Montag, 10. Juni 2019
Der Wahnsinn beginnt
In der Nachbarschaft hatte man den Einzug der drei seltsamen Gestalten in Sportanzügen argwöhnisch beäugt. Zwar waren sie ihrer Patina beraubt und verbreiteten auch nicht mehr diesen übermäßigen Eigengeruch, der einem den Atem nahm, aber ihr Benehmen wollte so gar nicht in dieses Arrondissement passen. Niemand würde öffentlich darüber reden, das tat man in dieser noblen Gegend nicht, aber man traf sich des Öfteren auf irgendwelchen Gesellschaften, die für den kleinen Mann nicht zugänglich waren. Dort zerriss sich die feine Gesellschaft ihre Mäuler, rümpfte die Nase und wurde nicht müde, zu betonen, dass man doch etwas verwundert sei. Dabei sahen sie aus wie Erdmännchen, die ihren Bau bewachten. Wenn sie wüssten, wer da für kurze Zeit in ihrer Nachbarschaft weilte … die Nationalgarde würde anrücken, angesichts dieses Feindes in Sportanzügen.
Maverick, der Butler der feinen Madame … nennen wir sie Louise … erkundigte sich so nebenbei (Butler sind ja so diskret … die fragen nicht einfach …) bei Baptiste, wer denn die Herrschaften in den Sportanzügen seien. Erweckten sie doch so gar nicht den Eindruck bodygestählter und muskelbepackter Personaltrainer. Verständlich, angesichts dessen, was da unter den Sportanzügen so herumschwabbelte …

Okay! Nachdem es am Abend des Einzugs zu manchem Wortgefecht gekommen war, bezüglich des Trunkes, ohne deren Genuss man nicht einschlafen, geschweige denn durchschlafen konnte, war die erste Nacht … sagen wir … etwas unruhig. Verständlich, angesichts der Tatsache, dass bei einem Clochard der Alkoholpegel nie stärker schwanken sollte. Die zwei Flaschen Rotwein, die die völlig genervte Chloé ihnen irgendwann gab, reichten nicht mal annähernd aus, das Schwanken zu beseitigen. Dementsprechend mies war die Stimmung am ersten Morgen.
Baptiste, der die Aufgabe eines stillen Beobachters übernommen hatte (und mich immer auf dem Laufenden hielt) und streng darüber wachte, dass alles den Regeln entsprach, war etwas überfordert. Non! Ihr dürft jetzt nicht denken, dass unsere Clochards immer sturzbetrunken und lallend auf Les Champs liegen. Sie sind Obdachlose, die mit ihrer Reinlichkeit etwas in Verzug sind und normalerweise ihren Mitmenschen nicht die Nerven zählen. Okay! Der Alkoholkonsum ist bei den meisten erhöht, aber sie sind im Stadtbild, der schönsten Stadt der Welt, weitestgehend unsichtbar. Was da auf Les Champs herumliegt und den Bürgersteig küsst … das Thema wollen wir jetzt doch besser nicht vertiefen …

Beim Frühstück war die Situation etwas angespannt. Niemand wusste so genau, auf was man sich eingelassen hat. Zudem hatte Chloé eine Kleinigkeit unerwähnt gelassen …, dass sie über keinerlei Erfahrung in Haushaltsführung besitzt und nicht kochen kann. War es noch einfach, die richtigen Knöpfe am Vollautomaten zu drücken und ihre … nennen wir sie Gäste … mit den gewünschten Heißgetränken zu versorgen, so stieg der Schwierigkeitsgrad rapide an, als diese Gäste ihren Deal „Eine Woche Luxusleben“ mit einem ausgedehnten Frühstück beginnen wollten.
Während sich Céleste mit einem fünf Minuten Ei zufrieden gab, gelüstete es Jean-Claude nach einem Spiegelei, was Chloé den Schweiß auf die Stirn trieb und dann bestellte Paulette Eier Benedict. Chloés Teint wechselte von leicht gerötet zu leichenblass. Sie war schon beim ersten Einsatz völlig überfordert. Der Gedanke daran, lässt mein boshaftes Herz heute noch lächeln.

Ihr wisst sicher noch, wie schwer es ist ein fünf Minuten Ei in den Eierbecher zu setzen und von einem Spiegelei wird noch immer erwartet, dass dieser goldgelbe Eigelbhügel erst sein weiches Inneres preisgibt, wenn man mit der Gabel hineinsticht. Über die pochierten Eier wollen wir jetzt nicht mehr reden. Sie treiben mir noch immer den Schweiß auf die Stirn, wenn ich an sie denke. Der gebratene Speck allerdings … ich konnte förmlich sehen, wie er aus der Pfanne hüpfte, über den blankpolierten Granit der Arbeitsplatte schlitterte und auf den Boden hüpfte. In diesem Moment überkam mich der erste Schauer der Genugtuung. Okay! Mein boshaftes Herz hüpfte schadenfroh auf und ab. Als mir Baptiste am Abend von Chloés erstem Kochversuch berichtete, übertraf die Realität all meine Vorstellungskraft.
Das fünf Minuten Ei war hartgekocht, das Spiegelei eine dunkelgelb-braun marmorierte Masse mit stark überbräuntem Boden und die Eier Benedict … Ich würde jetzt sagen, decken wir den Mantel des Schweigens darüber … aber es waren Chloés Eier Benedict und man muss jede Sekunde ihres Leidens genießen.
Zuerst einmal bemühte sie Monsieur Internet. Der Gute, wenn er geahnt hätte, dass die Leiden eines Jahres diesmal in eine Woche gepresst werden sollten … er hätte den Betrieb eingestellt.
Okay! Wir sind nicht gehässig und erfreuen uns auch nicht am Leid anderer … es sei denn, sie heißen Chloé und haben uns ein Jahr der Leiden beschert.

Wer Eier Benedict kennt, weiß, dass dahinter einige Arbeitsschritte stehen. Man toastet das Brot, pochiert die Eier, brät den Speck … und bereitet Sauce Hollandaise zu. Oh … das hört sich so gut an. Vier Dinge, die noch immer auf meiner Blacklist stehen und für immer stehen werden. Mein Herz frohlockte und ich wäre zu gerne dabei gewesen, als Chloé an den Rand des Wahnsinns trat. Hatte ich mein Jahr des Leidens noch zu gut im Kopf … Was kümmerte es mich, dass die reizenden Gäste etwas länger auf ihr Frühstück warten mussten? Meine Gäste mussten sich auch die Zeit vertreiben, bis das Essen serviert wurde.

Eier Benedict … das zerging wie Honig auf der Zunge. Nun ja … sagen wir mal so. Ein Butler ist jemand, der da ist, wann immer man ihn braucht. Jemand, den man nicht sieht, meistens auch nicht beachtet. Er ist steif wie ein Stock, höflich, zuvorkommend, unaufdringlich und ein Wesen, das wohl ohne Fröhlichkeit im Herz und mit ausdruckslosem Gesicht geboren wurde. Normalerweise schweigt er, was auch immer er bei der Herrschaft gesehen, gehört oder erlebt hat, aber diesmal war er gezwungen, alles zu berichten, was im Hause vor sich ging. Und ihr könnt mir glauben, als er von Chloés Kochkünsten berichtete, huschte der Anflug eines Lächelns über sein sonst so steifes Gesicht ohne Ausdruck.

