joie !

Eine kleine Ewigkeit später….
Wenden wir uns dem cerf zu. Grrr! So ein schönes Tier und nun lag ein Teil von ihm vor mir auf dem Tisch….
Okay! Nicht jeder ist Vegetarier. Aber muss man denn Hirsche essen?

Neulich hat mir eine Freundin erzählt, dass sie in einem deutschen Restaurant gespeist hat. Sie hatten Nutria und muskrat auf der Speisekarte. Nutria





und Bisamratte!




Was soll man dazu sagen…? Manchmal ist schweigen besser, als reden…!

Es war kurz vor sechs und ich hatte die pürierte soupe auf den Herd gestellt. Aber! Nur die Hälfte des kläglichen Rests! Man kann nie wissen, wie grausam das Schicksal zuschlägt.
Und es schlug zu….
Es läutete





und mein Gast erschien. Ich geleitete Astrid in den salon und stellte ihr Baron de Rothschild zur Seite.
Kurz vor Weihnachten kam eine neue Lieferung. Mein Weinkeller ist also für die restlichen Events gut bestückt.
Wenigstens etwas, wofür sich ein Besuch bei mir lohnt.

Okay! Während Astrid und der Baron sich bekannt machten, machte sich in der Küche Monsieur Détecteur de fumée bemerkbar.





Mais oui! Es gibt ihn noch. Auch wenn wir schon lange nichts mehr von ihm gehört hatten.
Ein leichter Stoß mit dem Wischmop und er hauchte sein Leben aus. Keine Sorge, ich habe noch einige von den Dingern auf Vorrat. Ich kann sie inzwischen sogar selbst installieren.
Tja! Handwerklich geschickt, aber mit dem Kochlöffel eine Niete. Man kann nicht alles haben!

Okay! Der Topf, samt Inhalt, landete in der Spüle. Wir regen uns nicht mehr auf. Schon gar nicht über solche Kleinigkeiten. Nach 40 Events sind wir psychisch gefestigt. Wir haben in den vergangenen Monaten schlimmeres gesehen und erlebt.

Neuer Topf, den letzten Rest der soupe erwärmen und dabei rühren, rühren, rühren. Crème fraîche dazu und rühren. In eine Suppentasse füllen, dekorieren und servieren.
Non! Astrid zu Tisch bitten, das obligatorische Foto machen und servieren.





Fertig! Wer sagts denn! Geht doch !

Eigentlich sollte der cerf jetzt bereits im Ofen braten. Allerdings hat mich das kleine Missgeschick etwas aus der Bahn geworfen.
Okay! Eine Minute auf jeder Seite braten und dann für zwanzig Minuten in den Ofen.
Dass das Umfeld des Herdes wieder mit Fettspritzern übersät war, könnt ihr euch sicherlich denken. An die Wände wollen wir besser nicht denken.
Müssen wir auch nicht. In zwölf Wochen steht eine Renovierung der Küche an. Das hat sie sich redlich verdient.





Sie hat mehr gelitten, als ich.

Ups! Da hätte ich doch fast die filetierten Orangen vergessen. Die sollten karamellisiert und flambiert werden.
Kollektives aufstöhnen! Non ! Ich habe nicht karamellisiert.





Vom flambieren ganz zu schweigen.
Ich ließ sie in einem Bad aus Cognac wellnessen. Warum sollte ich Orangenfilets verkokeln, wenn mir das Schneiden fast den letzten Nerv geholt hätte?

Okay! Ich vergaß! Eine Orange filetieren ! Ha ! Wäre mein System nicht abgestürzt, wüsstest Ihr bereits, dass ich es nicht kann.

Ich konnte es letzte Woche nicht und ich konnte es diesmal nicht. Wer braucht denn schon Orangenfilets?
Ich nicht!

Okay! Es gab wieder eine riesige Sauerei. Minifilets und viel, sehr viel Saft, der auf den Boden tropfte und dem Arbeitsbereich eine klebrige Oberfläche bescherte.
Ich werde nie wieder Orangen filetieren.

Der cerf war fertig, musste fünf Minuten ruhen und wurde danach in Scheiben geschnitten. Ein paar von den, ups, inzwischen verkochten Orangenfilets und fertig!
Das obligatorische Foto und servieren.





Astrid war erstaunt. Ich weiß, es sah gut aus. Aber Ihr könnt mir glauben, niemand war so erstaunt darüber wie ich.