Okay! Jetzt habe ich euch lange genug auf die Folter gespannt. Sie begann mit dem fünf Minuten Ei. Man sollte auch die Eieruhr einstellen, ansonsten nützt sie nicht. Chloé tat es nicht. War sie doch anscheinend der irren Meinung, in fünf Minuten ein Spiegelei zuzubereiten, Speck zu braten, Brot zu toasten, pochierte Eier und Sauce Hollandaise zuzubereiten. Tja! Beim Kochen irrt man sich des Öfteren und Planung geht mit der Realität nicht konform. Und was im Kochbuch so gut aussieht … Ihr wisst, ich weiß, wovon ich rede …

Sauce Hollandaise … Butter, die sich in Sekundenschnelle in Öl verwandelt, in dem wolkenartige Flöckchen schwimmen … okay … wenn sie nicht vorher schon brutzelt und sich in eine schwarzbraune Masse verwandelt, und erst das Eigelb, das sich immer so bockig anstellt und statt glatt (ich weiß noch immer nicht, was das bedeutet) und cremig mehr so … ihr erinnert euch an die gelben Fäden, die da in meiner Schüssel lagen? Hört auf zu stöhnen … non … gelacht wird auch nicht …

Wieder abgeschweift! Aber ihr erinnert euch noch? Okay! Wie solltet ihr das vergessen? Ich kann euch heute noch lachen hören. Zurück zu Chloé … Das fünf Minuten Ei schwamm in geschätzten fünf Litern Wasser. Das Aufschlagen eines Eies war doch nicht so einfach, wie sie dachte. Ihr Ehrgeiz beim Kochen hielt sich in Grenzen und sie gab bereits nach dem vierten zerbrochenen Ei auf. Was da in der Pfanne landete, hätte gut als moderne Kunst durchgehen können. Während das fünf Minuten Ei vor sich hin schwamm und das Spiegelei auf kleinster Stufe seine Konsistenz änderte, machte sie sich an das Braten des Specks. Hatte sie aus meinen Leiden gelernt oder war sie einfach besser am Herd? Weder noch … sie gab den Speck in die kalte Pfanne und stelle die Temperatur auf das Minimum, was Baptiste sehr verwunderte und mich ebenfalls. Er wusste, dass das nicht gut gehen würde und ich ahnte es. Chloés Taktik war durchschaubar und man musste kein Paul Bocuse sein, um zu ahnen, zu was es führen würde.
Nun ja! Kam mir das Braten des Specks schon seltsam vor, so war die Zubereitung des pochierten Eies … nun ja … vielleicht hatte sie die Berge schmutzigen Geschirrs in meiner Küche noch im Kopf und wollte ihrerseits Geschirr sparen? Sie schlug ein paar Eier auf und ließ sie ins warme Wasser gleiten. Die verwandelten sich sofort in fädige Gespinste und glitten durchs Wasser, das sie sich mit dem fünf Minuten Ei teilen mussten. Sie kamen sich nicht in die Quere. Das fünf Minuten Ei tauchte über den Boden des Topfes und die … nun ja … pochierte Eier konnte man sie nicht nennen … egal … sie schwammen an der Oberfläche herum. Ich musste lachen, als ich das Video sah. Putzig sahen sie aus, die Eier, die weit entfernt von dem waren, was man pochierte Eier nennen würde.
Okay! Fünf Minuten Ei und pochierte Eier schwammen im Topf, das Spiegelei brutzelte in der Pfanne und der Speck … nun ja … könnte man es vor sich hin kochen nennen? Kochen im eigenen Saft? Rosa und gekrümmt blubbern? Egal …
Sie begann mit der Zubereitung der Sauce Hollandaise. Was da auf dem Photo zu sehen war … ich könnte es ebenfalls zubereitet haben … kein Unterschied … Flöckchen, die in Öl schwammen. Versuch zwei, drei und vier waren ebenfalls misslungen. Mein teuflisches Herz frohlockte. Von wegen, kochen kann doch nicht so schwer sein …
Sie hat erst gar nicht versucht die Eier glatt zu rühren … Ein kurzer Anruf im Feinkostladen und dreißig Minuten später stand der Bote vor der Tür. Oui! Sie wohnt etwas weiter vom Feinkostladen entfernt, da dauert es etwas länger, bis die Ware geliefert wird.

Der erste Versuch, die Sauce zu erwärmen schlug fehl. Die Microwelle ist nicht für alles geeignet … Der zweite Versuch … nun ja … wie ihr wisst, verträgt auch Monsieur Gayets Sauce Hollandaise keine große Hitze. Ich muss wohl nicht extra sagen, dass das fünf Minuten Ei noch immer am Boden des Topfes herumtauchte und die pochierten Eier durchs Wasser geisterten und der Speck … nun ja … auch die geringste Hitze wird dem Speck irgendwann zu viel und das Wasser in der Pfanne verschwindet, wie ein See in der Sahara. Sagen wir mal so … es kochte nichts mehr, es blubberte nichts mehr, es war nichts mehr rosa, nur gekrümmt war er noch und … nun ja … mehr als überbräunt.
Jetzt war Eile angesagt. Das Brot wurde in den Toaster gesteckt. Das fünf Minuten Ei aus dem Topf gefischt und in den Eierbecher gesteckt. Das Fischen hatte etwas länger gedauert und so musste der Toast noch eine Runde im Toaster zubringen. Was sie dann herausholte war … nun ja … auch etwas überbräunt und ähnelte mehr einem Zwieback … einem dunklen … sehr dunklen Zwieback. Sie legte den Speck, der sich farblich kaum vom Toast unterschied, auf denselben. Sie fischte die pochierten Eier aus dem Wasser und wunderte sich, dass sie sich nicht an den Speck schmiegten, sondern immer wieder runterrutschten. Wie sollten sie sich auch anschmiegen? Sie ähnelten mehr Gummibällen als Eiern. Nun ja … die Sauce … Chloé wollte nicht das letzte Glas Sauce mit ihrer Unkenntnis, was das aufwärmen betraf, ruinieren und goss sie kalt über den sehr dunklen, mit stark überbräuntem Speck belegten, Zwiebacktoast, von dem die überpochierten Eier gerutscht waren. Mir schauderte bei diesem Anblick. Jetzt konnte ich mir annähernd vorstellen, wie es meinen Gästen erging.
Als ich dann das Spiegelei sah, war ich froh, dass ich es nicht essen musste. Das hatte es sich die ganze Zeit über in der Pfanne mehr oder weniger gemütlich gemacht und dabei seine Farbe von gelb-weiß zu dunkelgelb-braun geändert, wobei es seine Unterseite leicht ankokelte. Das Ding war hart wie ein Brett.

Jetzt könnte man meinen, Clochards essen alles … weit gefehlt. Auch sie haben eine Ekelgrenze. Nicht nur, dass alles äußerst unappetitlich aussah, es hatte auch diesen Geruch, der mir heute noch in der Nase sitzt. Ihr wisst schon … dieser kokelige Geruch, der einem die Nasenschleimhaut verätzt und sich im Gehirn festsetzt für alle Ewigkeit.
Nun ja! Diesmal war es nicht mein verkokeltes Essen. Ihr wisst, ich hatte immer den Ehrgeiz, alles einigermaßen ansehnlich auf den Tisch zu bringen. Leicht … okay … mehr als leicht überbräuntes wurde abgeschnitten und kokeliges landete in der Mülltonne. Chloé hatte diesen Ehrgeiz nicht. Die Clochards taten mir leid und Chloé ging hart an der Grenze der Niederlage vorbei.

Nachdem sie eingesehen hatte, dass das Frühstück ungenießbar war, musste sich der Bote des Feinkostladens erneut in den Wagen setzen. Baguette, Butter, Marmelade und Käse mundeten den Gästen und sie waren äußerst zufrieden. Nur mit dem Service haderten sie dann doch ein wenig.

Nach diesem, im wahrsten Sinn des Wortes, ausgedehnten Frühstück kurz vor dreizehn Uhr, begab sich Céleste wieder auf ihr Lager, das in der Nacht in die Ecke neben dem Kamin gewandert war. Sie musste sich von den Strapazen erholen, die dieser Morgen mit sich gebracht hatte. Jean-Claude verzog sich auf sein Zimmer und drehte die Lautstärke des Fernsehgerätes so hoch, dass Chloés Trommelfelle vibrierten. Als sie ihn bitten wollte, das Gerät leiser zu stellen, schnarchte er bereits vor sich hin. Nun ja … er brauchte den Lärm für seinen gesunden Schlaf … Paulette saß derweil selig lächelnd auf einem Sessel und ließ sich den Sherry schmecken, den sie im Vorratsraum gefunden hatte.

Chloé brauchte eine Auszeit, zog die Laufschuhe an und lief sich ihren Frust von der Seele. Tja! Selbst schuld … sie kennt meinen Dickkopf und weiß, ich gebe nicht auf …
Als sie nach Hause kam, schnarchten die Gäste in einer Lautstärke, die das Haus erzittern ließ. Die Nachbarn hielten die Fenster geschlossen und Madame Louise schüttelte verständnislos den Kopf, was zeigte, dass sie nicht so richtig in dieses Nobelviertel passte. Mon Dieu! Wir schütteln nicht den Kopf, wir wahren die Contenance …

Als Chloé aus dem Badezimmer kam, saßen die Gäste im Salon vorm Kamin, in dem die Flammen loderten, rösteten Kartoffeln und sangen lautstark die Marseillaise. Zwischendurch hörte man immer wieder lautes Schmatzen. Sie hatten die teuren Praliné in der Schublade gefunden.

Spät am Abend schob Chloé immer wieder Tiefkühlpizza in den Backofen. Die Gäste hatten einen unbeschreiblichen Appetit. Der billige Rotwein floss in Strömen und kurz nach Mitternacht fiel einer nach dem anderen in einen weinseligen Schlaf.

Chloé fiel völlig erschöpft ins Bett und ich möchte nicht wissen, wie oft sie an diesem Tag bereut hatte, dass sie sich auf diese Wette eingelassen hatte.

Am nächsten Tag, in aller Frühe, nachdem Baptiste mir alles genauestens berichtet und sich meine … nun ja … bösen Kommentare zu den Photos angehört hatte, konnte er sich das Lachen kaum noch verkneifen. Mais oui … auch Butler können schadenfroh sein.



Freitag, 17. April 2015
Der Einzug
Es ist so weit. Chloé löst ihre verlorene Wette ein.
Eigentlich sollte es bereits letzten Samstag losgehen. Es gab da allerdings so ein paar klitzekleine Probleme und am Ende gingen ihr fast die Clochards aus.

Nach diesem Erlebnis musste sie sich erst erholen und machte sich gestern erneut auf die Suche. Aber es war dann doch etwas stressiger, als die gehofft hatte ...

Sie hatte drei Clochards aufgetan, die nicht abgeneigt waren, eine Woche am Rundumsorglos-Paket teilzunehmen.
Aber! Da waren ein paar Hürden zu nehmen, die dem ein oder anderen dann doch etwas zu hoch waren.
Verlangte die Gastgeberin doch allen Ernstes, dass sie sich badeten, die Zähne putzten und den Dreck unter den Fingernägeln beseitigten.
Flavien, Clochard Nummer eins, war das zu viel und er verabschiedete sich unter wüsten Beschimpfungen.
Während Chloé sich auf die Suche nach einem Ersatz machte, wurden die beiden verbliebenen gebadet, sie putzten sich ihre Zähne und ließen Maniküre und Pediküre über sich ergehen.

Chloé hatte inzwischen einen weiteren Clochard gefunden (Die Liste der Glücklichen war lang. Aber! Man musste sie erst mal finden, die Willigen … Paris ist groß …).
Während er sein Bad genoss, weigerte sich Théophile, Clochard Nummer zwei hartnäckig, seinen eigenen Kleidern für eine Woche adieu zu sagen. Sie seien schließlich von Chopin! Nun ja! Chloé meinte, so wie sie aussahen, glaubte man ihm auf Anhieb.
Sie redete mit Engelszungen auf ihn ein, aber er bestand auf Chopin!
So kam es, dass er kurze Zeit später, frisch gebadet, mani- und pedikürt, mit geputzten Zähnen und in seinen Kleidern von Chopin, den Salon verlies.
Non! Chloé hat sie nicht in den Schönheitstempel geführt, wo sie sich verwöhnen lässt. Sie hatte einen kleinen, schnuckeligen Salon aufgetan, deren Besitzerin sich auf das Abenteuer „Clochards baden“ eingelassen hatte.

Bérénice, Clochard Nummer drei, wollte den Sportanzug nicht tragen. Sie hätte lieber auch was von Chanel. Ein schickes Höschen und ein nettes Blüschen. Das wäre doch was.
Chloé war anderer Meinung und Bérénice stampfte im Sportanzug davon.

So kam es, dass Chloé sich auf die Suche nach zwei weiteren Clochards machte. Jean-Claude, Clochard Nummer vier, genoss derweil das Angebot des Salons. Wer jahrelang auf den Straßen von Paris lebt, ist einer Massage nicht abgeneigt.

Chloé fand zwei weitere Clochards, die sich der Prozedur unterwarfen. Sie zogen ohne Murren die Sportanzüge an und dann standen drei gebadete und zurechtgemachte Menschen vor ihr.

Tja! Eigentlich hätte es jetzt losgehen können … ABER!
Chloé verlangte doch allen Ernstes, dass sie sich von ihren Einkaufswagen, mit ihrem Hab und Gut, trennen sollten. Für eine Woche! Eine ganze Woche! Sieben Tage … oder waren es neun? … dreißig? Da waren sie sich nicht einig … nun ja … das Leben auf den Straßen von Paris ist hart und nur mit ausreichend Promille zu ertragen …

Chloé hatte einer Transportfirma den Auftrag gegeben, die Wagen zu einem Lagerhaus zu bringen. Sicher verwahrt vor Dieben …
Non! Auguste wollte sich nicht trennen. Sein ganzes Leben transportierte er in diesem Einkaufswagen. Entweder der Wagen kam mit oder er geht.
Okay! Chloé musste nicht lange überlegen und Auguste verlies ebenfalls das Abenteuer „Eine Woche Luxusleben“.

Paulette, Clochard Nummer fünf, hatte eine Freundin, die auch gerne am Abenteuer „Eine Woche Luxusleben“ teilnehmen wollte.
Zusammen mit Chloé zog sie los und die beiden fanden Céleste in der Nähe der Ponte Alexandre III.
Sie war begeistert und Chloé hatte endlich ihre drei Clochards zusammen.
Nachdem auch Céleste ihrer Patina beraubt war, übergaben die drei mit viel Trara ihre Einkaufswagen in die Obhut der Transportfirma und stiegen in ein Taxi.
Als sie vor Chloés Haus anhielten, waren sie sprachlos.
Baptiste, Chloés guter Geist des Hauses … Butler …
nahm die Gäste in Empfang.
Er wies ihnen ihre Zimmer zu und dann gab es eine Führung durch die Räume, die sie betreten durften.
Okay! Ich kann verstehen, dass Chloé ein paar kleine Einschränkungen gemacht hat.
Kaum war die Führung beendet, hatte Céleste schon ein Problem. Sie war es nicht gewöhnt, in einem Bett zu schlafen. Die Matratze war zu weich, die Kissen zu dick und die Decke zu schwer.
Ich sehe Chloés Gesicht vor mir, nach dieser Ansage.
Oh non! Ihr wisst doch … wir fluchen nicht … Chloé auch nicht …
Wir sind es gewohnt, die Contenance zu wahren.
Für Céleste wurde ein Lager aus Decken auf dem Boden hergerichtet.

Jean-Claude war die Aussicht in den Garten zwar angenehm, aber es war ihm zu ruhig. Er wollte lieber ein Zimmer zur Straße. Nun ja! Chloé wohnt nicht auf der Avenue de Champs-Élysées … Er wird des Nachts den Verkehr missen …

Paulette vermisste die Bar im Zimmer. Etwas Wärmendes für die Nacht müsse sie dann doch haben … und das mussten Céleste und Jean-Claude auch …

Chloé … Nun ja! Sie tut mir nicht leid. Ich gönne ihr jeden Augenblick. Ich habe mich nicht umsonst ein Jahr lang durch die Irrungen der Kochkunst gequält.

Es wird eine laaange Woche … sieben Tage … 168 Stunden … 10.080 Minuten … 604.800 Sekunden

Bonne chance !





Donnerstag, 2. April 2015
Wetteinsatz
Ein ruhiges, erholsames Wochenende, ohne kochen und bloggen. Wunderbar!

Ich habe inzwischen eure Mails gelesen und diesmal war ich diejenige, die geschmunzelt hat.
Ihr werdet auch ohne meine, nicht vorhandenen, Kochkünste auskommen.
Auch wenn ihr mich vermissen werdet, so ist es dennoch vorbei.

Jetzt möchte ich Euch auch den Wetteinsatz verraten.
Zuvor muss ich allerdings ein paar klärende Worte loswerden.

Chloé ist ein wundervoller Mensch. Allerdings hat sie einen kleinen Spleen: sie ist äußerst pedantisch, was die Reinlichkeit angeht.
Wer hat noch nie den Satz gehört: da kann man vom Boden essen?
Bei Chloé könnte man!