Während Astrid sich dem cerf widmete, machte ich mich an die Vollendung des Desserts.
Tja! Sagen wir mal so… der gute Wille war da… er reichte nicht.
Die crème wollte sich partout nicht aus den Förmchen lösen. Grrr!
Kurz in heißes Wasser gestellt und … ups!
Eine mittlere Katastrophe auf dem Teller. Die crème hatte sich zu sehr verflüssigt und lag nun, als kleiner See, auf dem Teller.
Der Klumpen in der Mitte… tja… den konnte man noch gebrauchen.
Wir sind bekanntlich sehr einfallsreich. Wir drapierten den Schokoklumpen auf einem neuen Teller und dekorierten mit liqueur aux œufs und ein paar Tröpfchen aus dem Schokosee. Ein paar weitere Kleinigkeiten und das Dessert war fertig.





Sah auch gut aus.

Kommen wir zu den Bewertungen.

Der soupe de poireaux fehlte es an Würze. Oh!
Der Fehler lag eindeutig bei der Gemüsebrühe - sie war nicht ausreichend gewürzt! War sie überhaupt gewürzt? Wen interessiert das? Mich nicht!
Okay! Der Fehler lag eindeutig bei der Gemüsebrühe. Ihr fehlte die Würze!

Das filet de cerf. Es kam erst gar nicht mit der Gemüsebrühe in Kontakt… folglich traf die Brühe keine Schuld an der fehlenden Würze. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass im Rezept etwas von würzen stand. Mein Bauch hat sich auch nicht dazu geäußert.
Also, die fehlende Würze ist eindeutig auf einen Fehler im Rezept zurückzuführen!

Das Dessert! Sagen wir mal so. Man kann bei einem Zuckermangel nicht von fehlender Würze sprechen. Aber wenn wir mal eine kurze Rückblende auf die Zubereitung des Desserts nehmen… verständlich. Bei solch einem Stress, kann so ein winziger Fehler schon mal passieren.
Zudem hat der liqueur den Mangel an Zucker kompensiert.

Okay! Der 41. Event ist vorbei. Wer auf ein Wunder gehofft hat, wurde mal wieder enttäuscht.
Wer dachte, Gemüsebrühe sei ausreichend gewürzt, der wurde eines besseren belehrt.
Allen, die sich auf die Vollständigkeit der Rezepte verlassen, sei gesagt, dem ist nicht so.

So! Jetzt sind es noch 11 Events. Je näher wir dem Ende kommen umso unleidlicher werde ich. Aber es sind nur noch elf… und Chloés Wetteinsatz lässt mich diese letzten elf auch noch überstehen….





Montag, 29. Dezember 2014
Sturm der Entrüstung
Nachdem, seit gestern, ein Sturm der Entrüstung über mich hinwegfegt





gebe ich mich geschlagen.

Ich werde Euch eine Kurzfassung des 40. Events geben. Das findet auch Chloés Zustimmung.
Allerdings brauche ich ein wenig Zeit dafür.

Mein nächster Gast!

Astrid, Gutsbesitzerin, Pferdenärrin





Gourmet mit Vorliebe für escargots à la bourguignonne.
Bis jetzt wurde noch keinem Gast sein Lieblingsgericht kredenzt. Ich hoffe sehr, dass wir diesmal nicht damit anfangen.





Schnecken! Mon Dieu!

Kommen wir zu meinem neuen Auftrag.
Soupe de poireaux, filet de cerf, crème au chocolat
Lauchsuppe, Hirschfilet, Schokoladencreme

Mon Dieu ! Un cerf ! Non ! Je dois pleurer ! Un cerf ! Pourquoi ? Chloé, je te déteste !





Das ist schrecklich !



Sonntag, 28. Dezember 2014
40. Event - alles egal
Nach einem Systemabsturz ist mein heutiger Blogbeitrag verschwunden.

Ich habe keine Lust, mich nochmal stundenlang hinzusetzen, um alles erneut niederzuschreiben.

Deshalb gibt es heute nur Fotos zu sehen.

Auch wenn ich dadurch meine Wette verliere.
Alles hat seine Grenzen…!

Velouté de champignons





Magret de canard





Mousse de massepain





Montag, 22. Dezember 2014
Joyeux Noël
Kein Mittwoch, kein Donnerstag… Montag!

Mein nächster Gast ist Engländer, Chirurg, Bergsteiger, Skifahrer und einer der MSF – Ärzte ohne Grenzen.
Ralf, der die letzte Runde meiner Gäste anführt. Jene die mir ganz besonders am Herzen liegen.




Das Menu!

Velouté de champignons, magret de canard, mousse de massepain.
Pilzcremesuppe, Entenbrust, Mousse von Marzipan.

Et maintenant…

Je vous souhaite à tous