Zudem ist sie äußerst pingelig, bei der Auswahl ihrer Gäste.

Deshalb hat mich diese Wette so gereizt. Auch wenn ich, in den letzten 52 Wochen, wohl die meisten meiner Nerven verloren habe, so hat es sich gelohnt, denn Chloé wird ihr komplettes Nervenkostüm verlieren.

Okay!
Unsere Wette! (Vorgeschlagen von Chloé, die diese Wette unbedingt wollte!)

Chloé wettete, dass ich es nicht schaffen werde, 52-mal zu kochen und Gäste zu bewirten.
Falls ich es nicht schaffe, zahle ich ihr einen dreiwöchigen Aufenthalt in der Deluxe Suite, des Le Cap Est Lagoon Resort & Spa, auf Martinique, inklusive Flug.
Okay! Das kann man verschmerzen.

Aber! Wenn ich es schaffe, wird Chloé drei Clochards, für eine Woche, bei sich zuhause aufnehmen und sie verköstigen.

Glaubt mir, sie hat es nie für möglich gehalten, das ich die 52 Wochen überstehe. Sonst hätte sie nie so hoch gesetzt.

Jetzt muss sie da durch. Glaubt mir, diese Woche wird ihr schwerer fallen, als es mir fiel, 52 Kochevents zu überstehen.

Nach Ostern treten drei „Damen“ an, eine Woche „Urlaub“ in der besten Wohngegend von Paris zu verbringen.

Ihr werdet erfahren, welche Freude sie hatten und welche sie Chloé bereiteten.

Nun ja! Ich kann es nicht lassen! Ich frage mich, wie viele Desinfektionsbäder die Damen bereits hinter sich gebracht haben…
Denn es dürfen keine Pennerinnen oder Bettlerinnen sein, die den ganzen Tag auf den Champs-Élysées liegen. Es müssen „echte“ Clochards sein.

Ich freue mich für die Damen!





Auch das ist Paris…



Donnerstag, 26. März 2015
Résumée
Nachdem mein erster blogfreier Mittwoch vorüber ist, ist es Zeit für ein résumée.

Im Laufe der 52 Wochen haben wir gemeinsam viel erlebt. Das heißt, ich litt und ihr habt euch amüsiert.

Ich habe Utensilien in meiner Küche entdeckt, von denen ich nicht nur nicht wusste, dass ich sie besitze. Non! Bei vielen wusste ich nicht mal, wozu man sie verwendet.

Zu meinem Lieblingsteil wurde ein Teigschaber, der auch den letzten Rest aus Töpfen, Pfannen und Schüsseln holt.
Oui! Das war bei so manchem Event bitter nötig, sonst wäre noch weniger auf dem Teller gelandet.
Oft genug habt ihr euch darüber ausgelassen, dass meine Portionen sehr winzig seien.

Ich habe sieben Rauchmelder in den vorzeitigen Ruhestand geschickt und weiß jetzt, wie man diese Dinger installiert.

Meine Töpfe und Pfannen haben geschätzte zwanzig Flugstunden hinter sich gebracht, bei deren Landungen ihre Haltbarkeit und Bruchsicherheit auf hundert Prozent eingestuft werden konnten.

Die Brandeigenschaften waren nicht so berauschend, da bei diversen Verkokelungen unauslöschliche Spuren in diversen Töpfen und Pfanne zurückblieben. Was nützen alle Tests in Weltraum, wenn man da oben keine Tests mit offenem Feuer durchführt.
Die Topfe und Pfannen mögen zwar das Prädikat „Weltraumerprobt“ tragen, aber der Hersteller hat nicht mit meinen Kochkünsten gerechnet.

In diesen 52 Wochen habe ich vier Packungen Wundverband verbraucht. Ich musste fünf Mal zum Arzt, um tiefe Schnittwunden behandeln zu lassen.
Einmal ließ ich eine kleine Operation über mich ergehen, weil die Gelenkkapsel durch einen tiefen Schnitt eröffnet wurde.
Hinzu kommen diverse Verbrennungen und Verbrühungen, von denen einige unschöne Narben hinterlassen haben.

Meine Küche hat mehr gelitten als ich. Ich hatte nicht bedacht, dass, nach 52 Events, eine Totalsanierung anstehen könnte.

Diverse Utensilien mussten ihr Dasein als solche frühzeitig beenden. Wer braucht schon Dosenöffner, Kochlöffel, Schaumlöffel, klappbare Siebe und andere Teile?

Nur ganz wenige Lebensmittel und Kochvorgänge haben es nicht auf die Blacklist geschafft. Die meisten davon haben nichts mit Hitze zu tun.

Ich kenne die Brandeigenschaften von Butter, diversen Fetten und Ölen und weiß um ihr Spritzverhalten.

Ich habe geschätzte 10 kg Butter hergestellt und ebenso viel verarbeitet. Wieviel davon in Rauch aufging oder aus der Pfanne hüpfte, überlasse ich eurer Phantasie.

Teile von 384 Rindern, Kälbern, Schweinen, Lämmern Hühnern, Enten und Fischen wurden gekocht, verkocht, gewellnesst, überbräunt, verkokelt oder kremiert. Das wenigste davon landete auf meinen Tellern.

Ich weiß jetzt, wie man karamellisiert und dass ich es nicht kann.

Achten schlagen, Kartoffel schälen, Zwiebeln schneiden ist nicht mein Ding!
Okay! Es gibt noch einige andere Sachen, die nicht meins sind!

Biskuit ist ein Teig, der den Stäbchentest liebt. Wenn das Stäbchen nur schwerlich aus dem Teig herausziehbar ist, dann ist der Kuchen definitiv zu hart.

Käsekuchen sollte in der Form abkühlen, da er sich sonst ausbreitet, was sehr unschön anzusehen ist.

Diverse crèmes sollten über Nacht im Kühlschrank fest werden. Sie verlieren ansonsten gerne ihre Form und überfluten den Teller.

Würzen ist nicht so einfach, wie man meinen könnte. Nimmt man zu wenig, schmeckt es nicht … nimmt man zu viel … ist es ungenießbar. Nimmt man nichts … kann der Gast nachwürzen.
Für meine Gäste war es das Beste, selbst zu Pfeffer und Salz zu greifen. Okay! Es blieb ihnen meistens auch nichts anderes übrig!

Es gibt Zutaten, die zwar im Rezept stehen, aber wenn an sie vergisst … fällt es keinem auf. Also! Manche Rezepte haben definitiv zu viele Zutaten auf ihrer Liste.
Es ist nur ärgerlich, wenn man sie zuvor gepellt, geschnitten, gewürfelt oder sonst wie vorbereitet hat.

Vorbereitete Dekorationen sollte man auch verwenden. Sie lassen viele Gerichte besser aussehen.

Wie der Boden einer Tarte aussieht … egal … was zählt ist der Belag!

Fazit!
Nicht umsonst ist Koch/Köchin ein Beruf mit dreijähriger Ausbildung.

Ein Bocuse wird geboren, zu Bocuse kann man nicht werden.





Sonntag, 22. März 2015
Finale
Samstag 6 Uhr morgens! Der letzte Großeinkauf im Feinkostladen! Die Damen und Herren sind etwas von Wehmut ergriffen. Ich nicht! Ich bin froh, wenn es vorbei ist.
Maître Gayet meinte, wir könnten trotz allem weiterhin zusammen Cappuccino



trinken. Auch wenn es sich künftig nur noch um Minieinkäufe handeln würde.

Zuhause machte ich mich an die Zubereitung der Torte. Besser gesagt der Törtchen. Die Küchenmaschine gab ihr bestes und während ich diverse Vorbereitungen traf, rührte sie luftig, lockeren Teig.
Die Masse wurde auf zwei Backblechen verteilt. Nun ja! Da sich auf jedem Backblech die gleiche Menge Teig befinden sollte, musste er vorher gewogen werden. Zwei weitere Schüsseln mussten her.
Die Mandeln, der Zucker, der Zimt… alles exakt abgewogen…. Der Schüsselberg wuchs und das Wissen, es würde der letzte Kuchen meines Lebens werden, ließ mich ihn tolerieren.
Ich verteilte Mandeln auf den Teigen und schob alles in den Ofen.
Nun ja! Sagen wir mal so… als ich die leeren Schüsseln in der Spülmaschine stapelte… war doch wirklich noch Zucker in zweien. Tja! Der Zucker, der eigentlich über die Mandeln gestreut werden sollte… und ja! Es gab auch zwei Schüsseln mit Zimt…!
Aber meine Gäste wissen doch nicht, dass auf den Kuchen auch Zucker und Zimt gehört… was soll’s!
Es gibt schlimmeres!

Ich gönnte mir eine kleine Pause und zwei Cappuccino




Dann begann ich, das Suppengemüse zu schneiden, holte die Bleche aus dem Ofen, pellte Zwiebeln und Knoblauch, hackte Petersilie und wollte Champignons schneiden… ups… die hatte ich vergessen.
Kurzer Anruf im Feinkostladen und die Champignons waren unterwegs.

Das Suppenhuhn waschen… innen und außen… in den Topf legen… Wasser drüber und ab auf den Herd.
Da wir schon beim Waschen waren, reinigten wir auch noch die Hähnchenschenkel und tupften sie trocken. Also, wenn wir im letzten Jahr etwas gelernt haben, dann ist es dies: Fleisch vor dem Braten immer trocken tupfen. Können wir gut…

Wir stachen die Böden aus den Teigplatten



als es läutete und die Champignons eintrafen. Wir beendeten das Ausstechen und schnitten die Champignons.


So! Sämtliche Vorbereitungen abgeschlossen. Cappuccino



Le Monde



Cappuccino



Der Timer beendete die Pause und wir gaben das Gemüse zum Huhn.


Zum letzten Mal durfte die Küchenmaschine uns hilfreich zur Seite stehen. Sie schlug Sahne… oui… Butter… zum hoffentlich letzten Mal! Der nächste Versuch gelang besser. Die Sahne war nicht gar so buttrig…. Aller guten Dinge sind drei… über die Konsistenz der Sahne ließ sich streiten. Aber fürs letzte Mal…

Was dann kam… non… wir fluchen immer noch nicht…




Sahne auf einen Boden streichen… Johannisbeeren darüber streuen und mit Sahne bedecken. Oh!
Die kleinen Beerchen klebten an der Sahne fest und es sah nicht gut aus… gar nicht gut!
Okay! Wir sind inzwischen kampferprobt. So eine Kleinigkeit wirft uns nicht mehr aus der Bahn. Wir strichen die Unterseiten des nächsten Bodens ein und setzten ihn auf den ersten. Geht doch!
Wieder Sahne… wieder Johannisbeeren… Unterseite des Deckels mit Sahne bestreichen und aufsetzen.
Das Ganze noch mal, bei fünf weiteren Törtchen. Sollte eins nicht so werden, wie es sollte… nun ja… Pech gehabt.
Beim letzten Event bringt uns nicht mehr aus der Ruhe. Wir können das Ziel bereits sehen und werden jetzt nicht straucheln. Egal, was kommt!



Okay! Sie sind etwas schief und sehen aus, als würden sie jeden Moment einstürzen… aber sie stehen… noch! Hoffen wir, dass es so bleibt. Nun ja! Vielleicht könnte man sie… sollte man sie etwas abstützen… man weiß ja nie…

Der Timer piept! Das Huhn ist fertig. Oui! Es ist fertig. Sehr fertig! Die Haut ist an manchen Stellen aufgeplatzt. Ob das so sein muss?



Aucune idée!


Wir holen es aus der Brühe… lassen es abkühlen… entnehmen das Gemüse… gießen die Brühe durch ein Tuch (das wir anschließend entsorgen, bevor wir Ärger mit Mary kriegen…)…


Pause! Cappuccino!



Drei!


Zum letzten Mal dröhnt der Toreromarsch durchs Haus. Noch eine letzte Hürde und geht es durchs Ziel…
Aber diese Hürde… Hähnchenschenkel braten… das ist hart…



Wir werden es schaffen… egal wie!


Zwei Pfannen auf dem Herd… Hightech Fett hinein geben… warten, bis die Bläschen weg sind… Schenkel einlegen und Temperatur reduzieren!
Die Fettspritzer halten sich in Grenzen… nun ja… man sollte sich nicht zu früh freuen… Schenkel wenden und Feuer… die Küche steht unter Beschuss…
Schon mal Fettspritzer an der Decke gesehen? Ich schon… Fettspritzer an den Wänden… tropfendes Fett vom Dunstabzug… Rutschbahn in der Küche… noch nie zuvor gab es einen solchen Beschuss!
Jetzt kann ich sagen, es wird keine Renovierung geben… das wird eine Vollsanierung!

Nachdem alle Schenkel zart hellbeige bis etwas dunkelbraun angebraten waren, durften sie auf Küchenkrepp abtropfen.

Ich wischte den Boden, damit ich mich nicht noch flachlegte. Ich hasse kochen!

Zwiebeln und Knoblauch wurden goldgelb angebraten (laut Rezept…). Ich sortierte nach essbar und Mülltonne…
Jetzt sollte man den Bratensatz mit den Tomaten löschen. Nun ja… ich nahm eine neue Pfanne… gestückelte Tomaten… Weißwein… Tomatenmark… nun ja… sahen wir mal so… jetzt brauchen wir einen neuen Dosenöffner. Aber er hat bis zum bitteren Ende durchgehalten!
Okay! Die 52 Wochen mit mir waren hart… sag noch mal jemand, Dosen öffnen wäre so einfach…
Einfach! Dieses Wort sagt doch alles!

Wir würzten die Sauce, legten die Hähnchenschenkel in die Auflaufformen und übergossen sie mit der sauce. Gaben Tomaten und Oliven hinzu… abdecken und ab in den Ofen.

Cappuccino



Wir sehen das Ziel, es kommt immer näher.


Wir häuten das Suppenhuhn und zerlegen es in seine Einzelteile. Oh, oh! So ein Huhn hat viele Teile… und was da so alles drin ist und dran ist… und wie fettig so ein Tier ist… nun ja… der Topf glitt mir aus den Händen und oh! Das wird teuer. Die Granitplatte hat einen Abplatzer, eine Schranktür tiefe Schrammen, eine andere diverse Macken… und erst der Fußboden…
Aber der Topf hat diesen letzten, ungewollten Härtetest unbeschadet überstanden.
Zum Glück war der Topf leer…

Es läutete und meine ersten Gäste kamen. Sie wunderten sich, dass keine Rauchwolken



aus dem Küchenfenster drangen, nicht mal Brandgeruch lag in der Luft.
Der Anblick meiner Küche allerdings… decken wir den Mantel des Schweigens darüber…

Ich führte meine Gäste in den Salon und stellte ihnen Baron de Rothschild zur Seite.
Ich ging zurück auf mein Schlachtfeld und erwärmte Hähnchenfleisch und Gemüse in der Brühe.

Die nächsten Gäste erschienen. Ich lag gut in der Zeit.

Hühnerfleisch in der Suppentasse drapieren, Gemüse dazugeben und mit Brühe übergießen.
Servieren, das obligatorische Foto machen und es konnte losgehen.
Soupe de poulet!



Das letzte Entrée!

Okay! Die Brühe war nicht genügend gewürzt. Das Gemüse war weich und das Hühnerfleisch zart. Was will man mehr. Nachwürzen kann jeder…

Der Timer piepte und die Poulet chasseur waren fertig.




Wir richteten an und servierten. Foto machen…



los geht’s!

Einstimmige Meinung… lecker!

Da sagte doch wirklich jemand, man könne meinen, es handele sich um ein vorgefertigtes Gericht des maître Gayet. Nur noch in den Backofen damit. Aber in Anbetracht des Chaos, das in meiner Küche herrschte, revidierte er seine Meinung wieder.

Ich holte das Dessert aus dem Kühlschrank, fand die rohen Champignons und die gehackte Petersilie. Erinnerte mich an das Basilikum, das über die Poulets gestreut werden sollte… es ist zu spät… es ist vorbei…

Das Dessert! Gâteau aux groseilles! In Deutschland nennt man sie Himmelstorte. Das Lieblingsdessert meines Sohnes.




Er konnte es nicht glauben, dass das Teil, auf seinem Teller, von seiner Mutter hergestellt wurde.
Etwas skeptisch beäugte er das Törtchen von allen Seiten.



Ein Vielfaches „hmmm lecker“ überzeugte ihn schließlich. Er war begeistert und meinte, das könnte ich jetzt öfter mal machen.
Non merci!





Habt ihr den Jubelschrei gehört? Ich habe es geschafft! 52-Mal gekocht!


GEWONNEN!




ES IST VORBEI!!!!!

ENDLICH VORBEI!!!!






Donnerstag, 19. März 2015
Der letzte Auftrag
Mein letzter Auftrag!

Soupe de poulet, Poulet chasseur, Gâteau aux groseilles
Hühnersuppe, Huhn Jägerart, Johannisbeertorte

Huhn Jägerart! Ich kann es nicht fassen. Es begann mit Coq au vin und endet mit Poulet chasseur.

Der Unterschied ist nicht groß. Weißwein statt Rotwein und ein paar klitzekleine andere Zutaten.

Jetzt werden wir sehen, ob ich wenigstens einen „kleinen“ Fortschritt in Sachen kochen erzielt habe.

Warten wir’s ab. Ich werde auch beim letzten Event mein Möglichstes tun.





Mittwoch, 18. März 2015
Meine letzten Gäste
Heute ist die Bekanntgabe meiner letzten Gäste.

Es braucht nicht vieler Worte. Es sind die Menschen, die mir sehr am Herzen liegen. Meine Familie!

Oh mon Dieu! Non! Ich koche nicht für eine Großfamilie. Allerkleinster Kreis!

Pardon! Über meine Familie erzähle ich nichts!

Ich verrate nur so viel: Sie sehen der Einladung noch immer mit Magenschmerzen entgegen.
Jetzt hoffe ich, dass sie Samstag nicht mit wahren Magenschmerzen nach Hause gehen.





Samstag, 14. März 2015
Hareng vierge sauté
Der 51. Event ist vorüber. Da ich immer noch von der Grippe geplagt werde, gibt es auch heute nur einen kurzen Beitrag.

Der Event begann wie immer mit einem Cappuccino



als Einstimmung und Beruhigung der Nerven… dem Toreromarsch und einem weiteren Cappuccino.




Die Tarte aux noisettes! Die Küchenmaschine gab wie immer ihr bestes. Der Teig fiel vom Löffel. Ob er so fiel, wie er fallen sollte… aucune idée!




Wir werden das Geheimnis des leicht vom Löffel fallenden Teiges nie ergründen. Wollen wir auch nicht.
Der Kuchen backte im Ofen vor sich hin… und platzte… irgendwie…
Ups! So war das nicht geplant!
Nun ja! Es war nicht mehr zu ändern.

Kartoffeln kochen… Lauch in feine Streifen schneiden… Kartoffeln pellen… in dicke Scheiben schneiden. Zur Seite stellen!

Timer Nummer eins piepte! Kuchen aus dem Ofen holen… nun ja!



Einzigartig!


Zwiebelwürfel anbraten (Ich muss wohl nicht extra betonnen, woher die Zwiebelwürfel kamen…).
Okay! Wellness für die Zwiebelwürfel. Ich ändere doch beim vorletzten Event nicht plötzlich die Regeln und versuche noch mal zu braten oder dünsten.
Lauchstreifen dazugeben und weiter wellnessen lassen. Ups! Kartoffeln vergessen! Okay ! Kartoffeln schälen, klein würfeln und ab ins Wellnessbad. Deckel auf den Topf und Pause!

Cappuccino! Drei!



Mon Dieu ! Kochen mit verbundenem Finger… anstrengend !


Kuchen aus der Form lösen… mit Schokolade überziehen… nun ja… nehmen wir an, er soll so aussehen…


Timer Nummer zwei piepte. Topf vom Herd nehmen und Inhalt pürieren.
Nun ja! Wir fluchen immer noch nicht!



Wir lassen das Kochfeld abkühlen… schenken den Spritzern aus Kartoffel/Lauchmischung keinen Blick… pürieren weiter… vermehren die Spritzer… wir fluchen immer noch nicht…



hoffen, dass wir aus dem kläglichen Rest im Topf noch eine Suppe für vier Personen machen können… beseitigen die schlimmsten Verschmutzungen



und…
gönnen uns drei weitere Cappuccino!




Der Kuchen sollte eigentlich eine Verzierung mit weißer Schokolade erhalten… aber wir verzichteten darauf. Man kann nicht alles haben… zudem ist weiße Schokolade keine Schokolade…! (Und wir lagen schlecht in der Zeit…)
Okay! Die weiße Schokolade (die keine ist!) bröckelte im Topf oder verbrannte sie? … egal! Sie war nicht so, wie sie sein sollte!


Kartoffelscheiben in Butter anbraten. Ha! Butter! Franzosen lieben Butter. Das wisst ihr inzwischen. Ich ließ Butter schmelzen und ruck zuck… war sie überbräunt, stank zum Himmel, löste den Rauchalarm aus



und die Pfanne machte ihren hoffentlich letzten Test



(Flugeigenschaften, Landeverhalten etc.).

Die Krokusse haben den Test leider nicht überlebt!



Kollateralschaden! Nicht der erste!


Okay! Wir schmolzen weitere Butter. Bewachten sie besser, als die Amerikaner Fort Knox… hatten ein Erfolgserlebnis… und dann läutete es und meine Gäste erschienen…
Nun ja! Man kann nicht alles haben… zudem ist mein Garten groß und es werden noch viele Tulpen blühen…




Nachdem meine Gäste mit Baron de Rothschild zusammensaßen, startete ich Versuch Nummer drei. Wieder gaaanz laaangsam die Butter schmelzen. Die Kartoffelscheiben in die Pfanne legen und hoffen, dass das Schicksal gnädig gestimmt war.

Den kläglichen Rest der Kartoffel/Lauchmischung erwärmen. Mit viel Sahne verdünnen und bei geringer Wärmezufuhr erwärmen.
Käse in der Pfanne schmelzen. Nun ja! Sagen wir mal so… die Suppe konnte sich noch etwas länger erwärmen. Käse ist aber auch sooo launisch. Erst dauert es ewig, bis er schmilzt und dann… riecht er kurz (wirklich nur kurz) bevor er verkokelt.
Der zweite Versuch gelang besser. Okay! Das etwas überbräunte habe ich entsorgt. Seid doch nicht immer so pingelig!

Kurz nach den Kartoffelscheiben sehen… schnell wenden. Kurzer Blick ins Rezept…
Ups! Würzen! Tja ! Da fiel mir zum Glück doch noch ein, dass die Suppe ungewürzt war. Aber! Besser spät als nie!
Suppe anrichten! Ha! Wir sind lernfähig… nehmen die Pfanne mit den Kartoffelscheiben vom Herd!
Suppe in Suppentassen füllen. Ein Klecks Sahne darauf sprühen und die Käsedeko dazugeben. Etwas Schnittlauch und ab auf den Tisch, bevor sie kalt wird.
Schnell das obligatorische Foto



und es konnte losgehen.


Die Pfanne zurück auf den Herd. Neue Pfanne dazu und die nächste Butter schmelzen. Die hauchdünnen Zwiebelscheiben andünsten. Nun ja! Die Zwiebeln hatten eine leichte Bräunung (wirklich nur leicht), aber was soll‘s.

Nächste Pfanne, nächste Butter schmelzen! Heute will sie es aber wissen. Dreimal Butter schmelzen. Das ist fies!

Okay! Was dann kam, sollte man eigentlich nicht in Worte fassen. Ich verstand nicht, warum man die Fischfilets auf dem Schaumlöffel kurz in die erwärmte Butter tauchen sollte.
So viel Butter war nicht in der Pfanne, dass der Schaumlöffel untertauchen konnte und auch die Filets mit der Butter in Berührung kamen.
Nun ja! Unsere Entscheidung… böser Fehler! Wir legten die Fischfilets in die warme Butter und hatten große Mühe, sie wieder aus der Pfanne zu holen. Irgendwie sahen sie seltsam aus. So wie… oooh… nun ja… vielleicht… Bratheringe?!?
Nun ja! Wir haben es letztendlich geschafft, wenigstens ein Fischfilet einigermaßen heil aus der Pfanne zu hieven.
Wir drapierten alles auf einem Teller und bestellten im Geiste bereits den Lieferservice.

Wir servierten



und achteten nicht auf die erstaunten… schmunzelnden Gesichter unserer Gäste.

Wir haben nie behauptet, dass man, als unser Gast, von einem Drei-Gänge-Menu satt wird!

Nun ja! Irgendwann war es an der Zeit, das Dessert zu servieren. Wir hätten ja schon früher… aber die Glasur… sagen wir mal so… sie wurde nicht fest… hart… oder wie immer man es nennt.
Deshalb vorab mal ein Foto von der ganzen Tarte mit weicher Glasur.




Tarte in Stücke schneiden… ups! Die Pfirsiche… nochmal ups… habe Aprikosen gekauft… was soll’s… in Fächer schneiden… oooh!

Monsieur Internet!



Was wäre der vorletzte Event ohne ihn? Es ist ja nicht so, dass ich ihn nicht mehr brauche. Er schickt mir all die Rezepte… gibt Tipps… was wäre ich ohne ihn?
Okay! Vielleicht war meine Frage etwas missverständlich… aber was versteht man an „Fächer schneiden“ nicht? Pardon! Aber ich denke, er ist meiner schon lange überdrüssig und in Gedanken schon beim 22. März. Dann ist er mich endlich los!
Okay! Er schickte mir Bilder von Fächerahorn, Tipps, wie man ihn schneidet! Aaaah!
Versuchen wir’s en français… et voilà… geht doch!

Wir schneiden die Aprikosen ein und fächern auf. Geht doch.

Okay! Fächerförmige Aprikosen ausbreiten und mit Sahne verzieren. Etwas Schokolade als Zierde und fertig.
Servieren, Foto machen …



Sag noch mal jemand, an Kuchen könne man sich nicht satt essen! Meine Gäste konnten…


Soupe de poireaux! Mon Dieu! Ich dachte doch, das kommt mir so bekannt vor! Chloé hat mir zweimal den Auftrag erteilt, soupe aux poireaux zu kochen! Allerdings weiß ich nicht mehr, wer damals der Suppe zum Opfer fiel…

Okay! Kommen wir zur




Soupe aux poireaux! Cremig, gut gewürzt, schön dekoriert…

Hareng vierge sauté! Okay! Vierge konnte man meinen Hering wohl nicht mehr nennen. Da es mir an Nachschlag mangelte, blieb es mehr ein amuse-gueule. Zudem war es zu salzig. Ich habe nicht gesalzen! Im Rezept stand: NICHT SALZEN! War der hareng vierge zu salzig?
Aber wen interessiert das? Mich nicht! Es ist vorbei!

Tarte aux noisettes! Lecker, locker, leicht! Nachschlag bis zum letzten Krümel!


So, nun ist auch dieser Event vorbei! Wir befinden uns auf der Zielgeraden.




Jetzt ist es noch 1 Event! Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich mich darauf gefreut habe, diesen Satz zu schreiben. Noch 1 Event!

Halten wir es, wie die Akteure bei der Tour de France. Am letzten Tag gibt es keine Attacken mehr!
Ich werde mich trotzdem bemühen. Es kann nur etwas geben, das mich vom Sieg abhält.




Hoffen wir, dass wir auch den letzten Event ohne Totalschaden überstehen.





Freitag, 13. März 2015
Der vorletzte Auftrag
Noch immer Grippe! Dazu eine kleine Operation am Finger. Das wird morgen beschwerlich!

Kommen wir zu meinem vorletzten Auftrag.

Soupe de poireaux, hareng vierge sauté, tarte aux noisettes

Lauchsuppe, gebratener Matjes, Nusskuchen

Nun ja ! Wir werden wie immer unser Bestes tun. Die Aussicht auf nächste Woche verleiht Flügel.





Mittwoch, 11. März 2015
Es ist nicht mehr weit ...
Mittwoch! Die Grippe hat mich noch immer im Griff.




Trotzdem! Meine nächsten Gäste.


Vera, Kinderkardiologin, Fallschirmspringerin, Leseratte




Astrid, Oberstudiendirektorin, Malerin




Joachim, Jurist, Hobbypilot




Matthias, Ingenieur, Katzenliebhaber





Es ist nicht mehr weit…





Samstag, 7. März 2015
Filet de porc au chou de Milan
Der 50. Event ist vorüber. Die Grippe ist hartnäckig und macht mir noch immer das Leben schwer.




Zudem habe ich eine Verletzung am Zeigefinder, die mir das Tippen erschwert. Deshalb werde ich mich auch heute nur auf das Nötigste beschränken.

Der Einkauf war anstrengend und wegen Heiserkeit musste ich alles mehrmals wiederholen. Das war nervtötend.
Aufgrund meiner angeschlagenen Gesundheit haben die Damen und Herren auf jedweden Kommentar verzichtet.
Merci!

Der Cappuccino mit Maître Gayet war entspannend.



Der Maître warnte mich vor den Tücken des chou und ich ahnte fürchterliches.


Zuhause gönnte ich mir einen weiteren Cappuccino.



Lust auf kochen hatte ich nicht. Hatte ich die jemals? Non!


Gâteau de abricot! Die Küchenmaschine knetete den Teig, während ich die Aprikosen achtelte.
Dann kam eine Hürde, die mich zum ersten Mal an diesem Tag verzweifeln ließ.
Aprikosenkonfitüre durch ein Sieb streichen und aufkochen. Ha! Das Streichen dauerte gefühlte Stunden. Das Aufkochen, na ja, sagen wir mal so… wir strichen eine weitere Ladung Konfitüre durch ein Sieb… reinigten das Kochfeld, stellten den klebrigen Topf ins Wasser und einen neuen Topf auf den Herd… und rührten… rührten… rührten, befanden irgendwann, dass die gesiebte Konfitüre aufgekocht sei und genehmigten uns einen weiteren Cappuccino.




Der Teig hatte sich inzwischen im Kühlschrank entspannt… wir wollen nicht wissen, wie er das gemacht hat…
Auf das Ausrollen verzichteten wir und begannen unser Teigpuzzle.
Nun ja… man sah es nicht unter den Aprikosen.
Wir mischten Aprikosen, Zitronensaft, Grand Marnier mit der gesiebten und aufgekochten (oder auch nicht) Aprikosenkonfitüre. Verteilten alles auf den Tartletts und stellten die kleinen Kuchen in den Ofen.

Cappuccino!



Pause! Kopfschmerzen! Hustenanfall!

Weinen!




Tartletts aus dem Ofen nehmen. Mit Mandelblättchen bestreuen… weiterbacken.
Cappuccino!




Ende der Backzeit. Finger verbrannt! Wir fluchen immer noch nicht!




Lachs pürieren! Der Lachs wollte nicht püriert werden und stellte mich vor eine weitere Hürde. Ich erinnerte mich an die guten Ratschläge von Monsieur Internet. Er hatte mich anscheinend nicht vermisst. Innerlich gehofft, dass er mich endlich los sei. Falsch gehofft!
Er schickte mir dann ein paar Tipps, wie man aus Lachs eine Mousse macht. Merci!
Gelesen! Umgesetzt! Ab in den Kühlschrank mit der Mousse.

Brauche ich sonst lange, so brauchte ich gestern noch länger. Hustenanfälle, Niesattacken, Schwindelanfälle und Fieber. Ich hasse Grippe!
Liebend gern hätte ich mich auf die Couch verkrochen, aber so kurz vor dem Ziel aufgeben? NON! Niemals!

Aber Cappuccino geht immer!




Dann kam die Sache mit dem chou! Oh! Nochmal oh!

Wirsing entblättern und blanchieren. Nun ja! Das entblättern ging ja noch… aber das blanchieren! Sagen wir mal so… aller guten Dinge sind drei! Wobei beim dritten Versuch der Wirsing wohl nicht so blanchiert war, wie er hätte sein sollen. Mehr so fest, nicht ganz hart, aber doch noch hart. Nicht weich! Ach, ist doch egal, er war nicht so, wie er sein sollte. Nehme ich zumindest an. Ich habe noch nie blanchierten Wirsing gesehen, aber die Tatsache, dass er sich nicht so simple um das Filet legte…




Okay! Filet stark anbraten. Ha! Stark anbraten! Böses Omen! Wellness!
Abkühlen lassen!
Wirsing ausbreiten… Schinken drauf drapieren… Käse darüber… Filet drauflegen… einrollen.

Oh! Wir fluchen nicht!



Wir schreien uns auch nicht die eh schon heisere Stimme aus dem Leib…




Wir hassen kochen! Wir wollen keine Tiere mehr braten, rösten, dünsten, garen, verkokeln oder sonst etwas mit ihnen anstellen.

Und wir hassen Wirsing!!!

Irgendwann fanden wir unsere Contenance wieder. Es musste sein, wollten wir nicht beim 50. Event das Handtuch werfen.




Wir schnürten das Filet in ein Korsett aus Wirsing, Schinken und Käse. Stopften Wirsing unter die Schnüre, schnitten mit dem scharfen Messer den Faden entzwei, erwischten den Finger, wickelten Küchenrolle um die Wunde, pikten Fleischnadeln in die Filets und waren froh, als sie endlich in der Auflaufform lagen.



Egal wie sie aussahen.

Mit Alufolie abdecken. Tja! Wir benutzen keine Umweltsünden. Wir nahmen eine zweite Auflaufform und stülpten sie über die erste.
Geht doch!

Wir spülten die blutenden Wunde unter Wasser, wickelten einen Verband darum und hofften, dass die Wunde alsbald aufhören würde zu bluten.
Cappuccino! Drei!




Champignons schneiden und in Butter braten! Ha! Butter! Wer braucht denn schon sooo viele Champignons?

Es läutete und meine Gäste erschienen. Ich führte sie in den Salon, stellte ihnen Baron de Rothschild zur Seite und ging zurück in meine Küche. Die Mousse wartete.

Nun ja! Nockerln abstechen. Können wir nicht, wollen wir auch nicht können, müssen es trotzdem tun.

Wir baten erneut Monsieur Internet um Hilfe. Er hatte wohl schon überlegt, wie oft ich ihm wohl noch im laufenden Event und bei den beiden noch ausstehenden nerven könnte. Das Ergebnis schien ihn zufriedenzustellen und er schickte mir ein paar Videos, mit pas à pas Anleitung.

Wir erhitzten Wasser, stellten zwei Löffel hinein und taten unser bestes. So, wie wir es immer tun.
Okay! Mit viel Wohlwollen konnten die Klößchen als Nockerln durchgehen.

Etwas Deko und servieren. Die Gäste zu Tisch bitten, das obligatorische Foto machen



und zurück in die Küche.


Der durchgeblutete Verband musste gewechselt werden. Die Wunde sah nicht gut aus. Aber! Was uns nicht tötet macht uns härter. Kochen wir weiter!


Der Timer piepte und die ersten dreißig Minuten waren um. Der Deckel musste entfernt werden und die Filets sollten weitere fünfzehn Minuten weiter garen.
Tisch abdecken! Ha! Geht doch! Okay ! Beim fünfzigsten Mal sollte man dran denken.

Champignons mit Wein und crème fraîche abschmecken. Sauce einkochen lassen.
Backzeit zu Ende!



Filet aus der Auflaufform nehmen. Aufschneiden. Grrr! Nicht gar! Nochmal in den Ofen… aber wie lange? Fünfzehn Minuten? Hoffen wir…

Erneutes piepen! Filet zart rosa und saftig. Champignons sehr gut eingekocht… nun ja… eine winzige Portion für jeden würde es noch geben…

Auf den Tellern anrichten, servieren, Foto machen…


Bon appétit!


Wunde neu verbinden! Hustenanfall! Es geht dem Ende zu!


Tisch abdecken… Tartletts mit Puderzucker bestäuben, auf den Tellern anrichten und servieren. Foto machen



und dann aufatmen!




Mousse de saumon! Sehr lecker. So zart und cremig!

Filet de porc au chou de Milan! Hm! Zart, rosa, gewürzt! Lecker !

Gâteau de abricot ! Der Teig ohne Pfiff. (Ist doch nicht mein Versagen! Lag am Rezept!) Die Aprikosen zu herb. Okay! Grand Marnier ist nicht jedermanns Sache. Meine auch nicht!


Cappuccino




So ging auch der 50. Event zu Ende. Essen gelungen, Finger schwer verletzt. Tiefer Schnitt mit Kapseleröffnung. Doc meint, muss wohl operiert werden. Wir werden sehen.
Aber auch das hält uns nicht davon ab, die letzten beiden Events durchzustehen.

Jetzt sind es noch zwei Events. Das Ziel so nah vor Augen. Es ist toll!





Donnerstag, 5. März 2015
Auftrag zum 50. Event
Noch immer Grippe, dennoch geht es weiter.




Mein nächster Auftrag zum 50. Event!




Mousse de saumon, Filet de porc au chou de Milan, Gâteau de abricot

Lachsmousse, Schweinefilet mit Wirsing, Aprikosenkuchen

Ich werde wie immer mein Möglichstes tun.





Mittwoch, 4. März 2015
Trotz Grippe...
Immer noch Grippe, dennoch geht es weiter.

Meine nächsten Gäste.

Sabine, Managerin eines großen Unternehmens, Großmutter einer entzückenden Prinzessin, liebt Zumba und die Konzerte ihres Sohnes.

Jürgen, liebt Sport und seine kleine Prinzessin.

So, ich pflege jetzt wieder meine Grippe.





Sonntag, 1. März 2015
Daube de bœuf provençale
Heute nur ein kurzer Beitrag. Ich habe Grippe und will nur meine Ruhe.

Alles lief wie immer.

Freitag sägte ich Löffelbiskuit auf ein erträgliches Maß. Die Zubereitung der crème stellte mich vor die gleichen Probleme wie in gesunden Tagen.

Die Sahne wurde im ersten Lauf zu Butter und die Himbeergrütze war schon nach fünf Minuten so steif, dass sie sich nicht mehr mit der Vanillecreme verbinden konnte.
Beim zweiten Durchgang gelang es besser, aber die Himbeercreme wurde schnell fest und ließ sich nur noch schwerlich in den Kranz aus Löffelbiskuits gießen.

Der Event setzte sich Samstag unter den gleichen schwierigen Bedingungen fort. Ging es mir Freitag mies, so fühlte ich mich Freitag wie zerschlagen.

Ich begann mit Daube de bœuf provençale.
Zuerst fischte ich die diversen Gewürze aus der Sauce, was sich als äußerst langwierige Sisyphusarbeit herausstellte.
Das Anbraten ließ ich langsam angehen und es endete wie immer in einem Wellnessbad. Wer weiß schon, ob das Fleisch stark angebraten wurde oder auch nicht. Es kocht vier Stunden vor sich hin und man kann nicht sehen, ob es gebräunt, überbräunt oder nur gewellnesst wurde.
Ich schabte Karotten und schnitt sie in dicke Scheiben. Dazu die Zwiebelstücke aus dem Feinkostladen und gestifteten Knoblauch.

Nachdem alles in einem Topf war, durfte es stundenlang vor sich hin köcheln.

Die Zwiebelsuppe gestaltete sich etwas schwieriger. Zwiebeln – Blacklist!
Die Zwiebeln verkokelten und beim dritten Anlauf war es dann soweit. Allerdings mussten auch hier diverse dunkle Teile aus der Masse gefischt werden.
Fast hätte ich den Wein vergessen. Doch am Ende war alles dort, wo es sei sollte.

Das Rösten der Baguette Scheiben ging zweimal daneben. Das Haus stank, wie nach einem Großbrand. Aber man sagt doch, aller guten Dinge sind drei.

Meine Gäste waren pünktlich. Sie waren überrascht, wie gut alles aussah und das es schmeckte.


Soupe à l‘oignon




Daube de bœuf provençale




Charlotte russe




Allerdings war die crème der Charlotte russe zu fest.



So ging dieser Tag, durch den ich mich quälte, zu Ende.
Kochen ist ätzend. Kochen mit Grippe – nie wieder.


Jetzt sind es noch drei Events. Schlimmer als der letzte Event können sie nicht mehr werden. Gehen wir sie an.